Seit Jahren sind die zwei größten Hopfenanbaugebiete der Welt die USA und Deutschland. Genauso lange besteht auch schon der Wettbewerb zwischen den beiden, wer nun mehr Hopfen gepflanzt bzw. wer die größte Menge an Hopfen (in Tonnen) geerntet hat. Australien allerdings rühmt sich, eines der kleinsten und feinsten Anbaugebiete weltweit zu sein.
Insgesamt gibt es weltweit 9 größere Anbaugebiete (und noch einige kleinere). Aus diesen Anbaugebieten wurde mit 262 verschiedenen Hopfensorten gehandelt! Wer mehr dazu und auch die genauen Zahlen wissen will, der schaut ganz einfach in den neuesten Barth-Bericht, dort sind all diese Zahlen veröffentlicht.
In nachfolgender Tabelle sind die wichtigsten Flavour-Sorten aus Europa, den USA und Australien aufgelistet.
Europa | USA | Australien |
---|---|---|
Ariana | Amarillo® | Ella™ |
Barbe Rouge | Azacca™ | Enigma™ |
Bouclier | Calypso™ | Galaxy™ |
Callista | Cascade | Topaz™ |
Comet | Cashmere | Vic Secret™ |
Hallertau Blanc | Centennial | |
Huell Melon | Chinook | |
Kazbek | Citra® | |
Mandarina Bavaria | Comet | |
Monroe | Crystal | |
Polaris | Denali™ | |
Relax | Ekuanot™ | |
Styrian Cardinal | El Dorado® | |
Styrian Colibri | Jarrylo™ | |
Mosaic® | ||
Simcoe® | ||
Sorachi Ace | ||
Tahoma | ||
Triple Pearl |
Bevor wir uns jetzt noch weiter in den Zahlen, Daten und Fakten verlieren, lasst uns doch zuallererst über Flavour Hops sprechen. Jeder Hopfen kann als Flavour Hop verwendet werden, denn für Flavour Hops gelten keine strikten Regeln, nach denen der Hopfen in Bitterhopfen, Aromahopfen oder Dual Purpose (wie die Hopfensorte Perle) eingeteilt wird. Bei Flavour Hops geht es einfach um das Aroma. Und dafür wird er auch eingesetzt. Immer spät im Sudhaus oder noch später – im Keller –, damit sich das Aroma eines jeglichen Hopfens möglichst gut entfalten kann.
In den USA wird die größte Anzahl an Hopfensorten angebaut – nämlich 87 verschiedene. Davon sind alleine 37 % Flavour Hops. Einer der Gründe für diese große Vielzahl ist sicherlich die Craft-Beer-Bewegung. Deren Durst nach immer mehr Aroma und immer mehr Vielfalt kann fast nicht gestillt werden. Zusätzlich gibt es in den USA die größte Anzahl an Züchtungsprogrammen.
Hier nun eine Zusammenfassung zu den wichtigsten Sorten:
- Citra® – Gezüchtet von Gene Probasco (schon in Rente) und ein Teil des HBC-(Hop-Breeding-Company-)Portfolios, ist Citra® eine der meistverwendeten Hopfensorten unserer Zeit. Mit einigen sehr herausragenden Aroma-Charakteristika wie Stachelbeere, Zitrone, Litschi und Geranie im Bier.
- Simcoe® – Jetzt schon ein Standardhopfen im American Style IPA, zeigt sich dieser (privat gezüchtete) Hopfen mit Ananas und harzigen Aromen. Zusätzlich bringt er noch Brombeeren, Grapefruit und Schwarze Johannisbeeren hervor.
- Mosaic® – Auch das ist eine Zuchtsorte von HBC, und noch dazu ist Mosaic® die Tochter von Simcoe®. Und das zeigt sich eindrucksvoll in deren Aromen: ein regelrechter Fruchtcocktail aus Mandarinen, Gras und Pfirsich.
- Ekuanot™ (f.k.a. HBC366) – Diese HBC-Tochter folgt Mosaic® auf dem Fuß und wurde schon 2 Jahre nach Mosic® freigegeben. Ekuanot™ zeigt außerordentlich viele tropische Früchte wie Guave, Papaya und auch grünen Pfeffer.
