Brau­an­la­gen

Obwohl die Pro­dukt­pa­let­te an Brau­an­la­gen für Hob­by­brau­er in Deutsch­land lan­ge nicht so groß ist wie zum Bei­spiel in den USA, hat sich in den letz­ten Jah­ren hier doch eini­ges getan. Die­ser Arti­kel ver­sucht, einen Über­blick über den deut­schen Markt zu geben.

Wohl wegen der frü­hen Ent­schei­dung von Spei­del für eine Malzrohr-​Anlage sind Gerä­te die­ses Typs in Deutsch­land beson­ders beliebt, wäh­rend die in USA weit ver­brei­te­ten RIMS/​HERMS-​Anlagen hier kaum zu fin­den sind. Typi­sche Ver­tre­ter der Malzrohr-​Anlagen sind die Gerä­te von Spei­del und Grainfather.

Spei­del Braumeister

Der Urva­ter der deut­schen Hob­by­brau­tech­nik hat schon län­ge­re Zeit die Pro­dukt­pa­let­te sei­ner Brau­an­la­gen nach oben und unten erwei­tert. Der kleins­te Brau­meis­ter fasst jetzt 10 Liter, die 20- und 50-​Liter-​Varianten haben optio­na­le Kühl­män­tel bekom­men, und am obe­ren Ende arbei­ten die 300- und 500-​Liter-​Anlagen auch in vie­len Pro­fes­sio­nel­len Mikro­braue­rei­en. Hier die Übersicht:

BM 10BM 20 /​20+BM 50 /​50+BM 200BM 500
Ausschlagmenge/​l102050200500
Schüttung/​kg2,861342120
Pumpenleistung/​W992×9370370
Heizung/​kW1,02,03,23 * 3,06 * 3,0
Gewicht/​kg111524150380
Listenpreis/​€9991.570 /​1.7802.250 /​2.60612.13828.322
Wirkprinzip Braumeister

Abb.1: Wirkprinzip Braumeister

Das Wirk­prin­zip aller Anla­gen ist iden­tisch: Eine Pum­pe drückt das Brau­was­ser von unten durch das Malz, das sich in einem nach unten abge­dich­te­ten inne­ren Malz­rohr befin­det. Das Malz wird von je einem Grob- und Fein­fil­ter oben und unten im Malz­rohr gehal­ten. Der Über­lauf des Malz­rohrs gelang in den äuße­ren Behäl­ter, in dem sich auch die offe­nen Heiz­spi­ra­len befin­den. Von dort fließt das Brau­was­ser wie­der zu den Pumpen.

Zum Läu­tern wird das Malz­rohr nach oben ent­nom­men, wodurch die Wür­ze in den Behäl­ter abtropft und direkt dort gekocht wer­den kann. Prin­zip­be­dingt kann nur ein klei­ner Nach­guss gege­ben wer­den, weil der Haupt­guss immer so groß gewählt wer­den muss, dass die Heiz­spi­ra­len auch wäh­rend der Lauf­zeit der Pum­pen jeder­zeit von Flüs­sig­keit bedeckt sind. Dadurch ist die Aus­beu­te meist unter der ande­rer Anla­gen, die einen grö­ße­ren Nach­guss ver­wen­den können.

Für Brau­er sehr star­ker Bie­re (ab etwa 16°P Stamm­wür­ze) kommt noch der Nach­teil der begrenz­ten Malz­men­ge hin­zu. Will man höhe­re Stamm­wür­zen errei­chen, muss ent­we­der extrem lan­ge gekocht oder mit der Wür­ze eines ers­ten Brau­gangs ein zwei­ter ein­ge­maischt wer­den (was aber die Aus­beu­te noch wei­ter sin­ken lässt).

