Das Low Oxygen Brewing (LOB) System wurde von der Firma Speidel zur Verfügung gestellt, um dieses mit den bisherigen Brauprozessen im Hobbybereich zu vergleichen und zu bewerten. Der Bericht beinhaltet den Test mit dem Braumeister 20 L (normale Version) an vier Suden und ist als Kurztest repräsentativ.
Einleitung
Herr Leukart von der Firma Speidel hat mich Ende April 2018 angesprochen, ob ich mich bereits mit dem Thema LOB – Low Oxygen Brewing beschäftigt habe und Interesse an einem Test habe. Um ehrlich zu sein, hatte ich bisher mit diesem Thema noch keine Berührungspunkte und mein Interesse war sofort geweckt. Somit habe ich das Angebot gerne angenommen und mich bei Dr. Google über LOB versucht schlau zu machen. Hierbei ist mir sofort aufgefallen, dass es zu diesem Thema noch nicht viele Informationen gibt und dieses Thema gerade im Hobbybereich noch sehr neu ist.
Im Austausch mit anderen Brauern habe ich erfahren, dass der ein- oder andere schon versucht hat, einen LOB Prozess mit seinem Brausystem zu etablieren, was aber alles Einzellösungen sind. Somit war ich gespannt was mich nun von Speidel erwartet- vorweg, ich wurde nicht enttäuscht!
Das System ist für den Braumeister 20 und 50 Plus geplant, wurde aber in meinem Fall an einem „normalen“ Braumeister 20 ohne Plus getestet. Vorweg kann ich schon sagen, dass dieses System aus meiner Sicht zwar auf den Braumeister Plus spezialisiert ist, aber auch wunderbar mit der normalen Ausführung funktioniert. Einzig die Verwendung während der Abkühlung des Sudes ist aufgrund der eingesetzten Kühlspirale nicht möglich, was aber meiner Meinung nach keinen großen Einfluss hat.
Auf eine Beschreibung der Handhabung gehe ich in diesem Bericht nicht ein, da diese in der Anleitung bereits beschrieben ist. Lediglich die Anmerkungen zur Verwendung und meine Eindrücke und Erfahrungen hierbei werden beschrieben.
LOB-System von Speidel
Am 28. April bekam ich ein Paket der Firma Speidel, in dem sich das LOB System befand. Der Umfang ist sehr überschaubar und einfacher als ich es gedacht hatte. Grundlegend ist dieses System aktuell für den Braumeister 20 und 50 Plus vorgesehen, kann aber wie im Test beschrieben auch hervorragend am normalen Braumeister verwendet werden!
Folgende Teile beinhaltet das System:
- Schwimmdeckel, der den Sud während des Brauprozesses vor Sauerstoffkontamination abschirmt
- Niederhalter
- Rädelmutter
- Anleitung
Alle Teile sind wie bei der Firma Speidel üblich, sehr hochwertig gefertigt und für den professionellen Einsatz geeignet. Die für den Braumeister 20 gelieferten Teile passen in eine normale Haushaltsspülmaschine und können so sehr einfach gereinigt werden.
Einsatz
Das System wird im normalen Braumeister verwendet. An Stelle des „Überpumpen“ der Würze über den Rand des Malzrohrs, wird beim LOB ein Plätschern vermieden, da der Füllstand leicht über dem Malzrohr liegt. Die Handhabung ist bis auf kleine Änderungen gleich dem normalen Prozess.
Was sich aber durchaus ändert ist, dass man bereits zum Einmaischen Wasser in der Temperatur des Suds zur Verfügung haben muss, da der Füllstand erst nach der Befüllung des Malzrohrs auf das LOB- Niveau angehoben wird. Bisher hat man das Wasser zu einem späteren Zeitpunkt lediglich für den Nachguss/Anschwänzen bereitgehalten. Somit muss das Aufheizen des zusätzlichen Wassers zukünftig früher und in zwei Temperaturschritten erfolgen, sofern ein Nachguss/Anschwänzen erfolgt. Dieser ist zwar in der aktuellen Beschreibung nicht vorgesehen, da hier etwas Sauerstoff hinzukommen kann, wurde aber von mir ebenfalls getestet, um die Ausschlagmenge zu erhöhen. Die Menge an eingesetztem Wasser blieb hier aber in meinem Versuch gleich.
Der Hauptunterschied bei der Montage ist, dass bei der Verwendung des LOB Systems der Niederhalter und die Flügelmutter nicht benötigt werden. Die Rolle der beiden Teile wird wie in der Anleitung beschrieben, von der Rädelmutter übernommen, die das Grobsieb von oben sichert und dem Schwimmdeckel gleichzeitig die Freiheit gibt, auf der Würze zu schwimmen und so den Kontakt mit Sauerstoff auf ein Minimum reduziert.
