Buchtipp: Ja, Ich Grill!
Ein Rezeptbuch im brau!magazin? Ja, wenn es wie dieses Rezepte für den Grill mit der Erklärung von Biervielfalt und Pairing-Empfehlungen mit Craft-Beer vereint.
Zunächst ist „Ja, Ich Grill!” ein ganz „normales” Kochbuch. Es enthält 70 Rezepte für den heimischen Gas‑, Elektro- oder Holzkohlegrill. Neben Klassikern wie Spare Ribs, Pulled Pork, Chickenwings und Steaks gibt es auch etwas exotischere Kompositionen wie Beef Sushi, gegrillte Brezenknödel oder Muscheln. Auch vegetarische Grillfreunde werden mit einem eigenen Kapitel bedacht, das 11 fleischfreie Rezepte enthält.
Ein einführender Abschnitt beschreibt in aller Kürze Grundlagen des Grillens wie die Wahl des richtigen Grillsystems oder Zubehörs und klärt über verschiedene Grillmethoden auf. Praktisch ist auch eine Übersicht über die optimalen Kerntemperaturen für verschiedene Fleisch- und Fischsorten.
Jedes Gericht wird auf einer Doppelseite dargestellt, von der die eine Hälfte ein seitenfüllendes Foto ist. Das Rezept selbst steht recht knapp mit Zutatenliste und Zubereitungsschritten auf der anderen Hälfte. An einigen Stellen hätte ich mir etwas mehr Informationen zu manchen Zutaten gewünscht, etwa zu den amerikanischen Bezeichnungen bestimmter Fleischpartien, die wahrscheinlich nicht jedem Berliner Fleischer geläufig sind.
Einfache Beilagen und Salate werden zwischen den Grillrezepten nur kurz und ohne Foto beschrieben.
Das, was uns Brauer aber eigentlich interessiert, ist das Kapitel über Bier und die Bierempfehlungen zu den Rezepten.
Einen Crashkurs über die Bierherstellung steuert der Weihenstephaner Professor Vladimir Ilberg bei. Hier geht es nicht darum, dem Leser das Brauen beizubringen, sondern nur um Grundwissen zum Brauprozess – kurz und knapp nur so viel, wie man halt auf drei Seiten und einem Überblicksbild unterbringt.
Professor Titze (TH Anhalt) versucht im Kapitel über Ursprung und Entwicklung des Craft Beers den Spagat zwischen der Wertschätzung traditioneller Brauereien und der Begeisterung für die intensiven Craft Biere. Seine Konzentration auf Qualitätssicherung und Haltbarkeitsdauer versteht man, wenn man weiß, dass er Lebensmitteltechnologie lehrt.
Exemplarisch werden danach 15 Bierstile mit Informationen zu Farbe, Charakter und Alkoholgehalt dargestellt sowie das jeweils passende Glas und geeignete begleitende Speisen genannt. Die Auswahl ist eher bodenständig mit Konzentration auf klassische deutsche Stile, aus denen lediglich IPA, Stout und eventuell noch Berliner Weiße heraus stechen. Warum allein vier Typen Weißbier (Leichtes Weißbier, Kristallweizen, Weißbier mit Cascade, Weizenbock), aber weder englische noch belgische Biere aufgenommen wurden, ist nicht ganz nachvollziehbar, mag aber damit zu tun haben, dass man Craft Beer Einsteiger nicht überfordern wollte.
Im Rezeptteil gibt es dann zu jedem Gericht eine Bierempfehlung. Anders als in Rolf Caviezels „Beer Pairing” werden hier aber nicht konkrete Biere, sondern nur jeweils einer der zuvor vorgestellten Bierstile empfohlen. Das ist sicher im Interesse vieler Leser, weil spezielle Biere oft schwer beschaffbar sein können.
Insgesamt ein Buch, in dem man vor der Grillparty gern mal blättert, um sich Anregungen für das Menü zu holen. Der Zusatznutzen des Bier-Teils kommt vor allem Craft Beer Einsteigern zu Gute.
In dieser Reihe auch erschienen: