Pro­to­koll einer Bier­rei­se nach Tschechien

Bernard-Bar in Brno

… in die Vysoči­na (böhmisch-​mährische Höhe) und nach Brno (Süd­mäh­ren)

Ein­mal mehr haben sich mei­ne Frau und ich von der schö­nen Stei­er­mark im Süden Öster­reichs auf­ge­macht, um einen Teil Tsche­chi­ens und die dor­ti­gen Bie­re zu erkun­den. Als Anlass bot sich die­ses Mal ein Bier­fest in Telč mit sechs teil­neh­men­den Klein­braue­rei­en an, und nach ein paar wert­vol­len Tipps (u.a. im Forum) wur­de die Rei­se ein wenig aus­ge­dehnt nach Brno mit sei­ner fan­tas­ti­schen Bierkultur.

Unse­re Rei­se ist ent­lang der fol­gen­den Rou­te ver­lau­fen: Zwettl /​NÖ (eine Nacht) -> Telč (zwei Näch­te) -> Vel­ké Meziřiči (zwei Näch­te) -> Brno (zwei Näch­te). Bei den Bie­ren lag der Schwer­punkt auf denen mit 12° und weni­ger, was durch das zuneh­mend hei­ße Wet­ter noch ver­stärkt wur­de. Ich glau­be, ich habe tat­säch­lich kein ein­zi­ges Bier >13°P pro­biert. Wir haben im Ver­lauf der Rei­se auch die Besich­ti­gung von Sehens­wür­dig­kei­ten zuguns­ten von Was­ser­auf­ent­hal­ten (Seen und Bäder) sehr redu­ziert. Soweit unten nicht näher als nur über die Stamm­wür­ze /​Grad­zahl bezeich­net, han­delt es sich bei den Bie­ren um hel­le bis gold­far­be­ne Svět­lý Ležáks.

Zu den Rei­se­zie­len und vor allem den Bie­ren etc.:

Zwettl /​NÖ

Hier haben wir uns mit Freun­den getrof­fen und waren nur kurz vor Ort im Brau­shop der Braue­rei (Zwett­ler). Dort gab es durch­aus ein paar Sachen, die mich inter­es­siert hät­ten (z.B. ein Man­da­rin Wei­zen und ein im Rum­fass gela­ger­tes Por­ter), aber ange­sichts der bereits abseh­ba­ren Hit­ze woll­ten wir nichts für eine knap­pe Woche im Kof­fer­raum umein­an­der kut­schie­ren. Vor Ort in Zwettl haben wir dann in Restaurant/​Kneipe eini­ge klas­si­sche Bie­re pro­biert. Das Pils sehr soli­de mit guter Hop­fen­bit­te­re und Hop­fen­aro­ma. Ein „Berg­wirt­bier” schön mal­zig mit fast schon „tsche­chi­schem” Cha­rak­ter. Mei­ne Frau war auch zufrie­den mit einem Zwickl. Fazit: alles sehr soli­de und gut gebrau­te Bie­re. Die­se Braue­rei hät­te ich ger­ne hier vor Ort in Graz anstatt Pun­ti­ga­mer und Gös­ser (wobei letz­te­re nicht direkt in Graz brau­en, aber sehr prä­sent sind)!

Telč

Hier waren wir wie geplant auf dem bereits oben ange­spro­che­nen Bier­fest (Piv­ní Fest) im Pan­ský dvůr Telč, einem alten Hof mit ehe­ma­li­gen Wirt­schafts­ge­bäu­den, der auf­wän­dig reno­viert wur­de und als Zen­trum für Frei­zeit­ak­ti­vi­tä­ten (Klet­tern, Brau-​Restaurant, Tou­ris­ten­in­for­ma­ti­on etc.) dient. Die dort ansäs­si­ge Braue­rei hat auch das Fest ver­an­stal­tet. Im sehr gro­ßen Hof, der eher die Grö­ße eines klei­nen Stadt­plat­zes hat, ste­hen eini­ge Kas­ta­ni­en und es gibt genug Platz für eine Büh­ne (mit sechs Bands).

