Yel­low Sub – Ende der Amarillo-Knappheit?

Ama­ril­lo ist als Hop­fen­sor­te nicht nur unter Hob­by­brau­ern sehr beliebt. In Pale Ales und IPA ist er kaum durch eine ande­re Sor­te zu erset­zen. Für die Single-​Hop Ama­ril­lo Pale Ales hat sich in ame­ri­ka­ni­schen Hob­by­brau­er­krei­sen sogar eine eige­ne Abkür­zung eta­bliert: AAA steht für „All Ama­ril­lo Ale”. Das süßlich-​fruchtig-​blumige Aro­ma des Ama­ril­lo ist ein­fach einzigartig.

Aromarad_Amarillo

Sein Erzeu­ger, die Vir­gil Gama­che Farm im US-​Staat Washing­ton, besitzt ein Patent auf die Sor­te sowie die Rech­te an der Han­dels­mar­ke Ama­ril­lo. Er sorgt mit einer äußerst restrik­ti­ven Lizenz­ver­ga­be dafür, dass die auf dem Markt ange­bo­te­ne Men­ge sehr begrenzt bleibt. Im letz­ten Jahr führ­te das, ver­bun­den mit der all­ge­mei­nen Hop­fen­knapp­heit, zu sinn­los über­höh­ten Prei­sen weit jen­seits der 100 € pro Kilo­gramm Pellets.

Barth-​Haas nahm dies zum Anlass, sich Gedan­ken dar­über zu machen, wie die­ser Hop­fen ersetzt wer­den kann. Eine ein­zel­ne Sor­te ist dazu nicht in der Lage, aber eine geschick­te Kom­bi­na­ti­on aus meh­re­ren Sor­ten, deren Aro­men sich zu dem Amarillo-​typischen Bild ergän­zen, soll­te doch mög­lich sein. Am Ende einer lan­gen Ver­suchs­rei­he stand die Hop­fen­mi­schung „Yel­low Sub”. Nach „T’n’T” und „Fan­ta­sia”, über die wir im Früh­jahr 2015 berich­te­ten, ist das bereits die drit­te Barth-​Haas-​Hopfenmischung auf dem Markt.

Der Name „Yel­low Sub” hat weni­ger mit dem U‑Boot der Beat­les zu tun, son­dern spielt mit dem ursprüng­li­chen „Ama­ril­lo” (Spa­nisch für Gelb) und „Sub” für Sub­sti­tu­ti­on. Ver­gleicht man die Aro­ma­pro­fi­le der bei­den Sor­ten, haben die­se auch ver­blüf­fen­de Ähn­lich­keit. Ins­be­son­de­re die beson­ders star­ke Beto­nung auf süße Früch­te und rote Bee­ren ist bei der Mischung sehr gelun­gen. Ledig­lich der Aus­schlag des Amarillo-​Kaltauszugs in Rich­tung Tee fehlt dem Yel­low Sub.

Aromarad_Yellow_Sub

Die Vor­tei­le die­ser Mischung lie­gen auf der Hand. Nicht nur kann damit die Amarillo-​Knappheit über­wun­den wer­den, son­dern durch die Mög­lich­keit, die Rezep­tur der Mischung den jewei­li­gen Eigen­schaf­ten der aktu­el­len Hop­fen­ern­te anzu­pas­sen soll­te man sogar ein zuver­läs­si­ge­res Pro­dukt erhal­ten als der den natür­li­chen Schwan­kun­gen unter­wor­fe­ne Ori­gi­nal­hop­fen. Trotz­dem bleibt die Mischung ein Natur­pro­dukt, denn sie durch­läuft nach dem Mischen ledig­lich die glei­chen Pro­zess­schrit­te wie jeder ande­re pel­le­tier­te Hop­fen auch.

Aber grau ist alle Theo­rie – wir woll­ten wis­sen, wie ähn­lich sich die Pro­duk­te in der Pra­xis sind. Freund­li­cher­wei­se stell­te mir Barth-​Haas eine Pro­be aus der ers­ten Pellets-​Charge des Yel­low Sub für einen Test­sud bereit. Lei­der ver­zö­ger­te sich die Auf­nah­me der Pro­duk­ti­on im Pel­le­tier­werk um eini­ge Wochen, so dass der Test­sud erst Ende Janu­ar ein­ge­braut wer­den konn­te – er war bei der ers­ten Ver­kos­tung also mit 4 Wochen noch sehr jung. Als Gegen­stück bestell­te ich bei „Hop­fen der Welt” ein 100g-​Tütchen Ama­ril­lo aus der 2014er Ernte.

