Zur Geschichte eines "paradiesischen" Gebräus
Mitte des 19. Jahrhunderts stattete König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen der Stadt Dortmund einen Besuch ab. Ihm soll während seines dortigen Aufenthaltes ein Humpen dieses schwarzen Gerstensaftes angeboten worden sein, woraufhin er es in einem Zug getrunken und das Bewusstsein verloren haben soll. Darüber, wann genau das gewesen sein soll, lässt sich nur rätseln: War es im Jahre 1833, wo er noch als preußischer Kronprinz den Abriss des Kirchengebäudes der evangelischen Sankt Mariengemeinde in Dortmund verhinderte, oder als König bei einem Kurzbesuch am 6. Oktober 1855 in Dortmund-Aplerbeck? Auf jeden Fall war dieses Gebräu der Legende nach so „adamstark“, dass der König 24 Stunden bewusstlos gewesen sein soll.
Was ist das nur für ein Gerstensaft, der solch starke Männer umhaut und der zu dem sogenannten Kleeblatt - Braunschweiger Mumme, Danziger Jopenbier und eben Adambier - gehört?
Um 1805 betreibt an der Ecke Brückstraße/Helle unter der Hausnummer 49 ein Gastwirt namens Siegenbogen-Doerts den Gasthof „Zur Stadt Lünen“. Angegliedert ist eine Altbierbrauerei. Das Gebäude wird gegen Ende des 19. Jahrhunderts durch den viergeschossigen Neubau der Brauerei Wencker ersetzt.
Schaut man genauer auf die am 26. Juni 1898 beschriebene Postkarte, ist man schon beeindruckt, in welch stilvoller Atmosphäre neben einem Dortmunder Altbier auch der „Adam“ kredenzt wird.
Nach Recherchen der nach 2005 neu gegründeten Dortmunder Bergmann Brauerei soll es ein Adambier zuletzt noch von der Brauerei Thier gegeben haben. Zudem soll mündlichen Überlieferungen zufolge ein anderes bis in die 1960er-Jahre auch bei der Hansa-Brauerei produziert worden sein.
Die Dortmunder Bergmann Brauerei, DBB, bemüht sich wie andere Brauereien und auch Hobbybrauer um die Wiedergeburt des Bierstils „Dortmunder Adambier“. Leider hat sich die DBB den Bierstil als Markenamen „Adambier“ schützen lassen, sodass andere Brauer diese Bezeichnung nicht mehr benutzen dürfen.
Woher kommt der Name „Adambier“?
In der Literatur findet sich dazu folgende Anekdote:
“Die mittelalterliche ‘Bierprobe’ soll ihren Ursprung in Dortmund gehabt und den Namen "Adambier" herbeigeführt haben. Ein jedes dem Konsum zu übergebende Bier ward vorher einer solchen Prüfung unterworfen. Den Hergang erzählt man sich in folgender Weise:
Saßen in der hohen Ratsversammlung die Väter der Stadt und nahmen in Empfang die als Probe vorgeführten Kannen Bieres. Zu Examinatoren desselben wurden sechs Mann auserwählt. Und diese mussten von sich tun all ihre weltlichen Anhängsel - so da sind Halskrausen, Rock, Hose und Hemd; saßen da wie 'Adam' im Paradiese und bereiteten sich würdig vor zur Arbeit des Bierexamens.
Auf der Bank aber, die bestimmt war für diese Auserwählten, ward ausgegossen eine Kanne des eingereichten Bieres. Und die Kommission nahm ihr Sitzbad und musste ausharren, bis sich das Gewässer verzogen hatte und das Bier trocken geworden war. Folgte das Signal des Bürgermeisters, und es erhoben sich die Männer der Kommission einmütig beieinander. Und auch die Bank schwebte empor mit den Aufständischen, so das Bier gut war. Fiel sie aber darnieder, so ward das Bier ‚zu leicht‘ befunden. Hatte sich das Bier bewährt in der Anhänglichkeit, so erhielt der Bräuer eine Urkunde, die hieß ‚Konzession‘.“
Ein anderer Versuch der Namensherleitung mündet in der Vermutung, dass der Name „Adam“ von der sehr langen Lagerzeit von mindestens zwei Jahren herrühre. Dann müsste er aber eigentlich „Methusalem“ heißen. Und auf diese treffende Idee bei der Namensgebung einer Adambier-Interpretation sprang das Bier-Label Monarchy auf (siehe unter "Kommerzielle Beispiele").
