Die wohl unangenehmste Seite des Hobbys. Wer putzt schon gerne? Dennoch ist das Thema ständig präsent. Die unfreiwillige Sensibilisierung für Hygiene erfährt der Hobbybrauer häufig erst durch das erste „feinsäuerliche Weizenbier“ im Glas und weitere aus dem Brauprozess heraus nicht erklärbare Fehlaromen: Da wächst wohl etwas, was nicht hineingehört.
Teil 1 dieser Artikelreihe befasst sich mit den Grundlagen der Reinigung.
1. Einführung
Reinigung und Desinfektion dienen der Sicherheit und Produktqualität des Lebensmittels Bier. Das Hygienerisiko in der Brauerei besteht vor allem durch Mikroorganismen, die in Würze, Bier und daraus entstandenen Rückständen wachsen und Stoffwechselprodukte abgeben, die zu diversen sensorischen Beeinträchtigungen führen können.
Verschmutzung folgt einem einfachen Schema: Ein Schmutzpartikel nähert sich einer Oberfläche und wird durch weit- und kurzreichende Bindungskräfte auf sie gezogen und dort fixiert. Da die Adhäsionskräfte maßgeblich von der Kontaktfläche zwischen Partikel und Oberfläche abhängen, verschmutzen raue Oberflächen mit ihrer entsprechend großen Oberfläche besonders leicht.
Sind die Partikel elastisch, werden sie durch Bindungskräfte deformiert und vergrößern damit die Anzahl der Kontaktpunkte bzw. die Kontaktfläche, wodurch die Bindungskräfte wiederum steigen. Diese Deformation erfolgt so lange, bis der Deformationswiderstand des Partikels mit den Bindungskräften im Gleichgewicht steht; die Partikel schmiegen sich der Oberflächenkontur an und haften gut (Abb.1).
Anhaftende Schmutzpartikel können neben weiteren Schmutzpartikeln auch Mikroorganismen binden. In dieser Konstellation entsteht der gefürchtete Biofilm, wie auf Abb. 2 zu sehen: Mikroorganismen haften an meist nährstoffhaltigen Verunreinigungen an und umgeben sich dort mit einer Schleimhülle, die sie vor Austrocknung schützt und zu einem sehr beständigen Biofilm vernetzen kann. Im Biofilm können sich durch Adhäsion und Adsorption weitere Mikroorganismen und Nährstoffe anlagern. Häufig werden auch aus Kunststoffen diffundierende Verbindungen von dort anhaftenden Biofilmen als Nahrung herangezogen. Ein Biofilm kann selbst starken Reinigungs- und Desinfektionsmitteln widerstehen. Aus dem Biofilm herausbrechende Segmente können weitere Anlagenteile kontaminieren.
2. Problemfelder
Im Brauereiumfeld entstehen Verunreinigungen an Anlagenteilen primär aus dem Produkt und seinen Rohstoffen selbst. Dazu zählen insbesondere Maische, Würze, Bier und organische Rückständen davon, wie Mehl, Treber, angebrannte Würze, Trub, Hopfenharze, Brandhefe, usw. Hinzu kommen mineralische Ablagerungen etwa durch Kalk und Calciumoxalat („Bierstein“).
Des Weiteren werden Verunreinigungen auch von außen eingeführt, etwa durch kontaminierte Raumluft, kontaminiertes Brau- und Reinigungswasser oder Reinigerrückstände.
Das A und O: Reinigungsfähigkeit
Zunächst gilt es bei jedem Reinigungsvorgang, die medienberührenden Anlagenteile der Reinigung überhaupt zugänglich zu machen. Was trivial klingt, dürfte in der Praxis der häufigste Grund für Hygieneprobleme sein: Toträume. Diese können z.B. entstehen in Spalten, Gewinden (besonders mit Teflonband), unsauberen Schweißnähten, unter Dichtungen, in Nuten oder auch in Pumpenkörpern oder Ventilen. Auch Kugelhähne neigen dazu, dass Produktreste, Mikroorganismen und Reinigungsmittel bei Betätigung des Ventils mit der Kugel hinter die Profildichtungen verschleppt werden und dort von der Reinigung (selbst in 45°-Stellung) kaum mehr erfasst werden.
Man sollte daher bei zusammengesetzten Anlagenteilen und Utensilien bereits beim Kauf auf einem hygienegerechten Aufbau achten oder sie zumindest so auswählen, dass sie mit vertretbarem Aufwand zur Reinigung zerlegbar sind. Die Zerlegung sollte nach individuell festgelegten, risikoorientierten Intervallen durchgeführt und protokolliert werden.
