Die Macher des BierBot mini meldeten sich im April und boten dem brau!magazin den Test eines Vorserienmodells der neuen Brausteuerung „BierBot mini” an. Nichts lieber als das, denn wir unterstützen als Non-Profit-Magazin natürlich gern dieses Open-Source-Projekt.
Es gibt ja eine inzwischen fast unüberschaubare Menge an Brausteuerungen auf Basis PC, Raspberry PI oder Arduino. Bisher konnte sich aber keine davon wirklich durchsetzen. Das liegt meiner Meinung nicht an fehlenden Funktionen, sondern daran, dass man entweder ein versierter Bastler mit zusätzlichen Software-Talenten sein muss, um sich die Geräte selbst zu bauen und zu programmieren, oder sehr viel Geld für ein Fertiggerät investieren muss, bei dem man im Falle von Problemen auf den Hersteller angewiesen ist. So teilen sich die Anwenderkreise schon an diesem Punkt, weil kaum ein Projekt beide Ansätze unterstützt.
Beim BierBot wird man die Wahl haben: Soft- und Hardware sollen als Open Source Projekt veröffentlicht werden, so dass jeder mit entsprechenden Kenntnissen und Fähigkeiten es nachbauen kann. Gleichzeitig wird es als Bausatz angeboten werden, der alle nötigen Teile enthält, so dass ein interessierter, aber weniger erfahrener Bastler es zusammensetzen kann. Die SMD-Bauteile werden schon vormontiert sein – damit reicht ein normaler Lötkolben für diese Aufgabe aus. Das wird die Kosten erheblich senken, weil der Hersteller auf diese Weise einige Arbeitsschritte einspart und zudem keine Garantie für das Komplettgerät übernehmen muss. Und schließlich kann man die Geräte auch komplett montiert und mit Garantie vom Hersteller kaufen, wenn man die Zeit und/oder Fähigkeit zum Selbstbauen nicht hat.
Mit diesem Konzept hat der BierBot das Potential, sich als Quasi-Standard in der Hobbybrauer-Szene durchzusetzen. Ob das gelingt, hängt auch davon ab, wie rege die Entwicklung ist, wie die langfristige Unterstützung organisiert wird und wie die Community sich in die Entwicklung einbringt. Für die Bereitstellung der Bausätze ist sicher ein starker Partner nötig, der die Pakete kostengünstig zusammenstellen und ausliefern kann.
Nach wenigen Tagen erreichte uns das Gerät per Post. Die Komplette Hardware steckt in einem kompakten Gehäuse (120x120x80mm), aus dem die Kabel für die Stromversorgung (1,5m) und den Temperatursensor (2,5m) hängen. Im Bild rechts sind davon nur die beiden Kabeldurchführungen rechts unten sichtbar. Rechts oben befindet sich eine Sicherung für den Netz-Anschluss (16A).
Einziger weiterer Anschluss ist eine Steckdose, an die ein Verbraucher mit bis zu 3,5 kW Leistung angeschlossen werden kann. Damit sind alle Heizungen bis zur Hendi-Induktionsplatte abgedeckt, wobei die Einsatzgebiete des BierBots neben dem Maischen auch die Nachgussbereitung, das Kochen und die Kühlung während Gärung und Lagerung abdecken.
Beim Anschließen des Netzsteckers erscheint nach dem Startbild, das Software-Version 1.1 meldet, das Hauptmenü, in dem man die Grundfunktion des BierBots auswählen kann: Maischen, Nachguss, Kochen, Kühlen und Setup. Rechts unten wird auch die aktuelle Temperatur des Sensors gemeldet, so dass man sofort erkennen kann, ob die Messung plausible Werte ergibt.
An das Setup wage ich mich zunächst nicht, sondern verlasse mich darauf, dass sinnvolle Vorgaben eingestellt sind.
Testaufbau Nr. 1
Mein erster Testaufbau besteht aus einem 1,8kW-Einkocher und einem per 12V-Trafo gespeisten Rührwerk mit Scheibenwischermotor. Statt Maische kamen ca. 20 Liter Wasser in den Einkocher. Der Temperaturfühler steckt in einer 200mm-Tauchhülse, die durch den Rührwerksdeckel geführt wird. Einkocher und Rührwerkstrafo hängen an einer Mehrfachsteckdose, die am Ausgang des BierBots angeschlossen wird. So läuft das Rührwerk immer zusammen mit der Heizung.
