Interview mit Matthias Hossfeld
Matthias Hossfeld alias MattMill ist den meisten Hobbybrauern durch seine Malzmühlen ein Begriff. Sein Name steht für innovative Ideen für Hobbybrauer und solide Technik Made in Germany.
Weniger bekannt sind seine Läutersysteme, die er seit geraumer Zeit in verschiedenen Varianten anbietet. Das brau!magazin hat mit ihm folgendes Interview geführt:
brau!magazin: Matthias, was willst Du uns über dich persönlich verraten?
Matthias: Ich bin 1962 geboren, wohne seit 1964 in 66459 Kirkel-Limbach, habe eine Frau, zwei auswärts studierende Töchter, Hund, Haus. Bin gelernter (old-school) Maschinenbauerhandwerksmeister, habe mal Ingenieurwesen studiert und arbeite seit 1997 als Entwickler und Konstrukteur, seit 2005 dies selbständig.
Ich entwickle neben den MattMill- Produkten eigentlich Förder- und Handhabungstechnik für die bei uns ansässige automotive Industrie sowie Nutzfahrzeuge und deren Aufbauten, z.B. Container-Kipper, Lastzüge, etc.
Drei Tage arbeite ich auswärts als Dienstleister, drei Tage zuhause mit MattMill. Ich singe aktiv in derzeit vier Chören, von Klassik bis Pop und Jazz, die Bassstimme.
Und: ich braue seit 1986 mein eigenes Bier.
brau!magazin: Wann und wie bist Du mit Mattmill gestartet?
Matthias: Der Gedanke an MattMill entstand 2006. Ich wollte mir eine hochwertige Malzmühle konstruieren und bauen. Aus Rationalitätsgründen habe ich gleich 10 Stk. gefertigt, die ich sofort auch verkaufen konnte. Es entstand eine Nachfrage nach einem handwerklich gefertigten deutschen Produkt mit gutem Service. Den Prototypen verwende ich heute noch selbst als meine Ur-MattMill. Inzwischen gibt es über 1000 Stück.
brau!magazin: Woher beziehst Du deine Ideen, wie wird konstruiert, wo wird gefertigt und wie wird vertrieben?
Matthias: Meine Ideen kommen mir nach Bedarf und beim Verfolgen der Diskussionen im Hobbybrauerforum. Auch geben die Anwender manchmal Anregungen oder melden Bedarf an. Das professionelle Finden von Lösungsmöglichkeiten, und ein gewisses „Schrägdenken” liegt mir und ist mein tägliches Brot.
Die Konstruktion und Zeichnungserstellung erfolgt mit 3D- Konstruktionsprogrammen.
Ich kaufe die Komponenten nach meinen Zeichnungen weitestgehend fertig ein, mache dann aber mit Handarbeit, Finish und Montage ein fertiges, funktionsfähiges Produkt daraus und verpacke es verkaufsfertig. Manchmal hilft mir meine Frau, meine kleine Tochter oder deren Freund, ansonsten mache ich alles selbst.
Der Vertrieb läuft über 5 zentrale Händler, die ich beliefere. Diese vertreiben MattMill in inzwischen ganz Europa. Schwerpunkt aber ist eindeutig D‑A-CH, nach einem Handschlagvertrag 2006 exklusiv betreut von Hopfen-und-Mehr in Tettnang, die ich ca. 10x im Jahr selbst beliefere. Ansonsten geht es über Paketdienste.
Erster Grundsatz für mich ist, alle Wertschöpfung ausschließlich im eigenen Land zu machen, dort wo ich lebe und meine Steuern bezahle. Außer den Normteilen und Kartons, auf deren Herkunft ich keinen Einfluss habe, kommen ausnahmslos alle Komponenten aus kleinen und großen Betrieben in ganz Deutschland. Viele Lieferanten zählen auf mich und ich auf sie. Es entstand durch absolut faires Handeln (z.B. Zahlungsmoral) ein exzellentes Lieferanten – Abnehmerverhältnis. Das meiste kann ich auf Zuruf bestellen und erhalte zuverlässig und dauerhaft allerbeste Qualität. Mir macht mein derartiges Arbeiten Spaß, wenn alle zufrieden sind.
brau!magazin: Wie sieht dein Produktspektrum im Moment aus?
