Mit der „Schultze-Berndt-Bibliothek“ der Gesellschaft für Geschichte des Brauwesens e.V. (GGB) und der „Axel-Simon-Bibliothek“ der Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei in Berlin (VLB) e.V. sind in Berlin gleich zwei renommierte brauwissenschaftliche Spezialbibliotheken vorhanden, die für brauhistorisch oder brautechnologisch Interessierte einen immensen Fundus an Literatur bereitstellen.
Seit 1898 ist die 1883 gegründete VLB Berlin in der Seestraße in Berlin-Wedding ansässig und zählt damit zu den Initiatoren dieses Wissenschaftscampus in zentraler Berliner Lage. Gegenwärtig sind auf dem Gelände neben der VLB Berlin Institute der Technischen Universität Berlin, Abteilungen des Deutschen Herzzentrums und der Charité sowie die Preußische Spirituosenmanufaktur PSM beheimatet. Mit dem 2017 bezogenen Neubau der VLB Berlin hat dieser Standort einen Innovationsschub erhalten, der als Startschuss für die weitere Modernisierung und den Ausbau des Campus gilt.
Die beiden Spezialbibliotheken zu Braugeschichte und zur Brau- und Gärungstechnologie, die im Neubau der VLB zu finden sind, verfügen über einen einzigartigen Bestand zu ihrem jeweiligen Themengebiet. Beide Bibliotheken werden von privaten Organisationen getragen und stehen allen Studenten, Wissenschaftlern und der interessierten Öffentlichkeit zur Verfügung.
Die „Axel-Simon-Bibliothek“ der VLB Berlin
Im Oktober 2017 bezog die ehemalige „Lorberg-Bibliothek“ des Instituts für Gärungsgewerbe und Biotechnologie zu Berlin (IfGB) ihre neuen Räume in der 4. Etage des Neubaus der VLB. Mit dem Umzug wurde diese Bibliothek als Dank für das Engagement von Dr. Axel Th. Simon, dem – inzwischen verstorbenen – langjährigen Präsidenten und Ehrenpräsidenten der VLB, in „Axel-Simon-Bibliothek“ umbenannt. Das Sammelgebiet der Bibliothek, die mit zu den umfangreichsten brauwissenschaftlichen Spezialbibliotheken der Welt gehört, umfasst Literatur der Brauwissenschaften, der Gärungstechnologie sowie angrenzender Fachgebiete.
Ihren Ursprung hatte die Bibliothek bereits in den Gründungsjahren der VLB in den 1880er Jahren. Zunächst als Handbibliothek des damaligen wissenschaftlichen Direktors Prof. Dr. Max Delbrück, der während seiner Amtszeit (1883 – 1919) dafür sorgte, dass der Grundstock für eine gärungswissenschaftliche Bibliothek aufgebaut wurde. Neben chemischer und brautechnologischer Literatur lag ein weiterer Schwerpunkt seinerzeit auch auf den Fachgebieten Spirituosen‑, Malz- und Essigherstellung, Hefetechnologie, Mikrobiologie und Kälte- bzw. Wärmetechnik.
Leider hat ein Teil dieser Bestände den 2. Weltkrieg nicht überstanden: Zahlreiche Bände wurden durch Bombentreffer vernichtet, weitere Bücher wurden von der sowjetischen Armee beschlagnahmt und abtransportiert. Durch das beherzte Engagement der damaligen Mitarbeiter überstanden dennoch bedeutende Teile des Bestandes in Verstecken und in Außenquartieren. Zu nennen ist hier beispielsweise die essigtechnologische Sammlung, welche von Prof. Dr. G. Haeseler über diese schwierige Zeit gerettet wurde. Ein Teil der durch die Kriegsereignisse verlorengegangen Bücher konnten durch Buchspenden seitens der Mitgliedsbrauereien der VLB wieder ergänzt werden.
Heute sind in der Bibliothek etwa 10.000 Bücher, 2.000 Dissertationen und Diplomarbeiten und etwa 12.000 Zeitschriftenbände vorhanden. Bei den Zeitschriften ist insbesondere der nahezu lückenlose Bestand der „Allgemeinen Brauer- und Hopfenzeitung“ des Verlags J. Carl, Nürnberg (Vorläufer der Brauwelt) und der von der VLB herausgegebenen „Wochenschrift für Brauerei“ hervorzuheben. Daneben sind fast alle deutschsprachigen Brauzeitschriften, aber auch brautechnologische Fachzeitschriften aus aller Welt vorhanden. Neben der Nutzung der gedruckten Zeitschriften ist auch der Zugriff auf elektronische Zeitschrifteninhalte möglich.