Abdichtungen im Gewinde, z.B. mit Teflonband, sollten konsequent vermieden werden. Beim Einsatz von Gewinden besser auf Flachdichtungen (z.B. EPDM, Silikon, FKM oder NBR) setzen oder durch hygienischere Verbindungstechnik austauschen. Im Hobbybereich gut erhältlich z.B. Milchverschraubung (DIN 11851) und Tri-Clamp (DIN 32676).
Hygienerisiken aus der Praxis:
- Alle Oberflächen sollten nach Bier- und Würzekontakt umgehend abgespült werden, um ein Antrocknen von Produktresten zu verhindern.
- Schwer (mechanisch) zugänglichen Bereichen wie Gewinden, Ventilen/Auslaufhähnen, Dichtungsnuten, (Schweiß-)Nähten, Schläuchen und Pumpenkörpern erhöhte Aufmerksamkeit widmen. Alles was mit bloßem Auge schlecht auf den Reinigungserfolg kontrollierbar ist, birgt Risiken. Können Bauteile nicht vollständig zerlegt werden, wie einige der Plastikauslaufhähne an Gäreimern, sollten diese konsequent ersetzt werden.
- Alle Mikroorganismen benötigen Wasser zum Wachstum und langfristigem Überleben. Gereinigtes Brauequipment sollte daher zügig abtrocknen können. Behälter und Rohrleitungen sind entsprechend zu leeren, Armaturen im auseinandergebauten/geöffneten Zustand zu trocknen. Schläuche sollte man lotrecht aufhängen, Flaschen und Kegs kopfüber abtropfen lassen. Ist ein Abtrocknen nicht ohne weiteres möglich (z.B. in Plattenwärmetauschern), sollten diese mit einer mikrobiologisch stabilen Lösung verfüllt werden, z.B. 70%igem Ethanol/2‑Propanol (Materialverträglichkeit prüfen!).
- Neben den produktberührenden Anlagenteilen sind auch alle anderen Oberflächen in der Brauerei sauber zu halten: Boden, Wand, Arbeitsflächen. Auch dort vermehren sich Keime und erhöhen die mikrobiologische Belastung der Raumluft.
- Das Handling von Malz, besonders das Schroten, sollte von der Gärung räumlich getrennt sein, um eine Verschleppung des mikrobiologisch stark belasteten Malzstaubes in die Würze zu vermeiden.
3. Der Reinigungsprozess
Reinigung beschreibt das Entfernen von Schmutz. Die Effektivität eines Reinigungsvorgangs lässt sich anhand des Sinnerschen Kreises charakterisieren:
- Chemie: Bezeichnet das eingesetzte Reinigungsmittel und dessen Konzentration; das Reinigungsmittel muss insbesondere für den Reinigungszweck geeignet sein. Siehe Abschnitt Das richtige Reinigungsmittel.
- Mechanik: Mechanische Intensität, mit der Schmutz gelöst und entfernt wird. Methoden: Schwamm, Lappen, Bürste, Spiral-Topfreiniger, Sprühstrahl (z.B. durch Sprühbrause). In Leitungen auch Reinigungskugeln/Molche und die Scherkräfte des durchströmenden Reinigungsmediums. Die Intensität ist auf die Beschaffenheit der Verunreinigung und das zu reinigende Material abzustimmen. Spiral-Topfreiniger sorgen etwa auf Plastik für eine zunehmende Aufrauhung der Oberfläche und schaffen damit hygienische Folgeprobleme. In geschlossenen Anlagen wird die Mechanik häufig durch einen kräftigen Sprühstrahl realisiert, indem Reinigungsflüssigkeit mittels hohem Pumpendruck durch Sprühbohrungen von (rotierenden) Sprühköpfen oder Zielstrahlreiniger befördert wird (Cleaning-in-place, CIP) und so die zu reinigende Behältergeometrie benetzt.
- Temperatur: Mit steigender Temperatur erhöht sich die molekulare Teilchenbewegung, häufig auch die Löslichkeit von Schmutz (z.B. Fetten), weshalb sich eine Temperaturerhöhung i.d.R. höchst positiv auf den Reinigungserfolg auswirkt. Bei diesem technisch einfach beeinflussbaren Parameter sind jedoch der notwendige Energieeinsatz und die Temperaturbeständigkeit der Oberflächen zu beachten.
