Die neu­en BJCP Style Gui­de­lines 2014

Vor­aus­sicht­lich noch in die­sem Jahr wer­den end­lich die neu­en BJCP Style Gui­de­lines erschei­nen. Höchs­te Zeit, denn die aktu­el­le Aus­ga­be stammt bereits aus dem Jah­re 2008, hat­te schon damals eini­ge blin­de Fle­cken und konn­te aktu­el­le Ent­wick­lun­gen, z.B. auf dem IPA-​Sektor, nicht berück­sich­ti­gen. Der BJCP hat sich selbst ein Inter­vall von 4–5 Jah­ren für die Über­ar­bei­tung der Richt­li­ni­en gesetzt, die längst abge­lau­fen sind.

Leicht hin­ter dem Zeitplan

Noch gibt es nur einen Ent­wurf, der in den BJCP-​Gremien von einem Team mit etwa zwei Dut­zend inter­nen und exter­nen Spe­zia­lis­ten erar­bei­tet wur­de. Die hier genann­ten Infor­ma­tio­nen ent­stam­men haupt­säch­lich dem aktu­el­len Draft.

Bei der Ankün­di­gung der neu­en Ver­si­on in einem Inter­view mit Gor­don Strong, Prä­si­dent des BJCP, im BJCP-​Newsletter Q1/​2014 wur­de noch ein Ver­öf­fent­li­chungs­ter­min vor der 36. Natio­nal Home­bre­wers Con­fe­rence (NHC), die Anfang Juni 2014 in Grand Rapids statt­fand, in Aus­sicht gestellt. Offen­sicht­lich war das zu opti­mis­tisch, denn noch exis­tiert kei­ne end­gül­ti­ge Ver­si­on. Die BJC-​Webseite ver­weist noch auf die 2008er Style Gui­de­lines. Statt­des­sen stell­te Strong in sei­nem dies­jäh­ri­gen NHC-​Beitrag den aktu­el­len Stand in einer Prä­sen­ta­ti­on vor.

Erwei­tert: Inter­na­tio­na­le Stile

Die Richt­li­ni­en sol­len an vie­len Stel­len ver­än­dert wer­den. Bier­sti­le wer­den neu auf­ge­nom­men, ver­scho­ben oder gelöscht. Die Beschrei­bun­gen wur­den in gro­ßen Tei­len über­ar­bei­tet und ver­ein­heit­licht. Grund­sätz­li­che Bemer­kun­gen zu Kate­go­rien redu­zie­ren die sich wie­der­ho­len­den Infor­ma­tio­nen (wie z.B. „kein Diacethyl”).

Inter­na­tio­na­le Bier­sti­le wer­den jetzt mehr beach­tet, nach­dem sie bis­her nur inso­weit berück­sich­tigt wur­den, wie sie im ame­ri­ka­ni­schen Import­markt vor­ka­men. Das wird vor allem deut­schen, tsche­chi­schen, eng­li­schen und schot­ti­schen Bier­sti­len zu Gute kommen.

End­lich: Black IPA

Nicht nur für die ame­ri­ka­ni­schen Hob­by­brau­er längst über­fäl­lig war die Erwei­te­rung der IPA-​Kategorie. Neben dem heiß ersehn­ten Black IPA gibt es hier zukünf­tig wohl auch Brown, Red, White, Bel­gi­an und Rye IPAs, jeweils in den Stär­ken Ses­si­on, Stan­dard und Double.

Die euro­päi­schen Sti­le, bis­her ein häu­fi­ger Kri­tik­punkt, wur­den kom­plett neu orga­ni­siert. Tsche­chi­sche Bie­re erhal­ten eine eige­ne Kate­go­rie, in der jetzt auch die Granat- und Schwarz­bie­re ent­hal­ten sind. Ande­re euro­päi­sche Kate­go­rien wur­den erwei­tert, etwa um Deut­sches Leicht­bier und Kel­ler­bier. Das Oktoberfest-​Bier wur­de in das tra­di­tio­nel­le bern­stein­far­be­ne Märzen und das moder­ne gol­de­ne Fest­bier aufgeteilt.

Neu: His­to­ri­sche Biere

Kom­plett neu ein­ge­führt wird eine Kate­go­rie für his­to­ri­sche Bie­re. Hier fin­det man Sti­le wie z.B. Gose, Grät­zer und Lich­ten­hai­ner Bier und Sah­ti. Bis­her in ande­ren Kate­go­rien ent­hal­te­ne his­to­ri­sche Bie­re wur­den in die­se Kate­go­rie ver­scho­ben und teil­wei­se umbe­nannt. Hier ist sicher noch Raum für Erweiterungen.

Bes­ser berück­sich­tigt wur­den die ame­ri­ka­ni­schen Sau­er­bie­re, die in den letz­ten Jah­ren einen gro­ßen Auf­schwung erlebt haben. Die ame­ri­ka­ni­schen Ver­sio­nen der mit Brett oder wild fer­men­tier­ten Bie­re und sau­ren Frucht­bie­re haben nun eige­ne Stil­be­schrei­bun­gen, die u.a. vom bekann­ten Sauerbier-​Blogger Micha­el Ton­smei­re ein­ge­bracht wurden.

Die Spe­zi­al­bie­re wur­den in einer eige­nen Kate­go­rie neu geord­net, zusam­men­ge­fasst und erwei­tert. Auch die Met- und Cider-​Teile wur­den leicht aus­ge­baut. Schließ­lich gab es eini­ge Umbe­nen­nun­gen (z.B. Mai­bock in Hel­les und Tra­di­tio­nal in Dunk­les Bock) und Löschun­gen (z.B. Bel­gi­an Spe­cial­ty Ale).

Ein­füh­rung bis Ende 2014

Nach letz­ten Ände­run­gen wur­de der Ent­wurf im Juli für die öffent­li­che Dis­kus­si­on frei­ge­ge­ben. Nach etwa 1–2 Mona­ten wer­den die Ergeb­nis­se der Dis­kus­si­on in den Ent­wurf ein­ge­ar­bei­tet und dann die end­gül­ti­ge Ver­si­on ver­öf­fent­licht. Nach­dem auch die neu­en Stu­di­en­ma­te­ria­li­en und Juroren-​Prüfungen erstellt wur­den und Über­set­zun­gen ver­füg­bar sind, kön­nen die neu­en Richt­li­ni­en nach Mei­nung des BJCP-​Präsidenten noch bis Ende 2014 voll­stän­dig ein­ge­führt werden.

Die Über­ar­bei­tung der BJCP-​Richtlinien war nötig und ver­bes­sert vie­les. Sie sind aber auch damit nicht end­gül­tig kom­plett, son­dern gin­gen nur einen wei­te­ren Schritt in Rich­tung Voll­stän­dig­keit. Vie­le gro­ße Wett­be­wer­be, wie der World Beer Cup oder der Euro­pean Beer Star, haben noch immer ihre eige­nen Kategorie-​Systeme, die vom BJCP-​Schema nicht voll­stän­dig abge­bil­det wer­den. Die inter­na­tio­na­len und his­to­ri­schen Bie­re kön­nen noch wei­ter dif­fe­ren­ziert wer­den. Und schließ­lich wird sich die Brau­sze­ne hof­fent­lich auch in Zukunft wei­ter­ent­wi­ckeln und neue Sti­le kre­ieren, so dass die Arbeit für den BJCP wohl nie been­det ist.


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