Bier­brau­en mit der WM66 – Teil 2

Was bis­her geschah

Die­ser Arti­kel schließt an einen Arti­kel aus der letz­ten Aus­ga­be des Brau!Magazins an. Es ging dort um den grund­le­gen­den Aus­bau der Wel­len­rad Wasch­ma­schi­ne WM66 zur Bier­brau­ma­schi­ne und über ers­te Sud-​Erfahrungen damit. Am Ende des ers­ten Teils gab es ein eher ernüch­tern­des Fazit. Grund­le­gend funk­tio­nier­te das Brau­en, aber der erst mit viel Mühe ein­ge­bau­te Boden­aus­lauf war eigent­lich in der Form unbrauch­bar oder zumin­dest unnö­tig. Das The­ma Mai­sche umla­gern muss­te noch mal durch­dacht wer­den. Die Maschi­ne heiz­te zu lang­sam auf und das Abküh­len dau­er­te ewig. Es gab also noch viel zu tun. In die­ser Fort­set­zung sol­len nun die­se Män­gel besei­tigt wer­den. Der Arti­kel ist kei­nes­falls als voll­stän­di­ge Umbau­an­lei­tung gedacht, son­dern als Erfah­rungs­be­richt wie man es machen kann.

Beschaf­fungs­mög­lich­kei­ten jen­seits von Ebay

Auf die Idee zu kom­men, dass man die Maschi­ne bei Ebay, Ebay Klein­an­zei­gen und Co. bekommt, wird wohl jeder selbst gekom­men sein. Abge­se­hen vom Selbst­ab­ho­len mit lan­ger Anfahrt, sieht es west­lich der Elbe mit der Ver­füg­bar­keit aller­dings eher mau aus. Gute Chan­cen hat man, wenn man jeman­den, der im Osten auf­ge­wach­sen ist, beauf­tragt, im erwei­ter­ten Fami­li­en­krei­se ein­fach mal her­um zu fra­gen. Oft hat jemand von der bucke­li­gen Ver­wandt­schaft noch so ein Teil im Kel­ler oder in der Gar­ten­lau­be ste­hen. Eine ande­re erprob­te Vari­an­te ist, die Stadt­ent­sor­gung in einer grö­ße­ren ost­deut­schen Stadt, genau­er die Abtei­lung, die für die Elek­tro­ge­rä­te­ent­sor­gung zustän­dig ist, anzu­spre­chen. Ein­fach mal eine Kis­te Bier mit sei­ner Tele­fon­num­mer drauf hin­ter­las­sen. Das kann eini­ge Wochen oder sogar Mona­te dau­ern, aber frü­her oder spä­ter kommt da eine WM66 vorbei.

Eine wei­te­re Vari­an­te wäre, sich eine ähn­li­che Maschi­ne (z. B. Wel­len­rad­wasch­ma­schi­ne ROMO 190.1) neu zu besor­gen. Die gibt es für ca. 200 Euro. Die­se neu­en Maschi­nen soll­ten prin­zi­pi­ell auch geeig­net sein, jedoch lie­gen dem Autor kei­ner­lei Umbau­erfah­run­gen vor.

Bau­for­men

Die Maschi­ne wur­de seit 1966 über Jahr­zehn­te gebaut und es gab im Lau­fe der Zeit vie­le ver­schie­de­ne Bau­for­men, die sich in Details unter­schie­den. Das ist den Ver­käu­fern oft nicht klar und z.T. wer­den auch Maschi­nen als WM66 ver­kauft, die in Wirk­lich­keit das sel­te­ne­re Nach­fol­ge­mo­del WM600 sind.

Infor­ma­tio­nen: www.wellradwaschmaschine.de .

Mir sind im Lau­fe der Zeit eini­ge ver­schie­de­ne Baum­for­men der WM66 unter­ge­kom­men. Es gibt eini­ge mit Tem­pe­ra­tur­an­zei­ge, Lau­gen­pum­pe und z.T. sogar mit Ther­mo­stat, eini­ge ohne alles. Prin­zi­pi­ell funk­tio­nie­ren sie aber alle so, dass ein Dreh­reg­ler die Modi „Hei­zen”, „Hei­zen und Rüh­ren”, nur „Rüh­ren” und ggf. „Pum­pen” schal­tet. Das Wel­len­rad und evtl. auch die Pum­pe lau­fen unab­hän­gig von der Schal­ter­stel­lung nur, wenn zusätz­lich eine Zeit­uhr auf­ge­zo­gen wird, die­se kann man i.d.R. auf maxi­mal 8 Minu­ten stel­len. Die Lau­gen­pum­pe ist zum Brau­en ist nicht wich­tig. So lan­ge die Maschi­ne rührt, heizt und dicht ist, ist sie geeig­net. Eine Ersatz­hei­zung gibt es neu zu kau­fen, ansons­ten gibt es vie­le gebrauch­te Ersatzteile.

