Nach dem Frei-Bier, einem alkoholfreien Pils, und dem Bernstein-Weizen alkoholfrei hat Störtebeker vor einigen Tagen sein drittes Autofahrer-freundliches Bier vorgestellt: das Atlantik Ale alkoholfrei. Da das „normale” Atlantik-Ale unter hobbybrauern so beliebt ist, dass ein Clone sogar den Brauwettbewerb beim Mitteldeutschen Hobbybrauertreffen gewinnen konnte, ist es interessant genug, der alkoholfreien Variante einmal auf den Zahn zu fühlen.
Das Etikett ist Störtebeker-typisch schon sehr auskunftsfreudig: Stammwürze 11,7%, Gersten- und Weizenmalze, Kalthopfung mit Cascade, Amarillo und Citra. Die Produktseite gibt weitere Informationen: hinter den Malzen verstecken sich Weizen‑, Münchner- und Distilling-Malz. Letzteres wird auch im „normalen” Atlantik-Ale verwendet. Es ist ein sehr helles und enzymstarkes Malz, das eigentlich für Schnapsbrenner produziert wird, um eine möglichst schnelle und vollständige Verzuckerung zu garantieren. Im Atlantik-Ale sorgt es für den hohen EVG und das trockene Finish.
Die Grundbittere wird mit Perle auf 40 IBU eingestellt. Die Kalthopfung ist bei einem alkoholfreien Bier nicht so einfach, weil ja der Alkohol als Lösungsmittel für die Aromaöle fehlt. Elisa Raus, Pressesprechering bei Störtebeker, schrieb mir dazu:
Beide alkoholfreien Biere werden kaltgehopft. […] diverse weitere technisch-technologische Kniffe, unter anderem zum Hopfenaroma im alkoholfreien Bier, bleiben aber unser Geheimnis.
Da müssen wir also versuchen, Braumeister Christoph Puttnies noch ein paar dieser Geheimnisse beim kommenden Störtebeker-Event zu entlocken.
Aus 11,7°P Stammwürze würde man ohne besondere Vorkehrungen über 5%vol Alkohol erzeugen. Das alkoholfreie Atlantik-Ale hat aber nur 0,35%vol. Um das zu erreichen, wird bei Störtebeker aber keine Spezialhefe eingesetzt, sondern zwei andere Verfahren kombiniert. Elisa Raus schreibt dazu:
Bei unserem Atlantik Ale Alkoholfrei kombinieren wir zwei etablierte Verfahren zur Herstellung alkoholfreier Biere. Zum einen entalkoholisieren wir ein Atlantik-Ale in einer Vakuum-Rektifikationsanlage, zum anderen stellen wir ein alkoholfreies Atlantik-Ale mit gestoppter Gärung her.
Beide Biere werden dann so verschnitten, dass möglichst ein ausgewogenes, aromareiches Bier ohne penetranten Würzegeschmack und übertriebene Süße herauskommt. In welchem Verhältnis das geschieht, bleibt aber das Geheimnis der Brauerei.
Zum Geschmack schreibt Störtebeker im Datenblatt:
Das Störtebeker Atlantik-Ale Alkoholfrei vereint die erfrischende Herbe der Pilsener-Biere und die leichte Fruchtsüße von Weizenbieren mit den kräftigen Zitrusnoten eines Pale Ales. Eine außergewöhnliche Geschmacks- und Duftkombination, die nicht nur im Sommer erfrischt.
Genusstemperatur 10°C, Kulinarischer Tipp: Aperitif, frischer Fisch, Salate
Das wollen wir überprüfen.
Das Glas, das Störtebeker extra für ihre alkoholfreien Biere designed hat (siehe Titelbild), ist zwar sehr schick, aber für die Verkostung etwas unpraktisch. Durch die mattierte Oberfläche mit dem eingeschliffenen „Alkoholfrei” kann man vom Bier nicht viel erkennen. Ich greife daher auf mein bewährtes klares Störtebeker-Glas zurück.
Beim Einschenken fällt der sahnig-feste, sehr stabile Schaum auf. Das Bier ist eine Nuance dunkler als das alkoholhaltige Atlantik Ale und fast klar. Ein harzig-würziger und zitrusfruchtiger Geruch steigt sofort in die Nase – die Kalthopfung lässt grüßen.
Der erste Eindruck beim Geschmack ist dem „normalen” Atlantik Ale sehr ähnlich. Hopfenaroma und ‑Geschmack sind sehr deutlich, die Bittere moderat, aber durch den hohen Vergärungsgrad doch gut präsent. Erst auf den zweiten Schluck fällt auf, dass die alkoholfreie Version doch nicht ganz so schlank wie das Original ist. Ein leichter Würzegeschmack und ‑Geruch ist nur im ersten Moment gut hinter dem Hopfen versteckt.
Ein alkoholfreies Bier ist ja zumeist als Durstlöscher gedacht, für den Fall dass man Alkohol nicht trinken darf oder will. Diesen Zweck erfüllt das Bier hervorragend. Wenn man die Alternative des alkoholhaltigen Originals hat, ist der Wunsch nach einem Zweiten Glas aber gering. Trotzdem ist es eines der ersten Alkoholfreien, das ich bei Bedarf lieber als ein Glas Wasser trinken würde.
Bier und Gläser wurden von der Störtebeker Braumanufaktur zur Verfügung gestellt.