Für die Recherche stehen neben den Katalogen und internen Datenbanken auch Zugänge zu externen Datenbanken zur Verfügung. Damit optimale Rechercheergebnisse erzielt werden können, werden regelmäßig Schulungen zur Literatursuche und zur Nutzung von Wissensmanagementsystemen bzw. Literaturverwaltungsprogrammen angeboten. In der neuen Bibliothek und im Leseraum stehen PC-Arbeitsplätze und ein Scanner zur Verfügung. Insgesamt ist die „Axel-Simon-Bibliothek“ ein wertvoller und einmaliger Wissensspeicher für die Mitarbeiter der VLB Berlin, für die Teilnehmer aller Fortbildungskurse der VLB Berlin sowie des Instituts für Gärungsgewerbe und Biotechnologie (IfGB) und steht selbstverständlich auch allen Studenten der Fachrichtung Brauerei- und Getränketechnologie der TU Berlin zur Verfügung. Die Nutzung steht aber auch externen Wissenschaftlern und der interessierten Öffentlichkeit offen.
vlb-berlin.org/axel-simon-bibliothek
Die Schultze-Berndt-Bibliothek der Gesellschaft für Geschichte des Brauwesens (GGB) e.V.
Die GGB wurde 1913 in Berlin gegründet. Zweck des Vereins ist das Studium und die Dokumentation der Geschichte des Brauwesens. Die geschieht unter anderem durch den Betrieb einer Bibliothek. Benannt nach dem langjährigen Geschäftsführer der GGB, Dr. Hans Günter Schutze-Bernd (*1927-†1996), ist die „Schultze-Berndt-Bibliothek“ die einzige Spezialbibliothek für braugeschichtliche Literatur in Deutschland.
Sie verfügt über einen Bestand von etwa 7000 Büchern und etwa 1000 Zeitschriftenbänden, die für die Mitglieder der Gesellschaft, aber auch für Wissenschaftler, Studenten und die Öffentlichkeit zugänglich sind. Geografisch ist die Sammlung nicht auf Deutschland oder den deutschsprachigen Raum begrenzt. Auch Literatur zur europäischen und weltweiten Braugeschichte ist im Bestand vorhanden.
Die ältesten Bücher „Schultze-Berndt-Bibliothek“ stammen aus dem 16. Jahrhundert. Darüber hinaus verfügt die Sammlung auch über Archivalien zu einzelnen Brauereien und Persönlichkeiten aus dem Brauwesen. Recherchierbar ist der Bestand über den Online-Katalog der Bibliothek, der auf der Homepage der Gesellschaft unter ggb-berlin.de zu finden ist.
Craftbier- Heim- und Hobbybrauer können in den historischen Beständen der Bibliothek sowohl nach der Braugeschichte ihrer jeweiligen Region recherchieren als auch Literatur zu traditionellen Herstellungsverfahren und Biersorten finden.
Die Bibliothek der GGB e.V. wird über die Mitgliedsbeiträge zur Gesellschaft finanziert, brauhistorisch interessierte Personen sind als neue Mitglieder herzlich willkommen. Näheres über die Modalitäten einer Mitgliedschaft ist auf der Homepage zu finden.
Öffnungszeiten und Kontakt
Die „Schultze-Berndt-Bibliothek“ und die „Axel-Simon-Bibliothek“ befinden sich im 4. Obergeschoss des Neubaus der VLB Berlin, Seestraße 13, 13353 Berlin (Wedding).
Geöffnet ist Montag, Mittwoch und Donnerstag von 14–18 Uhr und am Dienstag und Freitag von 9 bis 13 Uhr.
Externen Nutzer wird empfohlen, sich vorab bei der Bibliothekarin Michaela Knör anzumelden.
Kontakt: (030) 45080–235
oder knoer@vlb-berlin.org an.
Titelfoto und Abbildungen 2 und 3: Michaela Knör
Abbildung 1: Alexander Hofmann, Geschäftsführer der GGB