Ein positiver Nebeneffekt des LOB Systems ist, das aufgrund der erhöhten Montage des Feinsiebs nun das Malzrohr mehr Malz fassen kann. Dies ist vergleichbar mit auf dem Markt verfügbaren Tuning-Systemen und ein schöner Nebeneffekt. Ich selber bin kein Fan von Tuning des Braumeisters, da ich mit der Verwendung der originalen Bestandteile die besten Ergebnisse erziele. Dies muss aber jeder Brauer für sich entscheiden. Mit dem LOB System von Speidel kann man sich auf jeden Fall die Investition in ein externes System sparen. In diesem Test habe ich auch die Verwendung einer höheren Malzmenge gegen die normale Schüttung am gleichen Bier getestet und keinen signifikanten Unterschied festgestellt- aber dazu nachfolgend mehr.
Wie in der Anleitung beschrieben, wurde das Malz erst unmittelbar vor dem brauen geschrotet. Dies erfolgt bei mir mit einer Corona, die sehr grob eingestellt ist und bereits über 200 Sude erfolgreich geschrotet hat. Sie ist auf einem Tisch von Ikea montiert und wird mittels Motor angetrieben. Somit hat man Zeit für die Vorbereitung.
Parallel wurde das vorgelegte Wasser aus der Umkehrosmose auf Einmaischtemperatur gebracht – im Braumeister und im Einkocher in diesem Fall auf 57°C (beim Hellen).
Nach Erreichen der Temperatur zum Einmaischen wurde das Malzrohr und die unteren Siebe eingesetzt.
Dann erfolgt das Einmaischen und das Aufsetzen des LOB Systems mit den oberen Sieben.
Nachfolgend wurde vorsichtig das Wasser für den LOB Prozess aufgefüllt (beim Braumeister 20 sind das immer ca. 3 – 3,5 L) und der Schwimmdeckel aufgesetzt.
Somit konnte der Brauprozess wie gewohnt gestartet werden. Was einem als Braumeisternutzer als erstes auffällt ist, dass man nichts mehr sieht und das gewohnte Plätschern fehlt. Sehr interessant ist, dass während des gesamten Brauprozesses kein Geruch mehr entsteht. Das kann vor allem für viele Brauer interessant sein, die in einer Mietwohnung brauen und auf das Verständnis der Nachbarn angewiesen sind. Ein sehr schöner Nebeneffekt!
Nach den erforderlichen Rasten erfolgt das Abläutern und hier ein kleiner Wermutstropfen. Da der Schwimmdeckel sich während der Rasten an die Temperatur des Sudes anpasst, kann dieser nur schwer entfernt werden – vor allem, da dieser in der von mir getesteten Form keine Handhabungshilfe enthält. Hier sollte eine kleine Entnahmehilfe in Form eines kleinen Griffs, Knopfs etc. angebracht werden. Ansonsten lief der weitere Prozess wie gewohnt. Ein Nachguss/Anschwänzen soll gemäß Beschreibung vermieden werden, wurde von mir aber trotzdem getestet, da der Ausschlag sonst zu niedrig wird für ein untergäriges Bier bei der Verwendung eines Doppelmantel ZKG 30L.
Versuchsübersicht
Für den Bericht habe ich mich für drei Sude eines Bieres entschieden, das ich schon über einhundert mal gebraut habe. Es handelt sich hier um ein Münchner Hell, das aber mit einer belgischen Starkbierhefe obergärig vergoren wird. Zur Verwendung kommt neben Pilsnermalz auch Wiener- und Karamellmalz. Somit eher ein würziger Vertreter seiner Gattung. Weiterhin wurde ein Weißbier gebraut mit einer üblichen Schüttung.
Insgesamt wurden vier Sude für diesen Bericht gebraut – 3 x OG Hell (gehopft mit Hallertauer Tradition) und 1 x Weißbier (gehopft mit Tettnanger). Ich verwende seit jeher Speise und ziehe etwa 3L bei dem Braumeister 20L. Dies führt auch dazu, dass der Ausschlag für UG – Biere und Verwendung vom 30L ZKG zu gering ist. Aus diesem Grunde wurde auch der Nachguss/Anschwänzen getestet.
Bei meinen bisherigen OG Hell Bieren lege ich ca. 25,5 L Wasser vor und gebe ca. 7L zum Nachguss/Anschwänzen. Somit komme ich bei dem Hellen auf 26 Liter Fertigbier bei 5,6kg Schüttung. Dies gilt es nun mit dem LOB System zu vergleichen.
