Grain­fa­ther – der Brau­meis­ter aus Down Under

Kunden in Neuseeland und Großbritannien konnten ihn schon im letzten Jahr testen, und seit kurzem sind auch einige Testexemplare in Deutschland unterwegs: Grainfather, eine Malzrohr-Brauanlage der Imake Ltd. aus Neuseeland. Der europäische Importeur hat dem brau!magazin ein Testgerät zur Verfügung gestellt, mit dem wir mehrere Sude gefahren haben.

Wirkprinzip

braumeister

Prinzip Braumeister

Das Prinzip der Malzrohranlagen ist deutschen Hobbybrauern bekannt: Seit vielen Jahren produziert Speidel seinen Braumeister, der in Größen von 10, 20, 50, 200 und 500 Litern dem gleichen Grundprinzip folgt: Das Malz wird in ein Rohr gefüllt, das auf beiden Seiten mit Siebblechen abgeschlossen ist und mit Würze durchströmt wird. Die Würze wird im umgebenden Topf gesammelt und mit einer magnetisch gekoppelten Pumpe wieder durch das Malzrohr gefördert. Diese Konstruktion wird mit unterschiedlicher Anzahl und Leistung der Pumpen in allen Braumeister-Varianten eingesetzt.

Grainfather

Prinzip Grainfather

Der Grainfather nutzt dieses Prinzip in umgekehrter Weise. Während der Braumeister die Würze von unten in das dicht am Boden anliegende Malzrohr pumpt und die überlaufende Würze in den umgebenden Topf fließt, fördert die Grainfather-Pumpe die Würze aus dem äußeren Topf auf das obere Malzrohr-Sieb, von wo sie durch das Malz in den Topf fließt. Ein Überlauf sorgt für gleichmäßige Druckverhältnisse.

Lieferumfang

Lieferumfang

Lieferumfang

Anfang Mai traf der Grainfather ein. Die ganze Anlage passt in ein Paket von 50 mal 50 mal 70 Zentimeter und ist mit einem Gewicht von gut 30 Kilogramm problemlos von einer Person zu tragen. Das lässt auf geringen Platzbedarf beim Verstauen der Anlage hoffen. Sämtliche Einzelteile sind innerhalb des Grundgeräts aufbewahrt. Neben dem 30-Liter-Topf mit Pumpe, Heizung und Steuerung sind das das Malzrohr mit Aushebergriff, Siebblechen und Überlaufrohren, der Pumpen-Überlaufbogen, diverse Adapter und Ersatzdichtungen und sogar ein kompletter Gegenfluss-Würzekühler. Auch eine ausführlich bebilderte Anleitung und eine Dose Reinigungsmittel finden sich im Karton.

Gebrochene Pumpenabdeckung

Gebrochene Pumpenabdeckung

Um es gleich vorweg zu sagen: Nein, der Grainfather ist in Sachen Verarbeitung und Langlebigkeit wohl nicht mit dem Speidel Braumeister vergleichbar. Dem Grainfather sah man seine Reise zu vielen Testern quer durch Europa schon deutlich an. Verschiedene Beulen, ein Riss im Fuß, eine gebrochene Halterung für das Abdeckblech der Pumpe und eine wenig fachmännisch wieder angeschweißte Halterung für das Steigrohr zeugten deutlich vom harten Alltag im Testbetrieb. Andererseits hat das dünne Material aber auch den Vorteil des geringen Gewichts von nur 10 Kilogramm, was die Handhabung deutlich erleichtert (Braumeister 20: 15 Kilogramm).

Zusammenbau

Der Zusammenbau braucht nur beim ersten Mal die Anleitung. Es liegen einige Adapter und Ersatzdichtungen bei, die aber zunächst nicht benötigt werden. Die Steuerung war mit den Verbindungen zur Heizung und zum Temperatursensor schon installiert. Das Netzkabel hatte aber noch einen englischen Stecker inklusive 13-Ampere-Sicherung, den ich erst gegen einen deutschen Schukostecker tauschen musste. Das ist wohl der Lieferung direkt aus England geschuldet – bei den Geräten für den deutschen Markt wird das sicher kein Problem mehr sein.

Reinigung

Ein spezieller Reiniger, made in New Zealand, wird beim Grainfather mitgeliefert und kann später auch beim Hersteller nachbestellt werden. Er garantiert die Eignung für alle im Grainfather verwendeten Materialien. Die Inhaltsstoffe zeigen, dass es sich vor allem um Natriumsulfat, Phosphatsalze und Natriummetasilikat handelt – ein handelsübliches Geschirrspülpulver wird wohl ein adäquater Ersatz sein. Die Dosierung beträgt 2 Esslöffel auf 15 Liter Wasser.

Anschluss Kühler

Improvisierter Kühler-Anschluss

Das Wasser wird vorgelegt und auf 60 °C aufgeheizt. Die Pumpe kann dabei schon mitlaufen. Es empfiehlt sich, auch und besonders den Gegenstromkühler mitzureinigen, da Verschmutzungen dort auf gekühlte Würze treffen und daher besonders gefährlich sind. Der Kühler wird wie auch später im realen Einsatz an das Steigrohr der Pumpe angeschlossen. Es zeigte sich, dass hier wohl ein falscher Verbinder mitgeliefert wurde, denn die Gewinde an Kühler und Steigrohr passten nicht zusammen. Man kann aber den Schlauch des Überlaufs einfach auf die Schlauchtülle am Eingang des Kühlerschlauchs schieben; der Druck der Pumpe ist so gering, dass diese Notlösung dicht hält.

Der Ausgang des Kühlers wird wieder in den Deckel des Grainfather geführt und die Reinigungslösung etwa 10 bis 15 Minuten im Kreis gepumpt. Dann legt man den Ausgang in einen Eimer und lässt den Behälter leerpumpen. Am Ende spült man mit reichlich Wasser nach, das ebenfalls zunächst im Kreis und dann in den Abfluss gepumpt wird. Etwas Flüssigkeit verbleibt zum Schluss im Maischbehälter. Er muss von Hand geleert und mit Wasser nachgespült werden. Aufgrund der Leichtigkeit des Behälters funktioniert das ohne Probleme. Damit ist der Grainfather bereit für den ersten Einsatz.

Berechnungen

Wie beim Braumeister muss man auch für den Grainfather beim Erstellen der Rezepte die Besonderheiten der Anlage beachten. Einerseits ist die Schüttungsmenge begrenzt, und andererseits muss das Wasser-Malz-Verhältnis in bestimmten Grenzen gehalten werden, um den Würzestrom durch das Malzrohr gleichmäßig halten und damit eine annehmbare Ausbeute erzielen zu können.

Der Grainfather verträgt nach Herstellerangaben eine Schüttung von bis zu 9 Kilogramm Malz. Die Wassermenge wird abhängig von der Malzmenge mit folgender Formel berechnet:

Hauptguss in Liter = Malzmasse in kg x 2,7 + 3,5

Bei der maximalen Malzlast von 9 Kilogramm braucht man also 9 x 2,7 + 3,5 = 27,8 Liter Wasser. Damit wäre der Grainfather dann aber wirklich bis kurz unter die Oberkante gefüllt – über die Auswirkungen berichten wir weiter unten. Kleinere Sude sind mit dem Grainfather übrigens kein Problem, da die Heizung unter dem Boden verbaut ist. Das ist ein Vorteil gegenüber dem Braumeister, bei dem die innen liegenden Heizspiralen bei zu geringer Wassermenge nicht bedeckt sind und die Würze anbrennen kann sowie im schlechtesten Fall sogar die Heizung durchbrennt. Lediglich das Verhältnis von Haupt- zu Nachgusswasser muss bei Schüttungen unter 4,5 Kilogramm in Richtung Hauptguss justiert werden – siehe unten.

Auch eine Formel für die Berechnung der Nachgussmenge liefert der Grainfather:

Nachguss in Liter = Pfanne-voll-Volumen in Liter – Hauptguss in Liter + Malzmasse in kg x 0,8

Das Pfanne-voll-Volumen ist die Würzemenge vor dem Kochen und beträgt maximal etwa 30 Liter. Bleiben wir bei unserem obigen Maximalbeispiel, wäre der Nachguss also 30 – 27,8 + 9 x 0,8 = 9,4 Liter. Je kleiner die Schüttung, desto mehr verschiebt sich das Verhältnis in Richtung Nachguss. Bei Schüttungen unter etwa 4,5 Kilogramm muss der Hauptguss so weit erhöht werden, bis die obere Siebplatte gerade mit Wasser bedeckt ist. Dieses zusätzliche Hauptguss-Volumen zieht man dann vom Nachguss ab.

