Die Kirsch­vil­la

Die Emp­feh­lung des Ver­lags für „Die Kirsch­vil­la” von Han­na Cas­pian lau­te­te: „In dem Roman geht es um die Geschich­te einer Köl­ner Braue­rei­fa­mi­lie, und die Köl­sche Wiess als Vor­läu­fer des ‘Kölsch’ spielt eine Rol­le. Die Autorin beleg­te in der Recher­che zu dem Buch selbst einen Braue­rei­kurs.” Pri­ma, dach­te ich, das ist was für das brau!magazin. Weni­ge Tage spä­ter lag dann auch das Rezen­si­ons­exem­plar in der Post.

Isa­bell reist mit ihrer Groß­mutter Pau­li­ne nach Köln, um bei einem Notar die Erb­schaft des kürz­lich ver­stor­be­nen Bru­ders der Oma anzu­tre­ten. Schnell wird klar, dass mit der ver­erb­ten, schon lan­ge leer­ste­hen­den Vil­la am Ufer des Rheins Geheim­nis­se der Fami­lie ver­bun­den sind, die bis­her nur ver­drängt, aber nie wirk­lich ver­ar­bei­tet wur­den. Isa­bell macht sich auf, die Schlei­er über die­ser dunk­len His­to­rie zu lüften.

Bis in die Zeit kurz nach dem Ers­ten Welt­krieg rei­chen die Gescheh­nis­se zurück, die das Glück der Fami­lie schein­bar auf ewig ver­nich­tet haben. Stück für Stück wer­den die Geheim­nis­se durch die Tage­bü­cher von Pau­li­nes Schwes­ter gelüf­tet. Manch­mal etwas ver­wir­rend sind die Sprün­ge zwi­schen Gegen­wart und ver­schie­de­nen Ebe­nen der Ver­gan­gen­heit, zwi­schen aktu­el­lem Gesche­hen, Tage­buch und Erzäh­lung aus den 20er-​Jahren, aber immer bleibt die Geschich­te span­nend und fesselnd.

Das Brau­en spielt nur eine klei­ne Neben­rol­le. Auf dem Gelän­de der Vil­la befin­det sich auch eine alte Braue­rei, die einst­mals vom Urgroß­va­ter betrie­ben wur­de und in der Gegen­wart an den Notar Juli­us Grot­hues ver­mie­tet ist, der dort mit einer Mikro­braue­rei Köl­ner Wieß braut. Das wird aber nur in weni­gen Sät­zen bei­läu­fig erwähnt, die offen­kun­dig von dem gera­de in einem Brau­kurs bei der Köl­ner Brau­stel­le erwor­be­nen Wis­sen inspi­riert sind. Über klei­ne­re Feh­ler im Brau­er­jar­gon wol­len wir daher groß­zü­gig hinwegsehen.

Nicht wirk­lich ein Buch zum The­ma Braue­rei, aber eine durch­aus emp­feh­lens­wer­te, span­nend erzähl­te Fami­li­en­sa­ga mit Lokal­be­zü­gen zu Köln und einer Köl­schen Braue­rei im Hintergrund.


Han­na Cas­pian: Die Kirschvilla
Wilhelm-​Heyne-​Verlag, Mün­chen, 2016
Bro­schiert, 478 Seiten
ISBN 978−3−453−41955−1
Preis in Deutsch­land: 9,99 €

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