- Zeit: Allgemein die Kontaktzeit zwischen Reiniger und Oberfläche. Dem Reiniger wird Gelegenheit gegeben, den anhaftenden Schmutz zu durchdringen, zu unterwandern und (chemisch) zu lösen. Im Zusammenspiel mit einem geeigneten Reinigungsmittel kann eine lange Einwirkzeit damit Einsparungen besonders bei der energieintensiven Bereitstellung von Temperatur und Mechanik realisieren.
Diese vier Faktoren wirken in der Summe und können sich innerhalb chemisch-technischer Grenzen auch untereinander ausgleichen.
Ein klassisches Literaturbeispiel hierzu ist der Vergleich des Geschirrspülens per Hand und in der Spülmaschine:
Geschirr wird erfahrungsgemäß mit beiden Methoden sauber, der Weg dorthin unterscheidet sich jedoch deutlich. Ausgehend von gleicher Temperatur ist der Reinigungserfolg beim Handabwasch wesentlich von der intensiven Bearbeitung mittels Spülschwamm oder Bürste abhängig (orangener Teilkreis). Die Spülmaschine kann die Reinigerlösung lediglich kräftig überschwallen. Dies wird von der Maschinenreinigung kompensiert durch die wirkungsvollere Chemie (blauer Teilkreis) mittels alkalischer Spezialreiniger und eine lange Spülzeit (grauer Teilkreis), bei der das Reinigungsmittel über längere Ruhephasen einwirken kann. Oft bieten Spülmaschinenprogramme eine weitere Differenzierung, etwa durch ein energieaufwendigeres Schnellprogramm, bei dem zu Lasten des Faktors Zeit wahlweise die Temperatur angehoben oder die Reinigerlösung häufiger oder mit höherem Druck übergeschwallt wird (-> Mechanik).
Diese Betrachtungen lassen sich auch auf Reinigungsprozesse in der Brauerei übertragen. Ist ein Faktor aus den Umständen heraus limitiert, sind die anderen Faktoren zu verbessern, um den Reinigungserfolg zu gewährleisten.
4. Das richtige Reinigungsmittel
Das Reinigungsmittel ist grundsätzlich an der Art des Schmutzes auszurichten. Im Kontext der Bierbrauerei werden mit alkalischen und sauren Reinigern die meisten Problemstellungen erfasst. Im Kontext der Desinfektion kommen auch Grundstoffe auf Basis von Alkoholen zum Einsatz, die zur Reinigung beim Brauen jedoch kaum eine Rolle spielen.
Kann der Schmutz nicht mit nur einem Mittel erfasst werden, so wird in der Regel zunächst alkalisch gereinigt, danach sauer. Diese Reihenfolge wird bei Bedarf wiederholt, bis die Oberflächen sauber sind.
Achtung: So gut wie alle hier besprochenen Reinigungsmittel sind stark ätzend. Bei deren Transport, Lagerung und Verwendung sind daher die einschlägigen Sicherheitsbestimmungen laut Sicherheitsdatenblatt und guter Praxis einzuhalten, sowie persönliche Schutzausrüstung (Schutzbrille, Schutzhandschuhe, Schürze, ggf. Atemmaske) zu tragen.
4.1. Alkalische Reiniger
Organische Verunreinigungen wie Proteinreste sind die häufigsten Anhaftungen in Behältern beim Brauen. Sie lassen sich am besten mit alkalischen Reinigern entfernen. Die am häufigsten anzutreffenden Grundstoffe:
- Natriumhydroxid (NaOH). Als Lösung: Natronlauge mit 0,5 – 2 %w/w Konzentration. Gängigste Alkalie in Brauereien. Gute Verfügbarkeit, niedriger Preis, hohe Reinigungskraft. Bereits bei 1 – 1,5 %iger Natronlauge optimale Reinigungsergebnisse. Höhere Konzentrationen bringen kaum Zusatznutzen, können bei eiweißhaltigen Ablagerungen sogar kontraproduktiv sein („Verbacken“ von Proteinen durch Quervernetzung). Im Einkauf ist darauf zu achten, Natriumhydroxid in kompakter Pellet‑, Perlen- oder Schuppenform vom etablierten Feinchemikalienhandel zu erhalten, um die Bildung von stark ätzenden Stäuben zu vermeiden.
- Kaliumhydroxid (KOH). Als Lösung: Kalilauge mit 0,5 – 2 %w/w Konzentration. Für Brauzwecke nicht besser geeignet als Natronlauge, aber teurer. Eigenschaften siehe dort.