Tabelle 1: Versuchsübersicht und Ergebnisse LOB
Sud Nr. | Art | Schüttung | Wasser Vorlage | Auffüllen für LOB | Nachguss | Ausschlagen | Extraktgehalt in °Plato |
---|---|---|---|---|---|---|---|
H°020718 | Hell OG | 6,1 kg | 25 L | 3,5 L | — | 22 L | 12° |
H°020818 | Hell OG | 5,6 kg | 25 L | 3,5 L | — | 22 L | 12° |
H°020918 | Hell OG | 5,6 kg | 25 L | 3,5 L | 3,5 L | 24,5 L | 12° |
W 010118 | Weißbier | 6,2 kg | 25 L | 3,0 L | 4 L | 24,5 L | 12° |
Beim Sud H°020718 habe ich die normale Schüttung um 500g leicht erhöht, da ich davon ausgegangen bin, den Ausschlag- und Würzegehalt sonst nicht zu erreichen. Dies wurde nachfolgend mit dem Sud H°020818 und der normalen Schüttung verglichen. Das Ergebnis zeigt, dass sich hier kein Unterschied ergeben hat und die Erhöhung der Schüttung bisher nicht notwendig ist.
Da der Ausschlag beider Sude nach Abzug von 3L Speise für den 30L ZKG hinsichtlich der Erreichung des Doppelmantels kritisch ist, habe ich noch einen Versuch mit dem Sud H°020918 gefahren, der dem vorherigen gleicht, aber etwa 3,5L Nachguss/Anschwänzen erfolgte. Hier hat sich gezeigt, das mit dem Nachguss/Anschwänzen ein ausreichender Ausschlag für den Einsatz in untergärigen Bieren erzielt werden kann, ohne dass die Schüttung erhöht werden muss.
Zu guter letzte habe ich noch ein Weißbier W 010118 gleich dem Sud H°020918 gebraut. Hier hat sich gezeigt, dass aufgrund der höheren Schüttung weniger Wasser für das Auffüllen zur LOB Verwendung benötigt wird. Sonst lief der Sud einwandfrei.
Im Unterschied zur Verwendung im Braumeister Plus kann bei meinem „normalen“ Braumeister das LOB System während der Sudkühlung aufgrund der verwendeten Kühlspirale nicht benutzt werden.
Verkostung
Jeder Brauer kennt das gut, dass man den Moment der Verkostung nicht erwarten kann. Nach über 100 Suden mit dem Hellen habe ich mich lange nicht mehr so darauf gefreut und war gespannt.
Kurzum: es gibt wirklich ein neues Bier mit dem LOB System! Sicher ist Geschmack verschieden aber mit dem System ist mein Bier viel (!) besser geworden und auch weicher. Man schmeckt sehr viel besser die einzelnen Bestandteile heraus und ich bin mehr als zufrieden. Leider ist das Weißbier zum Redaktionsschluss noch nicht fertig, aber hier erwarte ich ein ähnliches Ergebnis. Einen Unterschied zwischen den Varianten ohne und mit Nachguss konnte ich übrigens geschmacklich nicht erkennen, was mich sehr froh stimmt für die UG Biere.
Fazit
Aufgrund der Einfachheit der Bauteile bin ich nicht von solch einem Unterschied beim Ergebnis ausgegangen. Die Handhabung ist extrem einfach und jeder Brauer kann dieses System einsetzen. Die einzige Verbesserung die ich mir wünschen würde, ist eine Entnahmehilfe beim Schwimmdeckel und evtl. der Rädelschraube, da diese schon sehr heiß werden.
Ich selber werde nun nur noch mit dem LOB brauen! Zwar komme ich aktuell nicht mehr auf meine 26 Liter, der geringe Verlust ist aber durch einen extremen Zugewinn an Geschmack einfach zu verschmerzen. Aus meiner Sicht ein „MUSS“ für jeden Brauer!
Weiterhin ist die Geruchsentwicklung deutlich geringer und für viele Brauer ein Vorteil für den Familiensegen und es passt wieder mit dem Nachbarn.
In diesem Zusammenhang möchte ich mich bei Herrn Leukart und der Firma Speidel für das Vertrauen bedanken, dass ich dieses System vorab testen durfte.
Nachtrag per e‑Mail
Ich habe ganz vergessen noch zur Verkostung vom Weizen mit dem LOB zu schreiben. Dass hier nur noch wenige Flaschen da sind, spricht für sich. Ich finde hier hat sich der Geschmack durch das LOB auch sehr zum Positiven entwickelt und ist wesentlich feiner geworden. Meiner Meinung – und der der Probanten – das Beste Weizen bisher. Also auch hier eine klare Verbesserung.
Hallo
ich habe mit grossem Interesse ihren Bericht gelesen. Ich habe auch einen Speidel BM 2o und da LOB kit. Ich würde gerne Ihr Rezept für das Hello erfahren. Ich habe Barke Pilsener, Cara Hell und Hallerthauer Hopfen. Ginge Ihre Rezept damit ? Haben Sie vielleicht noch ein paar gute Tips zum LOB mit dem BM 20 ?
Vielen Dank
Lieber Grüsse
Rupert