Bemüht man die Literatur vergangener Jahrhunderte weiter, fällt es nicht gerade leicht, eine einheitliche Linie zu finden, an der entlang eine präzise Rekonstruktion der Rezeptur möglich wäre. Wenn es die eine wahre historische Rezeptur gäbe und auch die entsprechenden Rohstoffe und Gerätschaften verfügbar wären, wäre dem Finder und Nachbrauer der Ruhm gewiss. Allerdings wäre dann auch der fortwährende kreative Wettstreit von (Hobby-)Brauern oder Vereinen wie dem gemeinnützigen Verein “Kölner Bierhistoriker e. V.” um eine möglichst authentische Interpretation des Bieres beendet. Insofern gereicht es doch zum Glück, nur vage Hinweise - und manchmal auch ein bisschen mehr - zu finden, die dann das Spiel kreativer Interpretationen beflügeln.
Die Bedeutung des Adambieres als Exportprodukt wird auf dem Etikett einer Flasche Adambier von 1864 in deutscher und französischer Sprache bekundet:
„Das Adambier ist ein sehr kräftiges, dabei aber mild und angenehm schmeckendes, weinartiges Getränk; es hat in der Regel bei der Versendung schon ein Alter von zwei Jahren, kann ferner dann noch jahrelang aufbewahrt werden und wird durch das Lagern immer besser. In geringem Maße genossen, ist es ein ganz vorzügliches Getränk für schwache, entkräftete Personen; im vorjährigen deutschen Kriege ist es in Tausenden von Krügen in den Feldlazaretten verwendet worden. Die Versendung geschieht in Flaschen; der Preis pro Flasche (exklusive Fracht, Zoll und Verpackung) beträgt 1.25 Francs. Der Betrag ist bei der Bestellung mit einzuschicken.“
Über den Ursprung des Adambieres konnte ich bislang nichts finden, es soll aber nach einem Aufsatz von G. E. Habich in der Zeitschrift „Der Bierbrauer“ von 1869 schon seit mehreren Jahrhunderten „in Würden bestanden haben“.
Was ist der „Adam“ nun für ein Bier?
Habich beschreibt in der oben genannten Zeitschrift den Adam als ein „öliges“ Getränk dunkler Farbe, das so gut wie keinen Schaum, aber einen lieblichen, mitunter weinigen Geschmack hat und für einen ausländischen Wein gehalten werden könnte.
Auf der Suche nach der „Stärke“ dieses öligen Gebräus findet sich der Hinweis, dass sich in der „modernen Welt“ Mitte des 19. Jahrhunderts das Verlangen nach einem Bier gesteigert habe, von dem man sich „Quantitäten“ einverleiben könne. Somit ging allmählich eine Ära zu Ende; denn der „Adam“ hatte seine Rolle als Kneipgetränk verloren. Der starke Charakter hatte also ausgedient.
Der Adam war demnach ein starkes, dunkles, weinartiges, öliges, schwach rezentes „Genießerbier“, vor dem die Wirte einen Seidel genehmigten, vor dem zweiten bereits warnten und den dritten unerbittlich versagen würden. Ein Trink- und Rauschverbot also und der Wirt als Gesundheitsapostel!? An einer solchen Diskussion will ich mich aber überhaupt nicht aufhalten. Fest steht, dass sich bei weiterem Stöbern im Aufsatz von G. E. Habich Hinweise finden, die einen Großteil der heutigen Starkbiere ordentlich in den Schatten stellen.
Die Schüttung
Für die Herstellung des Adambieres werden zwei Methoden angewendet. G. E. Habich verweist zum einen auf die Herstellung des Adam nach bayerischer Methode (Dekoktion). Zum anderen wird in anderen Brauereien wohl auch die Infusionsmethode angewandt; denn wie schon erwähnt, hielt etwa Mitte des 19. Jahrhunderts die Dickmaischbrauerei ihren Einzug in Norddeutschland.
