Wer kennt das nicht? Endlich, nach langem Heizen, kocht die Würze. Und jetzt, wohin mit dem Dampf? Die Fensterscheiben triefen schon, und von den Wasserrohren tropft das Kondenswasser. So ist es zumindest bei mir in der Waschküche, wo gebraut wird.
Mich stört und beschäftigt das schon Jahre lang, und jetzt habe ich, nach vielen Versuchen, des Dampfs Herr zu werden, endlich eine gute Lösung gefunden. Die möchte ich euch nicht vorenthalten.
Nun die ganze Geschichte:
Wer erinnert sich nicht an die Zeiten, wo in den Kneipen noch geraucht werden durfte? Damals lief, wenn der Rauch zu dicht wurde, immer ein großer Ventilator in der Wand, der den Rauch nach außen befördern sollte. Der Ventilator lief sehr leise, aber am Klappern der Blechlamellen hörte man schon, wann er eingeschaltet war.
Diese Idee habe ich damals als Erstes aufgegriffen und mich nach so etwas erkundigt. Diese Lüfter haben ganz speziell geformte und gedrehte Rotorblätter, die einen massiven Absaugeffekt erzeugen. Also: bestellt und in mein Kellerfenster eingebaut.
Mit Spannung den nächsten Brautag erwartet, alles lief planmäßig. Zum Kochbeginn den neuen Lüfter eingeschaltet, einwandfrei hat es den Brüden zum Fenster hinaus befördert. Irgendwie merkte ich plötzlich, dass es mir nicht ganz wohl war. Ein Gefühl, das ich nicht kannte. Ich dachte mir, kochen tut es auch, wenn ich im Wohnzimmer sitze und mich ausruhe.
Beim Verlassen der Waschküche fiel mir auf, dass das Licht vom Heizungsschalter nicht leuchtete. Habe mir nicht viel dabei gedacht, erst mal hinsetzen. Dann ging mir ein Licht auf! In der Waschküche braue ich nicht nur, da stehen auch die Waschmaschine und die Gasheizung. Ich mache beim Brauen natürlich die Waschküchentür zu, um den Dampf und die Feuchtigkeit nicht im ganzen Keller zu haben.
Kurzum: der Lüfter erzeugt einen Unterdruck im Raum und holt sich natürlich überall neue Luft. So auch aus der Heizung, die ja an den Kamin nach oben zum Dach angeschlossen ist. Die giftigen Abgase wurden also aus dem Kamin zurück in die Heizung gesogen, die Flamme ging aus, und ich hatte die Abgase in der Waschküche. Also schnell runter und den Lüfter aus und alle Fenster und Türen auf.
Darum war es mir auch plötzlich so elend. Mein Kaminkehrer sagte mir später, das hätte auch tödlich enden können.
Fazit: schlechte Idee für den Brüdenabzug!
Viele Jahre später hatte ich dann eine neue Idee.
Ich hatte mir inzwischen auf den Kochkesseldeckel einen Ausgang gebastelt, auf dem ein Abzugsrohr steckte, das durch das Fenster hinaus geleitet war. Das funktionierte aber nur mit den Brüden, wenn es mal richtig kochte. Und wann tut es das schon mit der Hendi-Platte? Meistens drückte es den Dampf mehr zum Deckel in den Raum raus, als zum Fenster. Und jetzt die Idee: ein zweites Loch in den Deckel gefräst und einen ausgedienten Computerlüfter darauf gelegt, der in den Topf bläst.
Das war der Hit. Der Schwaden ging wunderbar zum Fenster raus, und der Brauraum war praktisch trocken. Ich hatte auch plötzlich Verdampfungsmengen um die 12 %. Doch dann kam die Ernüchterung. Ich förderte ja mit dem Computerlüfter ständig frischen Sauerstoff auf die Würze; Farbe und Geschmack meiner Biere veränderten sich. Habe es dann noch mit dem Einblasen von Kohlenstoffdioxid (CO2) versucht, das funktionierte sehr gut, und mein Bier schmeckte wieder wie früher. Aber ich war bald bester Kunde bei Linde.
Fazit: auch keine gute Lösung für den Brüdenabzug.
Wieder Jahre später war immer öfter mal die Rede von Venturieffekt und Venturidüse. Aber nirgends waren Erfolge für den Brüdenabzug zu hören, die auch ganz simpel zu realisieren waren.
Ich mich also hingesetzt und viel gelesen, was Giovanni Battista Venturi (1746–1822) da entdeckt hatte. Was wir brauchen, ist eine Venturipumpe. Dabei wird ein enges Rohr, in das ein Radiallüfter schnell fließende Luft drückt, in ein größeres Rohr gesteckt, in dem sich das anzusaugende Gas, in unserem Fall der Wasserdampf, befindet.