Die Braumeister-Baureihe von 10 bis 500 Liter

Abb. 2: Die Braumeister-Baureihe: 10, 20, 20+, 50, 50+, 200 und 500

Die­sen Nach­tei­len steht der Vor­teil sehr kom­pak­ter Anla­gen gegen­über, die die Arbeits­gän­ge des Mai­schens, Läu­terns, Kochens und Hop­fen­sei­hens, bei den Plus-​Varianten sogar die des Küh­lens, in einem Behäl­ter vereint.

BRAUMEISTERmobil WLAN-Interface

Abb.3: BRAUMEISTERmobil WLAN-Interface

Die Steue­rung wur­de vor eini­gen Jah­ren kom­plett über­ar­bei­tet und kürz­lich mit dem optio­na­len WLAN-​Interface BRAU­MEIS­TER­mo­bil aus­ge­stat­tet. Damit lässt sich nicht nur die Braumeister-​Steuerung aus der Fer­ne von jedem Tablet oder Smart­phone bedie­nen, son­dern auch vor­de­fi­nier­te Rezep­te laden und spei­chern. Über das Por­tal MySpei­del [2] kann man sei­ne Gerä­te ver­wal­ten, Rezep­te spei­chern und ver­öf­fent­li­chen oder ver­öf­fent­lich­te Rezep­te nut­zen. So soll sich mit der Zeit eine spe­zi­el­le Braumeister-​Rezeptsammlung auf­bau­en und die Com­mu­ni­ty rund um den Brau­meis­ter entwickeln.

Ein Pro­blem für man­chen Braumeister-​Nutzer war das Abschlau­chen der Wür­ze aus dem Brau­meis­ter in den Gär­tank. Per Schwer­kraft ließ sich das natür­lich nur für Gär­ge­fä­ße bewerk­stel­li­gen, die nahe am Brau­meis­ter stan­den und deren Ober­kan­te tie­fer als der Ablass­hahn der Brau­an­la­ge waren. Ärger­lich, denn eine Wür­ze­pum­pe, die das schnel­ler und fle­xi­bler erle­di­gen kann, ist ja in jedem Brau­meis­ter schon vorhanden.

Abpunptvorrichtung für BM20

Abb. 4: Abpumpvorrichtung für BM20

Abhil­fe schafft die neue Abpump­vor­rich­tung, die für die 20er und 50er Model­le erhält­lich ist. Sie wird an der Mit­tel­stan­ge befes­tigt und dockt über Zen­trier­stöp­sel an den oder die Pum­pen­aus­läs­se an. So las­sen sich auch höhe­re Gär­be­häl­ter bequem über einen Schlauch befüllen.

Spei­del bie­tet auch wei­te­res Zube­hör von der Brü­den­hau­be über Küh­ler und Gär­ge­fä­ße mit oder ohne Küh­lung bis hin zu Fäs­sern und Zapf­an­la­gen an. Das ist nicht immer bil­lig, schafft aber bei Bedarf eine kom­plet­te Kleinst­braue­rei aus einer Hand.

Grain­fa­ther & Clones

Abb.5: Grainfather mit Kühler

Abb.5: Grainfather mit Kühler

Den Grain­fa­ther hat­ten wir ja bereits aus­führ­lich in der Sommer-​Ausgabe 2015 getes­tet. Seit­dem hat sich aber auch dort etwas getan. Die neue Steue­rung „Con­nect Con­trol Kit” sorgt wie beim Brau­meis­ter für Ver­bin­dung zum Smart­phone – hier aller­dings über Blue­tooth. Das ist nicht ganz so fle­xi­bel, denn die Pro­gram­mie­rung und Bedie­nung kann natür­lich nur in Reich­wei­te der Bluetooth-​Verbindung erfol­gen. Im Ergeb­nis kann man aber in Ver­bin­dung mit der Grainfather-​App eben­so Rezep­te erstel­len und aus­tau­schen. Die neue Steue­rung ver­bes­sert zusätz­lich mit einem PID-​Algorhythmus auch die Heizungsregelung.

