Manchmal zweifle ich daran, dass sich die Bierkultur wirklich nachhaltig verbessern lässt. Erst neulich hatte ich zum Beispiel das am schlechtesten gezapfte Bier meines Lebens. Nun war das nicht gerade eine Craft-Beer-Bar, aber so ein Banausentum hätte ich selbst in einem asiatischen Restaurant nicht erwartet, besonders, wenn es auch noch mit Bier von Fass wirbt.
Zunächst wurde das Bier mit ordentlich Druck in einen 2‑Liter-Messbecher aus Kunststoff gezapft, bis der zu etwa einem Drittel mit Bier und zu zwei Dritteln mit Schaum gefüllt war. Zur Beruhigung bekam das Bier eine Pause, in der die Gäste erstmal mit Essen versorgt wurden. Nach einigen Minuten füllte man das jetzt schon schale Bier in Gläser um, wobei der Schaum mit einem Holzschaber zurückgehalten wurde. Die Schaumkrone wurde dann am Ende mit dem dem Löffel aus dem Messbecher auf das inzwischen nahezu CO2-freie und fast auf Zimmertemperatur angewärmte Bier gesetzt. So tot lag bei mir noch kein Bier im Glas – gut, dass ich nur ein Kleines bestellt hatte.
Unerfreulich wurde es in diesem Jahr auch für die Teilnehmer des Camba-Bierfestivals. Schon die Ankündigung des Termins, der diesmal nicht mit der Eröffnung des Oktoberfests zusammenfallen, sondern eine Woche später stattfinden sollte, sorgte für Aufregung. Das war genau das Wochenende, zu dem schon Störtebeker zum Hobbybrauer-Treffen und ‑Wettbewerb eingeladen hatte. Ich denke zwar nicht, dass hier bewusst eine Konkurrenz aufgebaut werden sollte, aber äußerst ungeschickt war die Terminwahl schon.
Immerhin liegen aber zwischen Gundelfingen und Stralsund über 750 Kilometer, sodass auch beide Termine parallel laufen können sollten, ohne dass man sich gegenseitig Teilnehmer und Publikum abgräbt. Trotzdem gab es dieses Jahr bei Camba wohl weit weniger Anmeldungen als in den Vorjahren, so dass die Veranstaltung Anfang September – noch vor Ende der Anmeldefrist – seitens Camba abgesagt wurde.
Vielleicht können sich die Veranstalter im nächsten Jahr rechtzeitig zusammensetzen und den Terminplan etwas entzerren, zumal ja dieses Jahr auch noch das VHD-Treffen in nur einer Woche Abstand in Lüneburg stattfindet und der Herbst insgesamt mit Bierterminen prall gefüllt ist. Ich wünsche jedenfalls den Standhaften, die sich trotz Absage in Gundelfingen treffen wollen, viel Spaß und immer eine Handbreit Bier im Keg!
So langsam verabschiedet sich die erste Generation Hobbybrauer und Braubedarfshändler in den Ruhestand. Sicheres Zeichen dafür ist die Übernahme des Versandhandels von Brau-Partner Kling durch die HW-Brauerei-Services, die am 21. September vollzogen wurde. Klaus Kling versorgte die Hobbybrauer nicht nur als einer der ersten mit Brauanleitungen und Rezepten in seinem bisher schon fünf mal aufgelegten Buch „Bier selbst gebraut”, sondern seit 1992 auch mit Brauerei-Zutaten und ‑Ausrüstungen. Auch unser Magazin unterstützte er. An diesem Wochenende zieht nun die gesamte Firma von Heilbronn nach Erbshausen, dem Sitz von HW, um. Ich wünsche Klaus Kling alles Gute für den neuen Lebensabschnitt, in dem er jetzt vielleicht wieder mehr Zeit für sein Hausgebrautes hat.
Dieses Heft hat einen Schwerpunkt zum Thema Hefe. Ich war mit einigen Berliner Braufreunden im Sommer zu Gast bei Ulrich Peise in der Hefebank Weihenstephan. Dort kam auch das Brauen mit der Leichtbierhefe Saccharomyces Ludwigii zur Sprache, einer guten Möglichkeit für Hobbybrauer, alkoholarmes oder ‑freies Bier zu brauen. Außerdem trafen wir Stefan Weber, der interessante Experimente mit unterschiedlichen Hefen in der Nachgärung durchgeführt hat. Er nennt diese Technik „Hefestopfen” und erklärt uns Vorgehensweise und Ergebnisse.
Peter Stix beginnt in dieser Ausgabe eine Artikelreihe über den Braupionier Gabriel Sedlmayr d.J., der auf Studienreisen Mitte des 19. Jahrhunderts unter anderem von englischen Brauern lernte, bevor er das deutsche Brauwesen revolutionierte.
Zwei Artikel befassen sich mit dem Thema Brausteuerungen. Lothar Glodde stellt seine AiO-Brausteuerung für Arduino-Plattformen vor, die flexibel an eigene Bedürfnisse angepasst werden kann. Ich habe einen Selbstversuch mit Manuel Fritschs CraftBeerPi gemacht und die Installation und Grundkonfiguration auf einem Testaufbau durchgespielt.
Neu im Team der brau!magazin-Autoren ist auch Robert Wenner. Er lebt als Deutscher seit einigen Jahren in den USA und wundert sich über die seltsamen Biergesetze in Texas. Außerdem arbeitet er als Helfer bei Verkostungen des BJCP mit und schreibt über seine Erfahrungen bei einem Wettbewerb der National Homebrewing Competition.
Braumeister-Hersteller Speidel hat ein System zum sauerstoffarmen Brauen (Low Oxygen Brewing – LOB) entwickelt und stellt es in einem Artikel vor. Matthias Bachhelm hat es in seiner Hausbrauerei getestet und berichtet über seine Erfahrungen mit dem LOB-System.
Oliver Weiss setzt sich in Teil 2 seiner Reihe zur Dichtemessung unter anderem mit Gewichts- und Volumenprozenten auseinander.
Bier-, Buch-, Fernseh- und Wandertipps runden unser Angebot ab.
Viel Spaß mit dem neuen brau!magazin !