Druckfrisch lieferte gestern der Kurier das dritte BEEF! Kochbuch bei mir ab, und der erste Eindruck war so begeisternd, dass die Rezension unbedingt noch in die aktuelle brau!magazin Ausgabe musste. In den Jahren zuvor wurden unter dem Motto „Meisterstücke für Männer” bereits Bände über das Grillen und Steaks veröffentlicht. So gesehen bricht das vorliegende Buch etwas mit der Reihe, denn das Kochen spielt hier nur eine Nebenrolle im letzten der 9 Kapitel – dafür nimmt das Brauen einen um so größeren Raum ein. Aber der Reihe nach.
Zunächst fällt die hochwertige Aufmachung des Bandes auf. Im Großformat (23x29cm) und festem Einband finden sich auf kräftigem, seidenmattem Papier viele sehr schöne, ganz- oder Doppelseitige Fotos und ein frisches, modernes Layout.
Im Vorwort macht Jan Spielhagen klar, was das Buch will: dem lange als austauschbares Industrieprodukt vernachlässigten Bier wieder die Aufmerksamkeit schenken, die es verdient. Und es will die Grundlagen dafür vermitteln – nicht in wissenschaftlich-trockener Art, sondern durchaus locker, vergnüglich und unterhaltsam.
Am Beginn steht ein kurzer Ausflug in 10.000 Jahre Biergeschichte und die Entwicklung in Deutschland anhand zweier sehr unterschiedlicher Beispiel-Brauereien. Es folgt ein sehr ausführliches Kapitel über die Bierstile der Welt mit eingehender Beschreibung und detaillierten Rezepten zum Nachbrauen, die von deutschen Craft-Brauern wie Fritz Wülfing (AleMania), Markus Becke (BraufactuM/Radeberger) oder Stefan Hanke (Craftwerk/Bitburger) beigesteuert wurden.
In Interviews und Berichten mit Marc Rauschmann (BraufactuM), Agostino Arioli (Birrificio Italiano), Becky Stringer und Jon Kyme (Stringers Beer, Cumbria, UK), Chris Lalouche und Joris Cambie (De Plukker, BE) und Kaori Oshita (Minoh Beer, JP) wird im vierten Kapitel über Craft-Bier als neue soziale Bewegung philosophiert. In Kapitel 5 diskutieren Fritz Wülfing, Stefan Hanke und Sebastian Mergel (Bierfabrik Berlin) über Craft-Bier in Deutschland.
Im zweiten Teil des Buches geht es dann konkreter zu: vom Malz über Hopfen und Hefe bis zum Wasser werden die Rohstoffe vorgestellt. Dabei kommt unter anderem auch Ulrich Peise zu Wort, der aufmerksamen Lesern des Hobbybrauerforums als kompetenter Fachmann und Leiter der Hefebank Weihenstephan bekannt ist. Das Thema Verkostung wird nur kurz gestreift – der starke Schwerpunkt auf passende Gläser irritiert etwas.
Der Dritte Teil geht in die Praxis: Die Wiener KBW-Hobbybrauer geben eine durchaus praxistaugliche illustrierte Brauanleitung von der Vorbereitung bis zur Abfüllung und Tipps zu typischen Problemen. Diese 40 Seiten werden ganz sicher Anregung für viele neue Hobbybrauer sein.
Im letzten Kapitel geht es dann doch noch um das Kochen: 13 Rezepte mit Bier und Treber – und natürlich in der Mehrheit auch mit BEEF! Das Schlusswort hat Verleger Ralf Frenzel mit einer durchaus kritischen Betrachtung zum Reinheitsgebot.
Diese Buch macht aus vielerlei Gründen Spaß: es ist schön anzusehen, es feiert die Vielfalt des Biers und der Brauereien und es geht das Hobbybrauen aus dem Blickwinkel Craft-Bier an – und setzt sich damit von den etwas in die Jahre gekommenen und angestaubten Standardwerken der bislang ohnehin kargen deutschen Hobbybrauer-Literatur deutlich ab.
Ralf Frenzel, Jan Spielhagen:
BEEF! CRAFT BIER: Meisterstücke für Männer
Tre Torri Verlag, Wiesbaden, 2015
258 Seiten, gebunden
ISBN 978–3944628677
Preis in Deutschland: 39,90€ Kaufen bei Amazon