Abb. 6: Wirkprinzip Grainfather

Das Wirk­prin­zip des Grain­fa­thers ist dem des Spei­del Brau­meis­ters ähn­lich, funk­tio­niert aber in umge­kehr­ter Wei­se: Das Brau­was­ser bzw. die Wür­ze wird beim Grain­fa­ther von oben in das Malz­rohr gepumpt und durch­strömt das Malz der Schwer­kraft fol­gend. Die Pum­pe saugt es unter dem Malz­rohr an und för­dert es wie­der nach oben.

Der Vor­teil die­ser Vor­ge­hens­wei­se ist, dass das Malz­rohr nicht zum äuße­ren Topf hin abge­dich­tet wer­den muss. Dage­gen reagiert die­ses Sys­tem wohl noch emp­find­li­cher als der Brau­meis­ter auf zu fein geschro­te­tes Malz, ins­be­son­de­re bei gro­ßen Schüttungen.

Die Hei­zung befin­det sich beim Grain­fa­ther unter dem Topf­bo­den. Dadurch ist die Heiz­flä­che etwas grö­ßer als bei den innen­lie­gen­den Heiz­spi­ra­len des Brau­meis­ters. Ganz gefeit ist man vor dem Anbren­nen der Wür­ze den­noch nicht, beson­ders wenn die Schüt­tung einen hohen Mehl­an­teil besitzt, zu wenig Brau­was­ser zir­ku­liert oder die Heiz­leis­tung zu hoch gewählt wird.

Der Conical Fermenter in Pro-Ausführung

Abb.7: Der Conical Fermenter in Pro-Ausführung

Neu ist bei Grain­fa­ther auch der „Coni­cal Fer­men­ter”, ein in der Grö­ße zum Grain­fa­ther pas­sen­der klei­ner ZKG mit Dop­pel­man­tel und optio­na­ler Tem­pe­ra­tur­re­ge­lung. Die Standard-​Ausführung besitzt nur eine Tem­pe­ra­tur­an­zei­ge, wäh­rend die Pro-​Variante bereits mit Rege­lung und zwei­fa­chem Ablass­hahn aus­ge­rüs­tet ist. Zur Küh­lung und/​oder Hei­zung ist zusätz­lich ein Kühl­ag­gre­gat nötig, dass dem­nächst auch von Grain­fa­ther als „Gly­col Chil­ler” ange­bo­ten wer­den wird.

Das „Com­ple­te Bre­wery Set­up” ist nicht ganz so kom­plett wie sein Name sug­ge­riert, ent­hält aber immer­hin neben der Brau­an­la­ge und dem Mini-​ZKG unter ande­rem auch einen Nach­guss­hei­zer und ein kom­plet­tes Zapf­sys­tem mit Kühlschrank.

Nicht alle Tei­le sind immer in Deutsch­land ver­füg­bar. Zu Lie­fer­bar­keit und Prei­sen soll­te man bei Bedarf zeit­nah die ein­schlä­gi­gen Ver­sand­händ­ler befra­gen. Aktu­ell (März 2018) ist der Grain­fa­ther inklu­si­ve Wür­ze­küh­ler bei meh­re­ren Online-​Händlern für etwa 795€ zu bekommen.

Abb.8: Klarstein Mundschenk

Die Kon­struk­ti­ons­un­ter­la­gen des Grain­fa­ther haben in Chi­na wohl wei­te­re Freun­de gefun­den und wer­den flei­ßig nach­ge­baut. Sie sind unter ver­schie­de­nen Namen wie Mund­schenk, Rob­ob­rew, Brew Monk und Brews­ter Bea­con in leicht unter­schied­li­chen Aus­füh­run­gen am Markt zu finden.

Die Qua­li­tät der Clo­nes ist dabei manch­mal frag­wür­dig, auch wenn die Prei­se ver­lo­cken: Bei Direkt­im­port lie­gen sie weit unter der Hälf­te des Ori­gi­nals, und selbst bei deut­schen Impor­teu­ren wie zum Bei­spiel Klar­stein sind sie immer noch deut­lich bil­li­ger als das Vor­bild. Dafür muss man mit dün­nem Blech, mög­li­chen Aus­fäl­len bei Pum­pe, Hei­zung und Steue­rung, still­schwei­gen­den Produkt- und unmo­ti­vier­ten Preis­än­de­run­gen leben. Beim deut­schen Impor­teur schei­nen aber wenigs­tens Rück­ga­be und Umtausch bis­her rei­bungs­los zu klappen.

Beim Direkt­im­port kann man noch­mals eini­ges spa­ren, wenn man ent­spre­chen­de Stück­zah­len erreicht und die Risi­ken feh­len­der Gewähr­leis­tung und fak­tisch kaum erreich­ba­rer Lie­fe­ran­ten auf sich neh­men will.

Abb.8: Klarstein Mundschenk XXL

Abb.9: Klarstein Mundschenk XXL

Klar­stein ver­treibt neben der 30-​Liter-​Anlage „Mund­schenk” (Lis­ten­preis aktu­ell etwa 350€) seit eini­ger Zeit mit dem „Mun­de­schenk XXL” auch eine 50-​Liter-​Variante (etwa 400€). Haupt­un­ter­schie­de zum Grain­fa­ther sind der feh­len­de Gegenstrom-​Würzekühler und eine ein­fa­che­re Steue­rung, die kei­ne WLAN- oder Bluetooth-​Anbindung besitzt.

Die Erfah­run­gen [5] waren zunächst noch recht über­schau­bar, vor allem wohl, weil die Zurück­hal­tung beim Kauf zu Beginn doch recht groß war. Die Erin­ne­rung an die rie­si­gen Qua­li­tät­pro­ble­me beim Kocher „Beer­fest” des glei­chen Impor­teurs war wohl noch zu frisch.

Die ers­ten Mundschenk-​Käufer hat­ten denn auch immense Pro­ble­me mit der Steue­rung. Inzwi­schen wer­den die Anla­gen aber mit einer neu­en Steue­rung aus­ge­lie­fert, aller­dings ohne dass dies in der Pro­dukt­be­zeich­nung sicht­bar wäre. Gleich­zei­tig wur­den die Prei­se erheb­lich gesenkt. Mit der aktu­el­len Ver­si­on sind die Käu­fer zufrie­de­ner, aber einen seriö­sen Ein­druck macht die Pro­dukt­po­li­tik nicht.

Einen guten Ein­blick in die Arbeits­wei­se mit dem Mund­schenk lie­fern ver­schie­de­ne Vide­os bei You­Tube, unter ande­rem [6].

Bru­mas Braueule

Abb.10: Braueule III Basisgerät

Streng genom­men gehört die Brau­eu­le zu den RIMS-​Systemen, denn geheizt wird hier nicht direkt in der Maisch­pfan­ne, son­dern mit einem 2000 Watt leis­ten­den Durch­lauf­er­hit­zer, durch den das Brau­was­ser und spä­ter die Wür­ze gepumpt wird. Die Tech­nik ist aller­dings so gut in edle Kup­fer­ble­che ver­packt, dass das nicht sofort auffällt.

[ Anmer­kung der Redak­ti­on vom 14.3.2022: Wie nach Kon­takt mit dem Ent­wick­ler der Brau­eu­le klar wur­de, wird bei der Brau­eu­le die Mai­sche nicht über den Außen­ko­cher geheizt, son­dern direkt mit Dampf. Sie ist daher kei­ne RIMS-​Anlage, son­dern ein 2 Gerä­te­sud­werk mit Direktdampf ]

Seit etwa einem Jahr gibt es mit der Brau­eu­le III schon die drit­te Bau­rei­he des Sys­tems. Sie ist nach wie vor auf­wän­dig in Kup­fer und Edel­stahl ver­ar­bei­tet, aber noch etwas kom­pak­ter als der Vor­gän­ger. Die Bedie­nung erfolgt jetzt über ein moder­nes Touch-​Display. Die Steue­rung kon­trol­liert nicht nur Mai­sche und Kochung, son­dern auf Wunsch sogar den Tem­pe­ra­tur­ver­lauf wäh­rend der Gärung in einem Kühl­schrank, der über Tem­pe­ra­tur­füh­ler und Schalt­steck­do­se gere­gelt wer­den kann.