Maischen
Die Eingabe des Maischprogramms ist schnell erledigt. Mit dem Dreh-Drück-Schalter stellt wählt man im Hauptmenü „Maischen”. Danach wird die Anzahl der Rasten und dann für jede Rast Temperatur und Dauer eingestellt. Das ist in wenigen Sekunden erledigt. Der Drehregler reagiert manchmal etwas überempfindlich, so dass man über das Ziel hinausschießt, aber daran gewöhnt man sich und dreht dann langsamer, wenn man in die Nähe des Ziels kommt. Eventuell kann man auch die Empfindlichkeit noch per Software optimieren.
Nach dem Start heizt der BierBot auf Einmaischtemperatur und gibt bei Erreichen des einstellbaren Schwellwerts (Standard: 1,5°C unter Zieltemperatur) ein Signal. Hier würde man also das Malz einmaischen und dann per Knopfdruck das Maischprogramm weiterfahren. Die restlichen Rasten werden ohne Eingriff angefahren; erst bei Erreichen der Abmaischtemperatur macht der BierBot sich wieder bemerkbar.
Beim Anfahren der Rasttemperaturen kommt es zu einem leichten Überschwingen. Bei der 63°C‑Rast schaltet die Steuerung zwar schon bei 61,5°C ab, landete aber durch das Nachheizen doch bei maximal 63,6°C, bei der 72er Rast bei maximal 72,4°C. Das wäre für meinen Geschmack noch genau genug, kann aber mit Einstellung der Ausschaltschwelle und ‑Verzögerung noch optimiert werden – dazu später beim Setup.
Kochen
Das jetzt auf die Abmaischtemperatur von 78°C aufgeheizte Wasser will ich natürlich nutzen und es für den nächsten Sud zur Enthärtung abkochen. Also am Bot das Menü „Kochen” angewählt. Hier stellt man die Kochzeit (minimal 20, maximal 180 Minuten), die Anzahl (1 bis 6) sowie die Zeitpunkte der Hopfengaben (in Minuten vor Kochende) ein. Das macht im Falle des Wasser-Abkochens keinen Sinn, kann aber leider auch nicht komplett abgeschaltet werden. Vielleicht wäre zum Abkochen der Menüpunkt „Nachguss” sinnvoller gewesen?
Nachguss
Das Programm kann übrigens durch 3 Sekunden langes Drücken des Drehreglers abgebrochen werden. Das wusste ich zu dem Zeitpunkt noch nicht, so dass ich das Gerät mit dem Ziehen des Netzstecker zurücksetzte, um in das „Nachguss”-Menü zu gehen. Hier kocht der Bot sofort los. Die Zieltemperatur kann durch den Drehregler jederzeit angepasst werden; Voreinstellung ist sinnvollerweise 78°C. Ich stellen jedoch auf 98°C, und bei Erreichen des Schwellwerts meldet sich wieder das BierBot-Signal (ein übrigens recht zarter Piepton). Dreht man über 110°C weiter, springt der Wert auf 0°C zurück, ebenso erreicht man die 110°C durch Stellen unter 0°C. Etwas gewöhnungsbedürftig, aber kein echtes Problem und in der nächsten Version leicht änderbar.
Testaufbau Nr. 2
Der zweite Testaufbau bestand aus einer manuellen Hendi-Induktionsplatte und einem 40-Liter-Edelstahltopf. Mit 36 Liter Maischvolumen war er prall gefüllt und mit 10kg Schüttung für einen Vorderwürze-Doppelbock auch recht dickflüssig. Leider stand mir nur das Rührwerk aus dem Einkocher zur Verfügung, das, wie sich schnell herausstellte, komplett überfordert war.
Das Aufheizen auf Einmaischtemperatur funktionierte problemlos. Zum Einmaischen musste ich den kompletten Rührwerksaufbau inklusive Temperatursensor entfernen. Hier hätte ich mir eine Pause-Funktion am BierBot gewünscht, während der Heizung und Rührwerk (das immer noch parallel zur Heizung lief) einfach ausgeschaltet bleiben. So musste ich das Programm stoppen und nach dem Einmaischen wieder neu starten.
