Wie wurde die Idee des BT geboren?
Ich hatte mich vor einigen Jahren ziemlich spontan entschieden, eine Brauerei zu eröffnen. Beim Erstellen des Businessplans wurde rasch klar, dass eine 20-hl-Anlage installiert werden muss. Da ich über keinerlei Brauerfahrung verfügte und sich die Planung der 20-hl-Anlage in die Länge zog, begann ich mit kleinen Kesseln zu experimentieren. Ich braute mit Plastikeimern, Küchentöpfen und mit auf dem Markt erhältlichen Brausystemen zwischen 50 und 200 l.
Als die 20-hl-Anlage in Betrieb ging, hatte sich meine Garage mit vielen Geräten gefüllt, wodurch nun ein ziemlicher Platzmangel spürbar war. Deshalb entschloss ich mich, die kleinen Brausysteme zu verkaufen. Die Kunden verlangten jedoch nach Spezialbieren, die nur in kleinen Suden produziert werden konnten. Da kein Brausystem auf dem Markt erhältlich war, das meinen neuen Anforderungen entsprach, war ich gezwungen, selber eines zu designen.
Ich schrieb eine Liste mit allen guten Ideen, die ich während der ganzen Zeit bei Mikrobrauanlagen gesehen hatte, und eine Liste mit typischen Problemen, für die eine Lösung gefunden werden musste.
Daraus ergaben sich unter anderem die folgenden Anforderungen an das Brausystem:
- Keep it simple!
- Extreme Kompaktheit
- Einfach zu bewegen auf Rollen
- Gravitatives Läutern
- Kein Dampf
- Elektrische Heizung
- Konischer Schlitzfilter wie bei den Profianlagen
- Schnelle Mehrfachsude möglich
- Läuterwasserzubereitung inklusive
Beim Design landete ich schlussendlich bei zwei übereinander stehenden Kesseln. Das Gebilde sah aus wie ein Turm: Die Idee des Brewtower war geboren.
Als der Prototyp des BT300 (300 l) gebaut, getestet und modifiziert war, kamen schon die ersten Interessenten, und ich begann, den BT zu vertreiben. Einige wollten mehr Bier, und so designte ich den BT600 (600 l) und schlussendlich sogar den BT1000 (1000 l). Die Nano- und Picobrauer hatte ich auf dem Weg etwas vergessen. Deshalb designte ich am Schluss noch den BT140 (140 l) und den BT80 (80 l). Das Grundprinzip ist für alle fünf Modelle dasselbe.
Warum die Anforderungen für mich so wichtig waren
- Keep it simple!
Die Brauanlage soll so einfach wie möglich designt werden. Weniger ist mehr. Das spart auch Kosten. - Extreme Kompaktheit
Ich habe in der Garage nur eine kleine Ecke zur Verfügung, wo ich eine kleine Brauanlage hinstellen kann. - Einfach zu bewegen auf Rollen
Aufgrund von Platzmangel kann nur im Zentrum der Garage gebraut werden. Das bedeutet, dass die Brauanlage einfach aus der Ecke raus- und wieder zurückgefahren werden muss. - Gravitatives Läutern
Gemäss meiner Erfahrung ist es massiv leichter und eleganter, wenn mithilfe der Schwerkraft geläutert wird. Es sind keine Pumpen, Steuerungen und Sensoren nötig. Zudem ist ein Vakuum und somit ein Festsetzen des Trebers auf dem Läuterfilter nicht möglich. - Kein Dampf
Das Thema Dampf hat mich bereits bei den früheren Brausystemen beschäftigt. Schon mit kleinen Suden von 50 l ist es ohne Schwierigkeiten möglich, einen ziemlich großen Raum in eine Dampfsauna zu verwandeln und der ganzen Nachbarschaft mit einem blumigen Hopfengeruch mitzuteilen, dass gebraut wird. Da ich in einer geschlossenen Garage inmitten einer Wohnsiedlung braue, ist es zwingend notwendig, den Dampf zu kondensieren, um 1. nicht in einer Dampfsauna brauen zu müssen und 2. die Geruchsemission so gering wie möglich zu halten. - Elektrische Heizung