Eine neue Funk­ti­on der Brau­eu­le ist das Ent­här­ten des Was­sers. Dafür wird das Brau­was­ser vor dem eigent­li­chen Brau­en in einem fest pro­gram­mier­ten Schritt etwa eine Stun­de in der Wür­ze­pfan­ne gekocht, so dass die Kar­bo­na­te aus­fal­len und beim Abschlau­chen des Was­sers am Boden der Koch­pfan­ne verbleiben.

Gemaischt wird in einem 36 Liter fas­sen­den exter­nen Maisch- und Läu­ter­bot­tich. Er wird mit Dampf beheizt, den die Wür­ze­pfan­ne erzeugt und über die fest ver­schlos­se­ne Hau­be und einen Schlauch in den Läu­ter­bot­tich lei­tet. Bis das Was­ser auf Koch­tem­pe­ra­tur erhitzt ist, kann es aller­dings um die 40 Minu­ten dau­ern. Der hei­ße Dampf sorgt im Bot­tich auch für die Durch­mi­schung der Mai­sche, so dass Rüh­ren nicht nötig ist. Die Tem­pe­ra­tur der Mai­sche wird mit einem Kabel­sen­sor gemes­sen und über die Steue­rung der Brau­eu­le über bis zu 7 Ras­ten gere­gelt. Nach dem Mai­schen muss das rest­li­che hei­ße Was­ser aus der Wür­ze­pfan­ne in exter­nen Gefä­ßen bis zum Nach­guss zwi­schen­ge­la­gert werden.

Geläu­tert wird aus dem Maisch- und Läu­ter­bot­tich direkt in die 34 Liter gro­ße Wür­ze­pfan­ne des Basis­ge­räts, wo auch das Kochen statt­fin­det. Das Umschlau­chen der Wür­ze macht die Hand­ha­bung etwas kom­pli­zier­ter als bei den Malzrohr-​Anlagen, auch wenn die Eule spä­ter das Hop­fen­sei­hen mit einem „ein­ge­bau­ten” Whirl­pool unter­stützt: durch das Pum­pen der Wür­ze durch die Hei­zung und die tan­gen­tia­le Rück­füh­rung wird die Flüs­sig­keit im Topf auto­ma­tisch in Dre­hung versetzt.

Im Shop wird neben diver­sem Zube­hör – von der Wür­ze­spin­del über Gär­be­häl­ter, Fla­schen und Fäs­ser bis zum Zapf­hahn – auch gleich ein Kupfer-​Poliermittel ange­bo­ten. Wer schön sein will, muss halt leiden…

Der Lis­ten­preis der Basis-​Anlage beträgt 2.460€. Dafür erhält man das Grund­ge­rät ohne Maisch- und Läu­ter­topf. Das Set mit Grund­ge­rät und Edelstahl-​Läutertopf schlägt mit 2.840€ zu Buche; die Kup­fer­op­tik am Läu­ter­topf muss mit noch­mals knapp 800€ extra bezahlt werden.

Pol­si­nel­li Easy und Junior

Die Fir­mal Pol­si­nel­li aus dem mit­tel­ita­lie­ni­schen Iso­la del Liri stell­te ursprüng­lich nur Aus­rüs­tun­gen für Wein­bau­be­trie­be her. Vor eini­gen Jah­ren, als auch in Ita­li­en immer mehr Klein­braue­rei­en gegrün­det wur­den, began­nen sie, auch Brau­töp­fe, Zube­hör und kom­plet­te Brau­an­la­gen her­zu­stel­len. Die Anla­gen sind kon­ven­tio­nel­le Mehr­ge­rä­te­sud­wer­ke mit rela­tiv dünn­wan­di­gen, gas­be­heiz­ten Gefäßen.

