Brew­tower – die Kom­pakt­klas­se unter den Brausystemen

Wie wur­de die Idee des BT geboren?

Ich hat­te mich vor eini­gen Jah­ren ziem­lich spon­tan ent­schie­den, eine Braue­rei zu eröff­nen. Beim Erstel­len des Busi­ness­plans wur­de rasch klar, dass eine 20-​hl-​Anlage instal­liert wer­den muss. Da ich über kei­ner­lei Brau­erfah­rung ver­füg­te und sich die Pla­nung der 20-​hl-​Anlage in die Län­ge zog, begann ich mit klei­nen Kes­seln zu expe­ri­men­tie­ren. Ich brau­te mit Plas­tik­ei­mern, Küchen­töp­fen und mit auf dem Markt erhält­li­chen Brau­sys­te­men zwi­schen 50 und 200 l.

Produktion des BT80 und BT140

Produktion des BT80 und BT140

Als die 20-​hl-​Anlage in Betrieb ging, hat­te sich mei­ne Gara­ge mit vie­len Gerä­ten gefüllt, wodurch nun ein ziem­li­cher Platz­man­gel spür­bar war. Des­halb ent­schloss ich mich, die klei­nen Brau­sys­te­me zu ver­kau­fen. Die Kun­den ver­lang­ten jedoch nach Spe­zi­al­bie­ren, die nur in klei­nen Suden pro­du­ziert wer­den konn­ten. Da kein Brau­sys­tem auf dem Markt erhält­lich war, das mei­nen neu­en Anfor­de­run­gen ent­sprach, war ich gezwun­gen, sel­ber eines zu designen.

Ich schrieb eine Lis­te mit allen guten Ideen, die ich wäh­rend der gan­zen Zeit bei Mikro­brau­an­la­gen gese­hen hat­te, und eine Lis­te mit typi­schen Pro­ble­men, für die eine Lösung gefun­den wer­den musste.

Dar­aus erga­ben sich unter ande­rem die fol­gen­den Anfor­de­run­gen an das Brausystem:

  • Keep it simple!
  • Extre­me Kompaktheit
  • Ein­fach zu bewe­gen auf Rollen
  • Gra­vi­ta­ti­ves Läutern
  • Kein Dampf
  • Elek­tri­sche Heizung
  • Koni­scher Schlitz­fil­ter wie bei den Profianlagen
  • Schnel­le Mehr­fach­sude möglich
  • Läu­t­er­was­ser­zu­be­rei­tung inklusive

Beim Design lan­de­te ich schluss­end­lich bei zwei über­ein­an­der ste­hen­den Kes­seln. Das Gebil­de sah aus wie ein Turm: Die Idee des Brew­tower war geboren.

Behälter für den BT140

Behälter für den BT140

Als der Pro­to­typ des BT300 (300 l) gebaut, getes­tet und modi­fi­ziert war, kamen schon die ers­ten Inter­es­sen­ten, und ich begann, den BT zu ver­trei­ben. Eini­ge woll­ten mehr Bier, und so design­te ich den BT600 (600 l) und schluss­end­lich sogar den BT1000 (1000 l). Die Nano- und Pico­brau­er hat­te ich auf dem Weg etwas ver­ges­sen. Des­halb design­te ich am Schluss noch den BT140 (140 l) und den BT80 (80 l). Das Grund­prin­zip ist für alle fünf Model­le dasselbe.

War­um die Anfor­de­run­gen für mich so wich­tig waren

  • Keep it simple!
    Die Brau­an­la­ge soll so ein­fach wie mög­lich designt wer­den. Weni­ger ist mehr. Das spart auch Kosten.
  • Extre­me Kompaktheit
    Ich habe in der Gara­ge nur eine klei­ne Ecke zur Ver­fü­gung, wo ich eine klei­ne Brau­an­la­ge hin­stel­len kann.
  • Ein­fach zu bewe­gen auf Rollen
    Auf­grund von Platz­man­gel kann nur im Zen­trum der Gara­ge gebraut wer­den. Das bedeu­tet, dass die Brau­an­la­ge ein­fach aus der Ecke raus- und wie­der zurück­ge­fah­ren wer­den muss.
  • Gra­vi­ta­ti­ves Läutern
    Gemäss mei­ner Erfah­rung ist es mas­siv leich­ter und ele­gan­ter, wenn mit­hil­fe der Schwer­kraft geläu­tert wird. Es sind kei­ne Pum­pen, Steue­run­gen und Sen­so­ren nötig. Zudem ist ein Vaku­um und somit ein Fest­set­zen des Tre­bers auf dem Läu­ter­fil­ter nicht möglich.
  • Kein Dampf
    Das The­ma Dampf hat mich bereits bei den frü­he­ren Brau­sys­te­men beschäf­tigt. Schon mit klei­nen Suden von 50 l ist es ohne Schwie­rig­kei­ten mög­lich, einen ziem­lich gro­ßen Raum in eine Dampf­sauna zu ver­wan­deln und der gan­zen Nach­bar­schaft mit einem blu­mi­gen Hop­fen­ge­ruch mit­zu­tei­len, dass gebraut wird. Da ich in einer geschlos­se­nen Gara­ge inmit­ten einer Wohn­sied­lung braue, ist es zwin­gend not­wen­dig, den Dampf zu kon­den­sie­ren, um 1. nicht in einer Dampf­sauna brau­en zu müs­sen und 2. die Geruchs­emis­si­on so gering wie mög­lich zu halten.
  • Elek­tri­sche Heizung
    Der ein­zi­ge Vor­teil von Gas­bren­nern ist, dass sie über viel Leis­tung ver­fü­gen. Die Nach­tei­le sind viel­fäl­tig und rei­chen vom Auf­hei­zen des Raums auf Sau­na­tem­pe­ra­tur bis hin zur Ver­bren­nungs­ge­fahr und ande­rem. Bei elek­tri­schem Hei­zen geht die Wär­me­en­er­gie pri­mär dort­hin, wo sie auch sein soll: in die Würze.
  • Koni­scher Schlitz­fil­ter wie bei den Profianlagen
    Seit ich das ers­te Mal mit koni­schem Schlitz­fil­ter gebraut hat­te, woll­te ich nichts ande­res mehr.
  • Schnel­le Mehr­fach­sude möglich
    Das Pro­blem bei den meis­ten klei­nen Brau­sys­te­men ist, dass der Koch­kes­sel zugleich der Mai­sche­kes­sel ist. Das ver­zö­gert einen Dop­pel­sud mas­siv oder macht ihn an einem nor­ma­len Brau­tag unmög­lich. Zwei Kes­sel sind somit zwin­gend not­wen­dig, wobei der eine nicht fürs Mai­schen benutzt wird.
  • Läu­t­er­was­ser­zu­be­rei­tung inklusive
    Bei fast allen klei­nen Brau­sys­te­men muss das Läu­t­er­was­ser sepa­rat erhitzt wer­den. Das führt meis­tens zu einem zusätz­li­chen Kes­sel mit Hei­zung. Mög­lich ist auch, das Läu­t­er­was­ser vor dem Mai­schen zu erhit­zen, das führt aber zu einer deut­li­chen Ver­län­ge­rung des Brau­pro­zes­ses. Eine wei­te­re Vari­an­te ist, war­mes Lei­tungs­was­ser zu benut­zen. Die­ses ver­fügt aber nicht über die benö­tig­te Tem­pe­ra­tur von 78 °C.

Das Grob­kon­zept (Fokus auf BT140 und BT80)

Zwei über­ein­an­der ste­hen­de Kes­sel. Im obe­ren Kes­sel wird gemaischt, geläu­tert und – falls Bedarf an offe­nem Kochen besteht – auch gekocht. Im unte­ren Kes­sel wird wäh­rend des Mai­schens das Läu­t­er­was­ser zube­rei­tet, die Wür­ze gekocht und der Whirl­pool erzeugt.

Wie vie­le die­ser klei­nen Brau­sys­te­me ver­fü­gen bei­de Kes­sel über elek­tri­sche Heiz­stä­be, die direkt in der Wür­ze lie­gen. Im obe­ren Kes­sel befin­den sich die Heiz­stä­be unter dem Läu­ter­fil­ter. Um die Wär­me­en­er­gie von dort in der gesam­ten Mai­sche zu ver­tei­len, muss die Wür­ze unter­halb des Läu­ter­fil­ters mit einer klei­nen Pum­pe nach oben auf die Mai­sche beför­dert wer­den. Beim BT80 erfolgt die Ver­tei­lung aus­schließ­lich mit der Pum­pe. Beim BT140 und den grö­ße­ren Model­len kann zusätz­lich der Rüh­rer akti­viert werden.

Das im unte­ren Kes­sel zube­rei­te­te Läu­t­er­was­ser wird vor Läu­ter­be­ginn in einen exter­nen Kes­sel gepumpt und dort zwi­schen­ge­la­gert. Typi­scher­wei­se ist das der Gär­tank, weil die­ser ohne­hin leer sein muss.

Läuterbottich des BT140

Läuterbottich des BT140

Geläu­tert wird vom obe­ren Kes­sel mit einem Schlauch direkt in den unte­ren Kes­sel. Der obe­re Kes­sel ver­fügt über einen Läu­t­er­was­ser­ein­lass, der das Läu­t­er­was­ser über der Mai­sche verteilt.

Der unte­re Kes­sel ver­fügt über einen Dampf­kon­den­sa­tor, der bei Koch­be­ginn mit einem dün­nen Was­ser­schlauch akti­viert wird. Der Was­ser­ver­brauch ist dabei gering.

Wenn sich der ers­te Sud im unte­ren Kes­sel befin­det und zu kochen beginnt, kann im obe­ren Kes­sel der Tre­ber ent­fernt und direkt noch­mals ein­ge­maischt wer­den. Dadurch kön­nen an einem nor­ma­len Arbeits­tag min­des­tens zwei Sude gebraut wer­den. Das ist ein gro­ßer Design­vor­teil gegen­über vie­len ande­ren Brau­sys­te­men: Ein BT140 schafft pro Zeit­ein­heit mehr Wür­ze als diver­se grö­ße­re und teu­re­re Sys­te­me, die auf­grund ihres Designs an einem nor­ma­len Arbeits­tag kei­nen Dop­pel­sud erlauben.

Klei­ner Theorie-​Exkurs: Die Wär­me­zir­ku­la­ti­on bei der Ver­schmel­zung des Maische- und des Läuterkessels

Bei Brau­sys­te­men, die den Mai­sche­kes­sel und den Läu­ter­kes­sel zu einem Kes­sel ver­schmel­zen, gibt es gene­rell drei mög­li­che Arten der Zir­ku­la­ti­on, wenn die Mai­sche erhitzt wer­den soll:

  1. Die Wür­ze wird mit einer Pum­pe unter­halb eines Läu­ter­blechs abge­so­gen und zurück in die Mai­sche gelei­tet (z. B. Grain­fa­ther, Brewtower).
  2. Die Wür­ze wird mit einer Pum­pe durch einen geschlos­se­nen und ein­sei­tig abge­dich­te­ten Mai­sche­be­häl­ter mit Öff­nun­gen gedrückt (z. B. Spei­del Braumeister).
  3. Die Mai­sche wird ober­halb des Läu­ter­fil­ters her­aus­ge­pumpt und wie­der in die Mai­sche zurück­ge­lei­tet (z. B. Brewiks*).

Bei 1) und 2) kann die Wür­ze direkt im Kes­sel oder extern erhitzt wer­den, bevor sie zurück in die Mai­sche gelei­tet wird. Bei 3) kann die Mai­sche eben­falls direkt im Kes­sel (Hei­zung ober­halb des Läu­ter­fil­ters z. B. im Man­tel) oder extern erhitzt werden.

Die Her­aus­for­de­run­gen der drei Vari­an­ten sind:

  1. Kein Vaku­um erzeugen
  2. Kei­nen Über­druck erzeugen
  3. Kei­ne Ver­stop­fung erzeugen

* Bei Brewiks wird das jedoch in einem sepa­ra­ten Mai­sche­kes­sel gemacht, das heißt, der Mai­sche­kes­sel und der Läu­ter­kes­sel sind nicht verschmolzen.

Mehr Details: Ein kon­kre­ter Dop­pel­sud­brau­tag mit dem BT140

Typischer Aufbau mit BT140

Mai­sche­was­ser von typi­scher­wei­se 110 l wird in den obe­ren Kes­sel gefüllt. Läu­t­er­was­ser von typi­scher­wei­se 65 l wird in den unte­ren Kes­sel gefüllt. Die Hei­zun­gen bei­der Kes­sel wer­den akti­viert. Jede Hei­zung ver­fügt über 5 kW/​400 V. Das ist kein Zufall, denn mit einer gebräuch­li­chen 16-​A-​Sicherung ist es mög­lich, mit 10 kW zu hei­zen.** Dadurch wird das maxi­mal Mög­li­che einer gebräuch­li­chen Siche­rung ausgeschöpft.