Der einzige Vorteil von Gasbrennern ist, dass sie über viel Leistung verfügen. Die Nachteile sind vielfältig und reichen vom Aufheizen des Raums auf Saunatemperatur bis hin zur Verbrennungsgefahr und anderem. Bei elektrischem Heizen geht die Wärmeenergie primär dorthin, wo sie auch sein soll: in die Würze. - Konischer Schlitzfilter wie bei den Profianlagen
Seit ich das erste Mal mit konischem Schlitzfilter gebraut hatte, wollte ich nichts anderes mehr. - Schnelle Mehrfachsude möglich
Das Problem bei den meisten kleinen Brausystemen ist, dass der Kochkessel zugleich der Maischekessel ist. Das verzögert einen Doppelsud massiv oder macht ihn an einem normalen Brautag unmöglich. Zwei Kessel sind somit zwingend notwendig, wobei der eine nicht fürs Maischen benutzt wird. - Läuterwasserzubereitung inklusive
Bei fast allen kleinen Brausystemen muss das Läuterwasser separat erhitzt werden. Das führt meistens zu einem zusätzlichen Kessel mit Heizung. Möglich ist auch, das Läuterwasser vor dem Maischen zu erhitzen, das führt aber zu einer deutlichen Verlängerung des Brauprozesses. Eine weitere Variante ist, warmes Leitungswasser zu benutzen. Dieses verfügt aber nicht über die benötigte Temperatur von 78 °C.
Das Grobkonzept (Fokus auf BT140 und BT80)
Zwei übereinander stehende Kessel. Im oberen Kessel wird gemaischt, geläutert und – falls Bedarf an offenem Kochen besteht – auch gekocht. Im unteren Kessel wird während des Maischens das Läuterwasser zubereitet, die Würze gekocht und der Whirlpool erzeugt.
Wie viele dieser kleinen Brausysteme verfügen beide Kessel über elektrische Heizstäbe, die direkt in der Würze liegen. Im oberen Kessel befinden sich die Heizstäbe unter dem Läuterfilter. Um die Wärmeenergie von dort in der gesamten Maische zu verteilen, muss die Würze unterhalb des Läuterfilters mit einer kleinen Pumpe nach oben auf die Maische befördert werden. Beim BT80 erfolgt die Verteilung ausschließlich mit der Pumpe. Beim BT140 und den größeren Modellen kann zusätzlich der Rührer aktiviert werden.
Das im unteren Kessel zubereitete Läuterwasser wird vor Läuterbeginn in einen externen Kessel gepumpt und dort zwischengelagert. Typischerweise ist das der Gärtank, weil dieser ohnehin leer sein muss.
Geläutert wird vom oberen Kessel mit einem Schlauch direkt in den unteren Kessel. Der obere Kessel verfügt über einen Läuterwassereinlass, der das Läuterwasser über der Maische verteilt.
Der untere Kessel verfügt über einen Dampfkondensator, der bei Kochbeginn mit einem dünnen Wasserschlauch aktiviert wird. Der Wasserverbrauch ist dabei gering.
Wenn sich der erste Sud im unteren Kessel befindet und zu kochen beginnt, kann im oberen Kessel der Treber entfernt und direkt nochmals eingemaischt werden. Dadurch können an einem normalen Arbeitstag mindestens zwei Sude gebraut werden. Das ist ein großer Designvorteil gegenüber vielen anderen Brausystemen: Ein BT140 schafft pro Zeiteinheit mehr Würze als diverse größere und teurere Systeme, die aufgrund ihres Designs an einem normalen Arbeitstag keinen Doppelsud erlauben.
Kleiner Theorie-Exkurs: Die Wärmezirkulation bei der Verschmelzung des Maische- und des Läuterkessels
Bei Brausystemen, die den Maischekessel und den Läuterkessel zu einem Kessel verschmelzen, gibt es generell drei mögliche Arten der Zirkulation, wenn die Maische erhitzt werden soll:
- Die Würze wird mit einer Pumpe unterhalb eines Läuterblechs abgesogen und zurück in die Maische geleitet (z. B. Grainfather, Brewtower).
- Die Würze wird mit einer Pumpe durch einen geschlossenen und einseitig abgedichteten Maischebehälter mit Öffnungen gedrückt (z. B. Speidel Braumeister).
- Die Maische wird oberhalb des Läuterfilters herausgepumpt und wieder in die Maische zurückgeleitet (z. B. Brewiks*).