- Natriumcarbonat (Soda/Waschsoda): Schwächere Base als NaOH/KOH, Hauptbestandteil von Maschinengeschirrspülmitteln und Bestandteil der meisten pulverförmigen Reiniger für Hobbybrauer. Empfohlene Dosierung 3 – 5 %w/w. Siehe Abb. 7 zum Vergleich von verschiedenen, auch kombinierten Einsatzkonzentrationen von Natriumcarbonat und Natriumhydroxid. Im Umgang mit dem Rohstoff etwas ungefährlicher als NaOH, die Waschlauge selbst gebietet jedoch ebenfalls erhöhte Vorsicht.
- Natriummetasilikat: Starke Base, vergleichbar mit Natriumhydroxid. Greift im Gegensatz zu Natronlauge in anwendungsüblicher Konzentration Aluminium nicht an. Aufgrund des höheren Preises im Vergleich zu NaOH daher in der Regel nur attraktiv, wenn Behälter aus Aluminium (z.B. Sudpfanne, alte Kegs) zum Einsatz kommen.
Das Wasser zum Ansetzen der alkalischen Lösungen sollte enthärtet oder mit Additiven (s. Abschnitt 4.4) versetzt sein, um der flockigen Ausfällung von Härtebildnern vorzubeugen, die sich als milchiger, teilweise schwer entfernbarer Schleier auf Oberflächen ablagern können.
4.2. Saure Reiniger
Mineralische Anlagerungen, etwa Kalk oder Bierstein, können mit Säuren entfernt werden. Meist genügt einfache Zitronensäure in Konzentrationen von 1,5 – 3 %w/w. Zitronensäure ist durch die komplexbildende Wirkung ihrer Citrate besonders gut zur Kalkentfernung geeignet.
Hartnäckigere Ablagerungen, insbesondere durch Bierstein (u.a. aus Calciumoxalat) auf rauen Oberflächen, können stärkere Säuren erforderlich machen. Hierfür sind in Brauereien vor allem Formulierungen mit Phosphorsäure, Amidosulfonsäure und Salpetersäure (i.d.R. < 1 %w/w) im Einsatz.
Besonders die oxidierende Salpetersäure gilt als Mittel der Wahl für „Härtefälle“, da sie auch Eiweiße und Fette angreift und somit durch Sudzyklen verursachte Schichtbildung aus organischen und anorganischen Ablagerungen entfernt. Beim privaten Einsatz dieser sehr starken und oxidierenden Säure ist jedoch höchste Vorsicht geboten.
Salzsäure ist aufgrund der mäßigen Korrosionsbeständigkeit von Edelstahl WNr. 1.4301 („V2A”) selbst gegenüber geringen Salzsäure-Konzentrationen in diesem Umfeld nicht zu empfehlen.
Video YouTube: Korrosion von Edelstahl in 5 %iger Salzsäure über 12 h.
4.3. Neutralreiniger?
Handgeschirrspülmittel („Spüli“) sind in der Regel pH-neutral oder leicht sauer eingestellt und werden primär für das Entfernen fetthaltiger Verschmutzungen durch Speisereste formuliert. Sie enthalten häufig Rückfetter für eine höhere Hautfreundlichkeit. Für Brauzwecke sind diese Geschirrspülmittel genau wie sonstige Allzweck- und Universalreiniger des Haushaltsbedarfs eher ungeeignet und sind durch den hohen Gehalt an Tensiden selbst bei geringsten Rückständen negativ für die Bierqualität, allem voran der Schaumqualität.
4.4. Additive
Additive verbessern die technologischen Eigenschaften der alkalischen und sauren Grundstoffe. Sie sind Bestandteil von anwendungsfertigen Reinigern und optimieren diese für einen speziellen Anwendungsfall.
- Tenside: Setzen die Oberflächenspannung herab, damit die Reinigungslösung schneller in den Schmutz eindringen und ihn unterwandern kann.
- Entschäumer: Verhindern die Schaumbildung, die bspw. bei heißer Natronlauge auftritt. Während Schäume bei der Oberflächenreinigung häufig erwünscht sind, da das Reinigungsmittel besser an vertikalen oder überhängenden Bereichen anhaftet, ist Schaum in CIP-Prozessen störend. Auch sind schäumende Reiniger oft schwerer auszuspülen.
- Komplexbildner (EDTA, Phosphate [z.B. Trinatriumphopshat], Phosphonate, Citrate, ): Binden Härtebildner im Wasser. Verhindern hierdurch, dass Wasserhärte ausfällt und als schwer löslicher, staubiger bis flockiger Belag auf Oberflächen anhaftet.