Bei der Herstellung nach der Dekoktionsmethode wird für ca. 27,5 hl Adambier so viel Malz verwendet wie zur Herstellung von 68,70 hl bayerischen Bieres. Man verfährt hierbei im Sudhaus auf die gleiche Weise, nur mit dem Unterschied, dass man die Würze nicht bis auf 68,70 hl verkocht, sondern bis auf 27,5 hl. Und das dauert Stunden. Zum genauen Malzanteil schweigt der Autor sich an dieser Stelle leider aus. Nebenbei bemerkt: Als Hopfenmenge finden wir die Angabe von 342 g pro Hektoliter.
Für die Infusionsmethode verrät G. E. Habich schon mehr und rechnet vor, dass etwa 75 kg Malz für ca. 138 Liter Adambier benötigt werden. Interessant ist in dem Zusammenhang, dass sich Habich von einem der ältesten Bierbrauer seinerzeit hat berichten lassen, dass rund 80 Jahre zuvor sogar 132 kg Malz für 138 Liter Adambier Verwendung fanden. Für dieses „Super-Adam“ errechnet Habich eine Würzekonzentration von sage und schreibe 57,9 %. Das ist schon schwer vorstellbar, gleichwohl aber eine echte Herausforderung für jeden Hobbybrauer!
Zum Vergleich: Für ein Bier mit einer Stammwürze von 12 % benötigt man heute - je nach Sudhausausbeute - auf 100 Liter beispielsweise 20 kg Malz. Auf 138 Liter wären das etwa 27 kg Malz. Das heißt, für den damals 80 Jahre älteren Adam wurde fünfmal so viel Malz verwendet als für ein klassisches Vollbier heutigen Datums.
G. E. Habich lagen verschiedene Arten von Daten zur Verfassung seines Artikels über das Adambier vor: Zum einen ist da die Analyse eines Adambieres von 1864 zu nennen. Das hatte eine Stammwürze von 34,9 %, einen Alkoholgehalt von 10,8 Vol.-% und einen daraus errechneten Vergärungsgrad von 51,2 %. Zum anderen sind es seine Aufzeichnungen aus den Berichten von August Leisel in Elberfeld, Gustav Bömcker und Wanker jr. in Dortmund sowie Julius Troost in Hadamar.
Malzsorten
Auf dem oben näher beschriebenen Etikett in deutscher und französischer Sprache findet sich zudem der Hinweis „aus Weizen gebraut“. Neben dem „Weizen-Adam“ kam der Adam aus Gerstenmalz oder aus einem Gemisch beider Malze aus den Sudkesseln. Der mit Weizenmalz gebraute Adam soll aber bezüglich seines Geschmacks vollmundiger, angenehm weinsäuerlicher und haltbarer sein als der lediglich aus Gerstenmalz gebraute Adam.
Schon in der Mälzerei wurde auf besondere Sorgfalt geachtet. So wurde zum Beispiel der Weizen etwa 48 Stunden lang eingeweicht, der Malzhaufen dünn und kalt bei ca. 11 °C geführt, das fertige Grünmalz auf Schwelkboden und Darre gebracht und sehr langsam hell abgedarrt.
Die Farbe
War es somit ein helles Bier? Weit gefehlt! G. E. Habich beschreibt es als glanzhelle, dunkel-rötliche-braune Flüssigkeit, bei der die Farbe zwischen der des Porter und der des Bordeauxweines liegt, aber mehr zum Roten hin tendiert.
Warum wird dieses Bier angesichts des oben beschriebenen Malzes nun so dunkel?
Bei einem weiteren Versuch des oben schon erwähnten analysierten Bieres konnte die Farbe mit Gerbsäure (Tannin) nahezu vollständig entfernt werden. Die Farbe rührte also, schlussfolgert Habich, lediglich von gebräunten Eiweißstoffen her und - jetzt kommt’s! - Farbmalze seien somit nicht zur Anwendung gekommen.
Infusion oder Dreifach-Dekoktion?
Eindeutig beides! Denn G. E. Habich nennt als Herstellungsverfahren sowohl das bayerische Dickmaischverfahren (Dreifach-Dekoktion) als auch die Infusion (siehe oben unter "Schüttung").
Die Dreifach-Dekoktion wird in der Literatur des Öfteren behandelt, so auch in Habichs „Schule der Brauerei“ von 1863. Wenden wir uns also dem Infusionsverfahren zu, mit dem der Adam ursprünglich hergestellt wurde! Dafür brauchen wir einen langen Atem und sehr viel Zeit für einen noch längeren Brautag.
