Oder: Wenn Hobbys erwachsen werden
Obwohl ich in Weihenstephan Brauwesen und Getränketechnologie studiert habe, habe ich nach meinen Praktika nicht mehr in der Brauerei gearbeitet. Mein Beruf hat mich anfänglich als Inbetriebnehmer für Getränkefüller um die ganze Welt geführt. Später habe ich dann vom Anlagenbau zu einem der größtem Lebensmittelunternehmen der Welt gewechselt. In dieser Position hab ich mit meiner Familie ein Jahr in der Schweiz und drei Jahre in den USA verbracht. Seit 2012 bin ich wieder zurück in meiner bayrischen Heimat.
In meiner Zeit in den USA habe ich so zu sagen meinen Beruf zum Hobby gemacht und angefangen zu Hause zu brauen. Obwohl ich Ingenieur für Brauwesen bin, hat erneut eine Zeit des Lernens begonnen. Eine großtechnische Brauerei funktioniert einfach anders als ein 20 Liter Braumeister von Speidel. Aber schon bald hatte ich die Produktion im Griff und habe zur Freude meiner Nachbarn begonnen, regelmäßig Bier in meiner Garage zu brauen. Ich habe damals ausschließlich traditionelle bayrische Bierstile gebraut. Das hatte einen einfachen Grund. Ich hatte nie etwas anderes gelernt. Im Studium hatte ich nur eine einzige Vorlesung zum Thema internationale Braumethoden. Das war es.
Es kam wie es kommen musste. Ich wurde zu einem Brauwettbewerb eingeladen. Es war Herbst und kurz vor Halloween und das einzureichende Wettbewerbsbier war ein Pumpkin Ale. Oh mein Gott. Ich hatte ernsthafte Befürchtungen dass ich sofort in die Brauerhölle fahren werde wenn ich ein Bier mit Kürbis und allerlei Gewürzen brauen würde. Noch schlimmer war aber: ich hatte keine Ahnung wie man so etwas brauen sollte und wie so etwas am Ende schmecken müsste. Der zweite Punkt war schnell erledigt. Ich habe mich bei Kollegen durchgefragt und eine Verkostung der Favoriten Biere gemacht. Der erste Punkt hat mich ein paar schlaflose Nächte im Internet gekostet. Amerikanische Hobbybrauer-Foren sind großartig und amerikanische Hobbybrauer sind (Gott sei Dank) sehr hilfsbereit. Langer Rede kurzer Sinn: zwei Sachen sind passiert. Mein Bier hat zwar nicht gewonnen, wurde aber als gut befunden, und ich war infiziert. Infiziert mit der fixen Idee dass es da noch andere Biere gibt neben Hellem und Weißbier.
In diesen 3 Jahren in USA habe ich mich zum absoluten Hophead entwickelt. Ich kann nicht sagen wie viele IPAs ich verkostet habe. Noch weniger kann ich sagen wie viele Bücher und Seiten im Internet ich über diese Biere gelesen habe. Dazu kamen unzählige, mehr oder weniger erfolgreiche Sudversuche in der eigenen Garage und einige Besuche von Brauereien, um mit den Braumeistern zu fachsimpeln.
Dann, im Herbst 2012, kam ein jähes Ende. Mein Brötchengeber brauchte mich in Deutschland. Der Rausschmiss aus dem Hopfen- Bier- Paradies. Plötzlich hatte der Supermarkt keine hunderte von Biersorten mehr. Plötzlich war im Getränkemarkt nach den Reihen von Pils, Hellem und Weißbier Schluss. Plötzlich wurde ich im Getränkemarkt misstrauisch beobachtet wenn ich mir eine Kiste aus 20 verschiedenen Bieren zusammengestellt habe. Plötzlich wurde ich wie ein Schwachsinniger behandelt, nachdem ich in der Kneipe nach der Bierkarte verlangt hatte (für Hell, Pils, Dunkel und Weißbier braucht man halt keine eigene Karte)
Was blieb war das Selbstbrauen und eine sich langsam entwickelnde „Craft-Bier-Szene“ in Deutschland als Silberstreif am Horizont.
Dann kam eins zum anderen. Ich habe einen alten Freund wieder getroffen, den ich sicherlich 10 Jahre lang nicht gesehen habe. Schnell haben Bernhard und ich unsere gemeinsame Leidenschaft für Biere wie IPAs entdeckt. Nachdem ich Ihn mit meinen Eigenkreationen von meiner Braufertigkeit überzeugt habe, wuchs schnell die Idee einer „Nebenerwerbs-Brauerei“. Aber nachdem wir gefühlte 100 Konzepte durchgespielt hatten und ähnlich viele Standorte besichtigt haben, waren kurz davor aufzugeben.
Genau in dieser Situation kam der Dritte im Bunde ins Spiel. Mein Studienfreund Philipp hat mir eher beiläufig auf der Braukunst Live in München erzählt, dass er kurz davor ist, eine Brauerei zu übernehmen.
