Was bisher geschah
Dieser Artikel schließt an einen Artikel aus der letzten Ausgabe des Brau!Magazins an. Es ging dort um den grundlegenden Ausbau der Wellenrad Waschmaschine WM66 zur Bierbraumaschine und über erste Sud-Erfahrungen damit. Am Ende des ersten Teils gab es ein eher ernüchterndes Fazit. Grundlegend funktionierte das Brauen, aber der erst mit viel Mühe eingebaute Bodenauslauf war eigentlich in der Form unbrauchbar oder zumindest unnötig. Das Thema Maische umlagern musste noch mal durchdacht werden. Die Maschine heizte zu langsam auf und das Abkühlen dauerte ewig. Es gab also noch viel zu tun. In dieser Fortsetzung sollen nun diese Mängel beseitigt werden. Der Artikel ist keinesfalls als vollständige Umbauanleitung gedacht, sondern als Erfahrungsbericht wie man es machen kann.
Beschaffungsmöglichkeiten jenseits von Ebay
Auf die Idee zu kommen, dass man die Maschine bei Ebay, Ebay Kleinanzeigen und Co. bekommt, wird wohl jeder selbst gekommen sein. Abgesehen vom Selbstabholen mit langer Anfahrt, sieht es westlich der Elbe mit der Verfügbarkeit allerdings eher mau aus. Gute Chancen hat man, wenn man jemanden, der im Osten aufgewachsen ist, beauftragt, im erweiterten Familienkreise einfach mal herum zu fragen. Oft hat jemand von der buckeligen Verwandtschaft noch so ein Teil im Keller oder in der Gartenlaube stehen. Eine andere erprobte Variante ist, die Stadtentsorgung in einer größeren ostdeutschen Stadt, genauer die Abteilung, die für die Elektrogeräteentsorgung zuständig ist, anzusprechen. Einfach mal eine Kiste Bier mit seiner Telefonnummer drauf hinterlassen. Das kann einige Wochen oder sogar Monate dauern, aber früher oder später kommt da eine WM66 vorbei.
Eine weitere Variante wäre, sich eine ähnliche Maschine (z. B. Wellenradwaschmaschine ROMO 190.1) neu zu besorgen. Die gibt es für ca. 200 Euro. Diese neuen Maschinen sollten prinzipiell auch geeignet sein, jedoch liegen dem Autor keinerlei Umbauerfahrungen vor.
Bauformen
Die Maschine wurde seit 1966 über Jahrzehnte gebaut und es gab im Laufe der Zeit viele verschiedene Bauformen, die sich in Details unterschieden. Das ist den Verkäufern oft nicht klar und z.T. werden auch Maschinen als WM66 verkauft, die in Wirklichkeit das seltenere Nachfolgemodel WM600 sind.
Informationen: www.wellradwaschmaschine.de .
Mir sind im Laufe der Zeit einige verschiedene Baumformen der WM66 untergekommen. Es gibt einige mit Temperaturanzeige, Laugenpumpe und z.T. sogar mit Thermostat, einige ohne alles. Prinzipiell funktionieren sie aber alle so, dass ein Drehregler die Modi „Heizen”, „Heizen und Rühren”, nur „Rühren” und ggf. „Pumpen” schaltet. Das Wellenrad und evtl. auch die Pumpe laufen unabhängig von der Schalterstellung nur, wenn zusätzlich eine Zeituhr aufgezogen wird, diese kann man i.d.R. auf maximal 8 Minuten stellen. Die Laugenpumpe ist zum Brauen ist nicht wichtig. So lange die Maschine rührt, heizt und dicht ist, ist sie geeignet. Eine Ersatzheizung gibt es neu zu kaufen, ansonsten gibt es viele gebrauchte Ersatzteile.
Postversand
Eigentlich spricht absolut nichts dagegen, eine WM66 per Post zu verschicken. Mit den kompakten Abmessungen und einem Gewicht von ca. 23 kg geht das mit fast allen Paketdiensten zu einem akzeptablen Preis. ABER es ist, genau wie bei modernen Maschinen auch: Unbedingt eine Transportsicherung einzubauen! Klingt kompliziert, aber man muss eigentlich nur einmal den Boden abschrauben und zwischen Wanne und Seitenwand auf allen vier Seiten ein Stück Styropor oder Ähnliches klemmen. Die Wanne und der Motor sind mit einem Bügel am Boden gespannt, aber eigentlich frei schwebend am oberen Rahmen aufgehängt und dieser reißt eventuell bei stärkeren Querbelastungen während des Versandes durch das Gewicht des Motors. Ist die Wanne im unteren Teil gegen Seitenbewegungen geschützt, hält sie auch den Motor und die Chancen sind relativ gut, dass alles heil ankommt.
Dicht muss sie sein
Bei der ersten Befüllung ging erstaunlich viel Wasser rein, das lag daran, dass der breite Gummischlauch zwischen Wanne und Laugenpumpe ziemlich porös und eingerissen war. Weite Teile der Füllung liefen ungebremst unter der Maschine gleich wieder raus. Das ist, wie wir bei weiteren Umbauten feststellen mussten, leider ziemlich häufig der Fall. Da ich die Pumpe aus Hygienegründen sowieso nicht nutzen wollte, kamen Pumpe und undichte Schläuche einfach raus. Das Loch im Wannenboden kann man mit einem Stopfen verschließen, der sollte dann aber kochfest sein, schließlich sitzt er direkt unter der Heizung. Ein Weinkorken, der bei zwanzig Grad dicht ist, schrumpft bei 90 Minuten Kochzeit eventuell erheblich. Eine andere Lösung, die den Ausbau der Heizung erspart, sind zwei größere Unterlegscheiben. Auf die Oberseite eine Dichtung (Gummi geht, Silikon oder ähnliches wäre besser) unter die Scheibe und unter den Schraubenkopf legen und das Ganze zusammenschrauben. Das ist mehrfach erprobt und hält gut dicht. Es empfiehlt, sich für die Scheiben rostfreies Material zu verwenden.
Sauerbier
Die Maschine bietet hervorragende Möglichkeiten, beliebige Bierstile in Sauerbier zu verwandeln. Hierzu sind einfach kleine Undichtigkeiten zu pflegen. Die Tropfmengen zuckeriger Würze, die sich an schwer zu reinigenden Orten festsetzen, bilden sich schon nach wenigen Suden zu einem stabilen Biofilm aus, der jede Würze im Kaltbereich dann zuverlässig sauer macht. Solle man langfristig wider Erwarten vorhaben, doch noch was anderes als saures Bier zu produzieren, dann ist es eine sehr gute Idee, auch die kleinste Leckage zu beseitigen und die Dichtigkeit zuerst mit Wasser zu testen. Den Rest erledigen dann fünf Liter warmes Wasser und eine großzügige Gabe von bspw. Chemiepro Oxi direkt vor dem Sud.
Heizung – der Turbo
Die eingebaute Heizleistung von zweitausend Watt war zum Aufheizen der Maische akzeptabel, aber für das initiale Aufheizen des Hauptgusses und für das Erreichen der Siedetemperatur beim Hopfenkochen einfach grenzwertig wenig.
Tauchsieder
Ein zusätzlicher 2000 Watt Tauchsieder als Aufheiz-Turbo verkürzte wie erhofft die Zeiten für Hauptgussbereitung und Aufheizen zum Hopfenkochen erheblich. Ich habe das Griffstück aus dem Deckel entfernt und den Tauchsieder durch den Deckel gesteckt. Natürlich könnte man auch eine zweite Heizspirale fest installieren.
Ich hab mich dagegen entschieden, denn der abnehmbare Tauchsieder kann dafür charmanterweise auch gleich dazu benutzt werden, um in einem anderen Behälter den Nachguss aufzuheizen. Tipp: Kauft einen mit langem Stiel, dann besteht keine Gefahr das er komplett eintaucht.
Warnung! Den Tauchsieder nur in Wasser und in der Würze, nicht aber in der Maische verwenden, sonst bekommt das Pils ungewollte Röstmalz-Nuancen!
Was riecht hier eigentlich so verschmort?
Wenn man mit jahrzehntealter Elektrik und mit Flüssigkeit hantiert, schafft die Verwendung von Steckdosen mit FI-Schalter ein wohliges Gefühl der Sicherheit.
Da ich mir im Vorfeld Gedanken gemacht hatte, was wohl passiert, wenn man über eine längere Zeit 4000 Watt Stromleistung zieht und warum alle Haushaltsgroßgeräte einen eigenen Direktanschluss haben, konnte ich größere Stromausfälle und verschmorte Zwischenverteilungen mit Schwelbrand erfolgreich vermeiden.
Unter Nutzung einer modernen Elektroinstallation ist es übrigens durchaus möglich, eine WM66 und einen 2000 Watt Tauchsieder gemeinsam an einer 16 Ampere Leitung dauerhaft zu betreiben.
Ein ungutes Gefühl blieb bei der Sache. Ich habe mir deshalb unlängst drei separate 16A Stränge mit eigenem FI-Schalter direkt von der Hauptverteilung in den Hof gezogen. Verlegt man die Kabel selber und überlässt nur den Anschluss einem Fachmann sind die Kosten sehr überschaubar. Zudem hat man gleich genug Strom für die zweite und dritte WM66.