Ins­ge­samt waren sechs klei­ne­re Braue­rei­en vor Ort, die alle nicht aus der nähe­ren Umge­bung stammen:

- Nach­mel­ená opice
– Rodin­ný pivo­var Švihov
– Mini­pi­vo­var Valášek
– Pivo­var Malešov
– Pan­ský pivo­var Telč
– Pivo­var Koníček

Pivní Fest Telč

Bild 1: Pivní Fest Telč, rechts der Ausschank der sechs Brauereien

Wir haben ange­sichts der quan­ti­ta­ti­ven Her­aus­for­de­rung fast aus­schließ­lich 10°, 11° und 12°-Biere getrun­ken (meist Svet­ly Lezaks). Die meis­ten Bie­re waren gut bis sehr gut mit Cha­rak­ter. Als exzel­lent habe ich von den pro­bier­ten Bie­ren kei­nes wahr­ge­nom­men, aber die bei­den 11° von Nach­mel­ená opi­ce (bemer­kens­wert weich und har­mo­nisch) und Mini­pi­vo­var Valá­šek (viel­leicht einen Ticken aus­ge­wo­ge­ner als die ande­ren) haben mir am bes­ten geschmeckt. Mei­ne Frau hat­te auch eine sehr inter­es­san­te Schwar­ze Johannisbeer-​Gose von Nach­mel­ená opi­ce. Rodin­ný pivo­var Švi­hov habe ich im Nach­hin­ein lei­der ein wenig links lie­gen las­sen – die hat­ten durch­aus inter­es­sant klin­gen­de bel­gi­sche und nie­der­län­di­sche Bie­re im Ange­bot, aber lei­der wur­de die Her­aus­for­de­rung mit den 0,5l-Portionen (drun­ter gab’s nichts bei die­sem Fest) irgend­wann zu groß. Das ein­zi­ge Bier, von dem ich kein zwei­tes mehr hät­te trin­ken wol­len war ein 11° der Pivo­var Kon­í­ček, das mir deut­lich zu süß­lich rüber­kam (die Braue­rei hat aller­dings durch­aus schon Prei­se gewon­nen, von daher scheint sie nicht per se schlecht zu sein, und man­che Din­ge sind ein­fach Geschmack­sa­che oder Tagesform).

Pivní Fest Telč

Bild 2: Pivní Fest Telč, Hof und Bühne

Die Atmo­sphä­re war auch pri­ma: sehr ent­spannt, fast ein wenig fami­li­är, und ab dem Nach­mit­tag haben ins­ge­samt sechs Bands gespielt. Es war auch nicht all­zu voll. Ich schät­ze mal, es waren 200–300 Gäs­te da, aber in Bezug auf das gro­ße Are­al kann ich es schlecht ein­schät­zen. In jedem Fall hat es uns sehr gut gefal­len dort. Ich wür­de wie­der hinfahren.

Auch die Stadt mit einem sehr gut erhal­te­nen Rennaissance-​Marktplatz (UNESCO-​Stätte) ist sehr sehenswert.

Marktplatz Telč

Bild 3: Marktplatz Telč, UNESCO-Weltkulturerbe

Am nächs­ten Tag waren wir dann noch in der eben­falls in Telč ansäs­si­gen Pivo­var Tro­jan. Etwas außer­halb gele­gen (aber den­noch fuß­läu­fig zu errei­chen bei ca. 5000 Ein­woh­nern) in einer Art Misch­ge­biet mit Gewer­ben, Wohn­häu­sern und Schre­ber­gär­ten und recht hübsch ange­legt mit einem gro­ßen Gast­gar­ten mit Holz­bän­ken und Spiel­platz. Teil­wei­se über­dacht mit einer Kon­struk­ti­on, die Hop­fen­pflan­zen ermög­licht, sich an einer Sei­te hochzuranken.

Pivovar Trojan in Telč

Bild 4: Pivovar Trojan in Telč mit schönem Biergarten

Die Bie­re alle sehr gut: ein etwas mal­zi­ges und har­mo­ni­sches 12° (12° Měšťan­s­ký ležák), ein kna­cki­ges, hop­fen­bit­te­res 11° (Lekární­ko­va jedenáct­ka NA STOJÁKA), wenn­gleich mir trotz Aus­zei­chung für das Bier mir die Mischung aus leich­tem Malz­kör­per, sehr kna­cki­ger Bit­te­re und etwas unter­drück­tem Hop­fen­aro­ma irgend­wie (noch?) nicht recht zusam­men­zu­pas­sen schien, und ein abso­lut her­vor­ra­gen­des mal­zi­ges 9° (Tro­ja­no­vo cyklo), bei dem ich mich mal wie­der gefragt habe, wie man ein so leich­tes Bier (3,4 Vol.%) so voll­mun­dig, charaktervoll-​malzig und har­mo­nisch hin­be­kommt! Für mich vor die­sem Hin­ter­grund sogar eines der bes­ten Bie­re der Rei­se, und auch der Bier­gar­ten war sehr nett!