Post­ver­sand

Eigent­lich spricht abso­lut nichts dage­gen, eine WM66 per Post zu ver­schi­cken. Mit den kom­pak­ten Abmes­sun­gen und einem Gewicht von ca. 23 kg geht das mit fast allen Paket­diens­ten zu einem akzep­ta­blen Preis. ABER es ist, genau wie bei moder­nen Maschi­nen auch: Unbe­dingt eine Trans­port­si­che­rung ein­zu­bau­en! Klingt kom­pli­ziert, aber man muss eigent­lich nur ein­mal den Boden abschrau­ben und zwi­schen Wan­ne und Sei­ten­wand auf allen vier Sei­ten ein Stück Sty­ro­por oder Ähn­li­ches klem­men. Die Wan­ne und der Motor sind mit einem Bügel am Boden gespannt, aber eigent­lich frei schwe­bend am obe­ren Rah­men auf­ge­hängt und die­ser reißt even­tu­ell bei stär­ke­ren Quer­be­las­tun­gen wäh­rend des Ver­san­des durch das Gewicht des Motors. Ist die Wan­ne im unte­ren Teil gegen Sei­ten­be­we­gun­gen geschützt, hält sie auch den Motor und die Chan­cen sind rela­tiv gut, dass alles heil ankommt.

Dicht muss sie sein

Bei der ers­ten Befül­lung ging erstaun­lich viel Was­ser rein, das lag dar­an, dass der brei­te Gum­mi­schlauch zwi­schen Wan­ne und Lau­gen­pum­pe ziem­lich porös und ein­ge­ris­sen war. Wei­te Tei­le der Fül­lung lie­fen unge­bremst unter der Maschi­ne gleich wie­der raus. Das ist, wie wir bei wei­te­ren Umbau­ten fest­stel­len muss­ten, lei­der ziem­lich häu­fig der Fall. Da ich die Pum­pe aus Hygie­ne­grün­den sowie­so nicht nut­zen woll­te, kamen Pum­pe und undich­te Schläu­che ein­fach raus. Das Loch im Wan­nen­bo­den kann man mit einem Stop­fen ver­schlie­ßen, der soll­te dann aber koch­fest sein, schließ­lich sitzt er direkt unter der Hei­zung. Ein Wein­kor­ken, der bei zwan­zig Grad dicht ist, schrumpft bei 90 Minu­ten Koch­zeit even­tu­ell erheb­lich. Eine ande­re Lösung, die den Aus­bau der Hei­zung erspart, sind zwei grö­ße­re Unter­leg­schei­ben. Auf die Ober­sei­te eine Dich­tung (Gum­mi geht, Sili­kon oder ähn­li­ches wäre bes­ser) unter die Schei­be und unter den Schrau­ben­kopf legen und das Gan­ze zusam­men­schrau­ben. Das ist mehr­fach erprobt und hält gut dicht. Es emp­fiehlt, sich für die Schei­ben rost­frei­es Mate­ri­al zu verwenden.

Zwei Unterlegscheiben dichten das Auslaufloch ab.

Bild 1: Zwei Unterlegscheiben dichten das Auslaufloch ab.

Sau­er­bier

Die Maschi­ne bie­tet her­vor­ra­gen­de Mög­lich­kei­ten, belie­bi­ge Bier­sti­le in Sau­er­bier zu ver­wan­deln. Hier­zu sind ein­fach klei­ne Undich­tig­kei­ten zu pfle­gen. Die Tropf­men­gen zucke­ri­ger Wür­ze, die sich an schwer zu rei­ni­gen­den Orten fest­set­zen, bil­den sich schon nach weni­gen Suden zu einem sta­bi­len Bio­film aus, der jede Wür­ze im Kalt­be­reich dann zuver­läs­sig sau­er macht. Sol­le man lang­fris­tig wider Erwar­ten vor­ha­ben, doch noch was ande­res als sau­res Bier zu pro­du­zie­ren, dann ist es eine sehr gute Idee, auch die kleins­te Lecka­ge zu besei­ti­gen und die Dich­tig­keit zuerst mit Was­ser zu tes­ten. Den Rest erle­di­gen dann fünf Liter war­mes Was­ser und eine groß­zü­gi­ge Gabe von bspw. Che­mie­pro Oxi direkt vor dem Sud.

