Jan Brücklmeier: Bier verstehen – Sorten, Verkostung, Rezepte
Jan Brücklmeiers erster Band „Bier Brauen” hat sich schon kurz nach Erscheinen im Jahr 2018 quasi zur Bibel der Hobbybrauer entwickelt und ist trotz des selbstbewussten Preises bei Amazon die meistverkaufte Anleitung für Hobbybrauer geworden (insgesamt Platz 3 in der Bestsellerliste „Biere”). Das verdankt das Buch vor allem seiner Alleinstellung zwischen amateurhaften Brauanleitungen und Studienmaterialien für Brauerei-Ingenieure. Im letzten Oktober erschien nun endlich der lange erwartete zweite Band.
„Bier Verstehen” ist dabei keine Anleitung zum Brauen als vielmehr Leitlinie und Hilfsmittel zum Analysieren, Einordnen, bewussten Genießen und Grundlage zum Design eigener Kreationen. Zudem wird eine Menge Wissen rund um das Bier vermittelt, wie etwa die Geschichte einzelner Bierstile, Verkostungstipps oder Rezepte mit Bier. Trotzdem gibt es auch in diesem Band eine erlesene Auswahl von zehn Braurezepten, allerdings gut versteckt im Anhang (Seite 346 – 355).
Das beeindruckende Format des neuen Folianten gleicht dem des ersten Teils, auch im Umfang. Die 402 Seiten beginnen unvermeidlich mit einer Übersicht über den Brauprozess. Obwohl nur knapp 50 Seiten lang, geht sie aber bei Themen, die beim „Bier verstehen” wichtig sind, beispielsweise beim Hopfen, recht tief ins Detail.
Der zweite Teil – Bierkultur – mutet etwas wie eine Sammlung für Material an, dass sonst nirgends hineinpasste. Braugeschichte und ‑Technik, Bier-nationale Eigenheiten, Craft-Bier, Verkostungs-Grundlagen – ein buntes Sammelsurium zwar durchaus interessanter, aber vielleicht doch etwas beliebig zusammengestellter Versatzstücke.
Hilfestellungen zur Bierverkostung nehmen den dritten Teil und ebenfalls gut 50 Seiten ein. Hier geht es wieder in der von Jan gewohnten Gründlichkeit um die Methodik der verschiedenen Verkostungsarten, um Bierfehler und Bierqualität. Das ist zwar noch kein vollwertiger Kurs für Bierjuroren, geht aber tiefer als die meisten populären Abhandlungen.
Richtig interessant wird es in Teil 4, der mit knapp 130 Seiten auch den Löwenanteil des Buches einnimmt: Bierstile. Die Gliederung ist zwar an den bekannten BJCP Beer Style Guidelines angelehnt, aber die Beschreibung geht weit über die manchmal etwas drögen systematisch-technischen Informationen des BJCP für Bier-Schiedsrichter hinaus. Insbesondere die ausführlichen Texte über die Geschichte des Stils, die Tipps vom Brauer, die Verkostungshinweise und die passenden Abbildungen machen den Unterschied aus.
Im letzten Teil geht es auf gut 40 Seiten um „Bierspaß”. Den hat man nach Jans Meinung vor allem beim Kochen („Bierküche”), bei der Auswahl zum Essen passender Biere („Foodpairing”) und als Bierprofi in Form von Verkoster oder Sommelier.
Der anvisierte Leserkreis diese Bandes ist weiter gefasst als der von „Bier Brauen”. Angesprochen werden nicht nur Hobbybrauer, sondern allgemein jeder, der etwas tiefer in das Thema Bier einsteigen will und die im ersten Moment vielleicht verwirrende Vielfalt der Sorten und Aromen mit den dahinterliegenden Rohstoffen, Techniken und Geschichten durchdringen, also „Bier Verstehen” will. In Umfang, Präsentation, Tiefe und Qualität der Informationen dürfte das Buch im deutschsprachigen Raum wieder konkurrenzlos sein.
Auch interessant: