Am 28. April lud die neue Bar Birra – Italian Craft Beer zur Verkostung in die Prenzlauer Allee 198 ein. Zwei Tage vor der offziellen Eröffnung musste man noch genau hinsehen, wenn man das von außen völlig schmucklose Lokal finden wollte – das Schild kam erst am nächsten Tag über die Tür.
Umso mehr ist man beim Eintreten von der Masse der Zapfhähne überwältigt, die in Reih und Glied auf dem Tresen stehen. Das Bier wird aus 19 Hähnen, davon drei Handpumpen, fließen. Zum Event waren alle bis auf wenige Ausnahmen schon mit Bieren von Birrificio Lambrate, der Mailänder Stammbrauerei der Bar, belegt. Später soll noch eine Auswahl an Flaschenbieren dazukommen.
Mit „Birra” erweitern Manuele Colonna, Besitzer der römischen Bars Ma Che Siete Venuti a Fa’ und Bir & Fuf, und Giampaolo Sangiorgi, der in Mailand das Brewpub von Birrificio Lambrate betreibt, ihr Portfolio an Craft-Bier-Tempeln erstmals um eine Bar außerhalb Italiens.
Manuele führte zu Beginn in die Geschichte von Birrificio Lambrate und der italienischen Craft-Brau-Szene ein. Natürlich ging es dabei auch um Birra del Borgo, dessen Kauf durch ABInBev nur wenige Tage zuvor bekannt wurde. Manueles Haltung dazu ist eindeutig: Borgo-Biere wird es in seinen Bars nicht mehr geben.
Birrificio Lambrate selbst hat sich seit 1996 aus einem kleinen Brewpub mit einer 150-Liter-Brauanlage im Hinterzimmer entwickelt, das in der Anfangszeit oft nur wenige Tage in der Woche geöffnet hatte, weil die Braukapazitäten nicht mehr hergaben. Es war aber so erfolgreich, dass seither immer wieder auf inzwischen 40 Hektoliter vergrößert wurde und Lambrate damit einer der größten italienischen Craft-Brauer geworden ist. Geblieben ist die Enge Bindung der Lambrate-„Famiglia”, die Manuele immer wieder betont. Auch Barkeeper Daniele ist nach einem Aufenthalt in Australien nur wenige Tage zuvor wieder in den Schoß der Famiglia zurückgekehrt, die er in Down Under schmerzlich vermisst hatte.
Vor Beginn der offiziellen Verkostung habe ich mir schon das Tiremm Innanz, ein als Collaboration-Brew von Birrificio Lambrate mit Birra Toccalmatto entstandenes Wiener Lager und mit 4,5 % Alkohol das leichteste Bier auf der Karte, zapfen lassen. Das bernsteinfarbene Lager überzeugt durch einen feinen, leicht malzigen Körper und einen trockenen, gut gehopften Abgang – ein guter Einstieg.
Zur Verkostung kamen dann noch fünf weitere Biere: Montestella (Pils), Gaina (englisches IPA), Ligera (amerikanisches IPA), Brighella (belgisches gewürztes Starkbier) und Ghisa (Smoked Stout). Letzteres zählte für mich als Handgepumptes zu den Favoriten des Abends. Ebenfalls von der Handpumpe fließt das Imperial Ghisa, das genauso beeinduckend, aber mit mit acht statt fünf Prozent Alkohol ein echter Hammer ist. Weitere Empfehlung ist das Ortiga, ein Golden Ale, das handgepumpt extrem weich durch die Kehle rinnt – ein Session-Bier par excellence.
Alle verkosteten Biere waren absolut sauber gebraut und eher in Richtung guter Trinkbarkeit entwickelt. Hier werden keine Rekorde erzielt, sondern immer einen genialen Hauch von der Langweiligkeit entfernt einfach gute Biere gemacht. Sehr sympathisch.
Nach einem Plausch am Tresen zeigte mir Barkeeper Daniele noch stolz den kleinen, aber sehr gut ausgestatteten Kühlraum. Für jedes der 16 Biere am Hahn existiert eine Kombination aus Druckminderer, Bierpumpe und einer Armatur für den verlustlosen Fasswechsel. So ist gewährleistet, dass jedes Bier mit dem optimalen Druck gezapft wird, ohne dass Überkarbonisierung droht. Die Fässer an den Handpumpen stehen in einem Extrakühlschrank direkt unter dem Tresen, sodass sie mit etwas höherer Temperatur ausgeschenkt werden können. Perfekt!
Gegen den Hunger bietet die Karte eine Käse- und eine Schinken-Wurst-Platte an, beide mit ausgewählten original italienischen Produkten, geröstetem Brot und absolut lecker. Allein dafür lohnt sich schon der Besuch. Zubereitet wird das Essen in einer winzigen Küchenecke am Rand des Tresens.
Für mich ist das Birra – Italian Craft Beer eine echte Empfehlung wert. Hervorragende handgemachte italienische Biere, leckere Antipasti und ein absolut sympathisches Barteam machen diese Verkostung garantiert nicht zum letzten Besuch.
Ci vediamo al Birra!