Das Rührwerk bewegte die Maische danach aber in keiner Weise. Die Oberfläche blieb völlig still, und die Temperatur stieg sehr ungleichmäßig an – manchmal minutenlang gar nicht, dafür dann wieder ein Sprung über mehrere Grad – ein Zeichen für mangelnde Durchmischung der Maische und/oder eine ungünstige Platzierung des Tempratursensor (die 30cm-Tauchhülse wäre hier sinnvoller gewesen).
Nachdem scheinbar am Topfboden die Verzuckerungstemperatur erreicht war, wurde die Maische schnell flüssiger, und plötzlich stieg die Temperatur innerhalb weniger Minuten von unter 60 auf über 70 statt 63°C. Ich habe mich dann entschlossen, einfach eine absteigende Kombirast zu fahren und habe den Topf eine Stunde ohne Heizung stehen lassen; danach hatte die Maische 62°C erreicht. Nach Aufheizen auf 78°C (dazu benutzte ich das Nachguss-Programm) maischte ich dann ab. Dieses Chaos und der Mini-Nachguss (nur 10 Liter) rächte sich mit einer Ausbeute unter 60%.
Dem BierBot kann man die Probleme nicht ankreiden. Für seine wie für die Funktion jeder Brausteuerung ist eine gute Durchmischung und homogene Temperaturverteilung in der Maische Voraussetzung. Mein Rührwerk war einfach viel zu klein, und ich kann von Glück sagen, dass nichts angebrannt ist.
Setup
Im Setup-Menü lassen sich Vorgaben für das Verhalten von Heizung und Kühlung einstellen. Mit „Schwelle” lässt sich die Kochtemperatur vorgeben, bei der der BierBot alarmiert – Vorgabe: 98°C. Unter „Hyst” stellt man die Temperaturdifferenz ein, ab der die Zieltemperatur als erreicht gilt – Vorgabe: 0,5°C.
Die Werte für „kd-heiz” und „kd-kühl” bestimmen, bei welcher Temperaturdifferenz zur Zieltemperatur die Heizung bzw. Kühlung abgeschaltet wird. Die Trägheit des Systems sorgt dann dafür, dass die Zieltemperatur durch das Nachheizen bzw. ‑Kühlen noch erreicht wird.
Als letztes lässt sich noch je eine Einschaltverzögerung für Heizung („ESVHeizen”) und Kühlung („ESVKühlen”) angeben, die insbesondere beim Kühlen das zu häufige An- und Abschalten des Kompressors vermeidet.
Die voreingestellten Werte waren für meinen Test sinnvoll. Um das Überschwingen der Heizung zu verringern, kann man die kd-Werte später noch optimieren.
Innere Werte
Ein Blick in das Innenleben zeigt einen sehr sauberen Aufbau. Alle Komponenten sind auf einer Trägerplatine aufgebaut, die die gesamte Fläche hinter dem Deckel einnimmt.
Größtes Bauteil ist das Display inklusive Pegelwandler (Mitte). Links vom Display erkennt man die Lötanschlüsse des Dreh-Drück-Stellers und den Alarm-Summer.
Unten rechts sieht man den Bereich, in dem Netzspannung anliegt. Darin befindet sich eine Anschlussleiste für den Netzeingang und den geschalteten Ausgang und darunter das Schaltrelais. Der Kasten ganz rechts unten beinhaltet die 5V-Stromversorgung.
Links unten schließlich das Herz des Reglers, ein ATmega Einchip-Rechner und das Interface zum OneWire-Sensor als SMD-Komponenten. Ganz links unten erkennt man den Sensor-Eingang, darüber die Verbindung zum Display, die auch die Versorgungsspannung führt.
Fazit
Der BierBot mini hat seinen Zweck gut erfüllt. Ohne mit Handy, Tablet oder Laptop hantieren zu müssen, lässt sich auf relativ einfache Weise ein Maischprogramm eingeben und zuverlässig durchfahren. Der Dreh-Drück-Regler funktioniert intuitiv und problemlos. Voraussetzung für eine einwandfreie Funktion ist allerdings ein zum Maischevolumen passendes Rührwerk, dass für eine gleichmäßige Temperaturverteilung sorgt. Die fehlende Netzwerkanbindung habe ich nicht vermisst.
Unter bierbot.de findet ihr weitere Informationen und demnächst auch die Software zum Download.