Neue Hop­fen aus der Hop Bree­ding Company

Brau­er haben einen unstill­ba­ren Durst nach neu­en Aro­men und Geschmacks­rich­tun­gen und war­ten stets unge­dul­dig auf neu gezüch­te­te Hop­fen­sor­ten. Aus Sicht der Hop­fen­zucht kann es bis zu 10 Jah­re dau­ern, bis neue Sor­ten durch unzäh­li­ge Ver­su­che und manch­mal glück­li­chen Zufall ent­ste­hen und zur Markt­rei­fe gebracht wer­den. Im bes­ten Fal­le kann eine neue Sor­te den Beginn einer neu­en Geschmacks­wel­le von (Craft-) Bier auslösen.

Die Mar­ke Citra® (var. HBC394) ist das Aus­hän­ge­schild der Hop Bree­ding Com­pa­ny. Die­se Sor­te wur­de 1990 vom Hop­fen­züch­ter Gene Pro­bas­co von John I. Haas (JIH) als X‑114 gezüch­tet. Ihr Geschmacks­pro­fil war zu die­ser Zeit in der US-​amerikanischen Brau­land­schaft nicht vor­han­den. Obwohl X‑114 damals noch nicht für die Kom­mer­zia­li­sie­rung reif war, war das Aro­ma unge­wöhn­lich und viel­ver­spre­chend. Citra® wur­de 2007 ver­öf­fent­licht und ist seit­dem zusam­men mit der Hop­fen­sor­te Mosaic® (Var. HBC394) ange­tre­ten, einen Bier­stil namens New Eng­land IPA zu defi­nie­ren. Es ist nicht nötig zu erklä­ren, wie die­ser Bier­stil wie­der­um die Brau­in­dus­trie defi­niert hat, ganz zu schwei­gen von der gesam­ten Hopfenindustrie.

Es gibt vie­le ver­schie­de­ne öffent­li­che und pri­va­te Zucht­be­trie­be, sei es in den USA, Deutsch­land, Frank­reich, Tsche­chi­en, der Ukrai­ne, u.v.m. Die Hop Bree­ding Com­pa­ny ist eine der wich­tigs­ten, da sie im Besitz von zwei gro­ßen Hop­fen­fir­men ist, die die Zucht­ak­ti­vi­tä­ten auf effi­zi­en­te Wei­se unter­stüt­zen können.

Kurz gesagt, HBC, die Hop Bree­ding Com­pa­ny, wur­de von zwei der größ­ten Hop­fen­un­ter­neh­men in den USA, näm­lich John I. Haas (JIH) und Yaki­ma Chief Ran­ches (YCR) gegrün­det. Jedes Unter­neh­men hat­te sei­ne eige­nen Zucht­ak­ti­vi­tä­ten, bevor es 2003 das Joint Ven­ture gegrün­det wur­de, dass das Zucht­ma­te­ri­al zusammenbrachte.

John I. Haas hat­te sei­nen eige­nen Erfolg bei der Züch­tung von Sor­ten wie Mill­en­ni­um und der YCR-​Züchtung von Sim­coe®. Jähr­lich füh­ren sie mind. 10.000 Fremd­be­stäu­bun­gen durch, wobei nur 1% die­ser Kreu­zun­gen in das erwei­ter­te Aus­wahl­ver­fah­ren von HBC auf­ge­nom­men wer­den. Ihre ers­ten gro­ßen Hop­fen waren Citra® im Jahr 2007 und Mosaic® in 2012. Ab 2012 wur­den jedes Jahr eine neue Sor­te ver­öf­fent­licht, dar­un­ter Eku­a­not® (ursprüng­lich als Equinox/​HBC 366 ver­öf­fent­licht), Loral® (HBC 291), Pah­to ™ (HBC 682), Sab­ro ™ (HBC 438) und zuletzt Talus™ (HBC 692).

