Wo er auch auftaucht ist er nicht zu übersehen: sein verrücktes Ausschank-Fahrrad, halb Hotrod, halb eBike, fällt auf jeder Veranstaltung auf. Ob Ende Mai beim Berlin Craft Bier Fest auf dem RAW-Gelände, zwei Wochen später beim Karneval der Kulturen oder bei den Neukölln 48 hours im Staycation Museum: Flying Turtle Beer Berlin ist der Hingucker. Unter die Haube des Bikes passen zwei 30l-Kegs, als Nachschub stehen je zwei weitere unter Blechfässern, die zu Stehtischen umgebaut wurden. Als Kühlung fungieren große Säcke mit crushed Eis – genial einfach. So lässt sich das Bier unter die Leute bringen, auch wenn die Infrastruktur fehlt.
Genau das ist das Ziel von Dan Stein, dem Chef von Flying Turtle Beer. Er will sein Craft Beer dort anbieten, wo die Leute sind, mit ihnen ins Gespräch kommen. Neben dem mobilen Ausschank kann man Flying Turtle auch in ausgewählten Kneipen und Bars finden.
Und das alles ohne eigene Brauerei. Dan führt eine virtuelle Brauerei, ist bei Thorsten Schoppe, dem Berliner Craftbier-Urgestein, untergeschlüpft. Dort werden die Biere auf den Anlagen und mit dem Know-How des Mentors fast aller neuen wilden Berliner Brauer hergestellt.
Auf dem Craft Bier Fest konnte man ein Pale Ale und ein Pilsner probieren. Die Biere waren handwerklich professionell eingebraut und dem Anlass angepasst eher in Richtung Session-Bier designed – frisch, leicht und sehr ausgewogen.
Die Pläne für Flying Turtle sind vielfältig. Noch im Herbst soll es einen Hobbybrauer-Wettbewerb geben. Emily Pimentel, Projekt Manager für diese Veranstaltung, wird uns auf dem laufenden halten.
Das brau!magazin stellte Dan einige Fragen:
brau!magazin: Dan, woher kommst Du und was hast Du bisher beruflich getan?
Dan: Ich wurde in Detroit geboren und wuchs in der Nähe der Stadt auf. In den letzten 8 Jahren vor dem Start dieses Projekts in Berlin habe ich in der Schweiz gelebt. In meinem Berufsleben habe ich in den Bereichen Wirtschaftsförderung, Projektmanagement und Kommunikation für NGOs, im privaten Sektor und für kleine unabhängige Firmen gearbeitet.
brau!magazin: Wie bist Du in Kontakt mit (Craft-) Bier gekommen?
Dan: Als ich in den USA aufwuchs, begann die Craftbeer-Bewegung dort gerade. Ich bin vor über 20 Jahren zum Craftbier gekommen, als ich festgestellt habe, dass es da diese köstlichen Sachen gab, die man Ale nannte. Die Bells Brewery aus Kalamazoo war meine erste Liebe in Sachen Craftbier; ich bin mit ihrem Pale Ale, Amber Ale, 2‑Hearted Ale (ein IPA) und ihrem Oberon/Solsun Wheat summer Ale aufgewachsen.
brau!magazin: Worin unterscheidet sich dein Konzept von dem anderer „junger wilder” Brauer?
Dan: Flying Turtle interessiert sich dafür, wie Craft Bier ein Projekt unter Einbeziehung und mit Beteiligung der Community werden kann. Wir wollen mit den Leuten ins Gespräch kommen und Craft-Biere brauen, die nicht nur uns als Brauer und Kleinunternehmer repräsentieren, sondern auch die Leute, die uns auf dieser Reise begleiten. Das bedeutet, dass wir einen Teil unserer Gewinne an lokale Projekte spenden, gut trinkbare und Session-Biere brauen und alle Interessenten mit einbeziehen wollen.
brau!magazin: Dein Bier wird im Moment bei Thorsten Schoppe gebraut. Wie geht ihr beide mit dieser Konkurrenzsituation um?
Dan: Thorsten ist auch mein Geschäftspartner. Er und ich besitzen Flying Turtle gemeinsam. Wir teilen unser Wissen, was unser Team stärker macht als die Summe seiner Teile.
brau!magazin: Wird es je eine „echte” Flying Turtle Brauerei geben?
Dan: Wir haben Pläne und die Hoffnung, in Zukunft eine eigene Brauerei zu bauen.
brau!magazin: Warum hast du ausgerechnet Berlin als Standort gewählt?
Dan: Berlin ist ein Ort, der eine Menge Energie hat, ein Ort mit Kreativität und vielen durstigen Biertrinkern und wahrscheinlich der Ort, der als nächstes von der Craft-Bier-Bewegung erobert wird.
brau!magazin: Wir haben schon viel von Plänen für Projekte mit Hobbybrauern gelesen und gehört. Wie ist dein Verhältnis zu Hobbybrauern und wie sehen diese Pläne im Einzelnen aus?
Dan: Wir planen einen Hobbybrauerwettbewerb zu starten. Im Moment können wir aber noch nichts konkreteres dazu sagen.
brau!magazin: Wo kann man dich demnächst treffen und dein Bier kosten?
Dan: Wir haben nur begrenzte Kapazitäten und beliefern daher Leute und Bars, von denen wir glauben, dass sie langfristig gute Partner sind. Im Moment kann man Flying Turtle Bier in der Monterey Bar (Prenzlauer Berg), im Bierkombinat Kreuzberg (BKK) und im Hopfenreich (Kreuzberg) bekommen. Wir planen im Sommer, weitere Bars zu beliefern.
brau!magazin: Wie können unsere Leser in Deutschland und weltweit an dein Bier kommen?
Dan: Wir brauen im Moment unser Bier nur in Berlin und konzentrieren uns darauf, unser Bier in Bars vom Fass anzubieten. Das ist im Moment unsere Zielrichtung. Also kommt nach Berlin und probiert Flying Turtle Bier!
Hoffen wir, dass die Schildkröte richtig gut ins fliegen kommt.
Flying Turtle Berlin Craft Beer
Flying Turtle GmbH
Hasenheide 88
10967, Berlin
Web: www.flyingturtlebeer.de
Mail: dan.stein@flyingturtlebeer.de