Braubücher für Anfänger gibt es, auch in deutscher Sprache, wie Sand am Meer. Allerdings sind die meisten, auch wenn sie ab und zu in neuer Auflage erscheinen, schon sehr in die Jahre gekommen, und das sieht man ihnen auch an. Das Format und die Sprache sind oft etwas aus der Zeit, sodass sich insbesondere jüngere Leser kaum angesprochen fühlen.
Das vorliegende Buch ist in jeder Hinsicht neu. Das fängt mit dem Konzept an, einem Anfänger nur genau die Informationen zu geben, die er für die ersten Sude unbedingt braucht. Es geht weiter mit einem frischen, modernen Layout mit vielen Grafiken und ganzseitigen Bildern. Und auch das handliche Format mit Spiralbindung ist eine prima neue Idee, weil das Buch so aufgeschlagen auf der letzten trockenen Ecke des Brautisches liegen bleiben kann.
Wenn ich meinem Nachbarn, während ich am Braukessel stehe, nebenbei erklären müsste, was ich da gerade anstelle, würde ich es wahrscheinlich in einem ähnlichen Ton tun, wie ihn dieses Buch anschlägt. Vertraulich geduzt wird der Leser in ungezwungen-leichter Sprache durch den allerersten Braugang, ein Pale Ale, geführt. Für späteren tiefergehenden Wissensdurst findet er an manchen Stellen Hinweise, wo er dann weiterlesen kann.
Mit einer simplen Anlage aus elektrischem Einkocher und Kunststoff-Braueimer mit Läuterspirale wird das Pale Ale im ersten Teil des Buches in möglichst einfacher und kostengünstiger Weise gebraut. Dem Anfänger kommt diese Einengung sicher zugute, wenn er sich auf die Empfehlungen einlässt und so sehr schnell zu einem ersten Erfolgserlebnis gelangt.
In zwei wichtigen Fällen geht die Vereinfachung für meinen Geschmack etwas zu weit: Trockenhefe wird alternativlos bei 25 bis 30 °C auf die Würze gestreut – keine Rede von der schonenderen Rehydrierung mit Wasser oder davon, dass die Temperaturführung bei der Gärung wichtig wäre. Bei der Karbonisierung wird die nötige Zuckermenge zwar bis auf die zweite Nachkommastelle genau angegeben, aber kein Wort darüber verloren, dass dieser Wert temperaturabhängig ist und verschiedene Biertypen unterschiedliche Karbonisierungen brauchen – da sind viele Nachfragen im Hobbybrauer-Forum oder den Facebook-Gruppen vorprogrammiert.
Erst im zweiten Teil geht der Autor etwas näher auf die Rohstoffe ein. Wasser, Malz und Hefe bekommen dafür nur 2 bis 4 locker beschriebene Textseiten; lediglich dem Hopfen wird etwas mehr Aufmerksamkeit gewidmet, unter anderem mit einer Sortenübersicht und Hinweisen zur Kalthopfung. Statt der Tabelle zur Hopfen-Dosierung, die nur für das Beispielrezept Sinn macht, wäre aber ein Hinweis auf einen simplen, universelleren Dreisatz zur Berechnung sinnvoller gewesen.
Im letzen Teil findet man auf je einer Doppelseite ein Foto und ein exemplarisches Rezept der beliebtesten Craft-Bier-Sorten – von Pale Ale über Stout, Wit und Dubbel bis zu Golden und Sour Ale, und auch die etwas bodenständigeren Sorten Alt und Weizen fehlen nicht. Der Autor bleibt seinem minimalistischen Ansatz in jedem Fall treu: Alle Rezepte werden mit Kombirast gemaischt, mit Vorderwürzehopfung gebittert und erhalten die Aromahopfung ausschließlich bei Kochende. Das Sour Ale wird mit Milchsäure aus der Apotheke gesäuert – da wird der Craft-Ansatz der anfängerfreundlichen Vereinfachung geopfert.
Der Anhang mit Glossar, FAQ, Verzeichnissen von Braushops und Links sowie ein Musterschreiben für die Zollanmeldung sorgen für noch mehr Praxistauglichkeit.
Das Buch führt den absoluten Brauneuling sehr schnell zum ersten eigenen Bier. Hintergrundwissen wird dabei nur so weit vermittelt, wie es diesem Ziel dienlich ist. Der Rezeptteil deckt einen großen Teil der angesagten „neuen” Bierstile mit einfach nachzubrauenden Rezepten ab. Für die ersten Schritte einer Hobbybrauerkarriere ist dieses Buch sicher ein guter Begleiter; für weiterführende Informationen muss man dann doch zum Fachbuch oder englischsprachiger Literatur greifen.
Wir verlosen unser Rezensionsexemplar unter allen Einsendern einer Mail mit dem Betreff „Craft Bier einfach selber brauen” an verlosung@braumagazin.de. Einsendeschluss ist der 31. Oktober 2017.
[update] Der Einsendeschluss ist vorbei und der Gewinner ist ermittelt
Ferdinand Laudage: Craft Bier einfach selber brauen
Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2017
ISBN 978−3−8186−0005−1
Ringbuch, 124 Seiten, 15 x 21 cm
Preis in Deutschland: 15,90 Euro
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