Es gibt auf dem Markt und im Open-Source-Bereich schon einige Brausteuerungen für den Hobbybereich. Jede hat ihre eigenen Vorzüge und Besonderheiten. Bei der Brausteuerung V3 war das Ziel, dass sie klein und die Hardware günstig sein sollte, sie nicht direkt mit dem 230-V-Stromnetz in Verbindung stehen, stromsparend und einfach zu bedienen, also sich auf das Wesentliche beschränken sollte.
Aus den gesammelten Erfahrungen im Robotikbereich mit dem Mikrocontroller Atmel328P sollte auch diese Brausteuerung einen Arduino Nano als Herzstück bekommen. Im Gegensatz zu der vorhergehenden Open-Source-Brausteuerung V1 [1] sollte die Brausteuerung V3 [2] kein LCD-Display erhalten, sondern komplett über ein Android-Mobilgerät per Bluetooth bedienbar sein. Allerdings dient das Mobilgerät lediglich als Displayersatz und Eingabe für die Brauplanung, die Statusberichte und Protokolle. Die Ablaufregelung an sich ist als autonom arbeitende Steuerung programmiert und bedarf keiner stetigen Verbindung. Sollte also einmal die Verbindung abbrechen, arbeitet die Steuerung ungehindert weiter.
Die typische Temperaturregelung einer Brausteuerung im Hobbybereich geschieht über das Ein- und Ausschalten der Stromversorgung der Heizquelle. Dafür wäre eine direkte Verbindung über ein Relais zur Schaltung der 230-V-Leitung nötig, wie es die meisten anderen Steuerungen vorsehen. Doch der Umgang mit einer 230-V-Leitung ist im Hobbybereich riskant. Die Idee war daher, die Ansteuerung des Stromschalters über eine 230-V-Funkzwischensteckdose im 433-MHz-Band zu realisieren. Damit auch die beliebte 3.600-W-Hendi-Platte betrieben werden kann, wird eine Funksteckdose in dieser Leistungklasse verwendet.
Für die Bluetooth-Verbindung ist ein HC-06-Modul verbaut. Dieses übernimmt die Kommunikation zwischen dem Mobilgerät und der Steuerung. Da die ganze Brausteuerung so nur noch ca. 60 mA benötigt, braucht sie auch nicht zwingend ein Netzteil und kann mit einem voll geladenen 9‑V-Batterieblock betrieben werden. Sollte aber auch während des Brauens einmal die Batterie leer werden, kann diese einfach ausgetauscht werden, und der Brauprozess setzt dann an der letzten Stelle wieder ein.
Die entsprechende Android-Software für das Mobilgerät kann über Google Play oder über GitHub [3] installiert werden. Die App ist sehr ressourcensparend und übersichtlich gestaltet, sodass sie auch auf alten Mobilgeräten betrieben werden kann. Schon ein günstiges Tablet mit Bluetooth (ca. 35 Euro) kann dafür verwendet werden.
Bevor aber die Steuerung den Maischeprozess steuern kann, braucht sie ein entsprechendes Braurezept. Dieses kann offline am Mobilgerät erstellt und abgespeichert werden. Sobald eine Verbindung zur Brausteuerung aufgebaut ist, kann das Rezept auf die Steuerung übertragen werden. Maximal sind hier 16 Brauschritte vorgesehen. Jeder Brauschritt ist gleich aufgebaut und kann sowohl zum Maischen als auch zum Kochen mit verschiedenen Hopfengaben verwendet werden. Die Brauschritte werden automatisch durchgeschaltet, können aber auch am Ende auf eine manuelle Bestätigung warten. Diese kann wiederum mit einem Signalton von der Steuerung wie auch von dem Mobilgerät gemeldet werden.
Die Rezepte werden in einem XML-Format (BML = brewing markup language) abgespeichert. Alternativ können aber auch vom Kleinen Brauhelfer exportierte Rezepte geladen werden. Einige bereits erprobte Rezepte liegen auch schon zum Download auf der Webseite [2] bereit.
Während des Brauens wird eine einfache Protokolldatei mit allen Daten erstellt und im CSV-Format abgelegt. Diese Datei kann in entsprechende Tabellenkalkulationsprogramme geladen und so zum Beispiel der Temperaturverlauf über die Zeit grafisch dargestellt werden. Weiterhin enthält die Applikation einen Webserver, über den der Braustatus mit jedem Webbrowser im lokalen Netzwerk verfolgt werden kann.
Sollte jemand Interesse an der Brausteuerung haben, kann diese auf Nachfrage (Kontakt zum Autor über info@mikroSikaru.de, Kosten ca. 120 Euro) zusammengebaut werden. Alternativ gibt es auch für den ProfiCook EKA 3338 eine simple Einbauvariante als Erweiterung, die den Einkocher technisch nicht in seiner eigentlichen Einkochfunktion verändert.
André Betz ist 43 Jahre alt und lebt in der Biermetropole Frankens, genauer in Schwabach. Von Beruf ist er Informatiker bei Siemens und beschäftigt sich mit Mikrocontrollern und Linux. Als Hobby betreibt er die Webseiten Zwieselbrau.de und ITZwiesltal.de. Sein Ziel ist es, das Brauen in der ehemaligen traditionellen Braustadt Schwabach wieder neu zu verwurzeln.
Quellen:
[1] Brausteuerung V1: http://ITZwieseltal.de
[2] Brausteuerung V3: http://mikrosikaru.de
[3] Software-Download: https://github.com/sky4walk/BrausteuerungV3
Da Du ja Deine Hardware ja zum Verkauf anbietest würde mich interessieren
wie Du das Rechtliche gelöst, bzgl.
– CE-Zertifizierung & Konformitätserklärung (73/23/EWG)
– EAR-Registrierung mit WEEE Nummer
Hallo Dieter,
also das Rechtliche ist an und für sich kein Problem. Zusätzlich zu dem Gewerbe habe ich eine Produkthaftung dafür abgeschlossen. Weiterhin habe ich mich bei Take-e-way (Achtung Schleichwerbung aber die machen echt alles für Dich) angemeldet, die mich wiederrum beim EAR angemeldet haben. Sobald ich die WEEE Nummer habe, beginnt auch der offizielle Verkauf (Artikel kam früher als der WEEE Nummer). Die Niederspannungsrichtlinie 2014/35/EU (vormals 73/23/EWG) brauche ich nicht erfüllen, da ich nicht direkt mit dem Stromnetz agiere und die Steuerung mit 9V Batteriespannung unterhalb 50V/75V liegt. Auch ist die Funkschaltzwischensteckdose von einem Drittanbieter, der diese in Deutschland vertreibt und diese auch wiederrum zertifiziert worden ist. Allerdings musste ich die Richtlinien für Funk/EMV überprüfen, da gabs eine ganze Liste. Hier hatte ich aber Glück, da ich Zugang zu EMV Messgeräte hatte und konnte so überprüfen, dass alles soweit passt.
Schönen Gruß
Andre
Ich bin Besitzer eines 20l, 2 Geräte Sudwerks und habe schon mehrere Sude mit dieser Brausteuerung eingebraut. Das Handbuch zur Steuerung könnte etwas ausführlicher sein. Die Steuerung selbst funktioniert aber sehr gut.
Ich habe folgende Programme erstellt: Aufheizen (Maischwasser wird auf Einmaischtemperatur aufgeheizt)
Maischen
Kochen
Reinigung
Der Alexbräu