Erster Sud im Berliner Stone-Brauhaus
Am Freitag den 13. November fand bei Stone Brewing Berlin ein „Media Brew Day” statt. Im Gegensatz zum öffentlichen Berlin Beer Week Closing Event im Sommer war hierzu nur eine kleine Gruppe von ca. 15–20 Personen geladen.
Greg Koch informierte vor der Kulisse der „kleinen” 10-Hektoliter-Pilotbrauerei über den Fortschritt der Bauarbeiten und die weiteren Pläne. Zunächst durften zwei Biere direkt aus dem Gärtank getestet werden, die bereits auf dieser Anlage gebraut wurden. Zwei Wochen und zwei Tage zuvor wurde als erster Sud ein Stone IPA eingebraut. Durch ein falsch gestelltes Ventil nahm dieser Sud allerdings ein „left turn” und statt 6,9% wurden nur 4,5% Alkohol erreicht. Ausserdem gab es eine Variante des „Arrogant Bastard”, das ebenfalls durch einen Brau- bzw. Anlagenfehler nicht ganz wie geplant, sondern etwas zu süß geraten war. Greg war aber nach fünf Jahren, die er bereits an dem Projekt arbeitet und fast einem Jahr, das der deutsche Braumeister Thomas Tyrell mittlerweile dabei ist, ganz zufrieden. Denn endlich wird hier gebraut. Ich fand das IPA etwas zu bitter, das Arrogant Bastard aber ganz ok.
In der Sudpfanne befand sich eine frisch geläuterte „Grundwürze”, gebraut nach dem deutschen Reinheitsgebot. Weitere Zutaten standen auf einem Tisch bereit, u.a. Zimt, Chili, Vanille, Lactose, Kaffee und Schokolade. Die Anwesenden wurden nun eingeladen, ein „Stone Xocoveza for the holidays and the new year”, inspiriert von mexikanischer heisser Schokolade, daraus zu kreieren. Damit machte Greg Koch sie zu Mittätern beim Brechen des Reinheitsgebots. Er argumentierte hier ähnlich wie Erdinger bezüglich des Reinheitsgebotes: das Bier wird durch erlesenste Zutaten nicht etwa minderwertiger, sondern zu etwas Besonderem.
Im Anschluss gab es eine kleine Führung über die Anlage. Momentan wird vor allem der Garten umgegraben, modelliert und angelegt. Neue Bäume werden gepflanzt und Hügel aufgeschüttet. Man braucht noch viel Fantasie, um sich vorzustellen, wie die Gärten einmal aussehen sollen.
In der großen Halle hat sich seit dem Sommer nicht viel geändert. Während der Führung wurde gerade der Läuterbottich der großen 100-Hektoliter-Anlage auf 4 Meter hohe Stelzen gehoben. Dieser Teil der Halle wird später mit einer Glaswand vom Restaurant im anderen Teil abgetrennt. Das Restaurant soll innen und aussen zusammen ca. 600 Plätze bekommen!
Bei einer kleinen Podiumsdiskussion stellten sich Greg Koch, der Stone Braumeister aus San Diego Mitch Steele, Oliver Lemke, Oli Wesseloh und Thomas Tyrell den Publikumsfragen. Allein die Diskussion über die erste Frage, gestellt von Dennis vom Männerabend-Podcast, hätte fast den ganzen Nachmittag ausgefüllt. Dennis fragte nach der Zukunft des Reinheitsgebots. Das wurde vor allem von den beiden Olivers sehr kontrovers und interessant diskutiert. Die Diskussion soll auf youtube veröffentlich werden, falls jemand noch genauer nachhören möchte. Der Abend klang mit reichlich Stone IPA, Stone go-to-IPA, Kehrwieder Feuchter Traum und Kehrwieder SHIPA Mosaic aus.
Ausblick: am 7.12.15 wird in einigen Bars in Berlin, Deutschland und Europa das erste Berliner Stone Bier „angezapft”. Voraussichtlich im März 2016 werden erste Teile der Berliner Anlage für das Publikum eröffnet.
Christian Herzig ist Kulturwissenschaftler und arbeitet in einer Theateragentur. Nach umfangreichen „Recherchereisen” zur Bierkultur in Belgien und England zwang seine Frau ihn dazu, das Hobbybrauen anzufangen. Diesen Schritt haben beide nicht bereut.