Erstes Rezept

Unser Testrezept ist ein belgisches Blonde. Bei ihm stammen 20 Prozent des Extraktgehalts vom Karamellsirup, der erst zum Ende des Kochens zugegeben wird. Wir wollen die Maximalschüttung des Grainfather bei diesem Sud nicht komplett ausreizen, sondern uns auf knapp 6,5 Kilogramm Schüttung beschränken. Bei angenommenen 60 Prozent Sudhausausbeute ergibt das 3,9 Kilogramm Extrakt aus dem Malz. Vom Karamellsirup werden 20 % = 780 g Extrakt beigesteuert. Der Gesamtextrakt beträgt somit 3,9 + 0,78 = 4,67 kg.

Mit der geplanten Stammwürze von 13 °P sollte das am Ende 4,67 / 0,13 = 36 Liter Würze ergeben. Da maximal 30 Liter gekocht werden können, muss mit dem High-Gravity-Verfahren gearbeitet und der Nachguss verringert werden.

Nehmen wir Pfanne voll mit 30 Liter an und gehen von 10 Prozent (3 Liter) Verdampfung beim Kochen und 1 Liter Verlust im Hopfentreber aus, ist die Würzemenge nach dem Kochen 26 Liter. Bei Pfanne voll muss der Extraktgehalt dann also 13 / 26 x 36 = 18°P betragen. Vor dem Anstellen wird dann erst auf die Zielstammwürze verdünnt.

Die Schüttung ist mit 85 Prozent Pilsner, 10 Prozent Münchner und 5 Prozent Sauermalz recht einfach gehalten. Das Nachgusswasser wird mit Milchsäure behandelt. Die Hopfung mit deutschem oder tschechischem Nobelhopfen wird auf 40 IBU berechnet und in 3 Gaben bei 60, 10 und 0 Minuten aufgeteilt.

Hefestarter

Hefestarter

Die Würze wird vor dem Anstellen geteilt und mit zwei verschiedenen belgischen Hefen der neuen Fermentum-Mobile-Reihe angestellt, der FM25 "Klösterliche Meditation" und der FM26 "Belgische Hügel". Beide wurden mit etwas Vorderwürze gestartet, wobei die FM26 wesentlich lebhafter war und schon unter Druck in der Verpackung stand. Sie kam später auch schneller an, gärte zügiger und produzierte schneller ein klares Bier.

Vorbereitung

Vor dem Einmaischen muss das Malzrohr montiert werden. Das Siebblech mit Bohrung wird am Boden eingesetzt und in die Bohrung der untere Teil des Überlaufrohrs montiert. Der obere Teil wird aufgesteckt – er wird durch zwei Federn auf dem unteren Teil aufgeklemmt, sodass er in der Höhe justierbar ist. Zunächst bekommt er die oberste Position. Das fertig montierte Malzrohr wird so neben dem Grainfather bereitgestellt.

Auf das Steigrohr der Pumpe montiert man den Überlaufbogen und an dessen Auslauf einen etwa 20 Zentimeter langen Silikonschlauch.

Einmaischen

Regeleinheit

Regeleinheit

Der nach der obigen Formel berechnete Hauptguss wird kalt in den Behälter des Grainfather eingefüllt. Dabei hilft eine eingestanzte Skala, die sowohl Gallonen als auch Liter anzeigt – der Fleck links neben der Skala ist Folge einer unsachgemäßen Reparatur der Halterung des Überlaufrohrs, die wohl bei einem früheren Einsatz abgebrochen war.

Die Temperaturregelung stellt man jetzt auf die Einmaischtemperatur ein. Dazu drückt man den Set-Knopf, bis die untere LED-Anzeige leuchtet, und setzt die Temperatur dann mit den Pfeiltasten; bei langem Drücken läuft die Temperatur schnell hoch bzw. herunter.

