Die Brauf­reun­de Ber­lin tes­ten Metzler

Kass­jan Smy­c­zek, einer der drei Neu­grün­der der tra­di­ti­ons­rei­chen Fir­ma Metz­ler Brau­an­la­gen, hat bis Weih­nach­ten an den Wochen­en­den ein straf­fes Pro­gramm: mit sei­ner neu­en 25-​Liter-​Brauanlage fährt er durch ganz Deutsch­land und lässt Hob­by­brau­er, Ver­ei­ne und ande­re Brau-​Enthusiasten die Anla­ge auf Herz und Nie­ren prüfen.

Vor dem Sturm

Vor dem Sturm: Kassjan und die 25er Metzler warten auf den Einsatz

Die ers­ten bei­den Ver­an­stal­tun­gen die­ser Art fan­den am ver­gan­ge­nen Wochen­en­de in Ber­lin statt. Neben einem Besuch im Beer:eau war er auch bei den Brauf­reun­den Ber­lin. In der Remi­se des ehe­ma­li­gen Bier­lieb stell­te Kass­jan sei­ne Anla­ge auf, und wir brau­ten mit ihm zusam­men einen Weizenbock.

Die Anla­ge stellt das dar, was man als ambi­tio­nier­ter Hob­by­brau­er oft auch selbst zusam­men­bas­teln wür­de: zwei Edel­stahl­töp­fe mit ange­schweiß­ten Hahn­stut­zen: 1¼ Zoll für die Maisch­pfan­ne und ¾ Zoll für den Läu­ter­bot­tich. Die Maisch­pfan­ne wird mit einer 3500-​Watt-​Kochplatte beheizt und besitzt ein sehr soli­de kon­stru­ier­tes Rühr­werk. Der Läu­ter­bot­tich ist mit einem Loch­blech und einem boden­glei­chen Ablauf ausgestattet.

Brausteuerung

Brausteuerung mit CraftBeerPi

Die Steue­rung der Anla­ge über­nimmt ein Brau-​Controller auf Basis von Manu­el Frit­schs Craft­Beer­Pi. Herz­stück ist ein Raspber­ry Pi, der mit der von Manu­el geschrie­be­nen und stän­dig wei­ter­ent­wi­ckel­ten Soft­ware zwei Tem­pe­ra­tur­sen­so­ren aus­wer­ten und damit zwei Heiz­krei­se schal­ten kann. Mit der Metzler-​Anlage könn­te so bei­spiels­wei­se wäh­rend des Mai­schens in einem zwei­ten Behäl­ter das Nach­guss­was­ser erwärmt werden.

Wir hat­ten nicht umsonst ein Bock-​Rezept gewählt, waren wir doch bei unse­rem Grainfather-​Test mit der Schüt­tung an der Ober­kan­te des Mög­li­chen gran­di­os geschei­tert. Kei­ne Spur davon bei Metz­ler: Der Topf nimmt die knapp 7kg Schüt­tung pro­blem­los auf und das Rühr­werk zieht unbe­ein­druckt sei­ne Krei­se – da hät­ten durch­aus noch 1–2 kg mehr gepasst.

Dashboard

Dashboard der Brausteuerung

Eine Unacht­sam­keit beim Ein­ge­ben des Maisch­plans kos­te­te uns even­tu­ell das Bana­nen(1) Nel­ken­aro­ma: nach dem Einmaisch-​Step fehl­te die Feru­la­säu­rerast, aber die­sen Feh­ler macht man sicher nur ein­ma­lig. Ansons­ten ist die Steue­rung des Brau-​Controllers über ein Tablet oder Smart­phone sehr bequem und intui­tiv. Und soll­te die Ver­bin­dung zum Gerät ein­mal – gewollt oder unge­wollt – abbre­chen, spult der Craft­Beer­Pi sein Pro­gram auto­nom wei­ter ab.

Einmaischen

Einmaischen bei laufendem Rührwerk

Die Ras­ten wer­den auto­ma­tisch durch­fah­ren und dann zur jeweils nächs­ten Tem­pe­ra­tur­stu­fe hoch­ge­heizt. Manch­mal haben wir uns eine akus­ti­sche Mel­dung beim Errei­chen der Rast- oder Abmaisch­tem­pe­ra­tur gewünscht. Das soll in einer nächs­ten Ver­si­on der Brau­steue­rung in Form eines Piezo-​Töners rea­li­siert werden.