Das ist in etwa die Konstellation in der wir, Berhard, Philipp und ich, uns vor nunmehr fast einem halben Jahr das erste Mal getroffen haben. Philipp hat in der Zwischenzeit wirklich seinen Plan verwirklicht und eine Brauerei übernommen. Eine gut eingeführte traditionelle, bayrische Brauerei mit großem Gasthaus. Bernhard und ich suchten eine Brauerei und Philipp hatte eine und wollte neben seinen traditionellen Sorten etwas Neues probieren. Perfect fit.
Die nächsten Wochen gingen damit ins Land erst einmal zu analysieren wie wir uns aufstellen und was wir erreichen wollen. Wen wollen wir denn überhaupt ansprechen mit unseren Bieren? Wer ist die Zielgruppe? Welche Biere wollen wir brauen und wie sollen sie zu unseren Kunden kommen? Können wir überhaupt eine Preisstruktur erreichen, die für uns kostendeckend, für den Handel attraktiv und den Kunden akzeptable ist? In welcher Geschäftsform organisiert man so etwas? Wie können wir unsere Risiken managen? Im Grunde sind das Alles Dinge, die Philipp und ich bereits im Studium gelernt haben, die aber in meinem Fall über 10 Jahren nicht mehr benötigt hatte. Aber genau das machte für mich den Reiz aus.
Rausgekommen sind einige Grundsätze für uns. Wir wollen nicht eine weitere Brauerei werden in der die Braumeister brauen woraus sie Bock haben. Wir wollen unsere Konsumenten nicht missionieren und wir wollen nicht vorschreiben was zu schmecken hat. Viel mehr wollen wir einen ständigen Dialog zwischen unseren Konsumenten und uns. Wir wollen, dass die Leute, die unser Bier trinken, auch mitentscheiden können was wir brauen. Dazu wird es zum einen im Internet die Möglichkeit geben, aber auch zum anderen bei Liveevents. Bei diesen Events wollen wir verschiedene Sude vorstellen, aus denen unsere Konsumenten aussuchen können welcher davon im großen Maßstab gebraut wird. Man könnte es schon fast basisdemokratisches Brauen nennen.
Daneben wird es einige wenige Sorten geben, die ständig im Angebot sind. Die Vielzahl der Biere wird es aber als einmalige Sude geben. Wir werden sie einmal einbrauen und anbieten bis sie ausverkauft sind. Es wird aber auch hier die Möglichkeit geben, im Internet dafür zu stimmen solche Biere erneut zu brauen oder sie sogar in die Reihe der „ständig verfügbaren“ zu heben.
Als weiteres Highlight wird es ein bis zwei Mal im Jahr Sude mit speziellen und lagerfähigen Bieren geben. Diese werden wir dann auch in größeren Flaschen anbieten um sie eben im Keller lagern zu können und damit verfolgen zu können, wie sich diese Biere über die Zeit entwickeln.
All diese Biere wird es in ausgesuchten Getränkemärkten und Lebensmittelläden geben. Man wird sie aber auch im Internet beziehen können. Absolutes Highlight wird aber die Craftbeer Lounge sein, die im Brauereiausschank der Brauerei Schnitzelbaumer in Traunstein eröffnen wird. Die Eröffnungsfeier wird zeitgleich mit der Launch-Party unserer ersten zwei Biere sein. Den genauen Termin veröffentlichen wir natürlich zeitnah auf unserer Internetseite.
So, das war die Geschichte wie aus meinem Beruf ein Hobby wurde, das jetzt so groß geworden ist, dass es schon fast wieder ein zweiter Beruf wird.
Starten werden wir mit Indian Clipper, einem Single Hop IPA mit Centennial Hopfen, und einem Cascadian Dark Ale mit frischem Cascade Hopfen aus Tettnang. Der Hopfen ist innerhalb weniger Tage aus dem Hopfengarten im Sudkessel gelandet. Wir wollen natürlich unsere Freude über diesen Start mit euch teilen und schicken den ersten 15 Leuten, die eine Mail mit Ihrer Postanschrift an die Verkostung@headless-brewing.de schicken, kostenfrei ein Probierpaket mit beiden Sorten zu. Nähere Infos über uns kann man derzeit auch auf unserer Facebook Seite finden, solange bis unsere Webpage fertig ist und online geht. https://www.facebook.com/HeadlessBrewing
Oh Mann!
Ihr seid der Wahnsinn. Wir haben in nicht mal 24 Stunden über 50 Einsendungen zum Thema Probierpaket bekommen.
Mit anderen Worten die Pakete sind weg. Sorry.
Ich werde mich trotzdem in den nächsten Tagen bei jedem melden.
Schöne Grüße & danke für die vielen Glückwünsche!
Jan