- Oxidationsmittel: Natriumpercarbonat (OXI-Reiniger, oft: Maschinengeschirrspülmittel), Natriumhypochlorit. Spalten reaktive Sauerstoffspezies ab, die Schmutz (inkl. Mikroorganismen) oxidieren und damit z.T. wasserlöslich machen. Das Reinigungsspektrum kann damit erweitert und intensiviert werden.
4.5. Konfektionierte Reiniger aus dem Handel
Der Markt bietet für Brauereien und den Heimbraubedarf fertig konfektionierte Reinigungsmittel, die ihre saure und alkalische Einstellung in der Regel um Additive erweitern. Für Anwendungsempfehlungen sind daher Handel und Hersteller die richtigen Ansprechpartner. Einige der Klassiker der Heimbrau-Szene sollen dennoch hier vorgestellt werden.
OXI-Reiniger
Pulverförmig, div. Hersteller. In der Regel eine Mischung aus Natriumcarbonat und Natriumpercarbonat, das bei Erhitzung auf > 50 – 60 °C Wasserstoffperoxid abspaltet. Häufig um Additive ergänzt, die die erforderliche Wirktemperatur auf 30 – 40 °C erniedrigen. Zu hohe Anwendungstemperaturen forcieren einen zu schnellen Zerfall des Natriumpercarbonats und verringern damit dessen Wirksamkeit, übrig bleibt „teures Waschsoda“. Das ebenfalls pulverförmige Produkt Five Star PBW ist ähnlich zusammengesetzt, jedoch mit Natriummetasilicat um eine stärkere Base und Tenside ergänzt. Bei ähnlicher Zusammensetzung wird unter Hobbybrauern auch das preisgünstige Produkt Somat Professional Pulver-Reiniger im 8 kg Standbeutel als „Geheimtipp” gehandelt.
Fazit: Gute alkalische Grundreiniger, die für eine optimale Wirksamkeit jedoch in einem eng definierten Zeit- und Temperaturfenster zu verwenden sind. Für die Stapelreinigung (s. nachfolgender Abschnitt) i.d.R. ungeeignet.
Enzybrew 10
Alkalisch eingestellter Reiniger, der durch den betonten Einsatz von gerüst‑, stärke- und eiweißabbauenden Enzymen bei sehr effizienter Dosierung von 0,5 – 1 %w/w gegen die typischen Ablagerungen des Brauereialltags vorgeht. Da die Enzymaktivität stark temperaturabhängig ist, sollten die Herstellerangaben bezüglich des optimalen Temperaturbereichs eingehalten werden. Auch für CIP sehr gut geeignet. Jedoch wie OXI-Reinger nicht zur Stapelreinigung einsetzbar.
Maschinengeschirrspülmittel
In der Regel Natriumcarbonat, häufig mit einem (geringen) Anteil Natriumpercarbonat und Bleichmittelaktivatoren. Durch den Einsatz von Komplexbildnern in der Regel bei allen Wasserhärten einsetzbar. Maschinengeschirrspülmittel werden mittels Tensiden und Enzymen (stärke‑, fett- und eiweißabbauend) für die typischen Essens- und Getränkereste an Gläsern und Geschirr optimiert.
Sie bieten durch den günstigen Bezugspreis, die gute Verfügbarkeit und das breite Wirkspektrum jedoch auch eine gute Alternative zu Spezialmitteln in der Brauerei. Noch wichtiger ist hier jedoch ein gründliches Abspülen des Reinigungsmittels, um eine Beeinträchtigung der Bierqualität etwa durch Tenside zu verhindern.
5. Abschluss der Reinigung
Zunächst ist die Reinigungslösung aus den Anlagenteilen möglichst restlos zu entfernen. Wird sie nach dieser einmaligen Verwendung verworfen, spricht man von einer verlorenen Reinigung. Dies ist im Hobbyumfeld der Standard und von Reinigungsprozessen im Haushalt bekannt. Die stark alkalischen und sauren Reiniger verlieren jedoch nach einer Anwendung in der Regel noch nicht ihre Wirkeigenschaften und können daher grundsätzlich mehrfach eingesetzt werden (Stapelreinigung). Die verlorene Reinigung bietet zwar den immer gleichen Ausgangspunkt bei garantierten Reinigereigenschaften und erfordert keine Lagerhaltung, verbraucht jedoch viel Reinigungsmittel. Auch als Hobbybrauer zumindest teilweise auf Stapelreinigung zu setzen, kann daher neben einer Kostenreduzierung auch dabei helfen, den ökologischen Fußabdruck der eigenen Kleinbrauerei zu verbessern. Besonders, wenn für Tanks mit Möglichkeit zur CIP-Reinigung erhebliche Mengen an Lauge benötigt werden, sollten entsprechende Überlegungen angestellt werden.
Die Aufbewahrung sowohl alkalischer als auch saurer Reiniger geschieht am einfachsten in dicht verschließbaren Kanistern aus geeignetem Kunststoff (HDPE/PP). Zum langen Aufrechterhalten der Eigenschaften sollten die Reiniger zum einen nur dort eingesetzt werden, wo eine Vorreinigung mit warmem Wasser bereits den groben Schmutz entfernt hat. Zum anderen sollte der pH-Wert der Lösungen regelmäßig kontrolliert werden, damit sie gegebenenfalls wieder mit dem alkalischen bzw. sauren Grundstoff angeschärft werden können.
Wird die Reinigungslösung schlussendlich entsorgt, sind die einschlägigen Vorschriften zur ggf. notwendigen (pH-)Neutralisation und Entsorgung zu beachten.
Spülen nach Reinigung
Nach Abschluss der Reinigung sind die behandelten Oberflächen gründlich mit Wasser zu spülen. Neben der Produktsicherheit stellt dies auch sicher, dass die Biereigenschaften nicht beeinträchtigt werden. Gerade Tenside vermögen in geringsten Konzentrationen die Schaumhaltbarkeit zu beeinträchtigen. Industriell wird das Spülwasser auf Reinigerrückstände per pH-Messung und Messung der Leitfähigkeit geprüft. Im Hobby bietet auch hier der Sinnersche Kreis eine Orientierung: Das Spülen erfolgt schneller mit warmem Wasser bei kräftigem Brausestrahl.
6. Ausblick Desinfektion
Eine erfolgreiche Reinigung ist in mehrfacher Hinsicht die Voraussetzung für eine zielführende Desinfektion.
Zunächst trägt nämlich auch die Reinigung unmittelbar dazu bei, die Keimkonzentration zu reduzieren, indem Biofilme und Schmutzreservoire aufgebrochen und Mikroorganismen physisch weggespült und mit dem Abwasser entsorgt werden. Zudem haben gerade alkalische Reiniger, besonders in Verbindung mit kationischen Tensiden, auch signifikant keimtötende Eigenschaften.
Des Weiteren sorgt eine gründliche Reinigung dafür, dass besonders den obligat bierschädlichen Mikroorganismen die Lebensgrundlage entzogen wird, indem organisches Substrat gelöst und entfernt wird.
Zuletzt garantiert die vollständige Reinigung auch, dass Desinfektionsmittel des anschließenden Desinfektionsschrittes überhaupt an die verbliebenen Mikroorganismen gelangen und nicht etwa an Barrieren wie Biofilmen oder verbliebenen Schmutzschichten scheitern.
Teil 2 dieses Artikels knüpft an diese Ausgangslage an und wird in der folgenden Ausgabe des brau!magazins einen Überblick zum Thema Desinfektion liefern. Neben den mikrobiologischen Grundlagen, werden hierfür die im Hobby realisierbaren Desinfektionsverfahren vorgestellt und ihre Stärken und Schwächen beleuchtet. Noch mehr als bei der Reinigung, deren Erfolg optisch gut erkennbar ist, tritt bei der Desinfektion der Aspekt der Zweckmäßigkeit in den Vordergrund.
Quellen:
- [B1] [B2]: Gerhard Hauser. Hygienische Produktionstechnologie. 2008 WILEY-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim. 2008.
- [B3][B4][B5] Erstellt vom Autor dieses Artikels.
- [B6] Wikimedia Commons. Gemeinfrei.
- [B7] Atwell et al. Optimization of cleaning detergent use in brewery fermenter cleaning. J. Inst. Brew. 2017; 123: 70–76.
- Titelbild: Wikimedia Commons. Autor: Geolina163. Lizenz: https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/deed.en
Autor Andreas Staudt ist studierter Informationswirt und Hobbybrauer seit 2007. Er interessierte sich von Anfang an vermehrt für die wissenschaftlichen Hintergründe der Bierentstehung und ließ dafür wohl die ein oder andere Gelegenheit zum Brauen bei einer guten Lektüre verstreichen.