Den Tem­pe­ra­tur­ver­lauf kann man neben der Zif­fern­an­zei­ge auch mit einem Chart ver­fol­gen, dass zur Doku­men­ta­ti­on gespei­chert wer­den kann. Man erkennt dort deut­lich, dass durch die gro­ße Leis­tung und die hohe ther­mi­sche Mas­se der Hei­zung die Rast­tem­pe­ra­tur stets um eini­ge Grad über­schwingt – hier muss noch an den Para­me­tern der PID-​Regelung gear­bei­tet werden.

Temperaturverlauf

Temperaturverlauf als Chart des CraftBeerPi

Das Ablas­sen der Mai­sche in den Läu­ter­bot­tich über den fast schon prot­zig dicken Hahn ist eine rei­ne Freu­de. Inner­halb weni­ger Sekun­den rast die zähe Mischung durch den fast am Boden lie­gen­den Anschluss. Die letz­ten Mai­sche­res­te bekommt man durch leich­tes Ankip­pen und etwas Nach­guss heraus.

Ablasshahn

Ablasshahn an der Maischpfanne: 1¼ Zoll groß und zerlegbar

Das Läu­tern ver­lief erwar­tungs­ge­mäß pro­blem­los. Die Wür­ze plät­scher­te aller­dings hef­tig aus dem dafür fast zu gro­ßen ¾” Hahn. Moritz’ bewähr­te Trich­ter­kon­struk­ti­on wäre hier sicher etwas scho­nen­der für die hei­ße Wür­ze gewe­sen. Die Vor­der­wür­ze lag bei etwa 22°P, nach den Anschwän­zen hat­ten wir dann etwa 15,5°P.

Ablassen der Maische

Ablassen der Maische

Gekocht wur­de dann wie­der in der Maisch­pfan­ne. Die Auf­heiz­zeit bis zum Kochen und die Ver­damp­fungs­ra­te waren durch die groß­zü­gi­gen 3,5kW der Heiz­plat­te her­vor­ra­gend. Zum Kochen soll­te man die Leis­tung sogar bes­ser auf etwa die Hälf­te dros­seln können.

Für den Whirl­pool wech­sel­te Kass­jan dann noch­mals den Behäl­ter und ließ die hei­ße Wür­ze über den Ablass­hahn recht schwung­voll in den Läu­ter­bot­tich ab. Etwas weni­ger Sau­er­stoff­kon­takt, z.B. durch Ablas­sen über einen Schlauch, wäre hier, beson­ders wenn man sehr hel­le Bie­re braut, sinn­voll. Nach dem Whirl­pool, bei dem wir etwas gedul­di­ger sein soll­ten, wur­de heiß in den Gär­bot­tich abge­las­sen. Gekühlt wur­de in dem 35-​Liter-​Polsinelli-​Bottich mit Tauchkühler.

Auf dem Heim­weg hol­te ich bei Hops&Barley noch etwa 5 Liter Jung­bier ab, die uns Phil­ipp aus einem weni­ge Tage zuvor ange­stell­ten Weizen-​Sud abge­las­sen hat­te. Die hoch vita­le Hefe kam inner­halb weni­ger Stun­den an, so dass am nächs­ten Mor­gen schon fast das kom­plet­te Was­ser aus dem Gär­spund gespru­delt war. Das fer­ti­ge Bier soll auf der Braufreunde-​Weihnachtsfeier ver­kos­tet werden.

Der Tag mit Kass­jan und sei­ner Brau­an­la­ge war uns ein Fest. Wir haben sehr soli­de Tech­nik und eine fle­xi­ble Steue­rung in Akti­on sehen kön­nen. Die prak­ti­schen Erfah­run­gen der Test-​Brautage und die Hin­wei­se der Hob­by­brau­er wer­den noch in die wei­te­re Ent­wick­lung einfließen.

Genaue Prei­se, die sich wohl an den ent­spre­chen­den Anla­gen des Markt­füh­rers ori­en­tie­ren wer­den, und der Ter­min des Pro­duk­ti­ons­starts ste­hen noch nicht end­gül­tig fest. Wen­det euch für genaue Anga­ben bit­te direkt an Metzler.


Kon­takt:

Metz­ler Brau­an­la­gen UG
Brunn­haus­gas­se 3
85049 Ingolstadt

Web: metzler-brauanlagen.de
Mail: info@metzler-brauanlagen.de
Tel. 0176 3115 4159


(1) Dan­ke für den Hin­weis von NiCoSt
Feru­lasäu­re ist der Vor­läu­fer von 4-​Vinylguajacol, das im Weiß­bier für das Nelken- und nicht für das Bana­nen­aro­ma ver­ant­wort­lich ist. Ein­zel­hei­ten dazu lie­fert Andys Arti­kel „Stil­por­trät Weiß­bier


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