Abb.11: Polsinelli Easy 50

Abb.11: Polsinelli Easy 50

Die kleins­te Ver­si­on „Easy 50” besteht aus einer 50-​Liter-​Maischpfanne mit Rühr­werk, einer 75-​Liter-​Kochpfanne und einem 50-​Liter-​Topf zur Nach­guss­be­rei­tung, die jeweils mit einem 5,5kW Gas­bren­ner aus­ge­stat­tet sind. Mit Zube­hör wie Novax-​Würzepumpe und Plat­ten­küh­ler sowie einem 75 Liter Edelstahl-​Gärbottich und allen Gestel­len kos­tet die Anla­ge güns­ti­ge 1.620€.

Ähn­li­che Anla­gen wer­den auch in 100, 200, 300 und 500 Liter Grö­ße ange­bo­ten. Selbst die größ­te Anla­ge liegt nur bei knapp 6.000€ (mit Pum­pen, Schläu­chen und Plat­ten­küh­ler gut 10.000€), was im Ver­gleich mit deut­schen Brauerei-​Ausrüstern sehr güns­tig erscheint.

Abb.12: Polsinelli Junior 500 Extra

Abb.12: Polsinelli Junior 500 Extra

Man soll­te beden­ken, dass sol­che Prei­se nur dadurch zustan­de kom­men kön­nen, dass alle Tei­le äußerst knapp kal­ku­liert wer­den und jeg­li­cher Luxus wie eine Brau­steue­rung oder auf­wen­di­ge­re Arma­tu­ren weg­ge­las­sen wurde.

Wie sich sol­che Anla­gen in der Pra­xis machen und wo man viel­leicht bes­ser zusätz­lich inves­tiert, lest ihr in Bodos Bericht von einem Brau­tag an der 500er Polsinelli-​Anlage in Micha­el Röß­gens Braue­rei Heinenhof.

Metz­ler Brauanlagen

Die Fir­ma Metz­ler Brau­an­la­gen wur­de einst von Brau­meis­ter Ewald Metz­ler gegrün­det. Neben vie­len maß­ge­schnei­der­ten Anla­gen für Braue­rei­en ent­warf der Inge­nieur auch eine Rei­he von Hob­by­brau­an­la­gen. Inzwi­schen wird das Unter­neh­men von sei­nem Enkel Johan Jar­vers zusam­men mit Ran Qu und Kass­jan Smy­c­zek, den wir schon von sei­nem Besuch bei den Brauf­reun­den Ber­lin ken­nen, geführt.

Abb.13: Metzler Brauanlage 30 Liter

Abb.13: Metzler Brauanlage 30 Liter

Die Pro­dukt­rei­he der Klein­brau­an­la­gen, die die Fir­ma in Grö­ßen von 25, 70, 150 und 500 Litern ange­bie­tet, wird nach und nach über­ar­bei­tet und moder­ni­siert. Begon­nen wur­de mit der kleins­ten Anla­ge, die wir bei einem Test­sud mit den Brauf­reun­den Ber­lin schon ken­nen­ler­nen konn­ten. Sie besteht aus einer Maisch- und Koch­pfan­ne und einem Läu­ter­bot­tich von je 37 Liter Grö­ße. Die Pfan­ne ist mit einer 2,5kW-Heizplatte und einem Rühr­werk aus­ge­stat­tet, als Läu­ter­bo­den fun­giert ein Loch­blech. Bei­de Töp­fe haben ange­schweiß­te Stut­zen mit gro­ßen, soli­den und zer­leg­ba­ren Kugel­häh­nen. Die kom­plet­te Anla­ge wird für 1.250€ Net­to angeboten.

Die 70er Anla­ge wird als nächs­te reno­viert wer­den. Sie ist ähn­lich auf­ge­baut, aber mit Gas beheizt und kos­tet inklu­si­ve Rühr­werk etwa 1.900€ Netto.