Schalter für Heizungs-Betriebsart

Schalter für Heizungs-Betriebsart

Der Leistungsschalter am Fuß des Topfes muss jetzt auf "Normal" stehen, um die volle Leistung von 2000 Watt abzurufen – in der anderen Stellung stehen nur 500 Watt zur Verfügung, damit später beim Maischen die Temperatur nicht zu weit überschwingt. Sobald man am Steuergerät den rechten Schalter auf "Mash" stellt, beginnt der Grainfather auf die eingestellte Temperatur aufzuheizen.

Einmaischen

Einmaischen

Ist die Temperatur erreicht, meldet sich der Grainfather mit einem Signalton. Jetzt kann das Malz zugegeben werden. Dazu setzt man zunächst das Malzrohr ein – damit es passt, muss es so gedreht werden, dass die Füße am Arretierungsring vorbeilaufen. Um beim Einmaischen zu verhindern, dass Malz in den äußeren Topf gelangen kann, deckt man das Überlaufrohr mit der mitgelieferten Kappe ab. Ist sie, wie beim Testgerät, nicht vorhanden, tut es auch ein beliebiger Tubendeckel passender Größe – bei mir war das der Schraubverschluss eines Reagenzglases.

Umrühren

Umrühren

Umrühren hilft, das Malz klumpenfrei einzumaischen. Am Ende wird das obere Siebblech eingesetzt und mit leichtem Druck bis auf das Malz heruntergeschoben. Dann wird das Kopfstück des Überlaufrohrs aufgesetzt und mit leichtem Druck so lange nach unten bewegt, bis es auf dem Siebblech aufliegt. Jetzt noch den Deckel auflegen, den Schlauch des Überlaufbogens durch das Loch im Deckel führen und auf das obere Siebblech legen.

Oberes Sieb

Oberes Sieb

Nun kann die Pumpe am linken Schalter des Steuergeräts eingeschaltet werden. Sie fördert die Flüssigkeit vom Raum unter dem Malzrohr nach oben, sodass sie über den Überlaufbogen und den Schlauch von oben in das Malzrohr fließt. Von dort sickert sie durch das Malz wieder nach unten und wird erneut gefördert. Das Überlaufrohr sorgt für gleichmäßigen Druck, denn die Würze steht immer nur in Höhe des Kopfstücks über dem Malz, weitere Würze fließ durch den Überlauf direkt wieder nach unten.

Das Ganze funktioniert gut, solange man eine gewisse Malzmenge nicht überschreitet – was passiert, wenn man über die Grenzen geht, wird weiter unten beschrieben.

Rasten

Rasttemperatur 63°C

Rasttemperatur 63 °C

Am Steuergerät stellt man nacheinander die entsprechenden Raststufen ein. Im einfachsten Fall ist das eine Kombirast bei zum Beispiel 63 °C. Beim Erreichen der Temperatur meldet sich das Steuergerät wieder mit einem Signalton – die Zeit muss man aber selbst nehmen und zum Ende der Rast die nächste Stufe einstellen. Das ist sicher weniger komfortabel als bei der Konkurrenz – ein Bereich, in dem noch Optimierungspotenzial steckt, zumal ein Programmregler heute nicht mehr die Welt kostet.

Heizleistungsschalter

Heizleistungsschalter

Während der Rast sollte man die Heizleistung am Fuß des Geräts auf "Mash" umstellen und damit auf 500 Watt begrenzen, ansonsten kann die Temperatur bei jedem Nachheizen um bis zu 3 bis 4 Grad überschwingen.

Läutern

Ausheben des Malzrohres

Ausheben des Malzrohrs

Hat man alle Rasten durchlaufen und auf Abmaischtemperatur aufgeheizt, wird das Malzrohr nach oben herausgezogen und mit einer 45-Grad-Drehung mit den Füßen auf den Arretierungsring des Topfes gestellt. Man merkt hier schnell, dass es von Vorteil ist, den Grainfather nicht zu hoch aufzustellen, denn das volle Malzrohr bringt je nach Schüttung durchaus mehr als 20 Kilogramm auf die Waage, die man nicht mehr so einfach in ungünstiger Stellung hebt. Also das Gerät möglichst nicht auf dem Tisch, sondern nur auf einem Hocker platzieren.