Matthias: Das Kernprodukt ist nach wie vor die MattMill Malzmühle in inzwischen vier Varianten je nach Bedarf des Nutzers. Innovative Entwicklung der MattMill Kompakt mit den superdicken, kurzen Walzen.
Daneben habe ich die von mir entwickelten und z.T. erfundenen Läutervorrrichtungen, also Läuterblech, Läuterböden und seit 2013 die Läuterhexe. Es gibt zwei MattMill Flaschenmanometer, einige spezielle Adapteranschlüsse und Zubehör. Insgesamt sind es derzeit 25 Produkte mit meinem Namen.
brau!magazin: Welche Pläne für neue Produkte hast Du?
Matthias: Derzeit gibt es keine Pläne für neue Produkte, das ergibt sich, wenn ein Bedarf entsteht und es sich sinnvoll und wirtschaftlich machen lässt.
Ich plane aber eine Erweiterung von MattMill nach z.B. England und Amerika. Für USA suche ich einen verlässlichen Importeur, habe aber Angst vor der teilweise irrsinnigen amerikanischen Produkthaftungsgesetzgebung.
Großes Problem, bzw. Fluch und Segen, sind die gesetzlichen Bestimmungen, speziell im nichteuropäischen Ausland. Zudem wird mein Büroaufwand immer größer.
Rückschläge und Probleme gabs auch: fehlerhaftes Material bei den allerersten MattMills, Fehlentwicklungen (PWT), Anfeindungen und Neid aus vielen Richtungen, Probleme mit unzuverlässigen Vertriebshändlern, Ausfall von Lieferanten.
Zudem ist z.B. das Hobbybrauerforum einerseits hilfreich, andererseits gefährlich: es kann sehr schnell und unbedacht „Mist” geschrieben werden.
Ich bin auf alle meiner Produkte stolz und stehe dafür ein. Man kann mich jederzeit kontaktieren falls mal was sein sollte.
brau!magazin: Welche Läutersysteme stellst Du her? Was sind die Besonderheiten?
Matthias: Es gibt zur Zeit drei Gruppen von Läutersystemen:
- Das einteilige geknickte Läuterblech, welches einfach in einen passenden Läutereimer oder Behälter gelegt wird: wirtschaftlich, simpel, unkaputtbar, einfach zu reinigen: annähernd klassische Lösung auch für Anfänger in der 25-L-Klasse. Zwei Größen: 316mm und 346mm. Eigene Erfindung.
- ebene Läuterböden für Behälter mit Durchmesser 360, 400, 450, 500mm. Wird mit Abstandhaltern geliefert. Den klassischen Läuterböden der professionellen Brauerei nachempfunden.
Alle Läuterbleche und ‑böden sind aus rostfreiem Edelstahlblech gelasert und haben 1,3mm breite Schlitze. - Die Läuterhexe in drei Varianten und Ausstattungen. Bestehend aus einer speziell gefertigten Edelstahldrahtspirale als Kernelement. Eigene Erfindung. Hervorgegangen als innovative Weiterentwicklung der gebastelten Panzerschlauchlösung. Simpel, materialtechnisch durchgehend unbedenklich, einfach zu montieren und zu reinigen, sehr gute Ergebnisse auch bei schwierigen Maischen. Extrem feine, linsenförmige Schlitze, sehr schnelle, klare Ergebnisse. Möglichkeit zum Läutern aus dem beheizten Maischekessel.