Obwohl jedes Jahr min­des­tens eine neue Hop­fen­sor­te auf den Markt kommt, sind die­se Hop­fen oft nur in eini­gen Bier­märk­ten bekannt, in ande­ren Tei­len der Welt jedoch unbe­kannt. Dar­über hin­aus benö­ti­gen die Brau­er Zeit, um den Hop­fen in sei­nem Aro­ma sowie vor allem in sei­nen Aus­wir­kun­gen auf den Geschmack des Bie­res zu ver­ste­hen. Bei Bar­th­Haas arbei­ten wir kon­ti­nu­ier­lich in unse­ren Forschungs- und Kon­zept­braue­rei­en dar­an, Hop­fen in Form von Pel­lets oder gan­zen Hop­fen­dol­den zu bewer­ten und mit die­sen Hop­fen Bie­re zu brau­en. In die­sem Arti­kel wer­den die neu­es­ten Hop­fen der Hop Bree­ding Com­pa­ny vor­ge­stellt, ihre Hin­ter­grund­ge­schich­te, das Aro­ma im Hop­fen und der Geschmack im Bier. Die Hop­fen Sab­ro®, HBC 472, Talus ™ und HBC 586 wer­den hervorgehoben.

Sab­ro® (HBC 438)

Ein völ­lig ein­zig­ar­ti­ges Geschmacks­pro­fil, das zwei uner­war­te­te Aro­men von Hop­fen zusam­men­bringt: Kokos­nuss und Holz. Eini­ge Brau­er erken­nen das Aro­ma von Pina Cola­da mit einer Mischung aus Kokos­nuss, tro­pi­schen Früch­te und Stein­obst, die zu stark gehopf­ten Pale Ales, IPAs, Session‑, NE- und Impe­ri­al IPAs passt. Dies ist wirk­lich die Creme de la Creme der Ern­te in mehr als einer Hinsicht.

Die­ser Hop­fen wur­de durch offe­ne Bestäu­bung eines weib­li­chen Hop­fens, YCR 123, und eines wil­den männ­li­chen Pol­lens erzeugt. Das Weib­chen stammt vom Humu­lus Lupu­lus var. neom­e­xi­ca­nus, der den hol­zi­gen und kokos­nussi­gen Cha­rak­ter ver­leiht. Der Hop­fen ist auch kom­plex mit Noten von Vanil­le, Zeder, Dill und Min­ze. Beim Brau­en mit Hop­fen passt das Aro­ma­pro­fil gut zum Geschmacks­pro­fil von Bier mit einem stär­ke­ren Ein­druck von Holz- und Creme­cha­rak­ter im Bier. Die­ses Bier wur­de mit ~ 580 g /​hl (1,5 lbs /​bbl) gestopft.

Eini­ge Hop­fen aus der Elite-​Auswahl, wie Sab­ro®, wer­den zu einer Hop­fen­sor­te mit einer Mar­ke ent­wi­ckelt, die in gro­ßem Umfang ver­mark­tet wird. Es gibt aber auch ande­re als die kaum über­seh­ba­ren Mar­ken. Man­che sind nur in klei­nen Men­gen erhält­lich. Eine davon ist HBC 472, die gene­tisch die Schwes­ter von Sab­ro® mit der­sel­ben Mut­ter ist. Die­ser Hop­fen fliegt unter dem Marketing-​Radar der meis­ten Brau­er, ist aber mit sei­nen star­ken hol­zi­gen und tro­pi­schen Aro­men von einem ähn­li­chen Schlag wie Sabro® .

Talus™

Inten­si­ve Noten von Grape­fruit, Zitro­nen­ze­ste, getrock­ne­ten Rosen, Pini­en­harz, Kokos­nuss und etwas Sahne-​Karamell – so ori­gi­nell und aus­drucks­voll ist das Aro­ma­pro­fil der neu­en ame­ri­ka­ni­schen Hop­fen­sor­te Talus.

Talus™ wur­de kre­iert durch die offe­ne Bestäu­bung der Mut­ter Sab­ro®, die 2018 auf den Markt kam. Die offe­ne Bestäu­bung ist eine unkon­trol­lier­te Züch­tung, die Väter blei­ben also anonym. Auch Sab­ro® wur­de so gezüch­tet. Die geschmack­li­che Aus­drucks­kraft die­ser Linie ist aber wohl der wil­den Abstam­mung zu ver­dan­ken. „Neom­e­xi­ca­nus“ ist eine wil­de, indi­ge­ne ame­ri­ka­ni­sche Hop­fen­pflan­ze, die sich vor Mil­lio­nen von Jah­ren in den tro­cke­nen Berg­re­gio­nen New Mexi­cos ange­sie­delt hat und in den 90er-​Jahren Ein­gang in die Hop­fen­züch­tung fand.

Die ers­te Klein­flä­che wur­de 2017 ange­baut, um inter­es­sier­te Brau­er mit Pro­ben zu ver­sor­gen. Über vie­le sys­te­ma­ti­sier­te Single-​Hop-​Brauversuche hin­weg erwies sich Talus schließ­lich als eine von sehr, sehr weni­gen Neu­züch­tun­gen, die sowohl agrar­wirt­schaft­lich als auch geschmack­lich attrak­tiv sind.