15 Liter Lehrgeld – Viel ist manchmal zu viel
Während ich im Geiste schon mit mir rang, ob die Elektroversorgung wohl noch einen zweiten 2000 Watt Tauchsieder hergeben würde, gab es einen ärgerlichen Zwischenfall.
Hierzu ein Gedankenexperiment: Setze einen Topf mit Nudelwasser auf die Herdplatte. Wenn Du den Deckel aufsetzt, kommt das Wasser schneller zum Kochen. Kocht das Wasser dann, musst Du den Deckel abnehmen, eventuell auch die Heizleistung der Platte runter stellen, sonst? Genau, sonst kocht es über. Logisch, ist wahrscheinlich jedem schon mal passiert.
Man hätte sich im Nachhinein wohl denken können, dass man exakt den gleichen Effekt auch bei der WM66 hat. Ich hatte völlig unterschätzt wie schnell die Maschine mit zusätzlichem Tauchsieder aufheizt. Da der Sud nur noch gut 60 Grad hatte, dachte ich, ich hätte mindestens 20 Minuten Zeit um in Ruhe die exakte Hopfengabe auszurechnen, bevor die Würze kochen würde. Als ich nach 20 Minuten wieder in den Hof kam, war mir die Würze schon mal ein Stück entgegen gekommen. Gut 1/3 des Kessels waren durch den aufgelegten Deckel gekocht. Sehr ärgerlich und sehr klebrig! Sobald 99 Grad erreicht sind muss unbedingt der Deckel mindestens ein Stück weit aufbleiben und der Tauchsieder aus. Die Heizleistung der Maschine reicht aus, um den Sud auch bei voll geöffneten Deckel alleine am Kochen zu halten.
Kälteeinbruch
Das Abkühlen dauerte selbst mit offenem Deckel wegen der sehr guten Seiten-Isolierung einfach zu lange. Klar kann man die Würze über Nacht stehen lassen, im Winter mach ich das auch öfter so. Trotzdem ist ein längerer Aufenthalt zwischen 30 und 60 Grad immer eine Einladung für ungeladene Gäste. Es gibt gute, fertige Würzekühler-Lösungen, die allerdings in der Regel fern von günstig oder nur schwer zu reinigen sind.
Mir stand der Sinn nach einer maßgeschneiderten Lösung für die WM66. Nach einem halbherzigen Biegeversuch mit einem Kupfer Heizungsrohr gelang mir ein toller scharfer Knick und es war klar, dass ohne spezielle Biegezange nichts zu machen war. Auch hatte ich kein Equipment, um mehrere Stangen mit Fittings aneinander zu löten. Zehn Meter weiches Kupferrohr (6mm) auf Rolle sind relativ günstig (ca. 33 Euro) im Internet zu bekommen, für einen größeren Durchmesser war ich zu geizig.
Das weiche Rohr lässt sich ohne Biegewerkzeuge gut und passgenau in die Wanne einbetten, ohne das Wellenrad oder die Heizung zu berühren. Sechs mm Rohrdurchmesser auf Gardena Kupplung anzuschließen und das Ganze noch druckfest und dicht, war allerdings eine ziemliche Herausforderung. Ein erster Versuch mit Silikonschlauch und Rohrschellen führte durch den extremen Staudruck zu einer riesigen Ballon Blase, die auch mit Drahtumwicklung nur schwer zu bändigen war. Hier nur der Tipp: Swagelok und Festo Druckluft-Zubehör mit kleinstem erhältlichen Gardena ‑Wasserhahnanschluss.
Die Kühlschlange lege ich zwecks Sterilisierung die letzten 10 Minuten mit in die kochende Würze. Ist die Heizung aus, bringen 40–50 Liter Leitungswasser durch die Spirale geleitet die Temperatur zügig runter auf 30–40 Grad. Spült man die Kühlschlange sofort nach der Benutzung gründlich ab, ist die Reinigung quasi erledigt. Macht man mehrere Sude kann das Kühlwasser gleich für den nächsten Hauptguss dienen.
Die Läuterung
Ich konnte nun schnell Aufheizen und schnell Abkühlen, aber dieses Umschöpfen der Maische in die Läuterbox (den Bodenauslauf wollte ich aus Hygienegründen nicht mehr für Maische benutzen) und insbesondere der hohe umständliche Reinigungsaufwand der Läuterbox (Ikea: gelochte Samla in Samla mit Auslaufhahn) nervten mich zunehmend. Eine riesige Arbeits-und Zeitersparnis wäre es doch, wenn ich mir das Umschichten zum Läutern in ein anderes Gefäß sparen könnte. Ziel war also, die WM 66 als Maische-Kessel und gleichzeitig als Läuterbottich zu verwenden.