Der Ausgang des dünnen Venturirohres mit der schnell fließenden Luft muss sich auf alle Fälle vor dem Eingang des großen Rohres, welches auf der Kochpfanne sitzt, befinden. Nur so stellt sich ein Unterdruck ein, und der Dampf wird aus dem Kochtopf gesaugt, mit der schnellen Venturiluft vermischt und zum Fenster hinaus befördert.
Der erste Prototyp funktionierte tadellos, aber die Herstellung war noch recht kompliziert. Man brauchte einen Kunststoffschweißer und einen Dreher, der das Verbindungsteil Radiallüfter und HT-Rohr herstellen konnte. Also alles sehr aufwändig und teuer. HT-Rohre sind übrigens die grauen Abflussrohre. Sind aus PP und können nicht geklebt, sondern nur geschweißt werden. Dafür sind sie lebensmittelecht und halten 95 °C aus.
Also, weil der Effekt so super war, weiter entwickelt.
Habe mich dann einige Tage in verschiedenen Märkten rumgetrieben, bis ich wusste, was ich alles brauche. Jetzt kann man praktisch ohne zu schweißen und zu fräsen alles zusammenstecken, nur der Radiallüfter muss auf den Deckel geschraubt werden. Aber Brauer sind ja zwangsläufig immer auch Bastler, sollte also kein Problem sein. Das teuerste Teil war der Radiallüfter, 2,95 €, bestellt bei pollin.de.
- Venturipumpe im Einsatz
Die drei HT-Rohrteile sind aus dem Baumarkt. Was ich beim Installateur aus dem Abfall gefischt habe, ist das Stückchen Isolierschaum. Den bekommt ihr aber auch für wenig Geld im Baumarkt. Übrigens ist der Isolierschaum auch lebensmittelecht und bis 95 °C hitzebeständig. Ja, und die Kleinteile, Schrauben und Metallwinkel hat man sowieso in der Werkstatt.
Jetzt könnt ihr euch, wie auf den Bildern zu sehen, diese Venturipumpe für rund 10 € selber nachbauen.
Giovanni Battista Venturi sei Dank.
Über den Autor: Hartmut Laube ist Hobbybrau-Pionier der ersten Stunde. Braut seit über 45 Jahren mit Leib und Seele Bier in seiner Waschküche und das immer nach dem Reinheitsgebot, da er diese Limitierung braucht um all seine Ideen noch in diesem Leben zu verwirklichen.
Schritt-für-Schritt-Anleitung
Abbildungen:
- Abbildung 1 (Zigarette): © 2005 by Tomasz Sienicki [user: tsca, mail: tomasz.sienicki at gmail.com], Papierosa 1 ubt 0069, CC BY-SA 3.0
- Abbildung 2 (Proträt Venturi): anonym, Giovanni Battista Venturi, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons
- Alle anderen Abbildungen: Autor
Schöne Idee und Umsetzung, aber hast Du jetzt nicht wieder das Problem das Du Unterdruck im Raum erzeugst und Dir eventuell wieder Abgase aus Deiner Heizung saugst?
Gruß Heiner
Hallo Heiner,
Ich dachte auch zuerst, dass hier wieder das Problem des Unterdrucks entsteht. Aber nun ist ja kein Dampf mehr Raum und die Türe könnte offen bleiben. Der Raumlüfter hat ja den ganzen Raum entlüftet.
Noch dazu kommt, dass der erste Raumlüfter wahrscheinlich deutlich mehr Volumen gefördert hat als der jetzt viel kleinere Radiallüfter.
Grüße Frank
Hallo
das ist eine schöne Idee! Da ich selbst aber – dank einer toleranten Ehefrau – in der Küche unseres Hauses direkt neben dem Herdblock braue und wir über einen Dunstabzug mit Dachabsaugung verfügen, habe ich folgende Lösung gefunden:
Ich habe vom Deckel meines 20l-Braumeister ein Flexrohr in den Dunstabzug geführt (Filterrost raus). Den Dunstabzug brauche ich nur ein wenig aufdrehen: das reicht schon. Ab und zu hängt das Flexrohr wg. Kondenswasser ein wenig durch. Dann lasse ich dieses kurz in einen Topf ablaufen. Das wars! Mit Gerüchen im Haus haben wir kein Problem.
Vlt. ist dies ein Tipp für ähnlich gelagerte Fälle?
Beste Grüße und gut Sud!