Vorteile beider Systeme sind: sie funktionieren weitestgehend narrensicher, sind fertige Lösungen ohne Gebastel und Baumarktnachmittagen, sind materialtechnisch sicher, leicht zu montieren und zu reinigen, relativ wirtschaftlich und inzwischen tausendfach bewährt und getestet. Beide System sind besser als ihre Vorgänger im Hobbybereich: das Schlitzblech besser als ein Lochblech, oder gar die historische Windel. Die Läuterhexenspirale besser als dieses unselige Panzerschlauchgerödel oder gesägte Kupferrohrkonstrukte.
brau!magazin: Was sind Auswahlkriterien? Welches Systen ist für welchen Hobbybrauer geeignet?
Matthias: Die Entscheidung für eins der Systeme ist oft auch eine Glaubensfrage. Eine generelle Empfehlung kann man nicht geben.
Auswahlkriterien:
- Größe des Sudes
- Erfahrungswerte und Empfehlungen
- vorhandene Behälter, Form, Durchmesser, Material
- Gestaltung des Brauvorgangs und ‑systems
- eigener Läuterbehälter oder Läutern aus dem Kessel
- Qualität und Zusammensetzung der Maische und des Schrotes
- Investitionsbereitschaft
Beispiele:
Ein Anfänger sucht eine preiswerte Läuterlösung in der 25L-Klasse. Sein Freund arbeitet in einer Brauerei. Er wird (z.T. aus Unkenntnis) nie auf die Idee kommen, eine Läuterhexe einzusetzen, weil ihm das System fremd ist. Zudem hat er schon einen Braueimer: da passt ideal das kleine, geknickte Läuterblech.
Ein Fortgeschrittener oder erfahrener Hobbybrauer sucht eine Läutermöglichkeit, die er in einen vorhandenen großen Behälter mit exotischem Durchmesser, rechteckigem Querschnitt oder enger Öffnung installieren will. Er wird die Läuterhexe ideal nutzen können.
Ein anderer sucht eine passende Läutervorrichtung für einen bestimmten Behälter, z.B. einen 70L-Thermoport. Er will alles in einer Bestellung aufeinander abgestimmt bestellen, es kommt ihm auf ein paar EUR nicht an, es soll gut aussehen: er wird zu einem 447er Läuterboden greifen und den Thermoport gleich dazu.
Ein passionierter Bastler, der gerne in den Baumarkt fährt und Freude und Werkzeug hat, wird nicht anders können, als sich irgend ein System selbst zu basteln aus z.T. bleihaltigen Fittings und Lot, Bestandteilen von Installationsschläuchen, Schlauchschellen aus der KFZ-Abteilung, schwermetallhaltige Eimer oder dem alten Alutopf von Oma und dem Benzinschlauch vom alten Rasenmäher. Nach Stunden wird er sehr wenig Geld ausgegeben haben und für sich zunächst auch glücklich sein.
Grundsätzlich funktionieren alle Systeme mehr oder weniger: von der Windel angefangen (war lange Jahre seit den 80ern schlichter Standard), Kissenbezug, Eimer-in-Eimer-Methode, Kupferrohrsystem nach Hanghofer, Lochbleche, Schlitzbleche, Panzerschlauchmethode, Läuterhexe.
Am prozesssichersten und wirtschaftlichsten würde ich behaupten, ist die Läuterhexe, zudem sehr universell und dauerhaft.
Das Gelingen eines Läutervorgangs ohne Katastrophen hängt ja entscheidend aber davon ab, dass man weiß, wie geläutert wird und das Schrot OK ist. Auch die Nachgüsse haben erheblichen Einfluss. Jeder Hobbybrauer wird seine eigenen Erfahrungen machen.
brau!magazin: Vielen Dank für deine ausführlichen Erläuterungen und viel Erfolg weiterhin für MattMill!
Das Interview führte für das brau!magazin Jörg Krüger per e‑Mail.
Matthias’ Homepage erreicht ihr unter www.mattmill.de.
Vertrieb in Deutschland, Österreich und Schweiz exklusiv über Christian Herkommers Hobbybrauerversand Hopfen-und-mehr in Tettnang (www.hobbybrauerversand.de)
Alle Abbildungen von MattMill.