Einen Tag vor dem Brauen wird schon ordentlich geklotzt. Gegen 15 Uhr wird das Schrot in die Braupfanne geschüttet. Darin befindet sich schon etwas Wasser. Eine gute Durchmischung erfolgt. Bis 23 Uhr lässt man die Maische stehen. Dann geht es los: Unter ständigem Rühren wird der Kessel von unten befeuert und die Dickmaische zum Kochen gebracht wird. Doch das dauert! Erst gegen 4 Uhr morgens kocht sie.
Die Maische wird in den Läuterbottich geschöpft und nach ein bis zweistündiger Ruhe wird die noch nicht klar laufende Würze in einen Würzebehälter abgelassen. Zwischenzeitlich wird wiederum Wasser zum Kochen gebracht und eine zweiter Aufguss über den Treber gegeben. Dann wird die Vorderwürze aus dem Würzebehälter im Kessel erhitzt und die zweite Würze aus dem zweiten Aufguss hinzugepumpt.
Sowohl die Vorderwürze als auch der Nachguss werden nun gekocht und feinster bayerischer Hopfen zugesetzt. Gekocht wird über Stunden, und schließlich wird endlich nach ca. 28 Stunden die Würze auf das Kühlschiff gelegt.
Heutzutage unvorstellbar, wie lange die eigentliche Sudarbeit dauerte!
Die Mitwirkung an einem solch langen Sudtag wäre für die Kölner Bierhistoriker sicherlich eine interessante Herausforderung. Vielleicht ergibt sich ja da mal eine Kooperation mit der Braukommune Rheinland - siehe Ausgabe Herbst 2014 -, die ja über eine "historischen Anlage" verfügt. Dann wird an dieser Stelle selbstverständlich darüber berichtet.
Hopfen
Auf etwa 1 hl werden zum Kochen 684 g „feinster bayerischer Hopfen“ zugesetzt - eigentlich eine durchaus beachtliche Menge. Doch die hohe Stammwürze von 35 % wirkt der Bittere entschieden entgegen. In späterer Zeit soll es nur noch halb so viel Hopfen gewesen sein, erklärt Habich.
Wie viel IBU waren das denn? Schwierige Frage! Nächste bitte! - Aber ich will es einmal versuchen:
Bei der oben angegebenen Ausschlagmenge von 68,5 hl beim bayerischen Bier müssen bei unterstellten 2 Stunden Kochzeit und 10 % Verdampfung pro Stunde etwa 86 hl Würze vor dem Kochen angenommen werden, die auf 27,5 hl heruntergekocht wird. Die Stammwürze im oben erwähnten Analyse-Adam beträgt 35 °P. Als Hopfensorte unterstellen wir einmal Hallertauer Tradition mit 5,5 % Alphasäure. Als Menge wählen wir das oben erwähnte Verhältnis von 684 g Hopfen pro Hektoliter und kommen so auf 18,81 kg Dolden. Bei einer angenommenen Verdunstung von 10 % pro Stunde wird 6 bis mehr als 7 Stunden gekocht. Mit diesen Daten füttern wir nun den Rechner der Müggelland-Brauerei (https://brauerei.mueggelland.de/hopfenausnutzung.html) und kommen so auf den IBU-Wert von 38. Genaue Angaben über die Hopfensorte „feinster bayerischen Hopfen“ finde ich in dem Aufsatz von Habich nicht. Auch Pattinson schweigt sich in seinem Blog „Shut up about Barclay Perkins“ darüber aus.
Anstellen - Gärung - Reifung
Das Anstellen erfolgt bekanntermaßen nach angemessener Abkühlung der Würze. Doch was heißt hier "angemessen"? Der Adam soll mit obergäriger Hefe vergärt worden sein. Da denkt der Hobbybrauer zumeist an ca. 20 °C. So nicht beim Adam! Dieser wird bei 10 °C angestellt, sodass die Obergärung sehr langsam in Bottichen verläuft. Vier bis fünf Wochen soll die Hauptgärung verlaufen, wobei täglich Hefe abgeschöpft wird. Zu dieser lang verlaufenden Hauptgärung passt, dass im Vergleich zu anderen seinerzeitigen Bieren nur eine sehr geringe Menge Anstellhefe verwendet wird. Habich nennt hier auf 1000 Liter Würze zwischen 3 und 3,5 Liter obergärige Anstellhefe aus Brauereien.