Hei­zung – der Turbo

Die ein­ge­bau­te Heiz­leis­tung von zwei­tau­send Watt war zum Auf­hei­zen der Mai­sche akzep­ta­bel, aber für das initia­le Auf­hei­zen des Haupt­gus­ses und für das Errei­chen der Sie­de­tem­pe­ra­tur beim Hop­fen­ko­chen ein­fach grenz­wer­tig wenig.

Tauch­sie­der

Ein zusätz­li­cher 2000 Watt Tauch­sie­der als Aufheiz-​Turbo ver­kürz­te wie erhofft die Zei­ten für Haupt­guss­be­rei­tung und Auf­hei­zen zum Hop­fen­ko­chen erheb­lich. Ich habe das Griff­stück aus dem Deckel ent­fernt und den Tauch­sie­der durch den Deckel gesteckt. Natür­lich könn­te man auch eine zwei­te Heiz­spi­ra­le fest installieren.

Ich hab mich dage­gen ent­schie­den, denn der abnehm­ba­re Tauch­sie­der kann dafür char­man­ter­wei­se auch gleich dazu benutzt wer­den, um in einem ande­ren Behäl­ter den Nach­guss auf­zu­hei­zen. Tipp: Kauft einen mit lan­gem Stiel, dann besteht kei­ne Gefahr das er kom­plett eintaucht.

War­nung! Den Tauch­sie­der nur in Was­ser und in der Wür­ze, nicht aber in der Mai­sche ver­wen­den, sonst bekommt das Pils unge­woll­te Röstmalz-Nuancen!

Tauchsieder als Aufheiz-Turbo

Bild 2: Tauchsieder als Aufheiz-Turbo

Was riecht hier eigent­lich so verschmort?

Wenn man mit jahr­zehn­te­al­ter Elek­trik und mit Flüs­sig­keit han­tiert, schafft die Ver­wen­dung von Steck­do­sen mit FI-​Schalter ein woh­li­ges Gefühl der Sicherheit.
Da ich mir im Vor­feld Gedan­ken gemacht hat­te, was wohl pas­siert, wenn man über eine län­ge­re Zeit 4000 Watt Strom­leis­tung zieht und war­um alle Haus­halts­groß­ge­rä­te einen eige­nen Direkt­an­schluss haben, konn­te ich grö­ße­re Strom­aus­fäl­le und ver­schmor­te Zwi­schen­ver­tei­lun­gen mit Schwel­brand erfolg­reich vermeiden.

Unter Nut­zung einer moder­nen Elek­tro­in­stal­la­ti­on ist es übri­gens durch­aus mög­lich, eine WM66 und einen 2000 Watt Tauch­sie­der gemein­sam an einer 16 Ampere Lei­tung dau­er­haft zu betreiben.

Ein ungu­tes Gefühl blieb bei der Sache. Ich habe mir des­halb unlängst drei sepa­ra­te 16A Strän­ge mit eige­nem FI-​Schalter direkt von der Haupt­ver­tei­lung in den Hof gezo­gen. Ver­legt man die Kabel sel­ber und über­lässt nur den Anschluss einem Fach­mann sind die Kos­ten sehr über­schau­bar. Zudem hat man gleich genug Strom für die zwei­te und drit­te WM66.

15 Liter Lehr­geld – Viel ist manch­mal zu viel

Wäh­rend ich im Geis­te schon mit mir rang, ob die Elek­tro­ver­sor­gung wohl noch einen zwei­ten 2000 Watt Tauch­sie­der her­ge­ben wür­de, gab es einen ärger­li­chen Zwischenfall.

