Euro­pean Beer Star

Sterne-​Statistik 2015

Der Euro­pean Beer Star ist einer der größ­ten inter­na­tio­na­len Brau­wett­kämp­fe, laut Pres­se­text sogar „der welt­weit bedeu­tends­te Bier­wett­be­werb”. Ob dem so ist, sei dahin­ge­stellt; jeden­falls trifft sich zu die­sem Ter­min die Bier­welt in Nürn­berg, wo zeit­gleich mit der Brau­Be­via­le die welt­größ­te Brau­mes­se stattfindet.

Auch in die­sem Jahr wur­de wie­der ein neu­er Rekord bei der Anzahl der Ein­rei­chun­gen auf­ge­stellt: mit 1957 Bie­ren gab es noch ein­mal eine Stei­ge­rung von über 20% gegen­über dem Vor­jahr (2014: 1613). Die Fach­ju­ry hat­te 115 Mit­glie­der, 10 mehr als im letz­ten Jahr. Nach einer Blind­ver­kos­tung in meh­re­ren Run­den kür­te sie Gold, Sil­ber und Bron­ze in 55 Kate­go­rien. Dane­ben gab es den „Con­su­mer Favo­ri­te”, bei dem die Mes­se­be­su­cher die Sie­ger­bie­re ver­kos­ten und ihren Favo­ri­ten wäh­len durften.

Konzentrierte Arbeit in der Jury

Konzentrierte Arbeit in der Jury

Die Kate­go­rien wur­den auch die­ses Jahr erneut erwei­tert. Nach­dem im letz­ten Jahr die Doppelbock-​Kategorie in Hell und Dun­kel gesplit­tet wur­de, geschah dies heu­er in der IPA-​Kategorie, in der jetzt jeweils Prei­se für tra­di­tio­nel­le und moder­ne IPAs ver­ge­ben wer­den („Tra­di­tio­nal IPA” und „New Style IPA”). Das trägt der Ent­wick­lung zu immer neu­en IPA-​Spielarten wie Black, Brown, Red,White, Rye oder Bel­gi­an Rech­nung – auch der BJCP hat­te sei­ne Kate­go­rien ja ent­spre­chend erwei­tert. Neu hin­zu­ge­kom­men sind dem Sauerbier-​Trend fol­gend auch zwei Sauerbier-​Kategorien („Sour Beer” und „Wood and Bar­rel Aged Sour Beer”) sowie der Rauch­bock („Strong Smo­ke Bier”). Das „Belgian-​Style Sour Ale” ent­fiel zuguns­ten der wei­ter gefass­ten all­ge­mei­nen Sauerbier-Kategorie.

Die Sta­tis­tik unten zeigt, dass der Euro­pean Beer Star spä­tes­tens seit 2007 vor allem unter Deutsch­land und den USA aus­ge­macht wird. Zwar waren in die­sem Jahr Bie­re aus ins­ge­samt 45 Län­dern ein­ge­reicht wor­den, wovon 22 Län­der unter den Preis­trä­gern lan­de­ten, aber die meis­ten Aus­zeich­nun­gen räum­ten erneut Deutsch­land (65) und die USA (38) ab. Ita­li­en ist wie­der dritt­stärks­te Nati­on mit 12 Prei­sen. Erfreu­lich ist die Ent­wick­lung Öster­reichs, das sich kon­ti­nu­ier­lich stei­gern konn­te und in die­sem Jahr 8 Beers Stars in Emp­fang nahm.

EBS_2004-2015

Betrach­tet man die ein­zel­nen Kate­go­rien, erge­ben sich eini­ge Über­ra­schun­gen. Düs­sel­dorf war zum Bei­spiel in hel­lem Auf­ruhr, weil beim Alt­bier kei­ne Düs­sel­dor­fer, son­dern die bra­si­lia­ni­sche Braue­rei Cer­ve­ja­ria Bam­berg die Gold­me­dail­le hol­te. Schu­ma­cher bekam „nur” Sil­ber. Bron­ze ging an die japa­ni­sche Wara­bi Braue­rei, die auch schon in den letz­ten Jah­ren immer auf dem Altbier-​Podium stand.

Ähn­lich ergeht es den Böh­mi­schen Pils­ner und Schwarz­bie­ren, bei denen die Tsche­chi­schen Braue­rei­en Bud­wei­ser und Urpi­ner jeweils nur auf Platz drei kamen, wäh­rend Gold und Sil­ber nach USA, Bra­si­li­en oder Deutsch­land gingen.

Auch bei den Sau­er­bie­ren lag Bel­gi­en (Lief­mans) nicht vorn, son­dern hin­ter Ita­li­en (Bir­ri­fi­cio del Duca­to) und USA (Alla­g­ash). Bei den fass­ge­la­ger­ten Sau­er­bie­ren konn­ten neben Fires­tone Wal­kers „Fede­ral One” (Sil­ber) mit dem „Char­don­nay Spring­bock” der Ratsherrn-​Brauerei (Gold) und Schnei­ders „Aven­ti­nus Bar­ri­que” (Bron­ze) zwei deut­sche Braue­rei­en punkten.

Wenigs­tens die deut­schen Haupt­sor­ten Hell (Sie­ger: Chiem­gau Hell der Schloss­braue­rei Stein), Pils­ner (Löwen­braue­rei Pils) und das bern­stein­far­be­ne Hefe­wei­zen (Schnei­der Tap 7) mach­ten deut­sche Braue­rei­en kom­plett unter sich aus. Ins­ge­samt domi­nie­ren die deut­schen Braue­rei­en in fast allen deutsch gepräg­ten Stilen.

Beson­de­rer Höhe­punkt ist die Ver­lei­hung des Consumer’s Favo­ri­te, bei dem die Mes­se­be­su­cher ver­kos­ten und aus den Preis­trä­gern ihren Favo­ri­ten küren dür­fen. Dies­mal wur­den am ers­ten Mes­se­tag über 6350 Pro­ben aus­ge­schenkt und am Abend die Ayin­ger Bräu­wei­ße als Publi­kums­sie­ger ver­kün­det. Auf den Plät­zen lan­de­ten „Midt­fyns Impe­ri­al Stout” aus Däne­merk und wie bereits 2012 Fires­tone Wal­kers „Dou­ble Jack”.

Die Prei­se waren dies­mal etwas brei­ter ver­teilt als im letz­ten Jahr. Erfolg­reichs­te Braue­rei­en mit jeweils 4 Prei­sen wur­den Fir­stone Wal­ker (Sil­ber für Fede­ral One, Gold für Pale 31 und Dou­ble Jack und Consumer’s Favo­ri­te für Dou­ble Jack) und die Neuöt­tin­ger Mül­ler­bräu (Sil­ber für Hei­mer Leicht, Gold für Fes­tus, Fest­bier und Weiß­bier Leicht). Jeweils 3 Prei­se hol­ten Ayin­ger, Bau­hö­fer (Ulm), Bir­ri­fi­cio del Duca­to, Dechu­tes und Uinta.

Die Sieger 2015

Die Sieger 2015

Bei den inter­na­tio­na­len Sie­gern des Euro­pean Beer Star fin­det bereits man die eine oder ande­re neue, krea­ti­ve Braue­rei, die sich an Bie­re abseits des Alt­her­ge­brach­ten wagt. Mit dem Sieg der Ratsherrn-​Brauerei hielt auch die ers­te deut­sche Neu­grün­dung Ein­zug in die Höh­le des Brau­er­bunds. Ich wün­sche mir, dass dem­nächst mehr der „jun­gen Wil­den” den Weg nach Nürn­berg finden.

Die kom­plet­te Gewin­ner­lis­te kann auf der Web­sei­te des Euro­pean Beer Star ein­ge­se­hen wer­den. Aus­wer­tun­gen und Ver­glei­che mit frü­he­ren Jah­ren las­sen sich gut über die EBS-​Datenbank der Müggelland-​Brauerei durchführen.


Fotos: Euro­pean Beer Star/​Private Braue­rei­en Bay­ern e.V.
Gra­fik: Autor

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