Nach der langen Hauptgärung wird das Bier in Fässer zur Nachgärung abgefüllt. Hierfür seien am besten jene prädestiniert, in denen vorher Wein gelagert hat. Die weiterhin ausstoßende Hefe wird täglich abgespült und schließlich, wenn das Fass keine Hefe mehr "ausspuckt", der Spund locker aufgesetzt. Diese Fässer haben eine Größe von umgerechnet knapp 1400 Liter.
Erst nach einer Reifezeit von zweieinhalb bis drei Jahren wird der Adam ausgeschenkt oder - wie oben schon erwähnt - zum Beispiel nach Frankreich versendet.
Ist der Adam etwa sauer?
Gegenfrage: Welches Bier angesichts einer solch langen Lagerzeit in Holzfässern denn nicht? - Wie dem auch sei, Ronald Pattinson beschreibt den Adam in seinem Buch „Decoction!“ als starkes, säuerliches und obergäriges, braunes, klares Bier. Die Milchsäurewerte schwanken nach seinen Recherchen zwischen 0,18 und 0,61 % des fertigen Bieres.
Kommerzielle Beispiele
Es gibt wenige Brauereien, die Adam-Interpretationen anbieten, aber es gibt immerhin welche! Auf persönliche Verkostungsbeschreibungen möchte ich hier verzichten, sondern diese den zahlreichen Testern auf „ratebeer.com“ überlassen. Spannend wird Deine persönliche Verkostung, wenn du Habichs Adam-Beschreibung (siehe unter "Was ist der 'Adam' nun für ein Bier?") zum Vergleich heranziehst. Viel Spaß dabei!
Zum einen gibt es den Adam von „Hair of the Dog“, der nach Angaben auf der Homepage 1994 zum ersten Mal gebraut wurde.
Sozusagen der Ur-Vater der neuzeitlichen Interpretationen. Ihn gibt es mittlerweile in den verschiedensten Varianten.
http://www.ratebeer.com/beer/hair-of-the-dog-adam/568/
Zum anderen ist da der Adam der Dortmunder Bergmann Brauerei zu nennen. Die ersten Probesude gab es 2010; der Verkauf startete 2011. Eine „ehrliche Arbeit“, wie die Brauerei hervorhebt. Stimmt! Das Bier mag viele überzeugen, mich auch, aber ich hätte mir schon mehr Mut gewünscht, dem Bier etwas mehr „Charakter“ zu geben.
http://www.ratebeer.com/beer/dbb-bergmann-adam/164964/
Ein weiteres Produkt auf dem Markt ist der „Methusalem“ von Monarchy, der Anfang 2013 zum ersten Mal bei der Vormann-Brauerei in Hagen-Dahl gebraut wurde. Vom aktuellen Sud habe ich vor rund zwei Monaten mit dem Braumeister zusammen etwas zwickeln und verkosten dürfen. So viel steht fest: Der zu dem Zeitpunkt bereits ein halbes Jahr lagernde Methusalem wird wiederum ein außergewöhnlich gutes Bier werden!
http://www.ratebeer.com/beer/the-monarchy-methusalem-sour-altbier/212801/
Rezepte
Einige Adambier-Rezepte finden wir im Netz, zum Beispiel auf „http://www.homebrewchef.com/“, das vom Head Brewer/Owner Alan Sprints von der Hair of the Dog Brewing Company selbst stammen soll. Dieses Rezept liegt auf jener Website für das Braurezepturprogramm "BeerSmith" zum Download bereit. Das beim Hobbybrauerwettbewerb im Rahmen des „Camba Oak Aged Festival“ eingereichte AdamDo der Kölner Bierhistoriker - Sud #1 - wurde mithilfe eben dieses Programms gebraut.
Daher bietet sich ein Vergleich an:
Zu den Rezepten für "Hair of the Dog" und "AdamDo"
Weitere Adam-Interpretationen zum Nachbrauen findet ihr hier:
http://archive.maltosefalcons.com/recipes/20021101.php
http://maltosefalcons.com/tech/brewing-dortmunder-adambier
http://labrewer.blogspot.de/2008/05/arroganter-sombrero-adam-20.html
Ein "Weizen-Adam" ist noch nicht darunter, aber er steht schon auf meiner Brau-Agenda für 2015. Und für die Rezeptentwicklung werde ich mir - siehe oben - noch was einfallen lassen. Im Übrigen ist zwischen dem ersten Sud im Mai 2014 und heute noch die ein oder andere Erkenntnis dazugekommen ...