- El Dorado® – Auch diese Hopfensorte ist recht neu auf dem Markt und wurde von CLS Farms in Yakima gezüchtet. El Dorado® wird vor allem für New England IPAs verwendet und bringt tropische Früchte, Wassermelone und Steinobst ins Bier.
- Azacca™ – Aus dem Züchtungsprogramm der American Dwarf Hop Association (ADHA). Azacca™ tritt mit Aromen wie Birne und Mango sowie harzigen Pinienaromen auf.
- Amarillo® – Schon vor 14 (!) Jahren von Virgil Gamache gezüchtet ist Amarillo® wohl eine der bekanntesten Craft-Sorten. Das liegt sicher auch an den einzigartigen Aromen wie Pfirsich, Melone und Aprikose.
- Nicht zu vergessen sind die klassischen “C” hops – Cascade, Chinook, Centennial, Crystal, Comet, (Citra®), etc.
Allein mit diesen hier aufgezählten Hopfensorten kann man unzählige Bierstile aufpeppen, ergänzen, verbessern uvm.
Die USA sind definitiv Vorreiter, was Flavour-Sorten betrifft. Ein kleines Stückchen dahinter liegt schon Deutschland. Deutschland liegt dafür vorne, was die Tradition des Anbaus (die erste urkundliche Erwähnung von Hopfen war schon 736 in Geisenfeld) und traditionelle Sorten (Hallertau Mittelfrüh, Spalt Spalter, Tettnanger etc.) betrifft. Gerade diese Traditionssorten werden in vielen ursprünglichen Bierrezepturen verwendet.
In den letzten Jahren hat sich auch Hüll (das Hopfenforschungs- und Züchtungszentrum in Deuschland) immer mehr auf die Züchtung von Flavour-Sorten fokussiert. Alleine in den letzten 5 Jahren wurden 6 Flavour-Sorten freigegeben. Davon waren gleich 3 Hybride aus einer deutschen Sorte und der US-Sorte Cascade. Aber nicht nur in Hüll wird gezüchtet, auch ein Hopfenpflanzer aus der Hallertau züchtet privat.
- Mandarina Bavaria – Nach 5 Jahren auf dem Markt ist Mandarina Bavaria die erfolgreichste Flavour-Sorte aus Deutschland. Der Name ist Programm, und so zeigt sich die Sorte mit frischen Mandarinen-Aromen, die durch Stachelbeeren und Ananas fein ergänzt werden.
- Hallertau Blanc – Mit einem Gehalt von 9–12 % Alpha wäre diese Sorte eigentlich eine Bittersorte. Aufgrund der wunderbaren Aromen nach Zitronengras, Grapefruit und Weißweintrauben (Sauvignon Blanc) hat sie sich ihren Stand als Flavour-Sorte wohl mehr als verdient.
- Hüll Melon – Nach dem “Geburtsort” der Sorte (also dem Hopfenforschungszentrum in Hüll) benannt, zeigt sich diese Sorte mit süß-fruchtigen Noten nach Erdbeeren, Karamell und Honigmelone.
- Polaris – Wurde gleichzeitig mit den davor genannten Sorten freigegeben. Mit seinen Aromen nach Gletschereis-Bonbons, Waldmeister und Bananen könnte auch Polaris eine reine Flavour-Sorte sein. Nachdem sie aber einen Alphagehalt bis zu 21 % aufweist, wird sie auch immer mehr als Bittersorte angebaut.
- Ariana – Wurde erst 2016 freigegeben und wird daher erst auf einer kleinen Fläche angebaut. Mit Herkules als Mutter weist diese Sorte eine Vielzahl an fruchtigen Aromen wie Erdbeere, Grapefruit und Quitte auf.
- Callista – Mit einem Alphagehalt von nur 2–2,5 % kann diese 2016 freigegebene Sorte mit den “Großen” im Ölgeschäft mithalten (1,3–2,1 ml/100 g), weist bombastische Aromen nach Brombeere, Stachelbeere und Mango auf und bringt auch eine harzige Note mit ins Bier.
- Monroe – Das ist eine der wenigen Sorten, die aus einem privaten Züchtungsprogramm in der Hallertau stammen. Auch diese Sorte hat einen niedrigen Alphagehalt, den sie aber mit einer gewaltigen Ladung an Aromen (Kirschen, Orangensirup und Erdbeeren) wettmacht.