Hier­zu ein Gedan­ken­ex­pe­ri­ment: Set­ze einen Topf mit Nudel­was­ser auf die Herd­plat­te. Wenn Du den Deckel auf­setzt, kommt das Was­ser schnel­ler zum Kochen. Kocht das Was­ser dann, musst Du den Deckel abneh­men, even­tu­ell auch die Heiz­leis­tung der Plat­te run­ter stel­len, sonst? Genau, sonst kocht es über. Logisch, ist wahr­schein­lich jedem schon mal passiert.

Man hät­te sich im Nach­hin­ein wohl den­ken kön­nen, dass man exakt den glei­chen Effekt auch bei der WM66 hat. Ich hat­te völ­lig unter­schätzt wie schnell die Maschi­ne mit zusätz­li­chem Tauch­sie­der auf­heizt. Da der Sud nur noch gut 60 Grad hat­te, dach­te ich, ich hät­te min­des­tens 20 Minu­ten Zeit um in Ruhe die exak­te Hop­fen­ga­be aus­zu­rech­nen, bevor die Wür­ze kochen wür­de. Als ich nach 20 Minu­ten wie­der in den Hof kam, war mir die Wür­ze schon mal ein Stück ent­ge­gen gekom­men. Gut 1/​3 des Kes­sels waren durch den auf­ge­leg­ten Deckel gekocht. Sehr ärger­lich und sehr kleb­rig! Sobald 99 Grad erreicht sind muss unbe­dingt der Deckel min­des­tens ein Stück weit auf­blei­ben und der Tauch­sie­der aus. Die Heiz­leis­tung der Maschi­ne reicht aus, um den Sud auch bei voll geöff­ne­ten Deckel allei­ne am Kochen zu halten.

Käl­te­ein­bruch

Das Abküh­len dau­er­te selbst mit offe­nem Deckel wegen der sehr guten Seiten-​Isolierung ein­fach zu lan­ge. Klar kann man die Wür­ze über Nacht ste­hen las­sen, im Win­ter mach ich das auch öfter so. Trotz­dem ist ein län­ge­rer Auf­ent­halt zwi­schen 30 und 60 Grad immer eine Ein­la­dung für unge­la­de­ne Gäs­te. Es gibt gute, fer­ti­ge Würzekühler-​Lösungen, die aller­dings in der Regel fern von güns­tig oder nur schwer zu rei­ni­gen sind.

Mir stand der Sinn nach einer maß­ge­schnei­der­ten Lösung für die WM66. Nach einem halb­her­zi­gen Bie­ge­ver­such mit einem Kup­fer Hei­zungs­rohr gelang mir ein tol­ler schar­fer Knick und es war klar, dass ohne spe­zi­el­le Bie­ge­zan­ge nichts zu machen war. Auch hat­te ich kein Equip­ment, um meh­re­re Stan­gen mit Fit­tings anein­an­der zu löten. Zehn Meter wei­ches Kup­fer­rohr (6mm) auf Rol­le sind rela­tiv güns­tig (ca. 33 Euro) im Inter­net zu bekom­men, für einen grö­ße­ren Durch­mes­ser war ich zu geizig.

Das wei­che Rohr lässt sich ohne Bie­ge­werk­zeu­ge gut und pass­ge­nau in die Wan­ne ein­bet­ten, ohne das Wel­len­rad oder die Hei­zung zu berüh­ren. Sechs mm Rohr­durch­mes­ser auf Gar­dena Kupp­lung anzu­schlie­ßen und das Gan­ze noch druck­fest und dicht, war aller­dings eine ziem­li­che Her­aus­for­de­rung. Ein ers­ter Ver­such mit Sili­kon­schlauch und Rohr­schel­len führ­te durch den extre­men Stau­druck zu einer rie­si­gen Bal­lon Bla­se, die auch mit Draht­um­wick­lung nur schwer zu bän­di­gen war. Hier nur der Tipp: Swa­ge­lok und Festo Druckluft-​Zubehör mit kleins­tem erhält­li­chen Gar­dena ‑Was­ser­hahn­an­schluss.

Die Kühl­schlan­ge lege ich zwecks Ste­ri­li­sie­rung die letz­ten 10 Minu­ten mit in die kochen­de Wür­ze. Ist die Hei­zung aus, brin­gen 40–50 Liter Lei­tungs­was­ser durch die Spi­ra­le gelei­tet die Tem­pe­ra­tur zügig run­ter auf 30–40 Grad. Spült man die Kühl­schlan­ge sofort nach der Benut­zung gründ­lich ab, ist die Rei­ni­gung qua­si erle­digt. Macht man meh­re­re Sude kann das Kühl­was­ser gleich für den nächs­ten Haupt­guss dienen.