Lochblech
Eine Idee, die in diesem Zusammenhang immer wieder aufkommt ist, das vorhandene Loch-Blech, welches die Heizspirale abdeckt, mit feineren Maschen zu versehen und zusammen mit dem Pumpenablauf zum Läutern zu benutzen.
Ohne das jemals probiert zu haben behaupte ich mal, dass das nicht funktioniert. Es wird beim Heizen der Maische anbrennen, weil unter dem Sieb nicht genug Bewegung durch das Wellenrad ankommt. Man müsste dafür dann schon noch einige Zentimeter maischefreien Raum über der Heiz Spirale und dem Wellenrad schaffen. Im Grunde also einen hochgesetzten durchgehenden Läuterboden einziehen, und das Ganze wie bei Grainfather und Co. Im Malzrohr-Betrieb fahren.
Zeit für etwas Hexerei
Meine Wahl fiel auf eine einfache und elegante Lösung aus dem Hause MattMill, nämlich auf die Läuterhexe (ca. 35 Euro). Eine Edelstahl Spirale dient als Drainage für die Würze. Die Spirale lag ohne jede Modifikation perfekt in der Wanne in einem schönen Bogen um Heizung und Wellenrad herum.
Sie musste lediglich durch eine Hahn-Verlängerung ergänzt werden, um das Stück zwischen der inneren Wanne und der Außenwand zu überbrücken. Setzt man nicht ganz mittig an, ist die Wellenradnabe beim Bohren übrigens deutlich weniger im Weg!
Etwas anspruchsvoller ist es, die exakte Höhe der Durchbohrung hinzubekommen. Möglichst tief, aber nicht zu tief. Inzwischen war ich ja Profi mit dem Metallstufenbohrer und beim nächsten Mal lasse ich dann auch nach unten Platz genug für die Dichtung. Bezüglich des Auslaufes hat die Maschine übrigens eine Vorzugseite! Nämlich die, an die Ihr beim Brauen und Läutern gut heran kommt. Das kann vorne, hinten, links oder rechts sein, jede Richtung geht, an den Seiten ist aber weniger Distanz zwischen Wanne und Metallgehäuse zu überbrücken.
Draußen schraubte ich das mitgelieferte ½ auf ¾ Zoll Adapterstück an und schon passte ein Standard-Auslauf-Hahn. Hier bevorzuge ich die üblichen Kunststoff Hähne, da ich diese zum Reinigen komplett zerlegen kann. Das geht bei einem Metall-Kugel-Hahn nicht. Die Temperatur ist für die Kunststoffhahn Lösung auch beim Hopfenkochen kein Problem.
Suderfahrungen im Komplettausbau
Unter Einsatz des Tauchsieders geht das Aufheizen dank der guten zusätzlichen Wannendämmung und des gedämmten Deckels schön schnell.
Die Spirale lässt sich sehr gut reinigen, ist kochfest, stört nicht beim Maischen und verbleibt daher die ganze Zeit über im Kessel. Nach dem Maischen läutere ich direkt aus der Maschine ab. Ich mache den Hahn auf und schieße 3–4 Liter vor, bis die Würze klar läuft.
Ich weiß: Zum Läutern soll man sich Zeit lassen, aber für meinen Geschmack ließ sich die Läuterhexe, wahrscheinlich bedingt durch den sehr weiten Verlege-Radius, etwas sehr viel Zeit. Ein steifer Draht in die Spirale gezogen schaffte da Abhilfe. Er spreizt die Spirale auf ganzer Länge etwas auf, was das Läutern extrem beschleunigt.
Bei sehr hohem Eiweißanteil durch viel Rohfrucht (z.B. bei Irish Extra Stouts) kann es auch hier zum kompletten Zusetzen der Hexe kommen. In diesem Falle einfach noch mal das Rührwerk starten, 10 Minuten absitzen lassen und weiter läutern.
Die Läuterhexe ist mit wenigen Handgriffen zu entfernen, so kann der Seitenauslauf der Hexe auch beim Wannen-Reinigen mit etwas seitlichem Kippen die Maschine restlos entleeren.
Ein Trubkegel bildet sich trotz Whirlpool so gut wie nicht aus, aber zu meiner Begeisterung taugte nach dem Kochen und Kühlen die Spirale zusätzlich dazu, den Eiweißtrub abzutrennen. Vorsichtig von Oben abziehen war nun nicht mehr nötig.