Pivovar Trojan in Telč

Bild 5: Pivovar Trojan in Telč, links 11° (Lekárníkova jedenáctka Na Stojáka), rechts 9° (Trojanovo cyklo)

Am nächs­ten Tag ging es dann wei­ter Rich­tung Vel­ké Meziřiči, aller­dings nicht wie ursprüng­lich ange­dacht über Jih­la­va, son­dern über Tře­bíč (mit der UNESCO-​Stätte St.-Prokop-Basilika und einem klei­nen, aber sehens­wer­ten jüdi­schen Vier­tel). Die­ser Rou­te und der Hit­ze sind dann auch die hier emp­foh­le­nen Braue­rei­en in Jih­la­va und die von Kars­ten hoch­ge­lob­te Mad Cat-​Sauerbierbrauerei zum Opfer gefal­len. „Lei­der” war es ab die­sem Tag schon sehr heiß, so dass wir den Besuch eines Bade­sees einer aus­gie­bi­gen Stadt­tour vor­ge­zo­gen haben. Die Kir­che wird lei­der nur für geführ­te Tou­ren geöff­net, und wir woll­ten nicht war­ten. Vor Ort haben wir dann in der Pod­klá­š­terní Pivo­var Urban zu Mit­tag geges­sen. Das 12° ange­nehm weich mit einer leicht kräut­ri­gen Note und sehr gut, ein 10° Sum­mer Ale gut, ein voll­mun­di­ges (mit Zitro­nen­schei­be ser­vier­tes!!) 13° Wei­zen auch nicht schlecht (wenn­gleich ich eine Oran­gen­no­te nicht recht zuord­nen konnte).

Vel­ké Meziřiči

Hier sind wir vor allem hin­ge­fah­ren, weil ich eini­ge sehr posi­ti­ve Rezen­sio­nen über die Bie­re des Brau­ho­tels Jelín­ko­va Vila gele­sen hatte.

Sudhaus Jelínkova vila

Bild 7: Sudhaus Jelínkova vila in Velké Meziřiči

Die bei­den Bie­re, die wir pro­biert haben, waren dann auch wirk­lich sehr gut bis exzel­lent (gleich mehr dazu), aber der Auf­ent­halt im Hotel war eine Ent­täu­schung! Offen­bar hat man beschlos­sen, das Hotel ein wenig zu reno­vie­ren – das ging zu Las­ten der Öff­nung des klei­nen Schwimm­bads (was uns egal war), hat dann aber auch dazu geführt, dass am zwei­ten Tag im Raum unter unse­rem ab 7:15 Uhr (!!) Kacheln von der Wand geklopft wur­den (was uns nicht egal war). Außer­dem war das sehr gelob­te Fisch­re­stau­rant aus­rech­net an den bei­den Tagen unse­res Auf­ent­hal­tes zu (Per­so­nal­pro­blem, wur­de mir drei Tage vor Ankunft mit­ge­teilt, und einen Tag spä­ter hät­te eine Stor­nie­rung des Zim­mers Geld gekos­tet), so dass wir die Bie­re nur im Kühl­schrank an der Rezep­ti­on bekom­men konn­ten. Ich habe dann noch gefragt, ob man das Bier irgend­wo im Ort vom Fass bekommt, was mir abschlä­gig beschie­den wur­de (und was sich dann beim Weg­fah­ren auch noch als ver­mut­lich falsch her­aus­ge­stellt hat, denn an einer ande­ren Wirt­schaft vor Ort war es zumin­dest außen angeschrieben).

