Ber­li­ner Bier­we­ge, Teil 1

Lemke am Alex

Tour 1: Vom Alex zum Prenzl’berg

In vie­len Medi­en wird Ber­lin schon seit gerau­mer Zeit als die Haupt­stadt der deut­schen Craftbier-​Bewegung aus­ge­ru­fen. Auch wenn das, gemes­sen an der Zahl der Braue­rei­en, ins­be­son­de­re wenn man sie ins Ver­hält­nis zur Ein­woh­ner­zahl stellt, zu hoch gegrif­fen ist, tut sich in Ber­lin doch eini­ges. Neben eini­gen neu­en Braue­rei­en öff­nen stän­dig neue Bier­bars, teils mit wirk­lich inter­es­san­tem Konzept.

Höchs­te Zeit also, die Ber­li­ner Bier-​Orte ein­mal sys­te­ma­tisch zu erkun­den. Ich möch­te euch dafür eini­ge Wege vor­schla­gen, die mit wenig Auf­wand zu mög­lichst vie­len bie­ri­gen Orten füh­ren. Den Auf­takt macht eine Tour von der öst­li­chen Innen­stadt zum Prenz­lau­er Berg, der nicht nur his­to­risch einer der Brauerei-​Brennpunkte Ber­lins ist.

Alle Tou­ren sind so kon­zi­piert, dass man sie zu Fuß absol­vie­ren, aber an eini­gen Stel­len auch mit den Öffent­li­chen Ver­kehrs­mit­teln abkür­zen kann. Dafür emp­fiehlt sich auf jeden Fall der Kauf einer Tages­kar­te, die für 7 Euro bis 3 Uhr des nächs­ten Mor­gens gilt. Für die ers­te Tour war ich von ca. 18 bis 24 Uhr etwa 6 Stun­den unter­wegs, was aber immer davon abhängt, wie­viel Zeit man an den ein­zel­nen Zie­len ver­bringt – ich hat­te nur an etwa jeder zwei­ten Sta­ti­on ein klei­nes Bier.

Start bei Lemke

Tour 1

Tour 1

Die Rou­te beginnt am Alex­an­der­platz, der mit der U‑Bahn (Linie U2, U5 und U8), S‑Bahn (Lini­en 5, 7 und 75) und Stra­ßen­bahn (Lini­en M2, M4, M5, M6, M8) gut erreich­bar ist.

Lemke innenZum Brau­haus Lem­ke am Alex sind es nur weni­ge Schrit­te an der S‑Bahnlinie ent­lang über die Lieb­knecht­stra­ße. Etwas zurück­ge­setzt sieht man den Flach­bau des „Brau­haus Mit­te”, in dem Lem­ke seit eini­gen Jah­ren Haus­herr ist.

Nach der Reno­vie­rung 2016 eröff­ne­te das Haus dann als Brau­haus Lem­ke am Alex. Aus dem häss­li­chen 70er-​Jahre-​Plattenbau wur­de einer der größ­ten und – zumin­dest innen – schöns­ten Bier­pa­läs­te Ber­lins. Hier, in sei­ner mitt­ler­wei­le vier­ten Nie­der­las­sung, kann der Eigen­tü­mer und Brau­meis­ter Oli­ver Lem­ke sei­ne Craftbier-​Ambitionen end­lich in einer wür­di­gen Umge­bung ausleben.

Auf zwei Eta­gen ste­hen ganz­jäh­rig meh­re­re Hun­dert Plät­ze zur Ver­fü­gung, und im Som­mer kann die Kapa­zi­tät mit dem Bier­gar­ten mehr als ver­dop­pelt wer­den. Wei­te­re Expan­si­ons­mög­lich­kei­ten gibt es in und vor den S‑Bahn-​Bögen Rich­tung Hacke­scher Markt. Gemun­kelt wird schon von einer sepa­ra­ten Kalt­stre­cke zur Pro­duk­ti­on von Ber­li­ner Weiße.

Aus­ge­schenkt wird aus­schließ­lich das eige­ne Bier, aber das Ange­bot ist trotz­dem ansehn­lich: von Pils über Wie­ner Lager, Wei­zen, Pale Ale und IPA bis zum Impe­ri­al IPA und Impe­ri­al Stout sind vie­le Craftbier-​Schlager ver­tre­ten. Ich hat­te eine sehr gute Hop­fen­wei­ße, ein kräf­tig gehopf­ter Wei­zen­bock mit fruchtig-​hopfig-​würziger Nase, wei­chem Antrunk, sämi­ger Tex­tur und schö­nem, sanft bit­te­ren Hop­fen­aro­ma im Finish.

Wer möch­te, kann auch einen Abste­cher zur zwei­ten Lemke-​Niederlassung am Hacke­schen Markt machen. Sie liegt nur weni­ge hun­dert Meter ent­lang der Stadt­bahn­li­nie ent­fernt. Hier resi­diert die Bier­bar in zwei S‑Bahn-​Bögen. Nur weni­ge Schrit­te wei­ter direkt am Hacke­schen Markt befin­det sich der Brauerei-​Ausschank der Braue­rei Wei­hen­ste­phan, deren Bier­gar­ten im Som­mer immer gut besucht ist und wo man in der kal­ten Jah­res­zeit am schöns­ten im Gewöl­be­kel­ler sitzt.

Nur der Voll­stän­dig­keit hal­ber sei noch das Hof­bräu­haus in der Karl-​Liebknecht-​Straße erwähnt. Einen Besuch dort emp­feh­le ich aber nur den­je­ni­gen, die mit der expor­tier­ten, tou­ris­tisch aus­ge­schlach­te­ten krach­le­der­nen Bier­se­lig­keit des Münch­ner Hof­bräu­hau­ses etwas anfan­gen kön­nen und sich auch nicht an der etwas lieb­los umge­bau­ten Plat­ten­an­ar­chi­tek­tur der ehe­ma­li­gen Groß­kan­ti­ne stören.

MarkusbräuBes­ser wen­den wir uns gleich in Rich­tung Nor­den und gehen durch die S‑Bahn-​Unterführung zur Rosa-​Luxemburg-​Straße und die­se ent­lang bis zum Mar­cus­bräu an der Ecke Münz­stra­ße. Obwohl Inha­ber Georg Bar­kow­sky dort schon zu DDR-​Zeiten ein Bier­lo­kal hat­te, und seit der Jahr­tau­send­wen­de auch selbst braut, war das bis­her ein wei­ßer Fleck auf mei­ner per­sön­li­chen Braue­rei­kar­te. Völ­lig zu unrecht, denn das Dun­kel, das im Moment neben einem Hel­len und einem Rot­bier aus­ge­schenkt wird, ist tadel­los, stil­ge­recht und sau­ber gebraut.

Der 200er Brau­meis­ter, der direkt an der Ein­gangs­tür neben zwei Edel­stahl­tanks im Schau­fens­ter steht, ist schon die drit­te Brau­an­la­ge. Ganz im Gegen­satz zur rasan­ten Expan­si­on bei Lem­ke wird hier sehr behut­sam immer nur soweit aus­ge­baut, wie es zur Ver­sor­gung der Gäs­te nötig ist. Eben­so behut­sam wird die eher boden­stän­di­ge Bier­pa­let­te entwickelt.

KaschkGehen wir zurück zur Rosa-​Luxemburg-​Straße und fol­gen ihr an der Volks­büh­ne vor­bei bis zur Ecke Tor­stra­ße, fin­den wir auf der lin­ken Sei­te, direkt am Nord­aus­gang der U2-​Station Rosa-​Luxemburg-​Platz, die Bier­bar Kaschk. Hier hat man sich auf loka­le und skan­di­na­vi­sche Braue­rei­en spe­zia­li­siert, und so fin­den sich neben Lenny’s, Stra­ßen­bräu, von Freu­de und BRLO auch nor­di­sche Braue­rei­en wie Ler­vig, Kinn und ToØl am Hahn. Das Publi­kum ist über­wie­gend jung und hip, die Musik und der Lärm­pe­gel aber ange­nehm. Ich bestell­te mir ein Ler­vig Lucky Jack Pale Ale, das mit Grape­fruit­scha­len ein­ge­braut wur­de. Das her­be Zitrus­frucht­aro­ma ist sehr prä­sent, das Bier mit sei­nen 4,7% leicht, schlank und trocken.

Kaschk Bar

Kaschk Bar

Auf zur Schönhauser

Baustelle Mikkeller

Baustelle Mikkeller

Die Mik­kel­ler Bar in der Tor­stra­ße 102 ist mitt­ler­wei­le mehr als nur ein Gerücht, denn am 18. März, also kurz vor Erschei­nen die­ses Arti­kels, aber eini­ge Tage nach mei­nem Foto-​Rundgang, soll die ers­te deut­sche Nie­der­las­sung der Däni­schen Gipsy-​Brauer dort eröff­nen. Bis­her sah man nur ab und zu wech­seln­de typi­sche Mikkeller-​Grafiken in den Fens­tern, aber inzwi­schen wird auch gebaut. Auch wenn es vor dem Lokal noch immer mehr nach Abriss als nach Auf­bau aus­sieht, geht es innen doch voran.

Ich traf die Bar-​Mannschaft bei einer Bespre­chung an – lei­der waren die Zapf­häh­ne noch nicht in Betrieb. Der Eröff­nungs­ter­min am kom­men­den Wochen­en­de steht aber, wie man mir ver­si­chert hat. Zur Mikkeller-​Bar kann man gut 10 Minu­ten lau­fen oder eine Sta­ti­on mit der Stra­ßen­bahn bis zum Rosen­tha­ler Platz fah­ren. Gleich um die Ecke befin­det sich übri­gens das Cir­cus Hos­tel mit der „Cir­cus Hos­tel Bre­wing Co.”, die auf einer Nano-​Anlage im Kel­ler im ganz klei­nen Maß­stab Bier braut und in der Katz&Maus-Bar ausschenkt.

Wer noch ein Bier auf den Weg braucht, kann im Vor­bei­ge­hen beim Flasch­bier­shop an der Ecke Fehr­bel­li­ner Stra­ße und Schön­hau­ser Allee ein­keh­ren. Neben einem üppi­gen Sor­ti­ment an Fla­schen­bie­ren gibt es dort auch regel­mä­ßig Bier-​Events wie Vor­stel­lun­gen von Braue­rei­en und Ver­kos­tun­gen. Ansons­ten gehen wir zu Fuß oder per Stra­ßen­bahn wie­der zum Rosa-​Luxemburg-​Platz zurück und stei­gen dort in die U2 in Rich­tung Pan­kow ein, um eine Sta­ti­on zum Sene­fel­der Platz zu fahren.

Am Pfef­fer­berg

Pefferberg

Pefferberg

Direkt am süd­li­chen Aus­gang der U2 sieht man links die Kolon­na­den des Pfef­fer­bergs. Schon 1842 öff­ne­te hier die ers­te Braue­rei des Namens­ge­bers Juli­us Pfef­fer, die nach meh­re­ren Besit­zer­wech­seln 1912 die heu­ti­ge Form erhielt, aber bereits 1921 wie­der den Brau­be­trieb ein­stell­te. Danach resi­dier­ten hier eine Schokoladen- und eine Brot­fa­brik. Wäh­rend des zwei­ten Welt­kriegs pro­du­zier­te Tele­fun­ken in den Braue­rei­kel­lern Funk­mess­tech­nik. Nach dem Krieg wur­de bis 1973 die SED-​Zeitung Neu­es Deutsch­land dort gedruckt. Danach lag das Gelän­de end­gül­tig brach und ver­fiel wei­ter, auch als man es in der Wen­de­zeit unter Denk­mals­schutz stellte.

Der Ver­ein Pfef­fer­werk restau­rier­te die ver­fal­le­nen Gebäu­de, in denen heu­te unter ande­rem eine Gast­stät­te mit Braue­rei und ein Thea­ter resi­die­ren. Die Braue­rei Pfef­fer­bräu wird von Thors­ten Schop­pe, Urge­stein der neu­en Ber­li­ner Brau­er­sze­ne, betrie­ben und ver­sorgt mit ihren Bie­ren einen der schöns­ten Ber­li­ner Bier­gär­ten. Die Bier­aus­wahl ist mit Hell, Dun­kel und ein bis zwei Spe­zi­al­bie­ren eher bodenständig.

Herman außenWil­der geht es da neben­an im Her­man zu. In der unschein­ba­ren, mini­ma­lis­tisch gestal­te­ten win­zi­gen Bar erwar­tet euch die wohl größ­te Aus­wahl bel­gi­scher Bie­re in Ber­lin. Aus vier Häh­nen und aus der Fla­sche wird alles aus­ge­schenkt, was in Bel­gi­en Rang und Namen hat. Hier ist auch Deutsch­lands ein­zi­ge Mög­lich­keit, am Zwan­ze Day das all­jähr­li­che Spe­zi­al­bier der Cantillon-​Brauerei zu ver­kos­ten. Im Som­mer laden neben den ca. 25 Innen­plät­zen auch eini­ge Tische vor der Tür ein, bei einem Bier das bun­te Trei­ben in der aus­lau­fen­den Schön­hau­ser Allee zu betrach­ten. Essen gibt’s im Imbiss nebenan.

Herman Belgian Beer Bar

Herman Belgian Beer Bar

Im Her­man hat­te ich vom Fass das Sai­son Dupont, ein recht „zah­mes” Sai­son­bier, das so schlank daher kommt, dass der Bar­mann es auch schon mal einem Gast emp­fiehlt, der nach einem Pils oder Lager fragt (aus Prin­zip wer­den hier nur ober­gä­ri­ge Bie­re ausgeschenkt).

Um direkt zum „Star­ken August” zu gelan­gen, kann man am Nord­ein­gang des U2-​Bahnhofs Sene­fel­der Platz wie­der in die U‑Bahn ein­stei­gen und eine Sta­ti­on bis zur Ebers­wal­der Stra­ße fah­ren. Dort stei­gen wir in Fahrt­rich­tung vorn rechts aus; wei­ter geht’s dann im Abschnitt „Zir­kus­luft”.

Bier­tank­stel­le

Für die Wan­de­rer gibt es noch zwei Bonus-​Locations: Das Urban Fuel liegt etwas abseits der Schön­hau­ser und ist auch nur im Som­mer geöff­net. Auf dem Gelän­de einer alten Tank­stel­le wird Craft-​Bier und Street­food aus einem Imbiss­wa­gen ange­bo­ten. 2015 began­nen die bei­den Betrei­be­rin­nen, an der Frei­en Inter­na­tio­na­le Tank­stel­le jeden Don­ners­tag Brau­er und Köche zusam­men­zu­brin­gen und zum Essen auf die Hand pas­sen­des Bier anzu­bie­ten. Ob auch 2017 wie­der etwas ähn­li­ches abgeht ist aber noch ungewiss.

Wir gehen wei­ter an der Schön­hau­ser ent­lang Rich­tung Nor­den. Wenn die U‑Bahn auf dem Mit­tel­strei­fen auf­taucht, um im wei­te­ren Ver­lauf der Allee als Hoch­bahn wei­ter­zu­fah­ren, wech­seln wir auf die Rech­te Stra­ßen­sei­te, wo wir kurz dar­auf die Back­stein­ge­bäu­de der Kul­tur­braue­rei ent­de­cken. Einst Stamm­haus der Ber­li­ner Schultheiß-​Brauerei, ist der denk­mal­ge­schütz­te Kom­plex seit der Wen­de ein Ort für viel­fäl­ti­ge Kultur- und Party-​Events. Die Gebäu­de sind kom­plett erhal­ten, sogar inklu­si­ve der rie­si­gen Lager­kel­ler, die man im Rah­men von Füh­run­gen besich­ti­gen kann. Mehr­mals jähr­lich ist der Braue­rei­hof auch ein Ort für Bier-​Events, zum Bei­spiel bei der Craft-​Bier und Streetfood-​Messe „Hand­ge­macht” im Mai und September.

Zir­kus­luft

Eini­ge hun­dert Meter wei­ter fin­det sich rechts die Bar Zum Star­ken August (I). In einem im Zir­kus­stil auf­ge­mach­ten Gast­raum fin­den dort regel­mä­ßig fre­che und fri­vo­le Events statt. An der Bar flie­ßen aus meh­re­ren Häh­nen Craft­bie­re; auch die Flaschenbier-​Auswahl ist sehens­wert. Das Publi­kum ist sehr jung und zahl­reich, so dass es dort am spä­te­ren Abend zumeist eng und laut zugeht. Der Bar­mann ist viel beschäf­tigt, so dass ich das Bier lie­ber auf die nächs­te Loca­ti­on ver­scho­ben habe.

Wer vom Lau­fen noch nicht genug hat, kann noch einen Aus­flug zur ehe­ma­li­gen Willner-​Brauerei machen, die etwa 1 Kilo­me­ter wei­ter an der Schön­hau­ser Allee liegt. In den Res­ten der schon teil­wei­se abge­ris­se­nen Braue­rei arbei­te­ten unter ande­rem Bogk-​Bier und Schnee­eu­le an ihren Sau­er­bie­ren. 2016 war der Ort Schau­platz des Ber­li­ner Wei­ße Gip­fels. Ansons­ten fin­det man hier ein ita­lie­ni­sches Restau­rant mit schö­nem Bier­gar­ten und eine klei­ne Bierbar.

Zur Prenz­lau­er

Die nicht so sport­li­chen Bier-​Wandere bie­gen aber schon an der Gneist­stra­ße rechts ab und lau­fen über den Helm­holtz­platz in die Schli­e­mann­stra­ße. Hier fühlt man sich schon weit ab vom Tou­ris­ten­strom in einem recht ruhi­gen Wohn­ge­biet. Auch die Fas­sa­de des Salt’n Bone macht nicht viel her: die in Sand­far­ben getünch­te Front mit den ehe­ma­li­gen Schau­fens­tern, über denen vor Jah­ren wahr­sch­ei­lich noh „Obst und Gemü­se” stand, sieht eher so aus, als wäre der Laden zu einer Parterre-​Wohnung umge­baut wor­den, so wie das zu Vorwende-​Zeiten durch­aus üblich war. Fast wäre ich an der unschein­ba­ren, unbe­leuch­te­ten Ein­gangs­tür vor­bei gelaufen.

Drin­nen setzt sich der Ein­druck fort. Der Gast­raum wirkt unter der holz­ge­tä­fel­ten Decke wie ein gedie­ge­nes Wohn­zim­mer. Alle Tische sind besetzt, und von den meis­ten hört man Gesprä­che in Spra­chen aller Her­ren Län­der. Der aus Irland stam­men­de Bar­mann erklärt sei­ner offen­sicht­lich neu­en Kol­le­gin gera­de eini­ge Cock­tails. Gegen­über der Bar hängt eine (natür­lich mit Krei­de auf eine Tafel geschrie­be­ne) Bier­kar­te, die sechs Bie­re von deut­schen und inter­na­tio­na­len klei­nen Braue­rei­en lis­tet. Ab und zu gibt es hier auch spe­zi­el­le Events mit Craft-​Brauern. Ich nahm einen der letz­ten Plät­ze an der Bar ein und nutz­te die Gele­gen­heit, end­lich ein­mal das Incre­di­ble Pale Ale von Hop­fen­stop­fer zu kos­ten: tol­le Hop­fen­aro­men in Nase und Gau­men und ein ordent­lich bit­te­rer Abgang, der nur ein wenig zu lang nachhängt.

Salt'n Bone Bar

Salt'n Bone Bar

Monterey Bar

Monterey Bar

Jetzt zurück zur Raum­er­stra­ße, dann links bis zur Sene­fel­der Stra­ße und dort rechts bis zur Dan­zi­ger. Biegt man links ein, fin­det man nach etwa 100 Metern links die Mon­terey Bar. An zehn Häh­nen erwar­tet uns hier ein Top-​Angebot deut­scher und inter­na­tio­na­ler Craft-​Biere. Aus den Boxen gibt es so sat­te Rock­mu­sik, dass der Bar­kee­per alle Mühe hat, die Bestel­lun­gen zu ver­ste­hen. Die Unter­hal­tun­gen in der immer gut gefüll­ten Bar müs­sen mit den Boxen kon­kur­rie­ren, so dass es mir bald zu laut wird und das Bier hier ausfällt.

Monterey Bar

Monterey Bar

Birra - Italian Craft Beer

Birra - Italian Craft Beer

Statt­des­sen geht es die Dan­zi­ger Stra­ße wei­ter bis zur Kreu­zung Prenz­lau­er Allee. Ein Stück die Prenz­lau­er rechts hin­auf Rich­tung Alex liegt schließ­lich unse­re letz­te regu­lä­re Sta­ti­on, die ita­lie­ni­sche Craftbier-​Bar Bir­ra. Wir hat­ten ja zur Eröff­nung aus­führ­lich berich­tet. Nach wie vor bekommt man dort die krea­ti­ven und soli­den Bie­re der Mai­län­der Bir­ri­fi­cio Lam­bra­te und befreun­de­ter Gast­braue­rei­en aus nicht weni­ger als 19 Häh­nen und dazu klei­ne, aber fei­ne ita­lie­ni­sche Spe­zia­li­tä­ten aus der win­zi­gen Küche in der Barecke.

Ich hat­te Glück und erwisch­te den Porchetta-​Tag, an dem es die ita­lie­ni­sche Schin­ken­spe­zia­li­tät im Bröt­chen gab – lecker! Dazu hat­te ich ein aus der Hand­pum­pe gezapf­tes Ghi­sa. Das rau­chi­ge Por­ter bekommt auf die­se Art einen unheim­lich cre­mi­gen Schlagsahne-​Schaum und wird durch die sanf­te­re Kar­bo­ni­sie­rung noch wei­cher und süf­fi­ger. Der mild Rauch passt ganz her­vor­ra­gend zum Porchetta.

Von hier kann man den Heim­weg mit der Stra­ßen­bahn oder vom S‑Bahnhof Prenz­lau­er Allee antre­ten. Ist man aber noch nicht müde, gibt es noch ein…

…Bonus­pro­gramm!

Bierlieb

Bierlieb

Wer noch immer nicht genug hat, steigt an der Ecke Prenzlauer/​Danziger in die Stra­ßen­bahn M10 Rich­tung War­schau­er Stra­ße und fährt sechs Sta­tio­nen bis zur Kreu­zung Lands­ber­ger Allee. Etwa 300m hin­ter der Kreu­zung liegt auf der rech­ten Sei­te das Bier­lieb. Hol­ger Tra­bant und sein Team bie­ten dort nicht nur eine exzel­len­te Aus­wahl an Fla­schen­bie­ren an, son­dern haben auch vier Zapf­häh­ne, an denen immer beson­de­re Spe­zia­li­tä­ten befreun­de­ter Craft­brau­er hän­gen. Im Hin­ter­zim­mer fin­den häu­fig Tastings und Semi­na­re statt, und in der Remi­se auf dem Hof, auf dem man im Som­mer auch unter einem Pavil­lon sit­zen kann, gibt es neben einem Raum für Brau­kur­se auch eine klei­ne Ver­suchs­braue­rei. Im Laden steht ein Biertausch-​Kühlschrank, über den Hob­by­brau­er ihre Krea­tio­nen aus­tau­schen kön­nen. Schließ­lich bie­tet Hol­ger auch ein klei­nes Sor­ti­ment an Hob­by­brau­be­darf an. Ein Besuch lohnt sich also immer.

Cristal und Richard im Bierlieb - vielleicht eine der letzten Gelegenheiten für ein Foto?

In den letz­ten Tagen gab es aller­dings beun­ru­hi­gen­de Neu­ig­kei­ten über das Bier­lieb. Das Per­so­nal ist zum April gekün­digt, die Zukunft des Bier­lieb danach völ­lig unklar, von Hol­ger kei­ne Info zu bekom­men. Sobald etwas defi­ni­ti­ves fest­steht, wer­de ich es hier nachtragen.

[Nach­trag vom 21. März 2017: Heu­te hat Hol­ger es offi­zi­ell in einer facebook-​Meldung ver­kün­det: Bier­lieb schließt zum 31. März 2017. Am 25. März gibt es noch eine Abschluss­par­ty, und geplan­te Semi­na­re lau­fen noch bis Ende April – danach bleibt der Laden zu. Das Kon­zept des Bier­lieb geht nach Hol­gers Mei­nung nicht mehr auf. Zitat: „wir [wer­den] den Bedürf­nis­sen des sich ändern­den Umfel­des so lang­fris­tig nicht gerecht”. Ich bin gespannt, wo wir Cris­tal, Richard (der auch gera­de erst sei­nen Job als Brau­meis­ter bei Ber­li­ner Berg auf­ge­ge­ben hat) und Hol­ger dem­nächst wie­der­se­hen.]

Schräg gegen­über auf der ande­ren Stra­ßen­sei­te liegt Fles­sa Bräu im Hin­ter­hof eines Miet­hau­ses. Chris­toph Fles­sa hat hier vor eini­gen Jah­ren mit einem Brau­meis­ter 50 ange­fan­gen, sei­nen Traum von einer eige­nen Braue­rei umzu­set­zen. Seit­dem wird eigent­lich stän­dig erwei­tert; momen­tan ist er bei einer 5 Hek­to­li­ter Anla­ge ange­kom­men. Die Bie­re gibt es eigent­lich nur in eini­gen Bars und Läden, aber einen Blick in die Braue­rei kann man wäh­rend der Arbeits­zeit immer werfen.

Eure Kneipe

Eure Kneipe

Chris­ti­an „Len­ny” Lenn­artz ist gelern­ter Brau­er und mit sei­nen Mar­ke „Lenny’s Artis­a­nal Ales” ein Ori­gi­nal der Ber­li­ner Gipsy-​Brauer-​Szene (wozu natür­lich gehört, dass er gar kein Ber­li­ner ist). Er zieht fast stän­dig in der Welt umher und braut mit den loka­len Braue­rei­en Collaboration-​Sude. Aktu­ell ist in eini­gen Bars z.B. sein im Kühl­schiff des Hal­lern­dor­fer Gänstal­ler Bräu gehopf­tes El Dora­do Lager zu haben. Die vor eini­gen Wochen in Süd­ost­asi­en gebrau­ten Bie­re waren ob des logis­ti­schen Auf­wands lei­der nicht in Euro­pa zu bekom­men. Lenny’s Bie­re fin­det man ab und zu in ver­schie­de­nen Ber­li­ner Bars. Eine Knei­pe, die immer Lenny’s im Ange­bot hat, ist „Eure Knei­pe” in der Nähe des Bersarinplatzes.

In der typi­schen Kiez-​Kneipe ist es aller­dings nicht leicht, den Stamm­gäs­ten das teu­re Craft-​Bier schmack­haft zu machen. Des­we­gen gibt es Lenny’s im Moment nur aus der Fla­sche. Das für Ber­lin angeb­lich exklu­si­ve Ange­bot von Haake-​Beck Pils vom Fass konn­te mich nicht ganz über­zeu­gen. Ab Mai soll dann ein Frühlings-​Bock und even­tu­ell ein Pils von Len­ny am Hahn sein.

Michelberger Hotel

Michelberger Hotel

Von dort läuft man die Ber­sarin­stra­ße wei­ter am Frank­fur­ter Tor vor­bei in die War­schau­er Stra­ße bis über die War­schau­er Brü­cke. Ein­fa­cher geht’s natür­lich wie­der mit der Stra­ßen­bahn M10, die ihre End­hal­te­stel­le am S- und U‑Bahnhof War­schau­er Stra­ße genau vor der Tür des Michel­ber­ger Hotels hat. Hier gab es einst die ers­te Mög­lich­keit, in Ber­lin die Mik­kel­ler Bie­re zu trin­ken. Davon ist ein Kühl­schrank mit Mik­kel­ler­ber­ger Pale Ale geblie­ben, aus dem auch eini­ge ande­re Craft-​Biere ange­bo­ten wer­den. Die Aus­wahl ist aber begrenzt. Das Pale Ale ist soli­de gebraut, eher auf der tro­cke­nen Sei­te der Pale Ale Scala.

Michelberger Bar

Michelberger Bar

Hier ist die Tour nun wirk­lich zu Ende, auch wenn ein Anschluss über die Ober­baum­brü­cke in Rich­tung Kreuz­berg mög­lich wäre. Aber das lest ihr dann in einer der nächs­ten Fol­gen der Ber­li­ner Bier­we­ge. Für den Heim­weg nimmt man am bes­ten die gegen­über­lie­gen­de U‑Bahn-​Linie U1 oder die S‑Bahn vom 200 Meter ent­fern­ten Bahn­hof War­schau­er Straße.

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