Mit der 500er Anla­ge gehen Kass­jan und Johan übri­gens dem­nächst auf Ach­se, um vor Ort bei Kunden-​Events zu brau­en. Ihr Pro­jekt Saus’ und Brau’s (wir hat­ten im brau!magazin Blog berich­tet) soll mit einer Crowd-​Funding Cam­pa­gne bei Start­next finan­ziert werden.

Brew­Tower BT80 und BT140

Der BrewTower BT140

Der BrewTower BT140

Wie so oft war der Anstoß, eine Brau­an­la­ge zu kon­stru­ie­ren, auch bei Dani­el Michel zunächst der eige­ne Bedarf. In sei­ner Braue­rei dani­bier braut er für eini­ge Restau­rants in und nahe Bern und füllt für End­ver­brau­cher in Fäs­ser und Dosen ab. Wie genau es dazu kam, dass er inzwi­schen Brau­an­la­gen von 80 bis 1.000 Litern Aus­schlag pro­du­ziert und ver­treibt und wie die „klei­nen” 80er und 140er Anla­gen auf­ge­baut sind, beschreibt er im Arti­kel „BREWTOWER – die Kom­pakt­klas­se unter den Brau­sys­te­men” in die­ser Ausgabe.

Brewie

Abb.14: Brewie Brausystem

Abb.16: Brewie Brausystem

Zwei jun­gen, erfin­de­ri­schen unga­ri­schen Hob­by­brau­ern war die Heim­braue­rei zu zeit- und arbeits­auf­wän­dig. Also kon­stru­ier­ten sie zunächst nur für den eige­nen Bedarf, spä­ter als Geschäfts­idee, einen Brau­au­to­ma­ten, mit dem sie sowohl gutes Bier pro­du­zie­ren als auch ver­schie­de­ne Prei­se bei StartUp-​Wettbewerben, unter ande­rem 2014 beim Ven­tu­re­Cup in Däne­mark, gewin­nen konn­ten. Erst danach gin­gen sie die Pro­dukt­ent­wick­lung ernst­haft an und star­te­ten zur Finan­zie­rung eine sehr erfolg­rei­che Crowdfunding-Kampagne.

Das war Anfang 2015. Was danach kam, droh­te eine unend­li­che Geschich­te mit unge­wis­sem Aus­gang zu wer­den. Eine zwei­te Finan­zie­rungs­kam­pa­gne war nötig, die zwar eben­so erfolg­reich war und zusam­men mit der ers­ten über eine drei­vier­tel Mil­li­on Dol­lar ein­sam­mel­te. Ganz unge­dul­di­ge und spar­sa­me Kun­den konn­ten das Gerät für etwa den hal­ben Preis vor­be­stel­len, muss­ten es aber auch sofort bezah­len. Trotz­dem konn­ten die ursprüng­li­chen Ter­mi­ne nicht gehal­ten wer­den, so dass eini­ge Finan­ziers wie­der abspran­gen. Es folg­te eine Anein­an­der­rei­hung von Ankün­di­gun­gen und Ver­schie­bun­gen, bis Ende 2016 end­lich die ers­ten fer­ti­gen, bereits über ein Jahr zuvor bestell­ten und bezahl­ten Anla­gen gelie­fert wer­den konnten.

In Deutsch­land läuft der nor­ma­le Ver­trieb erst die­ser Tage über den Hob­by­brau­er­ver­sand „Hop­fen und mehr” an, der die Maschi­ne für knapp 2.500€ anbietet.