Nachgusswasser aufheizen

Nachgusswasser aufheizen

Das Nachgusswasser muss extern aufgeheizt werden. Dazu eignet sich hervorragend ein geregelter Einkocher wie der Silvercrest. Entsprechend der Menge und Heizleistung des Kochers muss das Wasser rechtzeitig angesetzt werden, sodass es beim Läutern zur Verfügung steht.

Nachguss

Nachguss

Die Vorderwürze läuft nun schon durch das Malz ab. Die Nachgüsse werden von oben auf das obere Siebblech aufgebracht, aber jeweils nur so viel, dass nichts durch den Überlauf abfließt. Die Menge der Nachgüsse ist übrigens nicht so beschränkt wie beim Braumeister, sondern kann durchaus im üblichen 3:4-Verhältnis liegen.

Die Läuterzeit wird vor allem durch Schüttungsmenge und Schrotung bestimmt – je größer die Schüttung und je feiner die Schrotung, desto längert dauern die Nachgüsse. Beim ersten Testsud lag die Zeit mit etwa einer halben Stunde im üblichen Bereich.

Kochen

Wallendes Kochen

Wallendes Kochen

Schon zum Ende des Läuterns kann man die Heizung zum Kochen einschalten. Dazu stellt man die Leistung mit dem unteren Schalter wieder auf "Normal" und den Heizmodus am Steuergerät auf "Boil". Bei Erreichen der Kochtemperatur zeigt die Anzeige "HH" und meldet sich mit einem Signalton, der durch Drücken des "Power"-Knopfs beendet wird.

Kochen und Hopfung laufen wie üblich ab, hier gibt es beim Grainfather keine Besonderheiten. Die Heizleistung reicht völlig aus, um die Würze auch ohne Isolierung zum lebhaften Kochen zu bringen. Die Pumpe bleibt beim Kochen aus.

Hopfenseihen

Hier kommen wir zum meiner Meinung nach größten Manko des Geräts. Die Geometrie des hohen, schmalen Topfes und die im unteren Teil eingebauten Teile erlauben keinen Whirlpool, und der Filter am Eingang der Pumpe ist nicht wirklich geeignet, den Heißtrub zurückzuhalten. So pumpt man viel Trub aus dem Topf und behält durch den nicht ganz am Boden befindlichen Pumpeneinlauf am Ende auch etwa 3 bis 4 Liter Würze, Hopfen und Heißtrub im Topf zurück.

Bei Benutzung von Hopfensäckchen lässt sich das Problem etwas entschärfen. Außerdem hilft ein am Ausgang des Kühlers eingesetzter Sputnik-Filter, die Würze zu klären, wobei sich dieser durch die große Menge an Feststoffen aber auch schnell zusetzt. Die Grainfather-Anleitung schweigt sich über dieses Problem leider völlig aus. Auf Nachfrage hat mir ein Vertreter der Herstellerfirma zugesichert, dass das aktuelle Modell einen besseren Pumpenfilter bekommen hat – ob das entscheidende Verbesserungen bringt, konnten wir leider nicht testen.

Kühlen

Ein großes Plus des Grainfather-Pakets ist ohne Zweifel der mitgelieferte Gegenstromkühler. Er wird nach dem Kochen auf den Deckel des Topfes gesetzt, mit den mitgelieferten Schläuchen mit Wasser, Abwasser und der Pumpe verbunden und der gekühlte Auslauf im gereinigten und desinfizierten Gärbehälter platziert. Dann wird das Kaltwasser aufgedreht, die Pumpe eingeschaltet und mit dem Regelventil der Durchfluss angepasst, bis die Würze mit der gewünschten Anstelltemperatur in den Gärbehälter fließt. Das passiert sehr schnell und mit moderatem Wasserverbrauch.

Hefestarter

Hefestarter

Am Ende erhielten wir wie geplant 36 Liter Würze mit 13 °P Stammwürze inklusive 1,5 Kilogramm Sirup – Sudhausausbeute rund 60 Prozent. Die Menge wurde in zwei gleiche Teile geteilt und mit jeweils einer belgischen Hefe von Fermentum Mobile angestellt. Näheres dazu im Artikel über die neuen Hefen von Fermentum Mobile.

