Die Historiker Mika Rissanen und Juha Tahvanainen versuchen in diesem Buch geschichtliche Ereignisse zusammenzutragen, die in weitestem Sinne mit Bier zu tun haben. Manche sind naheliegend, wie etwa die Geschichte von Vater und Sohn Jacobsen, den zerstrittenen Gründervätern der Carlsberg-Brauerei, oder Louis Pasteurs Forschungen über Bier. Andere Zusammenhänge zum Bier erscheinen etwas konstruiert, so zum Beispiel die Geschichte vom Offizier und Feinschmecker Olvi Sandels, der wohl auch gern mal ein Bier trank.
Jedes der 24 Kapitel ist mit einem bestimmten Bier illustriert. Man erfährt in einigen kurzen Sätzen die Geschichte der Brauerei, die technischen Daten des Bieres (sofern die Brauerei das erlaubt) und eine meist lapidare, manchmal etwas fragwürdige Verkostungsnotiz. Zum Carlsberg erfährt man zum Beispiel, es „ist ein stark gehopftes Lager. Sein Geschmack ist neutral, zart malzig mit Nuancen von Gras und Hopfen” – das ist so widersprüchlich wie wenig hilfreich. Ein wenig erinnern die Texte an die diversen Bücher über „Die 1.000 besten Biere der Welt” aus den Neunzigern.
Die Auswahl der Biere folgt mehr den historischen Zusammenhängen als ihrer Qualität oder Originalität. Die Mehrzahl der besprochenen Sorten stammt aus industrieller Produktion: Carlsberg, Heineken, Kindl, Löwenbräu, Zywiec, Guinness, Baltika, Einbecker. Daneben einige originelle Beispiele wie St-Feuillien, Cantillon und Lindemans. Insgesamt sind aber nur wenige der Biere wirklich kulinarisch nennenswert.
Die historischen Abhandlungen sind für meinen Geschmack etwas dröge. Ziemlich gehetzt – pro Artikel werden selten mehr als zehn Seiten aufgewandt – werden die Tatsachen im Plauderton abgespult, ohne dass der Leser wirklich von den Schicksalen angerührt wird. Insofern ist das Werk meilenweit von den Zweig’schen „Sternstunden der Menschheit” entfernt, auch wenn man formal daran erinnert wird.
Wertvollste Teile des Werkes sind vielleicht Register und Quellennachweis. Über das Literaturverzeichnis kann man die interessanteren Geschichten ausführlich nachvollziehen, wenn man in der Lage ist, sie in der Originalsprache – meist Englisch, teilweise Finnisch, Polnisch oder Italienisch, nur selten Deutsch – zu lesen.
Mika Rissanen, Juha Tahvanainen:
Die Geschichte Europas in vierundzwanzig Bieren
Aus dem Finnischen von Gabriele Schrey-Vasara
Eichborn-Verlag, Köln, 2016
Gebunden, 352 Seiten
ISBN 978−3−8479−0623−0
Preis in Deutschland: 15,00 €