Harrach Světlý Ležák 12°

Bild 6: Harrach Světlý Ležák 12° in Velké Meziřiči

Aber zurück zum Bier: das Har­r­ach Svět­lý Ležák 12° war wirk­lich ganz her­vor­ra­gend: sehr weich, nicht sehr bit­ter, voll­mun­dig und etwas süß im Geschmack aber tro­cken im Abgang und mit einer tol­len und prä­gnan­ten her­ba­len Hop­fen­no­te aus­ge­stat­tet. Durch den aus­ge­wo­ge­nen Cha­rak­ter natür­lich auch ein per­fek­tes „Sauf­bier”, Gur­gel­rut­scher bzw. sehr durch­trink­bar (das pas­sen­de Wort darf sich jeder raus­su­chen). Für mei­nen Geschmack ein­deu­tig eines der bes­ten Bie­re unse­rer Rei­se, obwohl wir es „nur” aus der Fla­sche auf einer Park­bank (!) vor dem Hotel bzw. in einem klei­nen Licht­hof trin­ken konn­ten. Das Dunk­le (12° Tma­vý Lezák) eben­falls sehr gut: har­mo­nisch und glatt, Röst­aro­men /​Kaf­fee und Cola in Geschmack und Geruch, dazu eine aus­ge­wo­ge­ne Hop­fen­bit­te­re und wenig Süße. Tja, wie die Bie­re wohl vom Fass schme­cken? Immer­hin waren die Fla­schen kalt gela­gert und recht frisch!

Von mir hier also eine abso­lu­te Emp­feh­lung der Bie­re, und die Ent­täu­schung über das Hotel habe ich sel­bi­ges wis­sen lassen!

Wir waren dann auch noch in Žďár nad Sáza­vou, weil es auch da in Form der Wall­fahrts­kir­che des hl. Johan­nes von Nepo­muk UNESCO-​Weltkultur zu sehen gibt, aber auch hier woll­ten wir bei ca. 35°C kei­ne Füh­rung, und die Kir­che war auch hier lei­der außer­halb der Füh­run­gen ver­schlos­sen. Vor Ort gibt es u.a. die Pivo­var Revol­ta. Ich habe ein klei­nes 11° pro­biert: soli­de mit guter Bit­te­re, ansons­ten eher unauf­fäl­lig. Mei­ne Frau hat­te ein her­vor­ra­gen­des, fri­sches und schön hop­fen­aro­ma­ti­sches (Mango/​Maracujanoten und etwas har­zig) hel­les ame­ri­ka­ni­sches Wheat Ale.

Brno

500.000 Ein­woh­ner, in den 1920ern berühmt gewor­den für Archi­tek­tur der Moder­ne (u.a. Vil­la Tugend­hat), ansons­ten viel K&K‑Stadtbild (ähn­lich Prag, Wien, Ljublja­na etc.). Schö­ne Jugend­stil­häu­ser. Inter­es­san­ter Kon­trast mit ein­deu­ti­gen Ostblock-Platten.

Jugendstil-Haus in Brno

Bild 8: Jugendstil-Haus in Brno

Gleich­zei­tig eine jun­ge und leben­di­ge Stu­den­ten­stadt. Und ein klei­nes Bier-​El Dora­do: ca. zehn bis zwan­zig Braue­rei­en /​Brau­pubs (ich habe nicht genau gezählt), eben­so vie­le Multitap- und sons­ti­ge Bars etc.! Auf Rate­beer fin­den sich knapp 100 rele­van­te Standorte!

Aber erst mal ging’s bei ca. 35°C ins Frei­bad. Durch­aus groß unse­re Über­ra­schung, dort am Rand des Bades (am Haupt­weg gibt es Pils­ner Urquell) einen klei­nen Imbiss mit Aus­schank vor­zu­fin­den, der offen­bar stän­dig die Bie­re der Fami­li­en­braue­rei Pivo­var Zicho­vec aus Lou­ny (!!) aus­schenkt, die wir bereits 2019 auf der durch @Dr.K /​Kars­ten orga­ni­sier­ten und im Forum doku­men­tier­ten Saaz-​Tour ken­nen­ler­nen durf­ten! Lou­ny befin­det sich etwa 275 km im Nord­wes­ten von Brno, ist nicht beson­ders groß, und es ist ja nicht so, dass es kei­ne Braue­rei­en in Brno oder in der nähe­ren Umge­bung gäbe – von daher war es uns ein biss­chen rät­sel­haft, wie die Braue­rei aus­ge­rech­net dort­hin gefun­den hat, aber man nimmt so was ger­ne an: wir haben das 11° und 12° Kra­hu­lik pro­biert. Bei­de soli­de, groß­zü­gig gebit­tert und harmonisch.