Fazit:
Der Adam, ein faszinierendes, für mich „paradiesisches“ Gebräu - mitten aus dem Pott, ein Bier, das den Hobbybrauer herausfordert, sowohl bei der handwerklichen Umsetzung, als auch bei den Details der Rezeptur. Trotz vieler Hinweise, die ich hier zusammengestellt habe, bleibt für den Brauer viel Raum für Fantasie. Aber eines haben alle Adambiere gemeinsam: Sie brauchen Zeit, sehr viel Zeit. „Methusalem“ lässt grüßen!
Der Autor: Michael Roeßgen ist Hobbybrauer seit 2012. Anfang 2014 absolviert er in Bamberg den Biersommelier-Kurs der Doemens Akademie. Im selben Jahr gründet er mit acht weiteren Hobbybrauern aus dem Kölner Raum den gemeinnützigen Verein Kölner Bierhistoriker e. V. Beim Camba Oak Aged Festival 2014 in Truchtlaching belegt er mit seinem „AdamDo“ den zweiten Platz. Sein „Export“ landet zwei Wochen später bei den Haus- und Hobbybrauertagen 2014 ebenfalls auf dem zweiten Platz. Für 2015/2016 plant er den Aufbau einer kleinen 5-hl-Brauerei im Kölner Land.
Quellen:
- Austermann, Mathias, 2013, Dortmunder Denkmalhefte, Bausteine und Fundstücke
Ausgabe 03 - Die besondere Note der Brückstraße, Stadt Dortmund - Habich, G. E., Dortmunder Adambier, Der Bierbrauer (12) 1869, Verlag Otto Spamer, Leipzig
- Pattinson, Ronald , Adambier, 2010, http://barclayperkins.blogspot.de/2010/04/adambier.html
- Pattinson, Ronald, Decoction!, 2011, Kilderkin
- Bergmann Brauerei Dortmund, http://harte-arbeit-ehrlicher-lohn.de
- Alte Maßeeinheiten, http://www.zeitspurensuche.de/02/st1masse.htm#Fluessig,
http://home.arcor.de/peter_klaering/alte_masse/alte_masse_metrisch.html#Metrische
hallo lieber michael,
gratulation zu diesem tollen artikel! ich hätte noch zwei fragen/anmerkungen:
1) bierfarbe: kann es nicht sein, dass die farbe vor allem durch die lange holzfasslagerung zustande kam?
2) IBU: soweit ich gelesen habe, kann man die hopfengaben in früheren rezepten nicht mit einer entsprechenden zugabe unsere heutigen hopfens vergleichen bzw. verrechnen. schließlich war der hopfen früher so gut wie immer deutlich gealtert und wesentlich schwächer in seinen inhaltsstoffen als die heute üblichen sorten. siehst Du das auch so?
liebe grüße, markus
Lieber Markus,
ich freue mich, dass Dir der Artikel gefällt. – Bei der Bierfarbe habe ich mich lediglich auf G. E. Habich bezogen. Ausschließen möchte ich Deinen Hinweis nicht; denn mit den Wirkungen der Holzfasslagerung auf die Farbe oder möglicherweise zwischen Eiweiß und Holzfasslagerung habe ich mich – bis jetzt noch nicht – befasst. – Deine Anmerkungen zum Hopfen sehe ich genauso. Beim Nachbrauen nahezu authentisch an die IBU heranzukommen, ist wohl kaum möglich. Da fehlen häufig entsprechende Daten; zumeist sind es ja nur Gewichtsangaben.
Liebe Grüße aus dem Rheinland nach Bamberg – Michael
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Hallo! Sehr schöner Artikel! Ich lese gerne zu historischen Biersorten.
Zur Rechtsfrage Bergmann-Brauerei Namensrechte „Adam-Bier”.
Nach meiner Rechtskenntnis ist der Markenschutz nicht rechtmäßig, da es sich bei Adam-Bier nachweislich um einen „Sortennamen” handelt, der dadurch Gemeinfreiheit genießt.
Wer sein Bier als Adam-Bier bezeichnet, hat also in einer rechtlichen Auseinandersetzung nichts zu fürchten. Man könnte auch die Löschung der Marke beim DPMA beantragen.
Viele Grüße!