So zeigt die Sor­te Talus geschmack­li­che Ähn­lich­kei­ten mit ihrer Mut­ter und ist zugleich auf­fal­lend anders, ins­be­son­de­re durch ihre bril­lan­ten Pinien- und grape­fruit­ar­ti­gen Noten. Der Alpha-​Gehalt ist mit neun Pro­zent recht nied­rig und macht Talus unbrauch­bar für die Alpha-​Gabe. Aber eine Eigen­schaft dürf­ten Brau­er beson­ders schät­zen: Was man bei der Hop­fen­pro­be riecht, zeigt sich auch im Glas. Talus bewahrt die Aro­men wir­kungs­voll den gan­zen Brau­pro­zess hin­durch bis ins fer­ti­ge Bier.

Das hat auch ein Collab-​Brew der eng­li­schen BarthHaas-​Tochter „Sim­ply Hops“ zusam­men mit Track Bre­wing aus Man­ches­ter gezeigt. Für das Dou­ble IPA mit dem Namen „Fin­ding the Uni­ver­sal in the Par­ti­cu­lar“ gaben sie Citra in den Whirl­pool und Talus (85 Pro­zent) sowie HBC 472, eine noch unpa­ten­tier­te Sor­te, in die Kalt­hop­fung. Das Ergeb­nis waren inten­si­ve Kokosnuss-​Noten und gleich­zei­tig eine gute Dosis Zitrus und Grape­fruit. Die Sor­te Talus hält, was sie verspricht!

Talus wird auf gut 80 Hekt­ar im Yaki­ma Val­ley des US-​amerikanischen Bun­des­staa­tes Washing­ton von eini­gen unab­hän­gi­gen Pflan­zern ange­baut. Der Ern­te­er­trag 2020 beträgt schät­zungs­wei­se 180 Tonnen.

HBC 586

Das Ergeb­nis einer hybri­den Bestäu­bung eines nicht paten­tier­ten weib­li­chen YCR 21 und eines männ­li­chen Eltern­teils 01239–2 ergab HBC 586. Dies ist eine auf­stre­ben­de Sor­te, die sich noch in der Ent­wick­lungs­pipe­line befin­det und gebrand­markt und frei­ge­ge­ben wer­den könn­te. Das Ergeb­nis einer Hop­fen­sor­te, die mas­si­ve Aro­men von Zitrus­früch­ten, süßen Früch­ten und Kräutern/​Gewürzen bringt: Oran­ge, Man­go und Pfeffer.

Die­se Sor­te wur­de 2018 ver­öf­fent­licht und begeis­tert vie­le Braue­rei­en. Sie haben mit der Sor­te expe­ri­men­tiert und sind mit star­ken Aro­men von Pfir­sich, Him­bee­re und Holun­der­blü­te zu einem ähn­li­chen Ergeb­nis gekommen.

Die Hop Bree­ding Com­pa­ny bie­tet kon­ti­nu­ier­lich Aro­men durch Hop­fen aus tra­di­tio­nel­len Zucht­prak­ti­ken an, die in gewis­ser Wei­se seit über 30 Jah­ren aktiv sind. Neue Sor­ten bedeu­ten neue Geschmä­cker und auf­re­gen­de Bie­re. Mit Aro­men von Holz und Kokos­nuss bis hin zu inten­si­ven tro­pi­schen Früch­ten zei­gen die Hop­fen Sab­ro®, HBC 472, Talus ™ und HBC 586, dass ihre auf­fäl­li­gen und ein­zig­ar­ti­gen Aro­men in Zukunft in Bie­ren aller Art ein­setz­bar sind.


Mark ZunkelDer Autor Mark Zun­kel wur­de in den USA gebo­ren und hat sei­ne Lie­be zum Bier bei einem Aus­tausch­jahr in Regens­burg gefun­den. Nach der Uni in den USA kam er wie­der nach Deutsch­land und absol­vier­te ein Dipl.-Ing.-Brauwesen-Studium in Wei­hen­ste­phan. Er arbei­tet jetzt beim Hop­fen­haus Joh. Barth und Sohn in Nürn­berg als Tech­ni­cal Mana­ger, und man kann ihn oft auf Bier­ver­an­stal­tun­gen finden.

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