Die klei­ne Pum­pe wird instal­liert, die die Wür­ze im obe­ren Kes­sel zir­ku­lie­ren soll. Der Rüh­rer wird gestar­tet. Es wer­den um die 35 kg ein­ge­maischt. Der BT140 ver­fügt nicht über eine Mai­sche­au­to­ma­tik. Falls eine gewünscht wird, muss die­se sel­ber gebaut wer­den. Beim manu­el­len Brau­en akti­viert man die Hei­zung und stoppt sie, wenn die Rast­tem­pe­ra­tur erreicht wird.

Wenn das Läu­t­er­was­ser 80 °C warm ist, wird es typi­scher­wei­se in den lee­ren Gär­tank gepumpt. Bei einem Dop­pel­sud­tag muss es in einem sepa­ra­ten Kessel/​Eimer zwi­schen­ge­la­gert werden.

Nachguss im BT140

Nachguss im BT140

Das Läu­tern erfolgt dann mit einem klei­nen Schlauch, den man am obe­ren und unte­ren Kes­sel anbringt. Läu­t­er­was­ser wird wäh­rend des Läu­terns auf die Mai­sche gepumpt.

Sobald die Heiz­schlan­gen im unte­ren Kes­sel mit Wür­ze bedeckt sind, wird die unte­re Hei­zung akti­viert. Den Füll­stand des unte­ren Kes­sels sieht man in der ange­brach­ten Füllstandsanzeige.

Die Hop­fen­ga­be erfolgt dann durch den seit­lich ange­brach­ten Hop Port. Sobald die Wür­ze zu kochen beginnt, wird beim Dampf­kon­den­sa­tor ein dün­ner Gar­ten­schlauch ange­bracht und wenig Was­ser ein­ge­spritzt, sodass der Dampf kondensiert.

Nach dem Läu­ter­en­de wird der Tre­ber im obe­ren Kes­sel ent­fernt und der zwei­te Sud in den obe­ren Kes­sel eingemaischt.

Sobald das Kochen des ers­ten Suds zu Ende geht, wird der Whirl­pool akti­viert, das heißt, beim Klar­wür­ze­aus­lauf des unte­ren Kes­sels wird Wür­ze her­aus­ge­pumpt und beim Whirl­poo­lein­gang hin­ein­ge­pumpt. Danach wird die Wür­ze vom unte­ren Kes­sel in den Gär­tank gepumpt. Der Heiß­trub vom Whirl­pool im unte­ren Kes­sel wird ent­fernt, indem ent­we­der in der CIP-​Sprühkugel oder beim Whirl­poo­lein­gang Was­ser ein­ge­spritzt wird.

Gleich danach beginnt das Läu­tern des zwei­ten Suds.

** Beim BT80 wur­de die Leis­tung auf 3 kW begrenzt. Der Grund ist, dass mit einer 230-​V-​Steckdose die Leis­tungs­gren­ze mit 16 A bei rund 3,7 kW liegt.

Die Eck­da­ten des BT140

BrewTower BT140

Brewtower BT140

Durch­mes­ser: 67 cm
Höhe: ca. 150 cm
Höhe mit dem Rüh­rer: ca. 173 cm
Volu­men pro Kes­sel: 165 Liter

Die Eck­da­ten des BT80

Brewtower BT80

Durch­mes­ser: 45 cm
Höhe: ca. 155 cm
Volu­men pro Kes­sel: 85 Liter


Zum Autor

Name: Dani­el Michel
Gebo­ren: 1977
Lebt in: Bern, Schweiz
Beruf: Physiker
Braut seit: 2011
Lieb­lings­bier: Brown Ale (sanft gehopft)
Lieb­lings­he­fe: Nottingham
Lieb­ling­s­hop­fen: Cascade
Lieb­lings­malz: Münch­ner II
Trinkt Bier am liebs­ten zu: Piz­za Salami
Mehr Infor­ma­tio­nen: www.danisbrewtower.com

Schreibe einen Kommentar