Bier im Freibad

Bild 9: Bier im Freibad (11° und 12° Krahulik der Pivovar Zichovec)

Am spä­ten Nach­mit­tag (es ist immer noch sehr heiß) dann auf Tour: zunächst in den alt­ein­ge­ses­se­nen Brau­gast­hof Pegas, eine der ältes­ten Mikro­braue­rei­en Tsche­chi­ens mit klas­si­scher tsche­chi­scher und uri­ger Brau­haus­at­mo­sphä­re mit dicken Mau­ern, schwe­ren Holz­ti­schen etc.. In den dicken Mau­er­ge­wöl­ben war es noch ange­nehm kühl, das Gulasch war aus­ge­zeich­net, aber das Svět­lý Ležák 12° hat uns nicht wirk­lich geschmeckt: sogar für mei­nen dies­be­züg­lich gehär­te­ten Geschmack zu viel Diace­tyl (es klebt auch irgend­wie beim Abgang), und die prä­gnan­te Hop­fen­no­te (mei­ne Frau hat den Ein­druck von Ana­nas (?) – für mich hat es ganz ein­fach nach fruch­ti­gen Hop­fen­pe­l­lets(?) geschmeckt) pass­te uns auch nicht! Hier stimm­te für uns die Balan­ce ein­deu­tig nicht. Nun gut, so ist das eben.

Von dort wei­ter ins U Alber­ta, eine klei­ne, sehr sym­pa­thi­sche Bar mit ganz ein­fa­chen Holz­ti­schen, bei der Bier eines Gipsy-​Brauers (Albert) aus­ge­schenkt wird. Wir haben das Ram­pušak (unfil­triert, 12°), das Šali­na (fil­triert, 11°?) und das Ame­ri­ka (ein Pale Ale) pro­biert. Ers­te­res noch sehr frisch und sehr lecker mit fruch­ti­ger Hop­fen­no­te (die ein­deu­ti­ge Jung­bier­no­te „Grü­ner Apfel” – Ace­t­al­de­hyd – hat mich an die­sem Tag über­haupt nicht gestört, weil sie schön mit der sons­ti­gen Aro­ma­tik har­mo­niert hat), das Šali­na war etwas rei­fer und auch sehr gut (etwas floral-​kräutrige Hop­fen­no­te, frisch, gut, evtl. auch AA, etwas Schwe­fel, rund und aus­ge­wo­gen, etwas Ret­tich(?)), und auch das Ame­ri­ka Pale Ale war über­zeu­gend (ich mei­ne, mich u.a. an Litschi-​Noten zu erin­nern, bin mir aber nicht mehr sicher). Ein­deu­ti­ge Emp­feh­lung die­ser Bar an die­ser Stelle!

Dann auf dem Rück­weg ins Quar­tier noch ein schnel­ler Abste­cher in die Bar und das Brau­re­s­tau­rant des EFI-​SPA-​Hotels (neben­bei erwähnt, die Kom­bi­na­ti­on von Hotel, Braue­rei und Restau­rant scheint gar nicht so unüb­lich zu sein in Brno, auch Pegas bie­tet das an, ande­re auch). Bei die­sem Kon­zept han­delt es sich um eine moder­ne 4‑Sterne-​Auslegung mit Spa/​Wellness (m.W. aller­dings kei­ne Bier­bä­der o.ä.). Die Atmo­sphä­re hier ist wie­der ganz anders, luf­tig, modern, viel Glas, hohe Decken. Wir haben ein 10° und ein 12° pro­biert. Bei­de Bie­re haben den Schwer­punkt ein­deu­tig auf der Malz­sei­te (lecke­re brotige-​/​biscuitartige Aro­men), dazu leicht kräut­ri­ge Hop­fen­no­ten und auch deut­lich wahr­nehm­ba­res H2S aus der Gärung. Wir fan­den die Bie­re trotz letz­te­rem sehr gut und hät­ten durch­aus noch wei­ter pro­biert (vor allem der schön beton­te Malz­cha­rak­ter war auf­fäl­lig gut), aber aus Grün­den der Kräf­te­ein­tei­lung haben wir es vor­ge­zo­gen, zu unse­rem Quar­tier weiterzuziehen.