Bei 1) und 2) kann die Würze direkt im Kessel oder extern erhitzt werden, bevor sie zurück in die Maische geleitet wird. Bei 3) kann die Maische ebenfalls direkt im Kessel (Heizung oberhalb des Läuterfilters z. B. im Mantel) oder extern erhitzt werden.
Die Herausforderungen der drei Varianten sind:
- Kein Vakuum erzeugen
- Keinen Überdruck erzeugen
- Keine Verstopfung erzeugen
* Bei Brewiks wird das jedoch in einem separaten Maischekessel gemacht, das heißt, der Maischekessel und der Läuterkessel sind nicht verschmolzen.
Mehr Details: Ein konkreter Doppelsudbrautag mit dem BT140
Maischewasser von typischerweise 110 l wird in den oberen Kessel gefüllt. Läuterwasser von typischerweise 65 l wird in den unteren Kessel gefüllt. Die Heizungen beider Kessel werden aktiviert. Jede Heizung verfügt über 5 kW/400 V. Das ist kein Zufall, denn mit einer gebräuchlichen 16-A-Sicherung ist es möglich, mit 10 kW zu heizen.** Dadurch wird das maximal Mögliche einer gebräuchlichen Sicherung ausgeschöpft.
Die kleine Pumpe wird installiert, die die Würze im oberen Kessel zirkulieren soll. Der Rührer wird gestartet. Es werden um die 35 kg eingemaischt. Der BT140 verfügt nicht über eine Maischeautomatik. Falls eine gewünscht wird, muss diese selber gebaut werden. Beim manuellen Brauen aktiviert man die Heizung und stoppt sie, wenn die Rasttemperatur erreicht wird.
Wenn das Läuterwasser 80 °C warm ist, wird es typischerweise in den leeren Gärtank gepumpt. Bei einem Doppelsudtag muss es in einem separaten Kessel/Eimer zwischengelagert werden.
Das Läutern erfolgt dann mit einem kleinen Schlauch, den man am oberen und unteren Kessel anbringt. Läuterwasser wird während des Läuterns auf die Maische gepumpt.
Sobald die Heizschlangen im unteren Kessel mit Würze bedeckt sind, wird die untere Heizung aktiviert. Den Füllstand des unteren Kessels sieht man in der angebrachten Füllstandsanzeige.
Die Hopfengabe erfolgt dann durch den seitlich angebrachten Hop Port. Sobald die Würze zu kochen beginnt, wird beim Dampfkondensator ein dünner Gartenschlauch angebracht und wenig Wasser eingespritzt, sodass der Dampf kondensiert.
Nach dem Läuterende wird der Treber im oberen Kessel entfernt und der zweite Sud in den oberen Kessel eingemaischt.
Sobald das Kochen des ersten Suds zu Ende geht, wird der Whirlpool aktiviert, das heißt, beim Klarwürzeauslauf des unteren Kessels wird Würze herausgepumpt und beim Whirlpooleingang hineingepumpt. Danach wird die Würze vom unteren Kessel in den Gärtank gepumpt. Der Heißtrub vom Whirlpool im unteren Kessel wird entfernt, indem entweder in der CIP-Sprühkugel oder beim Whirlpooleingang Wasser eingespritzt wird.
Gleich danach beginnt das Läutern des zweiten Suds.
** Beim BT80 wurde die Leistung auf 3 kW begrenzt. Der Grund ist, dass mit einer 230-V-Steckdose die Leistungsgrenze mit 16 A bei rund 3,7 kW liegt.
Die Eckdaten des BT140
Durchmesser: 67 cm
Höhe: ca. 150 cm
Höhe mit dem Rührer: ca. 173 cm
Volumen pro Kessel: 165 Liter
Die Eckdaten des BT80
Durchmesser: 45 cm
Höhe: ca. 155 cm
Volumen pro Kessel: 85 Liter
Zum Autor
Geboren: 1977
Lebt in: Bern, Schweiz
Beruf: Physiker
Braut seit: 2011
Lieblingsbier: Brown Ale (sanft gehopft)
Lieblingshefe: Nottingham
Lieblingshopfen: Cascade
Lieblingsmalz: Münchner II
Trinkt Bier am liebsten zu: Pizza Salami
Mehr Informationen: www.danisbrewtower.com