An die Grenzen gehen – und darüber hinaus

Der Grainfather kommt an

Der Grainfather kommt an

Der zweite Testsud auf dem 2. Werder-Bräu sollte den Grainfather getreu der Tagesaufgabe, möglichst viel Bier mit der vorhandenen Ausrüstung zu produzieren, bis an die Kapazitätsgrenze auslasten. Ziel war, im High-Gravity-Verfahren aus 8,8 Kilogramm Malz und 2 Kilogramm Zucker 38 Liter Tripel mit 18 °P Stammwürze zu brauen. Laut Anleitung sollte das für den Grainfather kein Problem sein, ist die maximale Schüttung doch mit 9 Kilogramm angegeben.

Einsetzen des Malzrohrs

Einsetzen des Malzrohrs

Die Probleme begannen jedoch schon beim Einmaischen. Berechnet man den Hauptguss nach Herstellerangaben, sind 8,8 x 2,7 + 3,5 = 27 Liter Hauptguss nötig. Zusammen mit dem Malz, das pro Kilogramm etwa 3/4 Liter, also bei uns etwa 6,5 Liter einnimmt, macht das aber schon über 33 Liter. Das ist klar zu viel, denn dann steht das Wasser im Malzrohr schon über den Bohrungen zur Aufnahme des Aushebergriffs, und die Zirkulation durch das Malz ist durch diesen "Kurzschluss" nicht mehr möglich.

Einmaischen

Einmaischen

Wir pumpten also etwa 4 Liter Hauptguss wieder ab; dadurch stand das Wasser dann etwa 10cm unter der Oberkante. Die Rast verlief zunächst auch ohne Besonderheiten, aber auf Grund der enormen Malzmenge hatte ich schon meine Zweifel, ob die Durchströmung des Malzes für die Verzuckerung ausreicht. Ein Aufrühren, das für eine bessere Durchmischung gesorgt hätte, ist konstruktionsbedingt nicht möglich.

Abpumpen des überflüssigen Wassers

Abpumpen des überflüssigen Wassers

Die Messung am Ende der Kombirast bestätigte die Befürchtungen: nur etwa 7 statt der angepeilten 18 °P. Noch hatte ich die Hoffnung, dass ein Großteil des Zuckers noch im Treber steckt. Also das Malzrohr ausheben – wozu bei diesem Gewicht zwei Personen nötig waren – und Nachgüsse aufbringen. Die Würze tröpfelte leider nur im Schneckentempo aus dem Malzrohr. Dadurch dauerte das Läutern geschlagene zwei Stunden.

Ausheben des Malzrohrs

Ausheben des Malzrohrs

Das Ergebnis war noch niederschmetternder als zuvor: nur noch 5 °P Extraktgehalt in der Pfanne-voll-Würze. Die Nachgüsse hatten also nur wenig Zucker aus dem Treber holen können, was auf eine sehr mangelhafte Verzuckerung hindeutet. Kein Wunder, wenn während der Rast das Wasser auch nur in maximal dem gleichen Schneckentempo durch das Malz geflossen ist wie beim Läutern.

Schutzschalter unter dem Boden

Schutzschalter unter dem Boden

Um die Katastrophe komplett zu machen, bemerkte ich schon während des Läuterns, dass die Temperatur immer weiter fiel. Offensichtlich war die Heizung ausgefallen. Grund könnte der Überhitzungsschalter sein, der – was auch immer den Konstrukteur dazu bewogen haben mag – unten in der Mitte des Topfbodens angebracht ist. Mit drei Helfern gelang es uns, das Gerät so weit zu kippen, dass der Taster mit der unter den Topf geschobenen flachen Hand blind erreichbar war. Leider half das aber nichts – die Heizung sprang nicht wieder an.

Beim späteren Reinigen des Topfes offenbarte sich der Grund für den Ausfall: Am Topfboden hatte sich feines Malzmehl gesammelt und war an den Stellen, an denen die Heizung liegt, leicht angebrannt. Der dadurch ausgelöste Hitzestau reichte aus, um die Heizung dauerhaft außer Betrieb zu setzen. Nach dem Abkühlen des Geräts und Schrubben des Topfbodens lief die Heizung dann wieder – das Gerät hatte also wenigstens keinen bleibenden Schaden genommen.