Der letzte Rest Flüssigkeit aus der Heizungssenke lässt sich am Ende einfach durch leichtes Ankippen der Maschine heraus locken.
Fazit nach Komplettumbau – Für den Preis unschlagbar
Kostenaufstellung
- WM66 Maschine ca. 90 Euro (30−150 Euro)
- Läuterhexe 35 Euro
- Hahnverlängerung 5 Euro
- Tauchsieder 25 Euro
- Kupferkühlschlange 35 Euro
- Anschlüsse/Adapter für Kühler 15 Euro
- (Metallstufenbohrer 15 Euro)
Unter Einsatz geringer handwerklicher Fähigkeiten und mit etwas Geduld bei der Beschaffung der Maschine, sowie unter Verzicht auf einen (unnötigen) Bodenauslauf, bekommt man für ca. 150–250 Euro Materialeinsatz eine robuste, komfortable, kompakte und gut zu reinigende Braumaschine. Diese maischt, läutert und kocht. Mit High-Gravity Verfahren liefert sie bis zu 55 Liter Stammwürze von 12 Grad Plato in einem Sud. Das ist jetzt doch mal einen Applaus für die gute alte WM66 wert!
Troubleshooting
Nichts rührt sich
Habt ihr die Zeituhr aufgezogen bzw. überbrückt?
Schaltwerk
Das Schaltwerk ist sehr robust aufgebaut und kann gut repariert werden, eventuell sind einfach nur Kontakte oxidiert. Mit einem Multimeter auf Durchgang unter 1 Ohm testen. Bei Bedarf zerlegen und reinigen.
Motor
Summt der Motor, aber läuft ohne anschieben des Wellenrades nicht an, ist mit ziemlich Sicherheit der Motorkondensator defekt, dieser lässt sich für wenige Euro einfach durch einen beliebigen anderen Anlaufkondensator 230V/6µF ersetzen.
FI-Probleme
Kommt dauernd oder sporadisch der FI-Schalter bei einigen Schaltstufen, und vornehmlich mit Wasser in der Maschine, liegt es sehr wahrscheinlich an der Heizspirale. Diese lässt sich problemlos als neues Ersatzteil für ca. 20 Euro nachkaufen. Bezeichnung: Heizelement Universal Waschmaschine 2000 Watt WM 600 FORON. Teile Nummer: 620005149
Kurzschluss
Kommt gleich die Sicherung komplett sobald ihr irgendwas anschaltet, ist höchstwahrscheinlich ein Kabel irgendwo raus oder abgebrochen und ragt gegen das Gehäuse.
Undicht
An der Durchführung der Läuterhexe tropft es trotz Dichtung? Wenn man Dichtungen zu fest zieht, werden sie ins Loch gezogen und dichten nicht mehr! Dichtung von außen ansetzen und nur mäßig fest Schrauben. Eventuell mit Dünner Unterlegscheibe hinterfüttern.
Obere Wannendichtung
Beim Hochklappen der Dichtung zwischen Kessel und Rahmen kommen die Waschmittelreste der letzten 40 Jahre zu Tage? Maschine umdrehen und unten die beiden Schrauben lösen die den Spannbügel halten. Dann lässt sich die Wanne einfach ein Stück hochziehen und die Dichtung kann problemlos ausgebaut, gereinigt und wieder eingebaut werden.
Ausblick – Automatisierung
Eine über RS-232 zu steuernde 8‑Kanal-Relaiskarte und zwei digitale Edelstahl Tank-Temperatur Sensoren liegen schon bereit, um die Maische- und Kocharbeit noch weiter zu automatisieren. Diese liegen allerdings auch schon länger bereit, denn eigentlich reicht das Thermometer mit Temperaturalarm und Timer, welches es für ca. 35 Euro bei Braupartner gibt, völlig aus. Auch gibt es inzwischen für gut 15 Euro schon fertige halbautomatische Temperatursteuerungen (Inkbird).
Alle Wege führen zum Sud
Die hier erzählte Umbau-Historie ist natürlich nur einer von vielen möglichen Wegen. Kollegen aus dem Braukombinat haben einige Details gänzlich anders gelöst, aber fast alle haben sich – inzwischen – noch eine zweite Maschine besorgt. Eine genauere Erörterung der vielen Möglichkeiten sprengt hier den Rahmen. An dieser Stelle sollte einfach mal Mut und Lust gemacht werden, die WM66 zum Bierbrauen zu benutzen. Fragen, Diskussionen und Anregungen im Forum sind sehr willkommen.
Wismar, im Mai 2016
Heiner Busche, Braukombinat Wismar