- Relax – Ein Tee-Hersteller ist dafür verantwortlich, dass diese Sorte auf dem Markt ist. Relax ist auch eine Hüll-Züchtung und weist einen Alphagehalt von nur 0,5–1 % auf. Inzwischen wird diese Sorte hauptsächlich für Bier verwendet und bringt unwiderstehliche Noten von Zitronengas und Honigmelone ins Bier.
- Barbe Rouge (französisch für „Roter Bart”) ist aus dem Hopfenentwicklungsprogramm der elsässischen Comptoir Agricole bervorgegangen. Seine Aromen von roten Früchten erzeugen Noten von Erdbeere und Kirsche. Er ist verwandt mit Strisselspalt und kann mit einem Alphasäuregehalt von fast 8 % sowohl als Aroma- als auch als Bitterhopfen verwendet werden. Seine subtilen Noten von Erdbeereis überraschen beim Einsatz in der Kalthopfung.
- Bouclier (französisch für „Schirm”) ist eine 2005 freigegebene Kreuzung des elsässischen Strisselspalt mit einer männlichen Sorte aus England. Bouclier besitzt eine Kombination aus „französischen” und „englischen” Aromen. Noten von Früchten, Zitrusfrüchten, Kräutern, Gewürzen und Estern können englischen Bieren einen französischen Touch geben.
- Styrian Cardinal ist eine slowenische Neuzüchtung mit fruchtigen Noten von Ananas, Pflaume, Banane, Johannisbeere und Himbeere, kombiniert mit Zitrusfrüchten und Karamell.
- Styrian Colibri stammt ebenso aus Slowenien und besitzt europäische und amerikanische Vorfahren. Neben guten agronomischen Eigenschaften lieben Craft-Brauer die blumigen Noten von Holunder, Geranie, Rose und Melisse.
Wie ihr seht, gibt es viele Möglichkeiten, mit denen man spielen kann und die auch alle genutzt werden sollten, um die unterschiedlichsten einzigartigen Biere zu brauen.
Nach diesen 2 Riesen der Hopfenbranche kommen wir zu einem kleinen, aber feinen Anbaugebiet auf der Südhalbkugel der Erde. Hop Products Australia (HPA) produziert fast ausschließlich Flavour Hops. Mit einem Anbaugebiet von nur 631 Hektar insgesamt wären das 3,1 % der US-Anbaufläche und 3,4 % der Deutschen. HPA macht alles selber. Vom Anbau bis hin zur Verpackung liegt alles in einer Hand. Hier nun die Sorten:
- Galaxy™ – 2009 freigegeben, ist Galaxy™ (gezüchtet aus australischem und europäischem Pflanzenmaterial) eine der populärsten Sorten weltweit. Mit seinen beerigen Aromen (Schwarze Johannisbeere, Brombeere und Blaubeere) ist es schwierig bis unmöglich, eine ähnliche Hopfensorte zu finden.
- Topaz™ – In den 80er-Jahren wurden Hochalphasorten gesucht, und Topaz™ war eines der Resultate. Diese Sorte kann bis zu 17 % Alphagehalt aufweisen, aber sie ist heutzutage nicht mehr wegen ihres Alphagehalts, sondern wegen ihres Aromas – nach Maracuja, Grapefruit und Bromberen – gesucht.
- Ella™ – Ursprünglich “Stella” genannt, hat diese Sorte außerordentlich gute agronomische Eigenschaften. Trotz ihres hohen Alphagehalts zeigt sie sich in einem blumigen Gewand und weist Aromen nach Lavendel und Bergamotte auf.
- Enigma™ – Das ist die neueste Sorte aus der HPA-Familie und wurde erst 2015 freigegeben. Aus der Sorte Tettnanger gezüchtet, zeigt sie angenehme Aromen von Himbeere, Roter Johannisbeere und tropischen Früchten.
- Vic Secret™ – Als Schwester von Topaz™ (aber erst 2013 freigegeben) weist Vic Secret™ die gleiche Aromenvielfalt auf. Hier gehen die Aromen neben Maracuja und Grapefruit auch in die Ananas-Richtung.
Die meisten der weltweit hergestellten Biere enthalten Hopfen aus einem der 3 genannten Länder.
Alle Fotos: Barth-Haas Fotomaterial (Kreklau/Barth)