Was kann Brewie? Der Auto­mat soll das Brau­en so ver­ein­fa­chen, dass der Vor­gang vom Ein­fül­len des Brau­pa­kets bis zur Ent­nah­me der anstell­fer­ti­gen Wür­ze kom­plett auto­ma­tisch abläuft. Die Daten für den Brau­vor­gang ent­nimmt das Gerät einer dem Brau­pa­ket („Brewie Pad”) bei­geleg­ten Kar­te. Was­ser­men­gen, Tem­pe­ra­tu­ren und Rast­dau­ern wer­den auto­ma­tisch ein­ge­stellt. Am Ende ent­nimmt man die über einen ein­ge­bau­ten Plat­ten­wär­me­tau­scher gekühl­te Wür­ze. Selbst die Rei­ni­gung geschieht selbst­tä­tig, nur um Gärung und Abfül­lung muss man sich noch selbst kümmern.

Neben den vor­kon­fek­tio­nier­ten Brewie Pads, die bei einer Aus­schlag­men­ge von 20 Litern für etwa 35 bis 60 Euro ange­bo­ten wer­den und ihre Rezep­te gleich mit­brin­gen, kann man sowohl Zuta­ten als auch Brau­vor­schrif­ten jeder­zeit aus­tau­schen oder kom­plett selbst zusam­men­stel­len. Damit soll sich der Brewie sowohl für Anfän­ger, die kei­ner­lei Vor­wis­sen mit­brin­gen, als auch für Fort­ge­schrit­te­ne Hob­by­brau­er eig­nen, die nur von der Arbeits­er­leich­te­rung und der genau­en Pro­zess­kon­trol­le pro­fi­tie­ren wollen.

Die Erfah­run­gen mit den fer­ti­gen Gerä­ten sind eher „durch­wach­sen”. Ob die über­lau­fen­den Behäl­ter und die Software-​Abstürze, über die allent­hal­ben berich­tet wird, unter Kin­der­krank­hei­ten abzu­ha­ken sind, wird wohl erst die Zukunft zei­gen. Ob man sich mit dem Kon­zept die­ser Brau­an­la­ge im Sti­le eines Brot­back­au­to­ma­ten anfreun­den kann, muss jeder selbst entscheiden.

Ande­re Hersteller

Im Zuge der Recher­chen für die­sen Arti­kel hat­te ich auch wei­te­re Her­stel­ler ange­schrie­ben, die aber ein­sil­big bis gar nicht auf die Anfra­gen reagiert haben. Ich neh­me das als Omen für die Behand­lung von Pri­vat­kun­den bei die­sen Fir­men und lass sie daher hier unerwähnt.


Abbil­dun­gen:

  • Abb. 1, 6: Autor
  • Abb. 2, 3, 4: Pro­dukt­fo­tos der Spei­del Tank- und Behäl­ter­bau GmbH, Ofterdingen
  • Abb: 5, 7: Pro­dukt­fo­tos von Imake, Auck­land, New Zea­land (Grain­fa­ther)
  • Abb. 8, 9: Pro­dukt­fo­tos der Chal-​Tec GmbH, Ber­lin (Klar­stein)
  • Abb.10:Produktfoto der Bru­mas Haus­braue­rei, Bayrischzell
  • Abb.11, 12: Pro­dukt­fo­tos der Pol­si­nel­li Eno­lo­gia Srl, Iso­la del Liri, Italien
  • Abb.13: Pro­dukt­fo­to der Metz­ler Brau­an­la­gen UG, Ingolstadt
  • Abb.14: Dani­el Michel
  • Abb.16: Pro­dukt­fo­to vom brewie.org

Quel­len:

  1. Spei­del Brau­meis­ter Home­page www.speidels-braumeister.de
  2. MySpei­del Por­tal www.myspeidel.com
  3. Grain­fa­ther Home­page www.grainfather.com
  4. Klar­stein Shop www.klarstein.de
  5. Erfah­rungs­be­rich­te zum Mund­schenk bei hobbybrauer.de:
  6. Brau­vi­deo mit Mund­schenk bei You­Tou­be
  7. Bru­mas Brau­eu­le Home­page www.brumas.com
  8. Pol­si­nel­li Home­page www.polsinelli.it
  9. Metz­ler Brau­an­la­gen Home­page metzler-brauanlagen.de
  10. Brewie Home­page brewie.org

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