Die Läu­te­rung

Ich konn­te nun schnell Auf­hei­zen und schnell Abküh­len, aber die­ses Umschöp­fen der Mai­sche in die Läu­ter­box (den Boden­aus­lauf woll­te ich aus Hygie­ne­grün­den nicht mehr für Mai­sche benut­zen) und ins­be­son­de­re der hohe umständ­li­che Rei­ni­gungs­auf­wand der Läu­ter­box (Ikea: geloch­te Sam­la in Sam­la mit Aus­lauf­hahn) nerv­ten mich zuneh­mend. Eine rie­si­ge Arbeits-​und Zeit­er­spar­nis wäre es doch, wenn ich mir das Umschich­ten zum Läu­tern in ein ande­res Gefäß spa­ren könn­te. Ziel war also, die WM 66 als Maische-​Kessel und gleich­zei­tig als Läu­ter­bot­tich zu verwenden.

Loch­blech

Eine Idee, die in die­sem Zusam­men­hang immer wie­der auf­kommt ist, das vor­han­de­ne Loch-​Blech, wel­ches die Heiz­spi­ra­le abdeckt, mit fei­ne­ren Maschen zu ver­se­hen und zusam­men mit dem Pum­pen­ab­lauf zum Läu­tern zu benutzen.

Ohne das jemals pro­biert zu haben behaup­te ich mal, dass das nicht funk­tio­niert. Es wird beim Hei­zen der Mai­sche anbren­nen, weil unter dem Sieb nicht genug Bewe­gung durch das Wel­len­rad ankommt. Man müss­te dafür dann schon noch eini­ge Zen­ti­me­ter mai­schefrei­en Raum über der Heiz Spi­ra­le und dem Wel­len­rad schaf­fen. Im Grun­de also einen hoch­ge­setz­ten durch­ge­hen­den Läu­ter­bo­den ein­zie­hen, und das Gan­ze wie bei Grain­fa­ther und Co. Im Malzrohr-​Betrieb fahren.

Zeit für etwas Hexerei

Mei­ne Wahl fiel auf eine ein­fa­che und ele­gan­te Lösung aus dem Hau­se Matt­Mill, näm­lich auf die Läu­ter­he­xe (ca. 35 Euro). Eine Edel­stahl Spi­ra­le dient als Drai­na­ge für die Wür­ze. Die Spi­ra­le lag ohne jede Modi­fi­ka­ti­on per­fekt in der Wan­ne in einem schö­nen Bogen um Hei­zung und Wel­len­rad herum.

Sie muss­te ledig­lich durch eine Hahn-​Verlängerung ergänzt wer­den, um das Stück zwi­schen der inne­ren Wan­ne und der Außen­wand zu über­brü­cken. Setzt man nicht ganz mit­tig an, ist die Wel­len­rad­na­be beim Boh­ren übri­gens deut­lich weni­ger im Weg!

Etwas anspruchs­vol­ler ist es, die exak­te Höhe der Durch­boh­rung hin­zu­be­kom­men. Mög­lichst tief, aber nicht zu tief. Inzwi­schen war ich ja Pro­fi mit dem Metall­stu­fen­boh­rer und beim nächs­ten Mal las­se ich dann auch nach unten Platz genug für die Dich­tung. Bezüg­lich des Aus­lau­fes hat die Maschi­ne übri­gens eine Vor­zug­sei­te! Näm­lich die, an die Ihr beim Brau­en und Läu­tern gut her­an kommt. Das kann vor­ne, hin­ten, links oder rechts sein, jede Rich­tung geht, an den Sei­ten ist aber weni­ger Distanz zwi­schen Wan­ne und Metall­ge­häu­se zu überbrücken.

Drau­ßen schraub­te ich das mit­ge­lie­fer­te ½ auf ¾ Zoll Adap­ter­stück an und schon pass­te ein Standard-​Auslauf-​Hahn. Hier bevor­zu­ge ich die übli­chen Kunst­stoff Häh­ne, da ich die­se zum Rei­ni­gen kom­plett zer­le­gen kann. Das geht bei einem Metall-​Kugel-​Hahn nicht. Die Tem­pe­ra­tur ist für die Kunst­stoff­hahn Lösung auch beim Hop­fen­ko­chen kein Problem.