Zweites Maischen im konventionellen System

Zweites Maischen im konventionellen System

Retten konnten wir den Sud nur dadurch, dass wir Würze und Schüttung in einen 50-Liter-Topf umschütteten, 1 Kilogramm frisches Pilsner Malz zugaben und die Kombirast in diesem konventionellen, mit einer Hendiplatte geheizten und mit Rührwerk ausgestatteten System wiederholten. Geläutert wurde in einem 38er-Thermoport mit Läuterhexe – allerdings konnten bei diesem zweiten Läutern nur noch etwa 5 Liter Nachgüsse aufgebracht werden. Zum Ende des Kochens wurden dann noch wie geplant 1,5 Kilogramm Zucker und 500 Gramm Karamellsirup zugegeben. Das Ganze brachte uns 2 mal 18 Liter Würze mit 18 Brix – nach dieser Katastrophe immerhin noch eine Ausbeute von circa 57 Prozent. Angestellt wurde am nächsten Morgen bei etwa 18 °C in zwei Gärbehältern mit Fermentum-Mobile-Hefen, einmal mit FM25 "Klösterliche Meditation" und einmal mit FM26 "Belgische Hügel".

Abmaischen schon in der Dunkelheit

Abmaischen schon in der Dunkelheit – nach insgesamt 10 Stunden

Dieser zweite Sud hat gezeigt, dass die Angabe der maximalen Schüttung von 9 Kilogramm zumindest nicht ohne besondere Vorkehrungen zutrifft. Der Hauptguss muss anders berechnet und das Malz wesentlich gröber geschrotet werden. Aber selbst dann halte ich den Wert für sehr optimistisch – er ist sicher nur unter Einbuße mehrerer Prozent Ausbeute erreichbar. Realistischer wäre es, die maximale Schüttung mit 7 bis 8 Kilogramm anzugeben.

David Bawden vom europäischen Importeur teilte mir dazu mit:
"We are currently waiting on our product developer to release a video showing how the 9kg grain bill is possible. It is not something I have attempted personally on the Grainfather yet and I'm eager to see how it is done but clearly it has caused a lot of problems in this case which I'm disappointed to hear. I'll let you know as soon as we hear back from our product developer about how he does a 9kg grain bill."

"Wir warten im Moment darauf, dass unser Hersteller ein Video veröffentlicht, das zeigt, wie die 9-kg-Schüttung möglich ist. Ich habe das selbst noch nicht mit dem Grainfather versucht und bin neugierig zu sehen, wie es gemacht wird, aber es hat in diesem Fall sicher eine Menge Probleme verursacht, was mir sehr leidtut. Ich gebe Ihnen Bescheid, sobald wir eine Rückmeldung von unserem Hersteller haben, wie er eine 9-kg-Schüttung verarbeitet."

Das Video wird dann sicher bei grainfather.com veröffentlicht – bis zum Redaktionsschluss war dort noch nichts zu finden.

Fazit

Der Grainfather ist ein komplettes System, mit dem sich sehr entspannt brauen lässt. Highlight ist der im Lieferumfang enthaltene Gegenstromkühler, der das Kühlen einfach, schnell und effizient erledigt. Materialauswahl und Verarbeitung sind nicht ganz so solide wie bei Speidel, werden aber durch den wesentlich geringeren Preis aufgewogen. Der Hersteller hält über seine Website und ein Forum guten Kontakt zu seinen Kunden und verbessert das Produkt kontinuierlich. Verbesserungpotenzial sehe ich vor allem beim Hopfenseihen und bei der Ausbeute, insbesondere bei der Verarbeitung großer Schüttungen. Mit der angegebenen Maximalschüttung ist der Grainfather ohne besondere Maßnahmen jedenfalls deutlich überfordert.


Quellen:

Andere Testberichte:

2 Kommentare zu “Grain­fa­ther – der Brau­meis­ter aus Down Under

  1. Pingback: Ein Jahr Grainfather – Zwischenfazit – Brauerei Flaschenpost

  2. Pingback: Die Braufreunde Berlin testen Metzler |

Schreibe einen Kommentar