Verkostung des Eichelbiers
Als Nachtrag zu den drei Artikeln zum „Projekt Eichelbier” hier der Verkostungsbericht des heute fast ein Jahr alten Biers.
Was euch erwartet, könnt ihr schon am Namen erkennen, den ich nach dem ersten Verkosten vergeben habe: „Eiche Rustikal”.
Aber der Reihe nach: Farbe und Schaum sind absolut erwartungsgemäß. Das Bier, das mit Münchner und Pilsner Malz als Basis gebraut wurde, erscheint in einem schönen Kastanienbraun und ist fast klar. Der hell-bräunliche Schaum ist reichlich, aber etwas großporig und nur mittelmäßig haltbar.
Am Geruch lässt sich schon etwas die rustikale Eiche erahnen. Von Malz und Hopfen kommt bei diesem Bier nicht viel, es ist eher schlank gebraut und mild gehopft. Die Eicheln bringen aber einen herben, ganz leicht säuerlichen Geruch mit. Er erinnert mich an den Duft der frisch gesägten Eichenstäbe auf dem Lagerhof der Parkettfabrik, die einstmals auf meinem Arbeitsweg lag.
Im Antrunk setzt sich das fort. Die Gerbstoffe aus den Eicheln sind deutlich spürbar und bringt genau die säuerliche Herbe mit, die sich schon im Geruch schon angekündigt hat. Ich hätte mir hier etwas mehr Körper gewünscht, der den Gerbstoffen besser Paroli bieten könnte. Daneben bringen die Eicheln aber den typischen Holzton von in frischen Eichenfässern gelagertem Bier mit.
Auch im Abgang vermisse ich etwas Fülle. Er ist sehr trocken und leicht adstringierend. Hopfen ist kaum spürbar. Der Holzcharakter schwingt noch lange nach.
Wo liegt das Verbesserungspotential?
Zunächst in der Vermälzung der Eicheln. Die geringe Keimungsrate führt dazu, dass Gerbstoffe nur unzureichend abgebaut werden. Vorschläge zur Verbesserung der Keimfähigkeit sind hochwillkommen.
Auch das lange Wässern hat nicht dazu geführt, dass die Gerbstoffe ausreichend ausgeschwemmt wurden. Die Schale der Eicheln lässt das scheinbar nicht zu. Besser wäre es vermutlich, die Eicheln vor dem Wässern zu schälen, was aber auf Grund der sehr harten Schale mit Hausmitteln äußerst mühsam würde.
Schließlich kann auch das Rezept verbessert werden. Mehr Vollmundigkeit sollte einen Gegenpol zum strengen Eichenaroma bilden. Also etwas mehr Karamellmalz und/oder ein Maischregime, das auf mehr Restsüße zielt.
Kommerzielle Eichelbiere machen es sich einfach und verwenden meist vergleichsweise gerbstoffarmes Eichelmehl – möglicherweise auch für Heimbrauer die bessere Alternative, wenn man es beschaffen kann. Das Experiment, mit frischen Eicheln zu brauen, würde ich nur wiederholen, wenn eine verbesserte Methode zur Verringerung des Gerbstoffgehalts zur Verfügung steht.
Die Artikel zum Projekt Eichelbier sind in den Ausgaben Herbst 2016, Frühjahr und Herbst 2017 erschienen:
Mein Keimversuch ist völlig fehlgeschlagen.. Aber ich habe heute beim Waldspaziergang viele gekeimte Eicheln gefunden. Dann habe ich eine probiert und sie war verhältnissmäßig wenig bitter, dafür recht süß. Ich denke das könnte eine Lösung sein die erst im Frühjahr zu sammeln… LG
Informationen zur Veringerung des Gerbstoffgehalts gibt es unter http://www.eattheweeds.com/acorns-the-inside-story/