Es ist ein schöner Dienstag im Frühsommer 2015. Angeregt von mehreren Wander- und Reiseberichten im Hobbybrauerforum haben wir uns entschlossen, für einige Tagen nach Franken zu fahren. Dabei ist unsere Wahl unter anderem auf den 5‑Seidla-Steig gefallen.
Wir haben uns dafür gut vorbereitet, eine Übernachtung vorgebucht und ein Paar kleinere Rucksäcke gekauft. Die Entscheidung über die Anreise aus dem entfernten Berlin ist auf einen Dienstag gefallen, da wir uns von mehreren Berichten über Junggesellenpartys und Überfüllung am Wochenende abgeschreckt gefühlt haben. Montag ist ja laut den Prospekten der einzige Ruhetag auf dem 5‑Seidla-Steig, und Dienstag ist dann sicher auch nicht viel los. Also: Dienstag im Lauf des Nachmittags anreisen, auf der Hälfte der Strecke übernachten und am nächsten Tag nach Besuch der verbleibenden Brauereien ins schöne Forchheim weiterfahren. Für den Fall der Fälle befinden sich ja auch noch ein paar andere Brauereien zwischen dem 5‑Seidla-Steig und Forchheim. Der Wetterbericht für den Dienstag ist ebenfalls positiv: Sonnenschein. So der Plan!
Also steigen wir an besagtem sonnigem Dienstagnachmittag in Weißenohe aus dem Bus und laufen die kurze Strecke zur nahe der Straße gelegenen Klosterbrauerei mit Biergarten.
Erster Eindruck: „Das ist aber hübsch hier!”
Zweiter Eindruck: „Hm, hier ist es aber sehr ruhig. Haben die zu?”
Und so ist es leider! Die Wirtschaft hat Dienstags geschlossen! Wie schade, denn nach den Berichten soll ja die Weißenoher Brauerei die besten Biere auf der Strecke herstellen. So war das natürlich nicht gedacht!
Also weiter mit unseren Rucksäcken in der nachmittäglichen Sonne (es sind tatsächlich über 30 °C) Richtung Gräfenberg. Hier stellt sich bereits heraus, dass der über Ebay erstandene Vintage-Rucksack aus vormaligen Beständen der italienischen Armee für eine Wanderung nicht wirklich geeignet ist, der Körperschwerpunkt ungünstig verschoben wird und die Lederriemen ziemlich unbequem zerren (es wird bis dato seine erste und letzte Reise mit uns bleiben).
Nach relativ kurzer Zeit in Gräfenberg angelangt, finden wir dort immerhin das Lindenbräu geöffnet, und auch mit unserem vorgebuchten Zimmer dort ist alles okay. Das erste Bier dort ist auch in Ordnung: kräftig und süffig. Im Lauf des Abends sollen es noch mehr werden.
Ein kurzer Spaziergang offenbart uns danach: Die Brauerei Friedmann mit Biergarten hat ebenfalls geschlossen. Dann wird’s halt heute nur Bier vom Lindenbräu … aber immerhin ist ja Gräfenberg ganz hübsch!
Gegen später kehren wir dann wieder im Lindenbräu ein, und bei einem Gespräch mit der Wirtin stellt sich auch im Lauf des Abends heraus: Aufgrund des großen Andrangs haben sich die Gemeinden mit den Brauereien entschlossen, den 5‑Seidla-Steig nicht mehr offiziell zu bewerben, und außerdem haben einige Brauereien entschieden, den montäglichen Ruhetag auf den Dienstag auszudehnen. Auch von den beiden verbleibenden Brauereien in Hohenschwärz und Thuisbrunn hat am heutigen Dienstag nur eine geöffnet. Na ja, es wäre nett gewesen, wenn man sich irgendwie darum gekümmert hätte, dass wenigstens der offizielle Flyer mit den offensichtlich falschen Öffnungszeiten dann auch von den Webseiten verschwindet (das ist mittlerweile, Mitte 2016, auch korrigiert worden).
Leider weiß ich heute nicht mehr im Detail über die im Lauf des Abends noch getrunkenen Biere Bescheid, aber ich habe die vier verschiedenen Biere (Vollbier, Pils, Kellerbier und Weizen) alle als mindestens gut in Erinnerung, und ebenso das Essen.
Nach einem Unwetter in der Nacht regnet es am nächsten Morgen immer noch. Wir schenken wir uns die verbleibenden Brauereien und fahren schon recht früh nach Forchheim. Dort haben wir insgesamt etwas mehr Glück, aber das ist eine andere Geschichte …
Tilo erhält für seinen Beitrag das Buch von Volker Quante „Bier vor Ort“. Tut es ihm gleich und gewinnt diesmal für einen Bericht von einer Bierwanderung in der nächsten Ausgabe unser Rezensionsexemplar des Romans von Hanna Caspian „Die Kirschvilla“.