Blick in den Kessel

Bild 5: Blick in den Kessel. Wellenrad in der Mitte, Abdeckung ist entfernt, erweiterter (unnötiger) Bodenauslauf unter der Heizspirale, außen Läuterhexe mit seitlichem Auslauf.

Sud­er­fah­run­gen im Komplettausbau

Unter Ein­satz des Tauch­sie­ders geht das Auf­hei­zen dank der guten zusätz­li­chen Wan­nen­däm­mung und des gedämm­ten Deckels schön schnell.
Die Spi­ra­le lässt sich sehr gut rei­ni­gen, ist koch­fest, stört nicht beim Mai­schen und ver­bleibt daher die gan­ze Zeit über im Kes­sel. Nach dem Mai­schen läu­te­re ich direkt aus der Maschi­ne ab. Ich mache den Hahn auf und schie­ße 3–4 Liter vor, bis die Wür­ze klar läuft.

Ich weiß: Zum Läu­tern soll man sich Zeit las­sen, aber für mei­nen Geschmack ließ sich die Läu­ter­he­xe, wahr­schein­lich bedingt durch den sehr wei­ten Verlege-​Radius, etwas sehr viel Zeit. Ein stei­fer Draht in die Spi­ra­le gezo­gen schaff­te da Abhil­fe. Er spreizt die Spi­ra­le auf gan­zer Län­ge etwas auf, was das Läu­tern extrem beschleunigt.

Bei sehr hohem Eiweiß­an­teil durch viel Roh­frucht (z.B. bei Irish Extra Stouts) kann es auch hier zum kom­plet­ten Zuset­zen der Hexe kom­men. In die­sem Fal­le ein­fach noch mal das Rühr­werk star­ten, 10 Minu­ten absit­zen las­sen und wei­ter läutern.

Die Läu­ter­he­xe ist mit weni­gen Hand­grif­fen zu ent­fer­nen, so kann der Sei­ten­aus­lauf der Hexe auch beim Wannen-​Reinigen mit etwas seit­li­chem Kip­pen die Maschi­ne rest­los entleeren.

Ein Trub­ke­gel bil­det sich trotz Whirl­pool so gut wie nicht aus, aber zu mei­ner Begeis­te­rung taug­te nach dem Kochen und Küh­len die Spi­ra­le zusätz­lich dazu, den Eiweiß­trub abzu­tren­nen. Vor­sich­tig von Oben abzie­hen war nun nicht mehr nötig.

Der letz­te Rest Flüs­sig­keit aus der Hei­zungs­sen­ke lässt sich am Ende ein­fach durch leich­tes Ankip­pen der Maschi­ne her­aus locken.

Meine kleine große Hilfe hält Wache beim Läutern

Bild 6: Meine kleine große Hilfe hält Wache beim Läutern

Fazit nach Kom­plett­um­bau – Für den Preis unschlagbar

Kos­ten­auf­stel­lung

  • WM66 Maschi­ne ca. 90 Euro (30−150 Euro)
  • Läu­ter­he­xe 35 Euro
  • Hahn­ver­län­ge­rung 5 Euro
  • Tauch­sie­der 25 Euro
  • Kup­fer­kühl­schlan­ge 35 Euro
  • Anschlüsse/​Adapter für Küh­ler 15 Euro
  • (Metall­stu­fen­boh­rer 15 Euro)

Unter Ein­satz gerin­ger hand­werk­li­cher Fähig­kei­ten und mit etwas Geduld bei der Beschaf­fung der Maschi­ne, sowie unter Ver­zicht auf einen (unnö­ti­gen) Boden­aus­lauf, bekommt man für ca. 150–250 Euro Mate­ri­al­ein­satz eine robus­te, kom­for­ta­ble, kom­pak­te und gut zu rei­ni­gen­de Brau­ma­schi­ne. Die­se maischt, läu­tert und kocht. Mit High-​Gravity Ver­fah­ren lie­fert sie bis zu 55 Liter Stamm­wür­ze von 12 Grad Pla­to in einem Sud. Das ist jetzt doch mal einen Applaus für die gute alte WM66 wert!

