Neue Brauerei am Berliner Ostkreuz
Es gibt schon eine Seite im Web und auf Facebook, aber die Chronik ist noch sehr kurz und die neue Bierbar und Brauerei in der Neuen Bahnhofstraße 30 am Berliner Ostkreuz noch eine Baustelle. Ich hatte Ende November Gelegenheit, mich vom Fortschritt der Arbeiten zu überzeugen und mit Timo Thoennißen, dem Gründer und Geschäftsführer, zu sprechen.
Die Gegend am nördlichen Ausgang des Bahnhofs Ostkreuz macht seit einigen Jahren die gleiche Methamorphose durch wie schon ein Jahrzehnt zuvor der Kiez um die Simon-Dach-Straße. In der Sonntag- und Lehnbachstraße rund um den Bauer-Platz gibt es in den Erdgeschossen kaum noch andere Mieter als Bars und Restaurants. Auch die Westseite der Neuen Bahnhofstraße ist schon weitgehend zur Kneipenmeile mutiert, nur ein paar Backshops und Spätis halten sich noch dazwischen. Aber auch einige Adressen für gutes Bier findet man hier schon: nur etwa 200 Meter weiter hat in der gleichen Straße vor einem halben Jahr die Home World Beer Bar eröffnet, und Hops&Barley in der Wühlischstraße, Antlered Bunny in der Oderstraße, Szimpla in der Gärtner- und Frenc in der Niederbarnimstraße sind jeweils nur 10 Gehminuten entfernt.
Von außen sieht die zukünftige Brauerei und Bierbar schon vielversprechend aus: Die Fassade ist frisch gestrichen und die Werbung für Straßenbräu angebracht. Die Schaufenster sind zwar noch verhängt, aber die Eingangstür steht schon offen – allerdings nur für die Handwerker, die zwischen Material und noch verpackten Möbeln in dem relativ kleinen Gastraum kaum Platz haben. Zwei Bautrupps arbeiteten parallel an der Theke und in der Brau-Ecke.
Das gestalterische Konzept der Bar unterscheidet sich von dem vieler anderer, die in letzter Zeit als Craft-Bier-Bar eröffnet haben. Statt Europaletten und Flohmarktmöbeln findet man hier nagelneues Inventar in weiß und Holz. Die Wände sind frisch renoviert und strahlen in hellen Farben, der neue Boden aus großen schiefergrauen Fliesen wurde gerade nochmals gegen Trittschall gedämmt. Etwa 50 Gäste werden im Innenraum auf Bänken und Hockern Platz finden. Im Sommer kommen noch Außenplätze auf dem Bürgersteig vor der Bar dazu.
Die Brauanlage ist in eine Ecke des Gastraums integriert. Der 200er Labu CraftMaster (siehe auch Messebericht von der BrauBeviale) wurde vom österreichischen Hersteller nur leicht angepasst. So wurde etwa das zweite Mannloch der Pfanne zugunsten eines schrägen Stutzens zur Hopfengabe entfernt. Die Pfanne fasst bis zu 270 Liter. Gebraut wird nach Bedarf – in der jetzigen Ausbaustufe bis zu zweimal wöchentlich. Der kleine Gär- und Lagerkeller befindet sich in und hinter einer Kühlzelle, die über die Theke zugänglich ist.
Braumeister wird der frisch an der TU Berlin diplomierte Sebastian „Seba” Pfister werden. Er will neben einigen Stammsorten auch immer wieder experimentelle Biere in kleiner Auflage brauen. Dafür wird im hinteren Teil des Gastraums eine zweite kleine Brauanlage aufgebaut werden, an der neben diesen Pilotsuden auch Biere zusammen mit Gästen gebraut werden sollen.
Die Bauarbeiten werden voraussichtlich Anfang Dezember abgeschlossen sein. Dann wird die Endabnahme in Angriff genommen – erst danach darf mit dem Brauen begonnen werden. So wird das erste eigene Bier wohl erst im nächsten Jahr in den Ausschank kommen. Die 10 Hähne sollen aber nicht ausschließlich mit eigenen, sondern auch mit Bieren befreundeter Brauereien beschickt werden.
Wenn die Qualität der Straßenbräu-Biere hält, was die professionelle Ausstattung verspricht, prophezeie ich Timo, dass die Kapazitäten schon im ersten Sommer kaum noch ausreichen werden. Aber was ist erfreulicher für den Brauereibesitzer, als wegen großer Nachfrage zu expandieren?
Ich wünsche Timo und dem Team vom Straßenbräu alles gute für den Einstieg und freue mich schon auf das erste Bier der neuen Brauerei!
Brauerei Straßenbräu
Neue Bahnhofstr. 30
10245 Berlin
E‑Mail bier@strassenbraeu.de