Tour 1: Vom Alex zum Prenzl’berg
In vielen Medien wird Berlin schon seit geraumer Zeit als die Hauptstadt der deutschen Craftbier-Bewegung ausgerufen. Auch wenn das, gemessen an der Zahl der Brauereien, insbesondere wenn man sie ins Verhältnis zur Einwohnerzahl stellt, zu hoch gegriffen ist, tut sich in Berlin doch einiges. Neben einigen neuen Brauereien öffnen ständig neue Bierbars, teils mit wirklich interessantem Konzept.
Höchste Zeit also, die Berliner Bier-Orte einmal systematisch zu erkunden. Ich möchte euch dafür einige Wege vorschlagen, die mit wenig Aufwand zu möglichst vielen bierigen Orten führen. Den Auftakt macht eine Tour von der östlichen Innenstadt zum Prenzlauer Berg, der nicht nur historisch einer der Brauerei-Brennpunkte Berlins ist.
Alle Touren sind so konzipiert, dass man sie zu Fuß absolvieren, aber an einigen Stellen auch mit den Öffentlichen Verkehrsmitteln abkürzen kann. Dafür empfiehlt sich auf jeden Fall der Kauf einer Tageskarte, die für 7 Euro bis 3 Uhr des nächsten Morgens gilt. Für die erste Tour war ich von ca. 18 bis 24 Uhr etwa 6 Stunden unterwegs, was aber immer davon abhängt, wieviel Zeit man an den einzelnen Zielen verbringt – ich hatte nur an etwa jeder zweiten Station ein kleines Bier.
Start bei Lemke
Die Route beginnt am Alexanderplatz, der mit der U‑Bahn (Linie U2, U5 und U8), S‑Bahn (Linien 5, 7 und 75) und Straßenbahn (Linien M2, M4, M5, M6, M8) gut erreichbar ist.
Zum Brauhaus Lemke am Alex sind es nur wenige Schritte an der S‑Bahnlinie entlang über die Liebknechtstraße. Etwas zurückgesetzt sieht man den Flachbau des „Brauhaus Mitte”, in dem Lemke seit einigen Jahren Hausherr ist.
Nach der Renovierung 2016 eröffnete das Haus dann als Brauhaus Lemke am Alex. Aus dem hässlichen 70er-Jahre-Plattenbau wurde einer der größten und – zumindest innen – schönsten Bierpaläste Berlins. Hier, in seiner mittlerweile vierten Niederlassung, kann der Eigentümer und Braumeister Oliver Lemke seine Craftbier-Ambitionen endlich in einer würdigen Umgebung ausleben.
Auf zwei Etagen stehen ganzjährig mehrere Hundert Plätze zur Verfügung, und im Sommer kann die Kapazität mit dem Biergarten mehr als verdoppelt werden. Weitere Expansionsmöglichkeiten gibt es in und vor den S‑Bahn-Bögen Richtung Hackescher Markt. Gemunkelt wird schon von einer separaten Kaltstrecke zur Produktion von Berliner Weiße.
Ausgeschenkt wird ausschließlich das eigene Bier, aber das Angebot ist trotzdem ansehnlich: von Pils über Wiener Lager, Weizen, Pale Ale und IPA bis zum Imperial IPA und Imperial Stout sind viele Craftbier-Schlager vertreten. Ich hatte eine sehr gute Hopfenweiße, ein kräftig gehopfter Weizenbock mit fruchtig-hopfig-würziger Nase, weichem Antrunk, sämiger Textur und schönem, sanft bitteren Hopfenaroma im Finish.
Wer möchte, kann auch einen Abstecher zur zweiten Lemke-Niederlassung am Hackeschen Markt machen. Sie liegt nur wenige hundert Meter entlang der Stadtbahnlinie entfernt. Hier residiert die Bierbar in zwei S‑Bahn-Bögen. Nur wenige Schritte weiter direkt am Hackeschen Markt befindet sich der Brauerei-Ausschank der Brauerei Weihenstephan, deren Biergarten im Sommer immer gut besucht ist und wo man in der kalten Jahreszeit am schönsten im Gewölbekeller sitzt.
Nur der Vollständigkeit halber sei noch das Hofbräuhaus in der Karl-Liebknecht-Straße erwähnt. Einen Besuch dort empfehle ich aber nur denjenigen, die mit der exportierten, touristisch ausgeschlachteten krachledernen Bierseligkeit des Münchner Hofbräuhauses etwas anfangen können und sich auch nicht an der etwas lieblos umgebauten Plattenanarchitektur der ehemaligen Großkantine stören.