Trou­ble­shoo­ting

Nichts rührt sich

Habt ihr die Zeit­uhr auf­ge­zo­gen bzw. überbrückt?

Schalt­werk

Das Schalt­werk ist sehr robust auf­ge­baut und kann gut repa­riert wer­den, even­tu­ell sind ein­fach nur Kon­tak­te oxi­diert. Mit einem Mul­ti­me­ter auf Durch­gang unter 1 Ohm tes­ten. Bei Bedarf zer­le­gen und reinigen.

Motor

Summt der Motor, aber läuft ohne anschie­ben des Wel­len­ra­des nicht an, ist mit ziem­lich Sicher­heit der Motor­kon­den­sa­tor defekt, die­ser lässt sich für weni­ge Euro ein­fach durch einen belie­bi­gen ande­ren Anlauf­kon­den­sa­tor 230V/​6µF ersetzen.

FI-​Probleme

Kommt dau­ernd oder spo­ra­disch der FI-​Schalter bei eini­gen Schalt­stu­fen, und vor­nehm­lich mit Was­ser in der Maschi­ne, liegt es sehr wahr­schein­lich an der Heiz­spi­ra­le. Die­se lässt sich pro­blem­los als neu­es Ersatz­teil für ca. 20 Euro nach­kau­fen. Bezeich­nung: Heiz­ele­ment Uni­ver­sal Wasch­ma­schi­ne 2000 Watt WM 600 FORON. Tei­le Num­mer: 620005149

Kurz­schluss

Kommt gleich die Siche­rung kom­plett sobald ihr irgend­was anschal­tet, ist höchst­wahr­schein­lich ein Kabel irgend­wo raus oder abge­bro­chen und ragt gegen das Gehäuse.

Undicht

An der Durch­füh­rung der Läu­ter­he­xe tropft es trotz Dich­tung? Wenn man Dich­tun­gen zu fest zieht, wer­den sie ins Loch gezo­gen und dich­ten nicht mehr! Dich­tung von außen anset­zen und nur mäßig fest Schrau­ben. Even­tu­ell mit Dün­ner Unter­leg­schei­be hinterfüttern.

Obe­re Wannendichtung

Beim Hoch­klap­pen der Dich­tung zwi­schen Kes­sel und Rah­men kom­men die Wasch­mit­tel­res­te der letz­ten 40 Jah­re zu Tage? Maschi­ne umdre­hen und unten die bei­den Schrau­ben lösen die den Spann­bü­gel hal­ten. Dann lässt sich die Wan­ne ein­fach ein Stück hoch­zie­hen und die Dich­tung kann pro­blem­los aus­ge­baut, gerei­nigt und wie­der ein­ge­baut werden.

Aus­blick – Automatisierung

Eine über RS-​232 zu steu­ern­de 8‑Kanal-​Relaiskarte und zwei digi­ta­le Edel­stahl Tank-​Temperatur Sen­so­ren lie­gen schon bereit, um die Maische- und Koch­ar­beit noch wei­ter zu auto­ma­ti­sie­ren. Die­se lie­gen aller­dings auch schon län­ger bereit, denn eigent­lich reicht das Ther­mo­me­ter mit Tem­pe­ra­tur­alarm und Timer, wel­ches es für ca. 35 Euro bei Brau­part­ner gibt, völ­lig aus. Auch gibt es inzwi­schen für gut 15 Euro schon fer­ti­ge halb­au­to­ma­ti­sche Tem­pe­ra­tur­steue­run­gen (Inkbird).

Alle Wege füh­ren zum Sud

Die hier erzähl­te Umbau-​Historie ist natür­lich nur einer von vie­len mög­li­chen Wegen. Kol­le­gen aus dem Brau­kom­bi­nat haben eini­ge Details gänz­lich anders gelöst, aber fast alle haben sich – inzwi­schen – noch eine zwei­te Maschi­ne besorgt. Eine genaue­re Erör­te­rung der vie­len Mög­lich­kei­ten sprengt hier den Rah­men. An die­ser Stel­le soll­te ein­fach mal Mut und Lust gemacht wer­den, die WM66 zum Bier­brau­en zu benut­zen. Fra­gen, Dis­kus­sio­nen und Anre­gun­gen im Forum sind sehr willkommen.


Wis­mar, im Mai 2016
Hei­ner Busche, Brau­kom­bi­nat Wismar

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