Bierbrauen für jedermann : das Standardwerk für Einsteiger
Erfahrene Hobbybrauer werden beim Anblick dieser Rezension sagen: „Hlatkys Bierbrauen ist doch ein alter Hut”. Recht haben sie, denn die erste Auflage dieses Klassikers der deutschen Hobbybrauerliteratur erschien schon 1995, lange bevor die meisten von uns ans Bierbrauen dachten. Und doch gibt es jetzt eine „aktualisierte Neuauflage” mit der etwas verwirrenden Auflagennummer 1. Da fragt sich: ist denn der Titel „Neuauflage” gerechtfertigt?
Man muss schon genau hinsehen, wenn man die Unterschiede zur alten Ausgabe im Buch erkennen will. Die ersten, einführenden Kapitel sind komplett identisch. Nach Aussage des Verlages wurden insbesondere die Kapitel zu Hefe und Hopfen überarbeitet. Beim Hopfen-Abschnitt konnte ich keine Änderungen feststellen, bei den Hefen wird Flüssighefe für Hobbybrauer jetzt zumindest erwähnt, ansonsten auch dort aus meiner Sicht wenig Änderungen. Möglicherweise stecken sie ja in späteren Kapiteln, zu denen ich keinen Vergleich zur Hand hatte.
Komplett neu sind Anleitungs-Videos zu einigen Themen, die über am Rande eingefügte QR-Codes erreichbar sind. Auf Seite 71 ist beispielsweise eine komplette Brauanleitung verlinkt. Man landet nach dem Scannen des QR-Codes bei YouTube und sieht – wenn man wie ich Pech hat, zunächst mal Werbung von Google. Danach gibt es einen recht hochwertig produzierten Film, in dem Michael Hlatky in gut 7 Minuten einen kompletten Sud – Maischen, Läutern, Hopfenkochen und ‑Seihen, Gärung und Abfüllung – in seiner Küche durchführt. Das wird hobbygerecht mit einfachsten Mitteln erledigt. In sieben Minuten kann man das Thema sicher nicht erschöpfend behandeln, aber man hat als Anfänger dann zumindest viele Handgriffe schon mal gesehen. Zu einzelnen Schritten des Braugang gibt es weiter hinten im Buch noch ausführlichere YouTube-Videos.
Andere Links verweisen auf Videos des österreichischen Brau- und Hobbybedarf-Händlers Holzeis. Insgesamt habe ich beim Durchblättern 7 Videos von Michael Hlatky und 8 Videos von Michael Holzeis gefunden. die verschiedene Schritte eines Braugangs illustrieren.
Ansonsten ist das Buch wie eh und je eine solide Anleitung für Brau-Einsteiger, die alle relevanten Themen in der von 160 Seiten gegebenen Kürze behandelt: Geschichte, Rohstoffe, Brauvorgang, Gerätschaften, Braufehler, Brauautomaten und Rezepte. Von letzteren gibt es nach einigen Grundrezepten eine Reise durch die europäischen Bierspezialitäten mit Nachbrau-Rezepten zu den typischen Biersorten.
Ein Beispiel-Sudbericht, Hinweise zum Steuerrecht und ein kleines Lexikon der Brau-Begriffe schließen das Buch ab. Was mir fehlt ist ein Register, dass das Buch noch praktischer als Nachschlagewerk zu speziellen Fragen machen würde.
Der Satz ist nicht mehr top-aktuell, aber wesentlich übersichtlicher als manches moderne Beispiel. Gut zwei Drittel jeder Seite sind dem Text gewidmet, der eng, aber noch gut lesbar gesetzt ist. Wichtige Begriff sind fett hervorgehoben. Außerdem lockern farblich hinterlegte Textblöcke, recht viele kleine, aber auch einige halb- oder ganzseitige Abbildungen und kurze Zusammenfassungen am Rande den Text auf.
Wer schon einen früheren „Hlatky” besitzt, hat wenig Grund, sich die neue Auflage zuzulegen. Für Anfänger, die ein Einsteigerbuch suchen, ist es aber eine gute, solide Wahl. Die neuen Videos bereichern den Text zusätzlich.