Besser wenden wir uns gleich in Richtung Norden und gehen durch die S‑Bahn-Unterführung zur Rosa-Luxemburg-Straße und diese entlang bis zum Marcusbräu an der Ecke Münzstraße. Obwohl Inhaber Georg Barkowsky dort schon zu DDR-Zeiten ein Bierlokal hatte, und seit der Jahrtausendwende auch selbst braut, war das bisher ein weißer Fleck auf meiner persönlichen Brauereikarte. Völlig zu unrecht, denn das Dunkel, das im Moment neben einem Hellen und einem Rotbier ausgeschenkt wird, ist tadellos, stilgerecht und sauber gebraut.
Der 200er Braumeister, der direkt an der Eingangstür neben zwei Edelstahltanks im Schaufenster steht, ist schon die dritte Brauanlage. Ganz im Gegensatz zur rasanten Expansion bei Lemke wird hier sehr behutsam immer nur soweit ausgebaut, wie es zur Versorgung der Gäste nötig ist. Ebenso behutsam wird die eher bodenständige Bierpalette entwickelt.
Gehen wir zurück zur Rosa-Luxemburg-Straße und folgen ihr an der Volksbühne vorbei bis zur Ecke Torstraße, finden wir auf der linken Seite, direkt am Nordausgang der U2-Station Rosa-Luxemburg-Platz, die Bierbar Kaschk. Hier hat man sich auf lokale und skandinavische Brauereien spezialisiert, und so finden sich neben Lenny’s, Straßenbräu, von Freude und BRLO auch nordische Brauereien wie Lervig, Kinn und ToØl am Hahn. Das Publikum ist überwiegend jung und hip, die Musik und der Lärmpegel aber angenehm. Ich bestellte mir ein Lervig Lucky Jack Pale Ale, das mit Grapefruitschalen eingebraut wurde. Das herbe Zitrusfruchtaroma ist sehr präsent, das Bier mit seinen 4,7% leicht, schlank und trocken.
Auf zur Schönhauser
Die Mikkeller Bar in der Torstraße 102 ist mittlerweile mehr als nur ein Gerücht, denn am 18. März, also kurz vor Erscheinen dieses Artikels, aber einige Tage nach meinem Foto-Rundgang, soll die erste deutsche Niederlassung der Dänischen Gipsy-Brauer dort eröffnen. Bisher sah man nur ab und zu wechselnde typische Mikkeller-Grafiken in den Fenstern, aber inzwischen wird auch gebaut. Auch wenn es vor dem Lokal noch immer mehr nach Abriss als nach Aufbau aussieht, geht es innen doch voran.
Ich traf die Bar-Mannschaft bei einer Besprechung an – leider waren die Zapfhähne noch nicht in Betrieb. Der Eröffnungstermin am kommenden Wochenende steht aber, wie man mir versichert hat. Zur Mikkeller-Bar kann man gut 10 Minuten laufen oder eine Station mit der Straßenbahn bis zum Rosenthaler Platz fahren. Gleich um die Ecke befindet sich übrigens das Circus Hostel mit der „Circus Hostel Brewing Co.”, die auf einer Nano-Anlage im Keller im ganz kleinen Maßstab Bier braut und in der Katz&Maus-Bar ausschenkt.
Wer noch ein Bier auf den Weg braucht, kann im Vorbeigehen beim Flaschbiershop an der Ecke Fehrbelliner Straße und Schönhauser Allee einkehren. Neben einem üppigen Sortiment an Flaschenbieren gibt es dort auch regelmäßig Bier-Events wie Vorstellungen von Brauereien und Verkostungen. Ansonsten gehen wir zu Fuß oder per Straßenbahn wieder zum Rosa-Luxemburg-Platz zurück und steigen dort in die U2 in Richtung Pankow ein, um eine Station zum Senefelder Platz zu fahren.
Am Pfefferberg
Direkt am südlichen Ausgang der U2 sieht man links die Kolonnaden des Pfefferbergs. Schon 1842 öffnete hier die erste Brauerei des Namensgebers Julius Pfeffer, die nach mehreren Besitzerwechseln 1912 die heutige Form erhielt, aber bereits 1921 wieder den Braubetrieb einstellte. Danach residierten hier eine Schokoladen- und eine Brotfabrik. Während des zweiten Weltkriegs produzierte Telefunken in den Brauereikellern Funkmesstechnik. Nach dem Krieg wurde bis 1973 die SED-Zeitung Neues Deutschland dort gedruckt. Danach lag das Gelände endgültig brach und verfiel weiter, auch als man es in der Wendezeit unter Denkmalsschutz stellte.
Der Verein Pfefferwerk restaurierte die verfallenen Gebäude, in denen heute unter anderem eine Gaststätte mit Brauerei und ein Theater residieren. Die Brauerei Pfefferbräu wird von Thorsten Schoppe, Urgestein der neuen Berliner Brauerszene, betrieben und versorgt mit ihren Bieren einen der schönsten Berliner Biergärten. Die Bierauswahl ist mit Hell, Dunkel und ein bis zwei Spezialbieren eher bodenständig.
Wilder geht es da nebenan im Herman zu. In der unscheinbaren, minimalistisch gestalteten winzigen Bar erwartet euch die wohl größte Auswahl belgischer Biere in Berlin. Aus vier Hähnen und aus der Flasche wird alles ausgeschenkt, was in Belgien Rang und Namen hat. Hier ist auch Deutschlands einzige Möglichkeit, am Zwanze Day das alljährliche Spezialbier der Cantillon-Brauerei zu verkosten. Im Sommer laden neben den ca. 25 Innenplätzen auch einige Tische vor der Tür ein, bei einem Bier das bunte Treiben in der auslaufenden Schönhauser Allee zu betrachten. Essen gibt’s im Imbiss nebenan.
Im Herman hatte ich vom Fass das Saison Dupont, ein recht „zahmes” Saisonbier, das so schlank daher kommt, dass der Barmann es auch schon mal einem Gast empfiehlt, der nach einem Pils oder Lager fragt (aus Prinzip werden hier nur obergärige Biere ausgeschenkt).
Um direkt zum „Starken August” zu gelangen, kann man am Nordeingang des U2-Bahnhofs Senefelder Platz wieder in die U‑Bahn einsteigen und eine Station bis zur Eberswalder Straße fahren. Dort steigen wir in Fahrtrichtung vorn rechts aus; weiter geht’s dann im Abschnitt „Zirkusluft”.
Biertankstelle
Für die Wanderer gibt es noch zwei Bonus-Locations: Das Urban Fuel liegt etwas abseits der Schönhauser und ist auch nur im Sommer geöffnet. Auf dem Gelände einer alten Tankstelle wird Craft-Bier und Streetfood aus einem Imbisswagen angeboten. 2015 begannen die beiden Betreiberinnen, an der Freien Internationale Tankstelle jeden Donnerstag Brauer und Köche zusammenzubringen und zum Essen auf die Hand passendes Bier anzubieten. Ob auch 2017 wieder etwas ähnliches abgeht ist aber noch ungewiss.
Wir gehen weiter an der Schönhauser entlang Richtung Norden. Wenn die U‑Bahn auf dem Mittelstreifen auftaucht, um im weiteren Verlauf der Allee als Hochbahn weiterzufahren, wechseln wir auf die Rechte Straßenseite, wo wir kurz darauf die Backsteingebäude der Kulturbrauerei entdecken. Einst Stammhaus der Berliner Schultheiß-Brauerei, ist der denkmalgeschützte Komplex seit der Wende ein Ort für vielfältige Kultur- und Party-Events. Die Gebäude sind komplett erhalten, sogar inklusive der riesigen Lagerkeller, die man im Rahmen von Führungen besichtigen kann. Mehrmals jährlich ist der Brauereihof auch ein Ort für Bier-Events, zum Beispiel bei der Craft-Bier und Streetfood-Messe „Handgemacht” im Mai und September.
Zirkusluft
Einige hundert Meter weiter findet sich rechts die Bar Zum Starken August (I). In einem im Zirkusstil aufgemachten Gastraum finden dort regelmäßig freche und frivole Events statt. An der Bar fließen aus mehreren Hähnen Craftbiere; auch die Flaschenbier-Auswahl ist sehenswert. Das Publikum ist sehr jung und zahlreich, so dass es dort am späteren Abend zumeist eng und laut zugeht. Der Barmann ist viel beschäftigt, so dass ich das Bier lieber auf die nächste Location verschoben habe.
Wer vom Laufen noch nicht genug hat, kann noch einen Ausflug zur ehemaligen Willner-Brauerei machen, die etwa 1 Kilometer weiter an der Schönhauser Allee liegt. In den Resten der schon teilweise abgerissenen Brauerei arbeiteten unter anderem Bogk-Bier und Schneeeule an ihren Sauerbieren. 2016 war der Ort Schauplatz des Berliner Weiße Gipfels. Ansonsten findet man hier ein italienisches Restaurant mit schönem Biergarten und eine kleine Bierbar.
Zur Prenzlauer
Die nicht so sportlichen Bier-Wandere biegen aber schon an der Gneiststraße rechts ab und laufen über den Helmholtzplatz in die Schliemannstraße. Hier fühlt man sich schon weit ab vom Touristenstrom in einem recht ruhigen Wohngebiet. Auch die Fassade des Salt’n Bone macht nicht viel her: die in Sandfarben getünchte Front mit den ehemaligen Schaufenstern, über denen vor Jahren wahrscheilich noh „Obst und Gemüse” stand, sieht eher so aus, als wäre der Laden zu einer Parterre-Wohnung umgebaut worden, so wie das zu Vorwende-Zeiten durchaus üblich war. Fast wäre ich an der unscheinbaren, unbeleuchteten Eingangstür vorbei gelaufen.
Drinnen setzt sich der Eindruck fort. Der Gastraum wirkt unter der holzgetäfelten Decke wie ein gediegenes Wohnzimmer. Alle Tische sind besetzt, und von den meisten hört man Gespräche in Sprachen aller Herren Länder. Der aus Irland stammende Barmann erklärt seiner offensichtlich neuen Kollegin gerade einige Cocktails. Gegenüber der Bar hängt eine (natürlich mit Kreide auf eine Tafel geschriebene) Bierkarte, die sechs Biere von deutschen und internationalen kleinen Brauereien listet. Ab und zu gibt es hier auch spezielle Events mit Craft-Brauern. Ich nahm einen der letzten Plätze an der Bar ein und nutzte die Gelegenheit, endlich einmal das Incredible Pale Ale von Hopfenstopfer zu kosten: tolle Hopfenaromen in Nase und Gaumen und ein ordentlich bitterer Abgang, der nur ein wenig zu lang nachhängt.
Jetzt zurück zur Raumerstraße, dann links bis zur Senefelder Straße und dort rechts bis zur Danziger. Biegt man links ein, findet man nach etwa 100 Metern links die Monterey Bar. An zehn Hähnen erwartet uns hier ein Top-Angebot deutscher und internationaler Craft-Biere. Aus den Boxen gibt es so satte Rockmusik, dass der Barkeeper alle Mühe hat, die Bestellungen zu verstehen. Die Unterhaltungen in der immer gut gefüllten Bar müssen mit den Boxen konkurrieren, so dass es mir bald zu laut wird und das Bier hier ausfällt.
Stattdessen geht es die Danziger Straße weiter bis zur Kreuzung Prenzlauer Allee. Ein Stück die Prenzlauer rechts hinauf Richtung Alex liegt schließlich unsere letzte reguläre Station, die italienische Craftbier-Bar Birra. Wir hatten ja zur Eröffnung ausführlich berichtet. Nach wie vor bekommt man dort die kreativen und soliden Biere der Mailänder Birrificio Lambrate und befreundeter Gastbrauereien aus nicht weniger als 19 Hähnen und dazu kleine, aber feine italienische Spezialitäten aus der winzigen Küche in der Barecke.
Ich hatte Glück und erwischte den Porchetta-Tag, an dem es die italienische Schinkenspezialität im Brötchen gab – lecker! Dazu hatte ich ein aus der Handpumpe gezapftes Ghisa. Das rauchige Porter bekommt auf diese Art einen unheimlich cremigen Schlagsahne-Schaum und wird durch die sanftere Karbonisierung noch weicher und süffiger. Der mild Rauch passt ganz hervorragend zum Porchetta.
Von hier kann man den Heimweg mit der Straßenbahn oder vom S‑Bahnhof Prenzlauer Allee antreten. Ist man aber noch nicht müde, gibt es noch ein…
…Bonusprogramm!
Wer noch immer nicht genug hat, steigt an der Ecke Prenzlauer/Danziger in die Straßenbahn M10 Richtung Warschauer Straße und fährt sechs Stationen bis zur Kreuzung Landsberger Allee. Etwa 300m hinter der Kreuzung liegt auf der rechten Seite das Bierlieb. Holger Trabant und sein Team bieten dort nicht nur eine exzellente Auswahl an Flaschenbieren an, sondern haben auch vier Zapfhähne, an denen immer besondere Spezialitäten befreundeter Craftbrauer hängen. Im Hinterzimmer finden häufig Tastings und Seminare statt, und in der Remise auf dem Hof, auf dem man im Sommer auch unter einem Pavillon sitzen kann, gibt es neben einem Raum für Braukurse auch eine kleine Versuchsbrauerei. Im Laden steht ein Biertausch-Kühlschrank, über den Hobbybrauer ihre Kreationen austauschen können. Schließlich bietet Holger auch ein kleines Sortiment an Hobbybraubedarf an. Ein Besuch lohnt sich also immer.
In den letzten Tagen gab es allerdings beunruhigende Neuigkeiten über das Bierlieb. Das Personal ist zum April gekündigt, die Zukunft des Bierlieb danach völlig unklar, von Holger keine Info zu bekommen. Sobald etwas definitives feststeht, werde ich es hier nachtragen.
[Nachtrag vom 21. März 2017: Heute hat Holger es offiziell in einer facebook-Meldung verkündet: Bierlieb schließt zum 31. März 2017. Am 25. März gibt es noch eine Abschlussparty, und geplante Seminare laufen noch bis Ende April – danach bleibt der Laden zu. Das Konzept des Bierlieb geht nach Holgers Meinung nicht mehr auf. Zitat: „wir [werden] den Bedürfnissen des sich ändernden Umfeldes so langfristig nicht gerecht”. Ich bin gespannt, wo wir Cristal, Richard (der auch gerade erst seinen Job als Braumeister bei Berliner Berg aufgegeben hat) und Holger demnächst wiedersehen.]
Schräg gegenüber auf der anderen Straßenseite liegt Flessa Bräu im Hinterhof eines Miethauses. Christoph Flessa hat hier vor einigen Jahren mit einem Braumeister 50 angefangen, seinen Traum von einer eigenen Brauerei umzusetzen. Seitdem wird eigentlich ständig erweitert; momentan ist er bei einer 5 Hektoliter Anlage angekommen. Die Biere gibt es eigentlich nur in einigen Bars und Läden, aber einen Blick in die Brauerei kann man während der Arbeitszeit immer werfen.
Christian „Lenny” Lennartz ist gelernter Brauer und mit seinen Marke „Lenny’s Artisanal Ales” ein Original der Berliner Gipsy-Brauer-Szene (wozu natürlich gehört, dass er gar kein Berliner ist). Er zieht fast ständig in der Welt umher und braut mit den lokalen Brauereien Collaboration-Sude. Aktuell ist in einigen Bars z.B. sein im Kühlschiff des Hallerndorfer Gänstaller Bräu gehopftes El Dorado Lager zu haben. Die vor einigen Wochen in Südostasien gebrauten Biere waren ob des logistischen Aufwands leider nicht in Europa zu bekommen. Lenny’s Biere findet man ab und zu in verschiedenen Berliner Bars. Eine Kneipe, die immer Lenny’s im Angebot hat, ist „Eure Kneipe” in der Nähe des Bersarinplatzes.
In der typischen Kiez-Kneipe ist es allerdings nicht leicht, den Stammgästen das teure Craft-Bier schmackhaft zu machen. Deswegen gibt es Lenny’s im Moment nur aus der Flasche. Das für Berlin angeblich exklusive Angebot von Haake-Beck Pils vom Fass konnte mich nicht ganz überzeugen. Ab Mai soll dann ein Frühlings-Bock und eventuell ein Pils von Lenny am Hahn sein.
Von dort läuft man die Bersarinstraße weiter am Frankfurter Tor vorbei in die Warschauer Straße bis über die Warschauer Brücke. Einfacher geht’s natürlich wieder mit der Straßenbahn M10, die ihre Endhaltestelle am S- und U‑Bahnhof Warschauer Straße genau vor der Tür des Michelberger Hotels hat. Hier gab es einst die erste Möglichkeit, in Berlin die Mikkeller Biere zu trinken. Davon ist ein Kühlschrank mit Mikkellerberger Pale Ale geblieben, aus dem auch einige andere Craft-Biere angeboten werden. Die Auswahl ist aber begrenzt. Das Pale Ale ist solide gebraut, eher auf der trockenen Seite der Pale Ale Scala.
Hier ist die Tour nun wirklich zu Ende, auch wenn ein Anschluss über die Oberbaumbrücke in Richtung Kreuzberg möglich wäre. Aber das lest ihr dann in einer der nächsten Folgen der Berliner Bierwege. Für den Heimweg nimmt man am besten die gegenüberliegende U‑Bahn-Linie U1 oder die S‑Bahn vom 200 Meter entfernten Bahnhof Warschauer Straße.