Am nächs­ten Tag dann bei wie­der deut­lich über 30°C wie­der ins Frei­bad. Bei den zahl­rei­chen Frei­bad­be­su­chen und der zuge­hö­ri­gen spar­sa­men Beklei­dung der Besu­cher fällt deut­lich auf, dass die kalo­rien­rei­che Ernäh­rung und der Wohl­stands­zu­ge­winn seit Ost­block­zei­ten durch­aus sicht­bar sind. In Ruhe und im Schat­ten den­ke ich dar­über nach, was viel­leicht eines Tages mit der Bier­kul­tur in Tsche­chi­en pas­siert, soll­te sich das z.B. in Deutsch­land gestie­ge­ne Gesund­heits­be­wusst­sein auch hier ver­brei­ten! Ein sich ver­klei­nern­der Gesamt­markt, Preis­kämp­fe, schrump­fen­de Gewinn­mar­gen, Brauereisterben…oh je, oh je… aber noch ist es defi­ni­tiv noch nicht so weit, das Bier fließt nach wie vor in Strö­men (übri­gens auch in jedem der Frei- und See­bä­der, die wir besucht haben) und der­ar­ti­ge Befürch­tun­gen wer­den streng des Kop­fes verwiesen!

U Alberta in Brno

Bild 10: U Alberta in Brno

Am spä­ten Nach­mit­tag dann in die Bernard-​Bar, etwas außer­halb süd­lich gele­gen, aber gut zu errei­chen mit Tram und Bus. Ber­nard aus Hum­polec gehört zu unse­ren Lieb­lings­braue­rei­en in Tsche­chi­en, da darf trotz der gro­ßen Aus­wahl an sons­ti­gen Bie­ren in Brno ein Abste­cher ein­fach nicht feh­len. Hier das 11° (Jedenáct­ka, fil­t­iriert) und 12° (Nefil­tro­vaná) pro­biert. Ast­rei­ne Balan­ce von Malz­kör­per, Bit­te­re, Hop­fen und tro­cke­nem Abgang. Es geht sehr leicht run­ter, und die Balan­ce stimmt ein­fach. Bei dem Bier könn­te ich echt lan­ge sit­zen und eins nach dem ande­ren trin­ken. Wobei ich an die­sem Tag sogar das leich­te Gefühl hat­te, das sonst groß­ar­ti­ge 12° sei etwas glat­ter und weni­ger kom­pro­miss­los malzig-​bitter gewor­den. Aller­dings bin ich mir nach den auf­wän­di­gen und her­aus­for­dern­den Trink­ex­kur­sen der letz­ten Tag auch kei­nes­falls sicher, und viel­leicht hat sich auch ein­fach mei­ne Erin­ne­rung getrübt. In jedem Fall ist das 12° Nefil­tro­va­ny für mich immer noch ein ast­rei­nes Bier mit hoher Saufbier/​Gurgelrutscher-​Qualität bzw. hoher Durch­trink­bar­keit (auch hier möge sich jeder den bes­ten Begriff raus­su­chen), ohne dabei lang­wei­lig zu werden!

Bernard-Bar in Brno

Bild 11: Bernard-Bar in Brno, links 11° (Jedenáctka, filtriert), rechts Nefiltrovaná 12°

Danach noch ein kur­zer Aus­flug ins U Toma­na, eine wei­te­re Kom­bi­na­ti­on aus Braue­rei­re­stau­rant und Hotel mit­ten in der Stadt. Hier hat’s mir nur noch für ein klei­nes 12° gereicht: eher auf der mil­den und süß­li­chen Sei­te gele­gen, fruchtig-​lieblicher Geruch, leicht zu trin­ken und (ich glau­be) mit etwas Diace­tyl. Nicht schlecht.

Hier ende­te dann unse­re Ent­de­ckungs­rei­se. Es war sehr schön, und in eini­ge Orte wür­de ich wie­der fah­ren. Vor allem in Brno (aber nicht nur dort) wür­de ich ger­ne noch eini­ge wei­te­re Orte besu­chen, die wir dies­mal zuguns­ten län­ge­rer Auf­ent­hal­te am und im Was­ser links lie­gen gelas­sen haben. Nach einer hitze‑, kalorien‑, papillen- und alko­hol­tech­nisch durch­aus her­aus­for­dern­den Rei­se ist jetzt eine klei­ne Ruhe- und Ent­gif­tungs­pha­se angesetzt.


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