Hinsichtlich Brauereidichte ist die oberfränkische Stadt Bad Staffelstein im oberen Maintal wohl nur schwer zu schlagen: Gleich zehn Brauereien gibt es hier zu erwandern! Auch landschaftlich hat der von Joseph Victor von Scheffel im Frankenlied besungene „Gottesgarten“ viel zu bieten, das Dreieck zwischen den drei schon weit sichtbaren Landmarken Staffelberg, Kloster Vierzehnheiligen und Kloster Banz.
Auf der Homepage der Gemeinde Staffelstein werden die zehn Brauereien vorgestellt:
https://www.bad-staffelstein.de/de/tourismus/genuss/brauereien.php
Dennoch tut man gut daran, sich vor einem Ausflug über unter Umständen geänderte Öffnungszeiten oder Betriebsferien direkt zu erkundigen. Die Brauereien lassen sich auf vier ausgeschilderten Bierwanderwegen erwandern, die sich natürlich auch individuell abwandeln oder kombinieren lassen:
https://www.bad-staffelstein.de/de/tourismus/freizeit/wandern/brauereiwanderwege.php
Wer die dazu nötige Kondition besitzt, kann auch versuchen, alle zehn Brauereien an einem Tag abzuspulen, was aber allein schon aufgrund der Entfernung von mehr als 50 Kilometern ein Kraftakt ist. Und einkehren will man ja auch noch:
https://www.bad-staffelstein.de/de/tourismus/genuss/10-brauereien-karte.php
Wir waren im Mai für ein Wochenende dort (Freitagnachmittag und Samstag) und haben uns dabei nicht sklavisch an die vorgeschlagenen Wanderwege gehalten, sondern die zehn Brauereien in einer selbstgewählten, etwas abweichenden Reihenfolge abgeklappert. Am Freitag waren es circa 20, am Samstag dann gut 30 Kilometer.
Als Basis für unser Wanderwochenende hatten wir den Brauereigasthof Staffelberg-Bräu in Loffeld gewählt. In der Ortsmitte liegt die Brauerei nebst Bräustüberl, nicht weit davon am Ortsrand ein Gästehaus, in dem wir uns einquartiert hatten. Aber zunächst stärkten wir uns im Bräustüberl, bevor wir am Freitagnachmittag zu einer vergleichsweise kleinen Runde aufbrachen. Sehr gut schmeckte mir dort übrigens das saisonale Querkerla (benannt nach sagenhaften Zwergen vom Staffelberg) mit einer dezenten, nicht allzu aufdringlichen Rauchnote.
Von dort sind es nur wenige hundert Meter ins Nachbardorf Stublang, das mit gleich zwei Brauereien aufwartet. Wir kehrten auf dem Hinweg zunächst im Gasthof Hennemann ein. Eine Sehenswürdigkeit ist das noch mit Scheitholz befeuerte Sudwerk im Brauereianbau, in den man, wenn man Glück hat, hineinschauen kann.
Ein Dorf weiter ging es danach nach Frauendorf. Die dortige Brauerei Hetzel hat zwar keine eigene Gaststätte mehr, man stellte uns aber gerne eine Bierbank und ein paar Kästen mit dem Sortiment auf den Braureihof.
Solchermaßen gestärkt ging es wieder ein paar hundert Meter weiter ins Nachbardorf End zum Schwarzen Adler. Über eine Scheune kommt man in den Gastgarten hinter dem Lokal. Dort wurde zwar gerade nicht bedient, wir durften uns aber vorne an der Theke eine Runde des ganz hervorragenden dunklen, fast schwarzen Adlerbräus holen. Für mich ein Höhepunkt der Wanderung.
Danach tat uns eine etwas längere Wanderetappe ganz gut, über eine Anhöhe hinüber nach Uetzing, wo es mit dem Metzgerwirt die höchst erfreulich Kombination einer fränkischen Landmetzgerei mit Direktverkauf und einer Brauerei gibt. Und ausnahmsweise ist dort sogar das Sudwerk einmal sichtbar.
Zum Abschluss unserer Freitagsrunde liefen wir wieder zurück nach Stublang, diesmal zur Brauerei Dinkel. Die hat zwar am Ortsrand ein größeres Gasthaus, gebraut wird aber in einem urigen Hof direkt in der Ortsmitte, wo es auch einen Stehausschank gibt, dem wir den Vorzug gaben. Dort steht man sehr gemütlich um einen Baum herum, und wir hatten die Möglichkeit, mit dem Braumeister zu plaudern.
Zum Abendessen liefen wir wieder zum Ausgangspunkt in Loffeld zurück, wo wir bereits Schäuferla im Bräustüberl vorbestellt hatten. Ein gelungener Abschluss dieses bereits an Eindrücken reichen ersten halben Tags.
Am Samstag stand dann nach dem hervorragenden und reichhaltigen Frühstück beim Staffelberg-Bräu eine entfernungsmäßig etwas längere Tour an. Nachdem es am Vorabend doch einige Biere geworden waren, begannen wir zur Ausnüchterung damit, auf den Staffelberg zu steigen und von dort die wunderbare Aussicht über den Gottesgarten zu genießen. Anschließend ging es über Felder und durch Wälder, bis schließlich von oben her als erste Einkehr das Kloster Vierzehnheiligen erreicht wurde. Im Biergarten der direkt daneben befindlichen Brauerei Trunk hatten wir uns nun die dunklen Nothelfertropfen vedient.
Nun begann in der Mittagshitze im wahrsten Sinne des Wortes eine Durststrecke: Wir überquerten die weite Talebene des Maintals, nördlich an Bad Staffelstein vorbei, um über Wolfsdorf, Schönbrunn und Unnersdorf die nächste Brauerei zu erreichen, den Brauereigasthof Reblitz in Nedensdorf. Ein Stück oberhalb des Sudhauses steht das Gasthaus, wobei wir jedoch zu unserem Pech außerhalb der Öffnungszeit ankamen: Die Wirtschaft öffnet erst um 15 Uhr, wir waren über eine Stunde zu früh. Da der Wirt aber bereits in der Küche werkelte, ließ er sich mit sehr viel gutem Zureden dafür gewinnen, uns von seinem Landbier auf die Terrasse zu geben. Zwar ausschließlich in Maßkrügen, aber unser Weg war auch weit gewesen. Hätte er sich jetzt noch dazu erweichen lassen, spontan ein paar Aufschnittplatten herauszugeben, hätte er mit uns ein gutes Geschäft machen können. So aber mussten wir etwas enttäuscht und hungrig weiterziehen.
Von dort ist es aber zum Glück nicht mehr weit, über eine Anhöhe hinüber, nach Wiesen, wo wiederum gleich zwei Brauereien warten. Die erste, Brauerei Thomann, möchte ich als größten Lichtblick des gesamten Wochenendes bezeichnen: Erstens schmeckte das Bier ganz hervorragend, zweitens überschlugen sich hier die Wirtsleute nur so in Freundlichkeit und Zuvorkommen, und drittens konnten wir endlich unsere wohlverdiente, hier ganz herausragende Brotzeit genießen.
Nur einen Katzensprung entfernt liegt die Brauerei Hellmuth, die hinsichtlich Freundlichkeit leider den exakten Gegenentwurf darstellte. Hier hatte ich mich bereits zwei Jahre zuvor von der Bedienung ohne jeden erkennbaren Grund als Kröte beschimpfen lassen müssen, und nachdem sie wieder zugegen war und dieselbe Laune an den Tag legte, weigerte ich mich, dort mehr als ein pflichtgemäßes Bier zu konsumieren, und trat allein den Rückweg zurück durch die Talebene an, wo ich mich beim Dinkel in Stublang dann deutlich besser aufgehoben fühlte.
Fazit: eines der lohnendsten und abwechslungsreichen Brauerei-Wanderreviere. Ideal ist, wenn man dort zwei oder drei Tage verbringt. Viele der Brauereigasthöfe bieten auch Übernachtungsmöglichkeiten an. Wie überall gibt es Licht und Schatten, aber angesichts der Fülle an Brauereien sind bestimmt für jeden Geschmack lohnende Einkehrziele dabei. Überlaufen waren bei unserer Tour weder die Wege noch die einzelnen Gasthöfe.