Der Geruch war bei bei­den viel­ver­spre­chend. Die typi­sche Mischung aus süßen, fruch­ti­gen, zitrus­ar­ti­gen wei­chen Aro­men ent­ström­te beim Öff­nen bei­den Päck­chen. Aller­dings kam mir das Aro­ma beim Yel­low Sub etwas inten­si­ver vor, obwohl der Aro­ma­öl­ge­halt des Ama­ril­lo eigent­lich sogar grö­ßer sein soll­te als der der Mischung – mög­li­cher­wei­se Fol­ge des Alters der Amarillo-​Probe. Hier die kom­plet­ten Daten:

Kenn­zah­len der Hopfen

Ama­ril­loYel­low Sub
Ern­te­jahr20142015
Alpha­säu­re­ge­halt8,9%6,4%
Aro­ma­öl­ge­halt1,7 mg/​l1,05 mg/​l

Als Test­sud dien­te ein Pale Ale Rezept, das in ähn­li­cher Art sicher schon tau­sen­de Male gebraut wur­de. Eine Schüt­tung aus etwa 85% Pils­ner, 10% Münch­ner und 5% Hel­lem Kara­mell­malz wur­de noch durch eine Pri­se Bis­cuit­malz ergänzt. Nach dem Mai­schen und Läu­tern wur­de der Sud geteilt und getrennt gehopft.

Die Grund­bit­te­re wur­de bei bei­den Hälf­ten mit Colum­bus ein­ge­stellt, der rech­ne­risch gut 25 IBU bei­trägt. Der Aro­ma­hop­fen wur­de bei 10 und 5 Minu­ten Rest­koch­zeit und in der dop­pel­ten Men­ge in den Whirl­pool gege­ben, womit sich noch­mals etwa 20 IBU, ins­ge­samt also 45 IBU erge­ben soll­ten. Nach dem Kochen stell­te sich eine Stamm­wür­ze von knapp 13 °P ein.

Ver­go­ren wur­den die 2×20 Liter mit jeweils einem Päck­chen Fer­men­tis US-​05 bei etwa 18 °C. Zum Stop­fen gelang­ten für etwa eine Woche rund 2 g/​l in die Kegs zur Nachgärung.

Wäh­rend der Gärung ver­ström­te der Bot­tich mit dem Yel­low Sub immer den kräf­ti­ge­ren, ange­neh­me­ren Duft, wäh­rend der Original-​Amarillo eher zurück­hal­tend war. Die Nagel­pro­be ist aber die Ver­kos­tung. Für die Experten-​Verkostung hat die Zeit bis zum Redak­ti­ons­schluss lei­der nicht gereicht, sie wird dem­nächst hier nach­ge­reicht. Hier also nur mein ers­ter Ein­druck von der unge­stopf­ten Variante:

Amarillo Ale

Amarillo Ale

Yellow Sub Ale

Yellow Sub Ale

Die Optik bei­der Pale Ales ist nahe­zu iden­tisch: hel­le Bern­stein­far­be, trotz zurück­hal­ten­der Kar­bo­ni­sie­rung üppi­ger, fein­po­ri­ger Schaum, der mit­tel­lan­ge hält und am Glas anhaf­tet. Bei­de Bie­re sind noch recht trüb, die Amarillo-​Variante aber um Nuan­cen kla­rer als das Yellow-Sub-Ale.

Der Geruch des Yel­low Sub ist auf­fäl­li­ger: hier kom­men stär­ker Aro­men von Oran­ge und Grapfruit in die Nase. Der Ama­ril­lo ist zurück­hal­ten­der, vor allem die Grapefruit-​Note ist schwächer.

Auch im Geschmack ist die Fruch­tig­keit des Yel­low Sub stär­ker aus­ge­prägt. Zu den Zitrus- und Grapfruit-​Noten kom­men noch süße Früch­te. Die Bitterorangen-​Aromen erin­nern mich etwas an Sora­chi Ace. Im Abgang ist der Yel­low Sub aus­ge­wo­gen, nur ganz am Ende kommt noch eine etwas kan­ti­ge Bit­te­re durch, die wohl der rela­tiv kur­zen Lage­rung geschul­det ist.

Der Ama­ril­lo ist nicht so vor­der­grün­dig fruch­tig, beson­ders die Grapfruit fehlt hier. Im Abgang wirkt er deut­lich bit­te­rer, leicht nach­hän­gend – wohl eben­so Pro­dukt der feh­len­den Lage­rung und der feh­len­den Mas­kie­rung durch die Fruchtigkeit.

Für mich sind Unter­schie­de doch rela­tiv deut­lich aus­zu­ma­chen. Inter­es­sant wird der Ver­gleich der gestopf­ten Bie­re, der zeit­gleich hier und von einem Exper­ten­pa­nel in Nürn­berg durch­ge­führt wird. Wir rei­chen ihn Ende März nach.

2 Kommentare zu “Yel­low Sub – Ende der Amarillo-Knappheit?

    1. Jörg Krüger Post author

      Das Stop­fen ver­lief wäh­rend der Nach­gä­rung im CC-​Keg bei Gär­tem­pe­ra­tur (ca. 17°C). Der Bericht zur Ver­kos­tung folgt in der brau!magazin Frühjahrsausgabe.

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