Sünje Nicolaysen: Der Ultimative Bier Guide

Zum Kenner in 222 Grafiken
Der Titel mag etwas übertrieben sein, denn ultimativ sind die Informationen dieses Buchs ganz sicher nicht. Aber sie sind ein guter Einstieg, schön illustriert und machen Lust auf mehr.
Allein die Zahlen machen es schon deutlich: bei 222 Grafiken auf 173 Seiten kann der Text nicht erschöpfend sein. Aber das Buch schafft etwas Überblick und reißt die relevanten Bereiche zum Thema Bier in den Kapiteln Biertrinker, Bierentdecker, Biergenießer, Bierkenner, Biertester und Bierbewusste zumindest an.
Der Satz des Buches ist sehr locker, die Texte kurz und immer mit Grafiken illustriert, so dass auch Leser mit kurzer Aufmerksamkeitsspanne am Ball bleiben.
Das erste Kapitel gibt einen Einstieg mit etwas Statistik, eine sehr kurze Geschichte der Brauerei von der Steinzeit bis zum Craftbier und einige Schnurren über Mischgetränke, Bier-Rituale und Besonderheiten einiger Biernationen.
Kapitel zwei wird schon etwas konkreter und beschäftigt sich mit den Zutaten: Hopfen, Malz, Hefe und Wasser. Der Hopfen wird relativ ausführlich behandelt, während die anderen Zutaten mit 1 bis 2 Seiten inklusive Grafiken auskommen müssen. Die Vorgänge in der Brauerei werden ebenso knapp erläutert wie das Heimbrauen, über dessen Text vielleicht noch einmal ein erfahrener Hobbybrauer sehen sollte.
In Kapitel drei erfährt man Wissenswertes rund um das richtige Servieren des Biers: Temperatur, Gläser, Einschenken, Passende Speisen und eine handvoll Kochrezepte mit Bier.
Im vierten Kapitel geht es um ober- und untergärige Hefen, Biergattungen (nach den nicht mehr aktuellen Steuerklassen) und Bierstile. Letztere werden dann recht ausführlich anhand einiger deutscher, englischer und belgischer Stile behandelt.
Zitat aus der Stilbeschreibung zum Schwarzbier:
Durch die Erfolgsgeschichte des hellen Lagerbiere verschwand das Schwarzbier fast vollständig von den Getränkekarten und eroberte sich erst nach der Wiedervereinigung Deutschlands wieder einen Platz auf unserer Bierkarte.
Da scheint die Bierkarte der Hamburger Autorin vor 1989 an der innerdeutschen Grenze geendet zu haben, denn im Osten Deutschlands, insbesondere in Thüringen und Sachsen, war Schwarzbier auch vor dem Mauerfall durchaus beliebt.
Kapitel 5 – Biertester – erläutert das richtige Verkosten von Bieren, geht auf die Palette von Bier-Aromen ein und zeigt einige typische Fehlgeschmäcker.
Schließlich geht es im letzten Kapitel – Bierbewusste – sowohl um die positiven Wirkungen des Biers als auch um Tipps gegen Kater und Bierbauch.
Viele Grafiken des Buches erinnerten mich in ihrer Stilisierung und der reduzierten Farbpalette an Sachbücher der 60er und 70er Jahre. Leider litten die Farbverläufe bei den Beschreibungen der Bierstile – zumindest bei meinem Exemplar – scheinbar genau unter dieser Reduzierung und weisen unmotivierte Sprünge auf.
Ob man nach Betrachtung der 222 Grafiken wirklich zum Kenner wird, kann ich nicht sagen. Zumindest lässt sich nach Lektüre des Buches etwas qualifizierter an Stammtischdiskussionen über Bier teilnehmen. Und wenn man es genauer wissen will, bedient man sich der weiterführenden Literatur aus den Buchtipps im Anhang.